Handbuch Migration und Gesundheit (eBook)

Grundlagen, Perspektiven und Strategien

Hajo Zeeb (Herausgeber)

(Autor)

eBook Download: PDF
2021 | 1. Auflage
496 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95995-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Handbuch Migration und Gesundheit -  Jacob Spallek
Systemvoraussetzungen
52,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Erkennen und Lösen von Barrieren und Herausforderungen Deutschland ist ein zentrales Einwanderungsland Europas und eines der wichtigsten weltweit. Migrant*innen sind nicht grundsätzlich gesünder oder kränker, haben aufgrund ihrer Migrationshistorie aber andere Gesundheitschancen und -risiken. Diese entstehen u.?a. durch biografische Expositionen, andere Lebensgewohnheiten, ein anderes Verständnis von Krankheit und Gesundheit oder durch soziale Benachteiligung oder Diskriminierung im Zielland. Dieses Handbuch bietet einen umfassenden Überblick über zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen zum Thema Migration: •Forschung und Theorien: Epidemiologische Modelle und Ergebnisse aus empirischen Studien zu Migration und Gesundheit; Othering; Diversitätssensible Forschungsdesigns •Arbeitswelt und Gesundheit: Integration und Belastungen von Pflegekräften und Ärzt*innen mit Migrationshintergrund; Rehabilitative Versorgung •Versorgung und Praxis: Kompetenz in interkulturellen Behandlungssituationen wie Pflege- oder der psychosozialen Versorgung; Diversitätssensibler Umgang mit Suchterkrankungen •Kommunikation und Ethik: Überwindung von Sprach- und Zugangsbarrieren; Intergenerationale Übertragung von Migrationserfahrungen; Unbegleitete minderjährige Geflüchtete; Gesundheitliche Dimensionen von Rassismus und Diskriminierung; Intersektionalität •Prävention und Gesundheitsförderung: Sensible und spezifische Ansätze zur Förderung von Gesundheitskompetenz, Empowerment und Teilhabe; 'Mit Migranten für Migranten'-Programme; Lebensweltorientierte Gesundheitsförderung Der Fokus liegt auf dem deutschsprachigen Raum, bezieht aber auch europäische und globale Perspektiven ein.

Inhaltsverzeichnis, Dank, Vorwort 9
Buchteil I: Phänomen Migration – Politik und Geschichte 25
Einführung 27
1 Kritische Betrachtung des Begriffes und der Definitionen eines „Migrationshintergrundes“ 31
1.1 Einleitung 31
1.2 Differenzierung zwischen Migration, Ethnie und Kultur 34
1.3 Bedeutung für die Praxis in Klinik und Forschung 36
1.4 Fazit 36
2 Zur Geschichte der Migration nach und aus Deutschland und Europa seit dem 19. Jahrhundert 39
2.1 Einleitung 39
2.2 Europäische Migration vor dem Ersten Weltkrieg 40
2.3 „Europe on the move“: Das Zeitalter der Weltkriege 40
2.4 Nachkriegsmigration: Süd-Nord statt Ost-West 42
2.5 Migration nach dem Kalten Krieg: Süd-Nord und Ost-West 43
2.6 2015 im Kontext von globaler Fluchtmigration 45
3 Health policy and systems responses to forced migration: the case of Norway 49
3.1 Introduction 49
3.2 Norway 50
3.2.1 Migration to Norway 50
3.2.2 Health impacts of migration 51
3.2.3 Integration policies and attitudes to migration 51
3.3 Health policy objectives and frameworks 51
3.3.1 Health system 51
3.4 Steering mechanisms 52
3.4.1 Surveillance and complaint mechanisms 52
3.4.2 A national strategy on immigrant health 2013–2017 52
3.5 Rights and entitlements to health care 53
3.5.1 Regular migrants 53
3.5.2 Asylum seekers 53
3.5.3 Undocumented migrants 54
3.6 Forced migration and detention 54
3.6.1 Barriers to obtaining entitlement 55
3.7 Implications for public health 55
