Geburtsgeschichten aus dem Geburtshaus "Willkommen im Leben" (eBook)

Erzählt von Frauen für Frauen
eBook Download: EPUB
2022 | 2. Auflage
170 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-2590-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geburtsgeschichten aus dem Geburtshaus "Willkommen im Leben" -  Isabell Graupner,  Beate Grziwnatzki-Seidel
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19 Geburtsgeschichten, die Kraft und Mut für eine außerklinische Geburt geben. 19 Frauen erzählen von ihren Hausgeburten und Geburten im Geburtshaus mit der Landhebamme Beate. Sie zeigen, wie individuell, kraftvoll und selbstbestimmt die außerklinische Geburtshilfe ist und wann Interventionen und eine Klinik nötig sind. Eine selbstbestimmte Geburt stärkt eine Frau für ihr ganzes Leben, so ist sich die Hebamme mit Herz sicher. Genauso wie eine individuelle Betreuung zu Beginn der Schwangerschaft bis zum Wochenbett und darüber hinaus. Deshalb schafft dieses Buch Raum für die Geschichten vieler Frauen und für die, die diese lesen wollen.

Die Sozialpädagogin, Isabell Graupner, ist in dem letzten Jahrzehnt vor allem in der stationären Kinder- und Jugendhilfe und in einer Grundschule anzutreffen gewesen. Als sie Anfang 2021 jedoch erneut schwanger wurde und die Geburt wieder mit der Hebamme Beate plante, entstand dieses Buchprojekt im Rahmen ihrer Weiterbildung als Autorin für Kinder- und Jugendbuchliteratur.

Jessica – Nach Klinik kommt Geburtshaus

Kann man sich auf eine Geburt freuen? Eine Frage, die ich mir nach der Geburt meiner ersten Tochter im Juli 2016 ganz klar mit einem Nein beantworten konnte. Mein damaliger Freund beschrieb diese Geburt im Beisein unserer ersten Babybesuchsgäste mit: „Es war wie in einem Schlachthaus.“ So spreche ich natürlich ungern von dem eigentlich schönsten Tag in meinem Leben, aber er hatte recht. Ich klammere mich noch heute an die schönen Momente. Beispielsweise die aller ersten Blicke, nachdem meine Tochter endlich in meinem Arm lag. Diese Gedanken überwiegen zum Glück.

Eigentlich hatte ich den Wunsch einer natürlichen und selbstbestimmten Geburt. Im Kreißsaal sah ich dafür viele tolle Möglichkeiten, die auch während des Geburtsvorbereitungsgespräches alle wunderbar präsentiert wurden. Die Geburtswanne, der Gebärhocker und alles, was ich auch in meiner Vorstellung für eine entspannte und selbstbestimmte Geburt zu brauchen glaubte. Doch in der Realität wurde ich während der Geburt aufs Bett gelegt, sollte mich kaum bis gar nicht bewegen und das Stillen sollte ich mir selbst aneignen. Ich solle mich nicht so anstellen, entgegnete mir das Personal auf meine Widersprüche hin. Der Krankenhausaufenthalt war für mich zum Albtraum geworden. Ich weiß, das widerfährt nicht jeder Frau. Aber ich weiß auch, dass ich kein Einzelfall bin und ich wusste schon jetzt, dass ich ein zweites Kind nicht noch mal in einer Klinik bekommen möchte.

Schon eine Weile kannte ich die Hebamme Beate von Erzählungen anderer Frauen, die mit ihr geboren hatten. Ich erwischte mich immer wieder, wie ich beim Zuhören der Geburtsgeschichten jedes Mal etwas neidisch wurde und ich mich genau nach solch einer selbstbestimmten Geburt gesehnt hatte. Und so hielt ich 2018 meinen zweiten positiven Schwangerschaftstest in den Händen und rief Beate an, damit ich bei ihr im Geburtshaus mein zweites Kind zur Welt bringen konnte.

Jede Vorsorge fühlte sich bei ihr so herzlich an. Die ganze Schwangerschaft war an Gelassenheit kaum zu übertreffen. Und ja, ich freute mich sogar auf die Geburt. Ich begann Geburtsvideos von Hausgeburten anzuschauen und verliebte mich in die Geburtsfotografie. Da kam mir die Möglichkeit, einen Geburtsfotografen mit ins Boot zu holen, ganz recht.

