Windeln, Wahnsinn, Wochenbett (eBook)

Das verflixte erste Babyjahr
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
208 Seiten
Edel Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-8419-0751-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Windeln, Wahnsinn, Wochenbett -  Juliane Lauterbach
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Juliane Lauterbach, Journalistin und selbst Mutter, befasst sich in WINDELN, WAHNSINN, WOCHENBETT kurzweilig und mit sehr ansprechender Situationskomik mit Müttern in ihrem ersten Jahr mit Kind. In 12 Geschichten aus dem wahren Leben - für jeden Monat des ersten Jahres eine - zeigt sie, wie verrückt, verwirrend und schwer das erste Jahr mit Baby manchmal sein kann. Dabei stellt das Buch einen dringend benötigten Gegenpol zu den zahlreichen Schönfärbe-Ratgebern dar, die den Markt bevölkern. Indem die Autorin humorvoll aufzeigt, mit welchen alltäglichen Problemen und teils skurrilen Situationen die Frauen konfrontiert sind, verschafft sie gestressten Müttern Erleichterung und relativiert die hohen Ansprüche, die diese oft an sich stellen. Die Wahrheit über die vielfältigen Sorgen, Probleme und Stolpersteine des neuen Alltags mit Baby wird ehrlich ausgesprochen und damit der Druck, den die Gesellschaft mit Aussagen à la: 'das ist doch die glücklichste Zeit' ausübt, erheblich gemildert. Eine hilfreiche Vorbereitung in der Schwangerschaft und ganz sicher ein Anker in den ersten verrückten Monaten mit dem ersten Säugling.

Juliane Lauterbach, Jahrgang 1984, gebürtige Friesin mit nordrhein-westfälischen Wurzeln, arbeitet als Redakteurin für das Hamburger Abendblatt. Sie ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, in dem die Kinderdichte besonders hoch ist und die Helikopter-Muttis besonders tief kreisen.

Juliane Lauterbach, Jahrgang 1984, gebürtige Friesin mit nordrhein-westfälischen Wurzeln, arbeitet als Redakteurin für das Hamburger Abendblatt. Sie ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, in dem die Kinderdichte besonders hoch ist und die Helikopter-Muttis besonders tief kreisen.

Februar. Wandertage


Nur ein kleines Loch zum Atmen hat sich Maria in ihrer Höhle gelassen. Sie will ja niemanden wecken. Es ist 3.45 Uhr in der Nacht und Maria liest auf dem Handy unter der Decke, wie so oft in letzter Zeit. Sophia ist gerade wieder neben ihr eingeschlafen, nachdem Maria ihr die Flasche gegeben hat, ihr Mann Jan liegt am äußersten Rand des Bettes und es klingt, als ob auch er gerade eben eingeschlafen sei.

Manchmal, wenn sie so daliegt zwischen ihrer kleinen neuen Familie, stellt sie sich vor, wie das wohl von oben aussieht. Im Film geht die Kamera ja manchmal hoch und zeigt Vater, Mutter und Kinder, die kreuz und quer gemeinsam im Bett liegen, Arme und Beine so verknotet, dass unklar ist, wem die Gliedmaßen jeweils gehören. Dass dabei alle selig schlafen, versteht sich von selbst. Sie mochte diese Bilder immer.

Und jetzt versucht sie, in ihrer Erinnerung alle diese Szenen durchzugehen, aber sie ist sich ziemlich sicher, dass in den Filmen nie ein leeres Beistellbett danebensteht, in dem das Kind eigentlich schlafen sollte. Bei ihnen schon.

Maria und Jan hatten das Beistellbett noch vor der Geburt von ihren Freunden Richard und Beate übernommen. „Das ist wirklich ein super Bett. Unsere Tochter hat es sehr geliebt“, haben sie gesagt. Ihre Tochter sei nur leider rausgewachsen. Da sie das Bett aber immer pfleglich behandelt hätten, sei es im Grunde noch fast wie neu.

Jan baute es neben ihrem Ehebett auf, Maria legte noch ein kleines Kissen dazu, auf das sie den Namen Sophia gestickt hatte, und bezog auch das Ehebett mit neuer Bettwäsche. Am ersten Abend, den sie nach der Geburt im Krankenhaus zu Hause verbrachten, legten sie Sophia in das Beistellbett und zogen die Spieluhr auf. Jan und Maria stellten sich neben das Bett, schauten ihre Tochter eine Weile versonnen an und legten sich dann in ihr Ehebett, das erste Mal wieder Arm in Arm und vor allen Dingen ohne einen dicken Bauch dazwischen. Das war einfach herrlich. Ganze fünf Minuten lang zumindest.