3.8 Healthcare for undocumented migrants 56
3.9 How can these challenges be addressed? 56
4 Soziodemografie der Bevölkerung mit Migrationshintergrund und rechtliche Grundlagen des Aufenthalts ausländischer Staatsangehöriger 59
4.1 Bevölkerung mit Migrationshintergrund 59
4.2 Ausländische Bevölkerung 64
5 Kommunikation und Ethik in interkulturellen Behandlungssituationen1 69
5.1 Einführung 69
5.2 Interkulturalität in Behandlungssituationen 70
5.3 Interkulturelle Kommunikation im Gesundheitswesen 71
5.3.1 Formen und Charakter der Sprachbarrieren 72
5.3.2 Erforderliche Kompetenzen von Dolmetscher*innen in interkulturellen Behandlungssituationen 74
5.3.3 Filtern und Zensur der Informationen durch Patient*innenangehörige als ethisches Problem 75
5.4 Fazit 77
Buchteil II: Forschung und Theorien 79
Einführung 81
6 Epidemiologische Erklärungsmodelle für den Zusammenhang zwischen Migration und Gesundheit 83
6.1 Einleitung 83
6.2 Gesundheit von Migrant*innen – Erklärungsmodelle 83
6.2.1 Paradox des/der gesunden Migrant*in 83
6.2.2 Modell des gesundheitlichen Übergangs 84
6.2.3 Lebenslaufmodell zu Migration und Gesundheit 85
6.2.4 Die zweite und folgende Generationen 86
6.3 Soziale Determinanten 88
6.3.1 Migration und die soziale Position 88
6.3.2 Soziale Kohäsion 88
6.3.3 Soziales und biologisches Geschlecht 89
6.4 Fazit 90
7 Was wissen wir aus empirischen Studien und was nicht? 93
7.1 Einleitung 93
7.2 Gesundheit, Krankheit und Migration: empirische Studien 93
7.3 Daten zur Mortalität 95
7.4 Studien bei Kindern und Jugendlichen 97
7.5 Ältere Menschen mit Migrationshintergrund 98
7.6 Empirische Studien zur Versorgung und Rehabilitation 98
7.7 Fazit 100
8 Vielfalt planen? Methodische Grundlagen eines diversitätssensiblen Forschungsdesigns 103
8.1 Einleitung 103
8.2 Ansätze zur Teilnehmer*innenauswahl und -gewinnung 104
8.3 Erreichbarkeit und (Nicht-)Teilnahmemotive 105
8.4 Repräsentativität und Validität 106
8.5 Operationalisierung des Migrationsstatus 107
8.6 Herausforderungen und Ressourcen 108
8.6.1 Fragebogenübersetzung 109
9 „Intersektionalität“ als De-Zentrierung und kritischer Perspektivwechsel in der sozialepidemiologischen Migrationsforschung 113
9.1 Einleitung 113
9.2 Was ist „Intersektionalität“? Kategorien, Machtverhältnisse und Institutionen 115
9.3 Das analytische „Brennglas“ einer intersektionalen Methodologie 116
9.4 Potenziale für eine intersektionale Sozialepidemiologie aus quantitativer Perspektive 117
9.5 Methodische Barrieren, zukünftige Entwicklungen und Kritik 118
9.6 Diskussion und Fazit 119
10 „Categorical fetishism“ and „othering“ in (and through) migration research 125
10.1 Categorical fetishism and othering 125
10.2 Categorical fetishism and othering in migration and health research 127
10.3 Ethics of the other: Avoiding categorical fetishism and othering in migration and health research 129
11 Akkulturation und Diskriminierung: Fallstricke und Potenziale zweier Konzepte in der Gesundheitsforschung 135
11.1 Einleitung 135
11.2 Akkulturation 136
11.3 Anwendung, Operationalisierung und Messung des Konstrukts in der epidemiologischen Forschung 137
11.4 Bewertung des Konzepts und Einsatz in der epidemiologischen Forschung 138
11.5 Was ist Diskriminierung? 139
11.6 Diskriminierung und Gesundheit 140
11.7 Erhebung von Diskriminierung in der Gesundheitsforschung 141
11.8 Fazit 143
12 Migration und Generation(en) 149
12.1 Einleitung 149
12.2 „Erste“ und „zweite Generation“: Auf- und Niedergang einer Klassifizierung 150