Rocco war mir vom ersten Kennenlernen an sehr sympathisch. Er hatte einen der Vorsorgetermine bei Beate gleich fotografisch festgehalten. Ich war mir sicher, dass er meinen Traum von eigenen Geburtsfotos erfüllen wird. Es konnte also losgehen. Ich war bereit.

Drei Tage nach dem errechneten Geburtstermin merkte ich dann, dass sich etwas veränderte. Also ging ich in die Wanne, um zu prüfen, ob das Ziehen in meinem Bauch verschwand oder stärker wurde. Wie jedes Mal in den letzten Schwangerschaftswochen bat ich meinen Freund Micha, Wache zu stehen, wenn ich im Wasser lag. Diesmal stand er mit großen Augen neben mir und fragte: „Und wie sieht es aus, wird es ernst?“ Er erkannte die Situation, ohne dass ich etwas von mir geben musste und fing sofort hektisch an, nach dem Autoschlüssel zu wühlen. Doch ganz im Gegenteil zu ihm wurde ich seltsamer Weise einfach nur ruhig und gelassen.

Ganz anders als bei der ersten Geburt konnte ich nicht aufhören zu lachen und meine Späße zu machen. Ich merkte, dass die leichten Wehen in der Wanne nicht aufhörten. Also war mir klar, dass ich in dieser Nacht unseren Sohn in den Armen halten würde.

Während Micha im Flur hin und her ging und mich immer wieder fragte, ob ich nicht langsam mal Beate Bescheid sagen wolle, machte ich mir den Fernseher an.

„Das hat noch Zeit, ich lasse Beate noch schlafen“, sagte ich.

Als die Wehen gegen 23:00 Uhr dann aber doch regelmäßiger wurden – alle 2 Minuten – beschloss ich, meiner Mama Bescheid zu geben, damit sie zu uns kommen konnte, denn meine große Tochter schlief tief und fest in ihrem Bett. Als meine Mama kurz darauf eintraf und wir alles besprachen, veratmete ich nebenbei immer wieder Wehen.

Zu dieser Zeit ging ich davon aus, dass es noch einige Stunden dauern würde. Doch die Angst, dass Rocco, der Geburtsfotograf, es vielleicht nicht rechtzeitig schaffen könnte, machte sich in mir breit, weshalb ich Beate dann doch anrief. Ich sagte ihr, dass es mir noch sehr gut ginge, doch so wussten beide zumindest Bescheid.

Anders als ich erwartete, legte sich Beate nicht noch mal schlafen. Sie hörte mir am Telefon an, dass es für sie Zeit war, ins Geburtshaus zu fahren und alles vorzubereiten. Davon ließ ich mich jedoch nicht irritieren, denn ich war entspannt und noch immer überzeugt, dass es noch dauern würde. Also legte ich auf, versprach jedoch mich zu melden, wenn es richtig losgehen würde. Ich ging zu meiner Mama und Micha auf die Couch zurück, als plötzlich meine Fruchtblase zersprang.

Damit hatte ich nicht gerechnet. Und als wäre ein Startschuss aus einer Pistole in die Luft abgefeuert worden, rannte meine Mama ins Bad und Micha mit gepackter Tasche ins Auto. Rasch legte ich mir Make-up für den Fotografen auf, rief Beate an und verabredete mich mit ihr für 0:30 Uhr im Geburtshaus.

Viel reden konnte ich nun nicht mehr. Ich musste die ganze Zeit gestützt werden. Angst überkam mich, zu lange gewartet zu haben, denn im Auto konnte ich schon kaum mehr sitzen und die Fahrt schien endlos zu sein. Warum Micha an genau diesem Tag einen anderen, vermeintlich schnelleren Weg genommen hat, bleibt ein Rätsel. Für mich war es die längste Fahrt, die ich je ins Geburtshaus hatte. Sagen konnte ich zu seiner spontanen Idee nichts mehr. Meine lustigen Sprüche blieben mir mittlerweile im Hals stecken und so ließ ich ihn einfach fahren.