Denn dann zeigte Sophia mit all den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, dass sie nicht in ihrem Bett liegen wollte. Und ihre Mittel waren relativ begrenzt: Sie brüllte. Und so nahmen Jan und Maria ihre Tochter zu sich in ihr Ehebett und legten sie erst zurück in das Beistellbett, als sie eingeschlafen war. Doch Sophia fing sofort wieder an zu brüllen und so verbrachte ihre Kleine ihre erste Nacht zu Hause zwischen Mama und Papa im Ehebett. „Wir machen mal eine Ausnahme“, flüsterte Jan, bevor sie einschliefen. Und Maria sagte Ja, obwohl sie nicht daran glaubte.

Am zweiten Abend versuchten sie es erneut und auch am dritten und am vierten. Jedes Mal wurde das Umbetten zur Ausnahme erklärt, mal von Jan, mal von Maria. Und irgendwann wurde die Ausnahme zur Regel, ohne dass es von irgendjemandem dazu erklärt wurde. Und Maria findet es im Grunde auch nicht weiter schlimm. Im Gegenteil, eigentlich findet sie es insgeheim sogar ganz schön.

Ihr Schlaf ist ohnehin wacher geworden, und nicht nur Sophia schläft schneller wieder ein, wenn sie neben ihr liegt, sondern auch Maria. Einmal kurz horchen und fühlen, Kind atmet, Kind ist trocken, Kind schläft. Weiterpennen.

Und sie wünschte, Jan könnte das auch. Aber sie hört jede Nacht, dass er es nicht kann. Und sie weiß, dass er sich das alles anders vorgestellt hat. Wie genau, dass weiß sie allerdings auch nicht, weil Maria und Jan nicht besonders gut sind im Sachen-Besprechen. Also im Große-Sachen-Besprechen. Das haben sie noch nie gekonnt. Meistens warten sie einfach so lange, bis sich das Thema, das man besprechen sollte, irgendwie von alleine erledigt hat. In diesem Fall wäre das jedoch vielleicht die falsche Taktik, glaubt Maria. Die anderen Mütter in den Foren sagen jedenfalls, dass es noch dauern könnte, bis Sophia in ihrem eigenen Bettchen schläft.

Maria und Jan, das Gutwetterpaar – so hatte Marias beste Freundin die beiden mal genannt. Ein Paar, bei dem sich jeder von beiden bei schlechtem Wetter unter seinem Schirm verstecken und warten würde, bis die Sonne wieder rauskommt. Dass das Modell bisher durchaus ein Erfolgsmodell war, lag einzig und allein daran, dass es bisher selten geregnet hat, da ist sich Maria inzwischen sicher. Aber wo hätte der Regen auch herkommen sollen?

Maria hatte bis vor der Geburt als Cutterin beim Fernsehen gearbeitet, und das tat sie gerne. Jan ist Journalist im Kulturressort beim Hamburger Generalanzeiger, und auch er mag seinen Beruf. Sie haben eine hübsche Wohnung in Winterhude, sind zweimal im Jahr in den Urlaub geflogen. Im Grunde hatten sie bislang nichts zu beklagen. Oder wenig zumindest.

Knatsch gab es natürlich trotzdem immer wieder mal. Zum Beispiel, wenn Maria ihre Sachen überall rumliegen ließ. Seitdem sie mit Jan zusammenwohnt, hat sie die Chaotin in sich zwar ganz gut gebändigt, aber ab und zu brach sich die Unordnung Bahn und herrenlose Kaffeebecher standen auf Fensterbänken und Bücherregalen, Schuhe nicht im Schuhschrank, sondern irgendwo, und ihre Filmzeitschriften stapelten sich im Wohnzimmer. Was dann passierte, folgte einem immer gleichen Schema. Jan wurde dann einfach grummelig, sagte aber nicht, wieso. Was er auch nicht musste, weil Maria den Grund ja kannte. Und auch, was sie in solch einem Fall zu tun hatte. Dann marschierte sie durch die Wohnung und versuchte, ihre Wege der vergangenen Tage zu rekonstruieren und dabei einfach alles wieder einzusammeln. Und daraufhin war wieder Frieden. Und wenn Maria mal grummelig war, passierte dasselbe. Nur andersherum und aus anderen Gründen.

Dabei ist Maria im Grunde eigentlich nicht wirklich konfliktscheu, hat es aber nun mal gerne harmonisch. Und so liebte sie es insgeheim, wenn sie die ganz besonders kitschigen Filme schneiden durfte. Die, in denen einfach immer die Sonne scheint, Hochzeitsanträge mindestens am Strand gemacht werden und auf den Esstischen immer ein Strauß frischer Tulpen steht. Traumschiff, das wäre was für sie gewesen. Oder Rosamunde Pilcher. Aber in der Daily Soap, die sie drei Jahre betreut hat, wurde immerhin auch recht regelmäßig geheiratet.