12.3 Generation als Analysekategorie im Migrationskontext am Beispiel der türkisch-deutschen Medizinermigration seit den 1960er-Jahren 152
12.3.1 Die migrierte Generation 153
12.3.2 Die türkisch-deutsche Medizinermigration im generationellen Wandel und die (west-) deutsche Gesundheitsversorgung 155
Buchteil III: Arbeitswelt 159
Einführung 161
13 Ergebnisse rehabilitativer Versorgung bei Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland 163
13.1 Einleitung 163
13.2 Inanspruchnahme rehabilitativer Versorgung 164
13.3 Zufriedenheit mit der rehabilitativen Versorgung 165
13.4 Versorgungsergebnisse 165
13.5 Barrieren in der Versorgung 168
13.6 Umsetzung einer diversitätssensiblen Versorgung in der Rehabilitation 169
14 Arbeit und Gesundheit bei Beschäftigten mit Migrationshintergrund in Deutschland 173
14.1 Einleitung 173
14.1.1 Gegenstand: Arbeit und Gesundheit 174
14.1.2 Beschäftigte mit Migrationshintergrund: Besonderheiten 174
14.2 Studien zu spezifischen Arbeitsbelastungen 176
14.3 Studien zu Indikatoren der Arbeitsgesundheit (Beanspruchung) 177
14.4 Stand der Forschung und offene Fragen 178
14.5 Eigene Auswertungen des European Working Conditions Survey 178
14.6 Fazit und Ausblick 180
15 Interkulturelle Kompetenz in der beruflichen Pflegeausbildung: Herausforderungen und Empfehlungen für die pädagogische Praxis 183
15.1 Einleitung 183
15.2 Rechtliche Regelungen zur Ausbildung in den Pflegeberufen 184
15.3 Pädagogische Diskurse zum Umgang mit Diversität 184
15.4 Modelle und Theorien zu trans- bzw. interkultureller Kompetenz in der Pflege (-ausbildung) 185
15.4.1 Transkulturelle Kompetenz in der Pflege nach Domenig 185
15.4.2 Das „Heuristische Modell zur Interpretation interkultureller Begegnungen“ nach Auernheimer 185
15.5 Handlungsempfehlungen 190
15.6 Fazit 192
16 Belastungen und Beanspruchungen von Pflegekräften mit und ohne Migrationshintergrund: eine quantitative Analyse in der Altenpflege 197
16.1 Einleitung 197
16.2 Ziele und Methoden 198
16.3 Ergebnisse 199
16.3.1 Studienpopulation 199
16.3.2 Ergebnisse der COPSOQ-Skalen 199
16.4 Diskussion 202
17 Integration migrierter Ärzt*innen in die deutsche „Gesundheitsversorgung“ am Beispiel von Rehabilitationskliniken 209
17.1 Einleitung 209
17.2 Projekte zur Integration von ÄiM in Rehabilitationseinrichtungen 210
17.3 Ergebnisse aus der empirischen, qualitativen Studie 211
17.3.1 Herausforderungen und Chancen von ÄiM in deutschen Rehabilitationseinrichtungen 211
17.3.2 Soziale Integration von ÄiM in rehabilitativen Einrichtungen 212
17.3.3 Zusammenarbeit und Führung im interkulturellen Team 213
17.4 Entwicklung und Evaluation: Maßnahmen der strukturierten Transition 214
Buchteil IV: Versorgung und Praxis 219
Einführung 221
18 Health and superdiversity: new ways of thinking about migration and health 223
18.1 Introduction 223
18.2 Understanding diversity and healthcare 224
18.3 The emergence of superdiversity 225
18.4 Healthcare for the diverse 226
18.5 Challenges of superdiversity 227
18.6 Superdiversity and the implications of the diversification of diversity 228
18.7 Researching the diversification of diversity and fragmentation 229
18.8 Where next? 230
19 Mehrsprachigkeit in der Gesundheitsversorgung 235
19.1 Einleitung 235
19.2 Mehrsprachigkeit 235
19.3 Sprachbarrieren in der Versorgung aufseiten der Patient*innen 236
19.4 Sprachbarrieren und Sprachkompetenzen aufseiten der Behandler*innen 237
19.5 Ansätze zur Überwindung der Sprachbarrieren 238
19.6 Qualifiziertes Dolmetschen im Gesundheitswesen 239