Im Geburtshaus angekommen, brannte in nur einem Zimmer des langen Gebäudes Licht. „Dort werde ich gleich meinen kleinen Jungen zur Welt bringen“, flüsterte ich vor mich hin. Es war ein wundervolles Gefühl, von Beate und Rocco in Empfang genommen zu werden, damit sie mit uns das Wunder unserer Geburt erleben.

Ich stieg aus dem Auto aus und die warme Luft dieser Sommernacht wehte über meine Haut. Obwohl es erst Ende April war, fühlte sie sich wie ein warmer Föhn an. Lächelnd öffnete Beate die Tür und wir traten ein. Von mir kam allerdings nicht mehr als ein gepresstes und knappes „Hallo“.

„Die Hälfte ist geschafft“, sagte Beate während sie meinen Muttermund untersuchte.

„Das schaffe ich niemals. Erst die Hälfte“, sagte ich verzweifelt. Ich dachte, es geht jetzt los. Und so fing ich an meine Runden zu drehen, während sich die anderen drei beschwingt unterhielten. Jedes Wort des fröhlichen Kaffeeklatsches habe ich mitbekommen, konnte jedoch keines meiner eigenen Worte dazu beitragen. Also lief ich weiter durch den Raum und beobachtete, wie Beate langsam Wasser in die tiefrote, frei stehende Badewanne einließ. Ich kniete mich vor das Bettende, auf dem Micha saß, und hielt mich an ihm fest. Intuitiv kreiste ich mein Becken und merkte, wie sich mein kleiner Junge nach und nach auf den Weg machte.

Micha streichelte mich liebevoll und fragte Beate, wann ich in die Wanne gehen würde. Ich krallte mich an ihm fest und die erste Presswehe kam. Mein ganzer Körper zitterte und ich konnte mich kaum noch halten. Ich nahm die Vorgänge in meinem Körper so intensiv wahr und spürte genau, was als Nächstes kommen würde. Ganz anders als bei der Geburt meines ersten Babys.

„Jetzt“, antwortete Beate ruhig und beide halfen mir in die Wanne zu steigen. Vom angenehm warmen Wasser umspült folgte gleich die nächste Presswehe. Ich hielt mich kniend mit beiden Händen am Wannenrand fest, während Micha mich küsste. Ich schaute ihn hilfesuchend aber auch neidisch an, so gelassen wie er dort saß und alles beobachtete. Ich presste und spürte, wie sich das Köpfchen durch meinen Geburtskanal schob.

„Noch eine Wehe, dann ist der Kopf geboren“, hörte ich Beate und vernahm zum ersten Mal das Geräusch von Roccos Kamera. Das wird sicher ein schönes Foto, dachte ich. Bis kurz darauf mit der nächsten kräftigen Wehe das Köpfchen unseres kleinen Jungen kam. Was für ein befreiendes Gefühl. Glücklich lachte mich der stolze Papa an und ich genoss die lange Wehenpause im warmen Wasser, bis der Rest seines kleinen Körpers folgte. Ich spürte die Hüften, die Beine und schlussendlich die Füße. Es war ein kurzer, wie ich immer so schön sage „Flutsch“ und mein Sohn schwamm ins Leben. Erschrocken riss ich die Augen auf und schaute meinen Freund an. Ich konnte in diesem Moment gar nicht glauben, dass ich es geschafft hatte.

„Micha, wo ist mein Baby“, fragte ich erschrocken, drehte mich in der Wanne um und sah unseren kleinen Sohn friedlich im Wasser schwimmen. Zuerst war ich irritiert, weil er solang unter Wasser war. Doch er kannte es ja bis dato nicht anders. Ich nahm ihn unter den Armen heraus und drückte ihn ganz nah an mich. Er war so schön und ich weinte, lachte und wir kamen aus dem Bestaunen nicht mehr heraus, sodass ich noch eine Weile im Wasser blieb. Das war genau der Wunsch, den ich immer...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Schwangerschaft / Geburt
Schlagworte außerklinische Geburt • Geburt • Geburtshaus • Hausgeburt • Natürliche Geburt
ISBN-10 3-7568-2590-6 / 3756825906
ISBN-13 978-3-7568-2590-5 / 9783756825905
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