In Beziehungen übernimmt Maria stets die Funktion der Waage, die stets um Ausgleich bemüht ist. Das war schon immer so. Und wenn sich Jans Seite nach unten neigte, hat sie meist irgendein Gegengewicht parat gehabt. Wenn Jan maulig war, weil er Stress bei der Arbeit hatte, kochte sie sein Lieblingsessen, wenn er von irgendwelchen verpeilten Freunden genervt war, überraschte sie ihn mit einem Ausflug, wenn er genervt von irgendwas anderem war, zog sie sich etwas Hübsches an und sie landeten im Bett. Es war so einfach – bisher.

Seitdem Sophia da ist, ist das alles etwas komplizierter geworden. Denn Maria hat keine Klötze mehr in der Tasche, die sie schnell auf die Waage schmeißen kann, und keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen, welche das überhaupt sein könnten. Obwohl Zeit vielleicht gar nicht das größte Problem ist. Meist ist sie einfach zu müde.

Und bei der Sache mit dem Bett weiß sie schlicht und einfach auch keine Lösung. Heute ist Jan spät nach Hause gekommen. Bei einem Konzertkritiker ist das oft so. Wenn er früher erst um 23 Uhr zur Tür reinkam, hat Maria noch mit einem Glas Wein auf ihn gewartet. Das ist in letzter Zeit doch sehr selten geworden. Meistens liegen Maria und Sophia schon im Bett, wenn Jan nach Hause kommt. Und dann schleicht sich Jan dazu und kriecht in seine Ecke, und Maria ist froh, wenn er schnell in einen tiefen Schlaf fällt. Doch das kommt leider selten genug vor. Oft wird Sophia genau dann wach, wenn er sich dazulegt. Und oft genug ist dann die Nacht erst mal vorbei, die für Jan noch gar nicht angefangen hat. Maria nimmt sich meistens vor, am nächsten Tag nach einer Lösung zu suchen, nach einem Gewicht, das sie in die Schale werfen könnte, um wieder Ausgleich herzustellen.

Neulich fand sie zumindest eine Art kleines Gewicht in einem Magazin, das im Wartezimmer beim Kinderarzt auslag. Da las sie, dass sie offenbar doch gar nicht gescheitert waren mit ihrem Beistellbett, ganz im Gegenteil. In dem Artikel stand nämlich, dass das Schlafen im Elternbett gar keine Notlösung ist, sondern ein Konzept mit einem Namen und allem Drum und Dran. Co-Sleeping heißt das und bezeichnet dabei die Praxis, bei der Kinder in unmittelbarer Nähe der Eltern schlafen. Damit ist ganz offensichtlich das Schlafen in einem gemeinsamen Bett gemeint. Eltern und Kind liegen so nah beieinander, dass sie „Klänge, Berührungen, Gerüche und Temperatur des anderen wahrnehmen und auf sie reagieren können“. Dass das Ganze jetzt auch noch ein Konzept sein soll, das gefiel Maria sehr. Das klang so durchdacht und so wenig nach hineingeschlittert.

So müsste sie zumindest nicht sagen: „Sophia muss bei uns im Bett schlafen, weil das mit dem Babybett nicht klappt“, sondern einfach: „Wir praktizieren das Co-Sleeping-Modell.“

Natürlich hat sie sofort Jan davon erzählt. „Co-, was?“, hat der nur gefragt. „Na, dass wir jetzt alle zusammen in einem Bett schlafen, heißt Co-Sleeping oder Familienbett, und Hebammen und Stillberaterinnen sind sich einig, dass das eine total natürliche Art des Schlafens ist! Viele Kulturen machen das so, die kennen gar kein Babybett und da sagt auch keiner was. So ist das nämlich.“

Jan hat nur genickt und geschwiegen.

Seine Fragen konnte Maria trotzdem hören: Wo bleibt man denn dann als Paar? Wie soll man das dem Kind denn wieder abgewöhnen? Und wann?

Maria sieht jetzt jede Nacht, wie schwer Jan sich mit diesem Co-Sleeping tut. Er hatte ja ohnehin schon immer einen schlechten Schlaf. Definitiv keine gute Ausgangslage für diese Art Nachtlager.

Deutlich entspannter wäre es, sie würden dieses verdammte...

Erscheint lt. Verlag 6.8.2020
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Schwangerschaft / Geburt
Schlagworte Baby • Babyjahre • Babys erstes Jahr • Babysitter • Gute Mutter • Leben mit Kindern • Mutterbuch • Mutterschaft • Mutter sein • Muttersein in Deutschland • Perfektionismus • Schwangerschaft • Schwangerschaft Sachbuch • Stillen
ISBN-10 3-8419-0751-2 / 3841907512
ISBN-13 978-3-8419-0751-6 / 9783841907516
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Für entspannte Eltern und zufriedene Babys: Alles Wichtige über …

von Deutscher Hebammenverband e.V.

eBook Download (2023)
Trias (Verlag)
22,99
Vegetarisch kochen für Babys und Kleinkinder

von Bettina Snowdon

eBook Download (2024)
Trias (Verlag)
13,99