19.7 Zugang zu professionellen Dolmetscher*innen 240
19.8 Qualifikation von Dolmetscher*innen 241
19.9 Fazit 242
20 Das Jahr 2015 und die Reaktion des Gesundheitssystems: Bilanz aus einer Resilienzperspektive 247
20.1 Einleitung 247
20.2 Deutschland – ein Einwanderungsland 249
20.3 Fluchtmigration nach Deutschland 1990–2010: zwei Dekaden verpasster Chancen 249
20.4 Das Jahr 2015: von Absorption und Adaption zur Transformation 251
20.4.1 Bereitschaft des Systems und absorptive Kapazitäten 252
20.4.2 Adaptive Kapazitäten 254
20.4.3 Transformative Kapazitäten 255
20.5 Fazit 256
21 Auf dem Weg zu einem diversitätssensiblen Gesundheitsmonitoring 261
21.1 Einleitung 261
21.2 Bisherige Einbeziehung von Menschen mit Migrationshintergrund im Rahmen des Gesundheitsmonitorings des RKI 262
21.2.1 Maßnahmen im Rahmen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) 262
21.2.2 Maßnahmen im Rahmen der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) und der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA) 264
21.3 Weitere Herausforderungen in der Datenlage zu Migration und Gesundheit 264
21.4 Entwicklung von Strategien 264
21.4.1 Erreichbarkeit von Menschen mit Migrationshintergrund in Befragungs- und Untersuchungssurveys 265
21.4.2 Anpassung und Weiterentwicklung von inhaltlichen Konzepten 266
21.4.3 Ausbau der Gesundheitsberichterstattung 267
21.4.4 Gewährleistung von Diversity-Sensibilität 269
21.4.5 Vernetzung mit Akteur*innen und Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund 269
21.5 Ausblick auf den nächsten Befragungs- und Untersuchungssurvey am RKI 270
21.6 Fazit 270
22 Pflegeversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund 275
22.1 Einleitung 275
22.2 Pflegebedarf von Menschen mit Migrationshintergrund 277
22.3 Interkulturelle Öffnung 279
22.4 Fazit 281
23 Interkulturelle Kompetenz in der psychosozialen Versorgung 285
23.1 Einführung 285
23.2 Psychiatrie und Kultur 286
23.3 Anforderungen an eine kultursensible Psychiatrie 287
23.4 Persönliche interkulturelle Kompetenz 288
23.4.1 Gesundheit und Krankheit 288
23.4.2 Soziale Rollen 289
23.4.3 Eigene kulturelle Traditionen 289
23.4.4 Soziale Lebenswirklichkeit 290
23.5 Institutionelle interkulturelle Kompetenz 290
23.5.1 Migrationssensible und kulturorientierte Organisationsentwicklung 291
23.5.2 Auf diverse Patient*innengruppen zugeschnittene Serviceangebote 293
23.5.3 Pflege des Kontakts zu den Communities und Aufbau von Netzwerken 293
23.5.4 Kulturorientierte Personalentwicklung 294
23.6 Fazit 294
Buchteil V: Themen und Gruppen der Migration 297
Einführung 299
24 Migration, Substanzkonsum und andere Suchtproblematiken 301
24.1 Einleitung 301
24.2 Alkohol 303
24.3 Illegale Substanzen 305
24.3.1 Opiate und Opioide 305
24.3.2 Khat 306
24.4 Pathologisches Spielen 307
24.5 Suchthilfe 308
24.5.1 Menschen mit Migrationshintergrund im deutschen Suchthilfesystem 308
24.5.2 Kulturspezifisches Suchtverständnis 310
25 Psychische Gesundheit von Migrantinnen und Migranten in Deutschland 315
25.1 Einleitung 315
25.2 Psychische Erkrankungen bei Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland 316
25.2.1 Die Prävalenz psychischer Störungen insgesamt 316
25.2.2 Die Prävalenz ausgewählter psychischer Störungsbilder bei Menschen mit Migrationshintergrund 319
25.3 Schlussfolgerungen 321
26 Praktische Relevanz des intersektionalen Ansatzes für die Gesundheitsversorgung am Beispiel von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten 329
26.1 Einleitung 329
26.2 Makroebene der Förderung intersektionaler Gesundheitsversorgung 330
26.3 Implementierung eines intersektionalen Ansatzes auf Mikroebene 332
26.4 Trauma 332
26.5 Identität 333
26.6 Diskriminierung 334
26.7 Praxisrelevanz von Konzepten, Kategorien und Kultur in der Gesundheitsversorgung 335
26.8 Interaktion und Kommunikation in der Versorgung 336
26.9 Zusammenfassung 337
27 Migration und Geschlecht 341
27.1 Einleitung 341
27.2 Migration – Eckdaten zu Deutschland 342
27.3 Gesundheit von Migrant*innen 343
27.4 Zusammenspiel von Migration und Geschlecht: Konsequenzen für Erklärungsansätze auch gesundheitlicher Unterschiede 346
27.5 Ungleichheiten im intersektoralen Gewand – Konsequenzen für Forschung und Praxis 349
28 Intergenerationale Übertragung von Migrationserfahrungen und fetale Programmierung von Krankheit und Gesundheit 353
28.1 Einleitung 353
28.2 Gesundheit im Kontext von Schwangerschaft, Geburt und frühen Lebensjahren bei Müttern und Kindern mit Migrationshintergrund 354
28.2.1 Mütterliche Gesundheit in der Schwangerschaft 354
28.2.2 Geburtsmodus, Frühgeburtlichkeit und Geburtsgewicht 356
28.2.3 Gesundheit in frühen Lebensjahren 357
28.3 Mechanismen der intergenerationalen Übertragung von Gesundheitsdisparitäten 358
28.4 Fazit 360
29 Migrant*innen ohne Dokumente 371
29.1 Einleitung 371
29.2 Strukturelle Faktoren, die den Zugang zur Gesundheitsversorgung beeinflussen 372
29.3 Prekarität und Unsicherheit 372
29.4 Strategien 374
29.5 Die Situation in Deutschland 375
30 Gesundheitliche Situationen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen 379
30.1 Einleitung 379
30.2 Aktuelle Forschungsergebnisse zur physischen Gesundheit von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen 380
30.2.1 Infektionen, übertragbare Erkrankungen 380
30.2.2 Nicht übertragbare Erkrankungen und sonstige Versorgungsbedarfe 382
30.3 Aktuelle Forschungsergebnisse zur psychischen Gesundheit von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen 384
30.3.1 Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) 384
30.3.2 Depressionen und Angststörungen 385
30.3.3 Verhaltensauffälligkeiten, Suizidalität und sonstige Indikatoren der psychischen Gesundheit 385
30.3.4 Entwicklung der psychischen Gesundheit im Aufnahmeland, Ressourcen und Schutzfaktoren 386
30.4 Implikationen für die Praxis 387
31 Gesundheitliche Dimensionen von Rassismus und Diskriminierung 391
31.1 Einleitung 391
31.2 Was bedeutet Rassismus und rassistische Diskriminierung? 392
31.3 Rassistische Diskriminierung im Gesundheitswesen 392
31.4 Einfluss rassistischer Diskriminierung auf die Gesundheit 394
31.5 Fazit 396
32 Medizinethnologie im Anwendungskontext: theoretische und methodische Orientierungen im Stadtteillabor Bochum 399
32.1 Einleitung 399
32.2 Medizinethnologie im Anwendungskontext: theoretische und methodische Orientierungen im Stadtteillabor Bochum-Hustadt 400
32.3 Ergebnisse aus dem Stadtteillabor Bochum 402
32.4 Fazit 406
33 Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen 409
33.1 Der rechtliche Rahmen für die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen 409
33.2 Das Problem der Kommunikation 412
33.3 Eine weitergehende Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge ist trotzdem möglich 412
33.4 Das Bremer Modell der Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge 413
Buchteil VI: Prävention und Gesundheitsförderung 419
Einführung 421
34 Health Literacy und Empowerment 423
34.1 Einleitung 423
34.2 Theoretischer Rahmen 425
34.2.1 Der Begriff „Health Literacy“ 425
34.2.2 Gesundheitskompetenz als soziale Praxis 426
34.3 Lebensweltorientierte Gesundheitskompetenz 427
34.3.1 Die soziale Dimension von Health Literacy: Wissen und soziale Beziehungen 427
34.3.2 Gesundheitswissen hat heterogene Quellen und ist multidimensional 429
34.3.3 Gesundheitsinformation und somatisches Wissen 429
34.4 Lebensweltorientierte Gesundheitskompetenz 430
34.5 Fazit 431
35 Diversity-Mainstreaming in der kommunalen Gesundheitsförderung: Aspekte der Kultursensibilität in der Ausgestaltung lebensweltorientierter Gesundheitsförderung 435
35.1 Einleitung 435
35.2 Lebensweltbezogene Gesundheitsförderung zur Stärkung der gesundheitlichen Chancengleichheit 436
35.3 Aspekte der Umsetzung kultursensibler kommunaler Gesundheitsförderung 437
35.3.1 Förderung von Kooperation und Vernetzung der lokalen Akteure und Institutionen 437
35.3.2 Unterstützung von Prozessen des niederschwelligen Zugangs 439
35.3.3 Förderung der partizipativen Einbindung von Migrant*innen 440
35.3.4 Kultursensible Gesundheitskommunikation und Angebote 441
35.3.5 Entwicklung einer gesamtkommunalen Gesundheitsförderungsstrategie 442
35.4 Fazit 442
36 Partizipation in der Gesundheitsförderung und Prävention mit Migrant*innen 447
36.1 Einleitung 447
36.2 Die Anwendung des Partizipationsmodells im Bereich Gesundheit und Migration 447
36.3 Der Mehrwert der Partizipation für die Gesundheitsförderung und Prävention mit Migrant*innen 451
36.3.1 Die kritische Reflexion von Begrifflichkeiten und Kategorien 452
36.3.2 Die Neu-Definition von Gruppen und das Erkennen unterschiedlicher Bedarfe 452
36.3.3 Die Offenlegung von Ungleichbehandlung und Ausgrenzung 453
36.3.4 Die Entwicklung wirksamer _Präventionskonzepte in unterschiedlichen „Sprachen“ 453
36.4 Schritte in Richtung Partizipation 454
37 Capacity Building „mit Migrant*innen für Migrant*innen“ – Das MiMi-Programm zur interkulturellen Gesundheitsförderung bei zugewanderten Bevölkerungsgruppen 457
37.1 Einleitung 457
37.2 Capacity Building in der Gesundheitsförderung 458
37.3 „Mit Migranten für Migranten“ – Capacity Building und Empowerment zur Stärkung der Gesundheitskompetenz 458
37.4 „MiMi“ als bundesweites Capacity-Building- und Präventionsprogramm – die MiMi-Gesundheitsinitiative Deutschland 460
37.5 Standardisierung, Qualitätssicherung und Evaluation 460
37.6 Verbreitung, Impact, Forschung und Nachhaltigkeit 461
37.7 Übertragbarkeit und Weiterentwicklung 463
37.8 Fazit 463
38 Sensible und spezifische Ansätze zur Prävention und Gesundheitsförderung bei Menschen mit Migrationshintergrund 467
38.1 Individuelle Gesundheitsprofile, Teilnahme an Prävention und die Notwendigkeit gezielter Gesundheitsförderung 467
38.2 Migrationssensibilität und -spezifität 469
38.3 Präventionsprogramme für Menschen mit Migrationshintergrund – eine Bestandsaufnahme 471
Zur partizipativen Entstehung dieses Handbuchs: Rückblick und Empfehlungen 475
Abkürzungs-, Autoren- und Sachverzeichnis 477

|25|Einführung


Zahra Mohammadzadeh, Ahmet Kimil

Oberflächlich betrachtet ist Migration das Resultat eines urwesentlichen Bedürfnisses des Menschen, nämlich der Mobilität, um sich an einem anderen als dem bisherigen Ort niederzulassen, gleich ob dauerhaft oder nur für eine gewisse Zeit. In der menschlichen Geschichte ist von allen Entwicklungen die Herausbildung politischer Strukturen diejenige, die wahrscheinlich am meisten dieses Bedürfnis gefördert und es gleichzeitig behindert hat. Die freie Bewegung von Menschen über nationale Landesgrenzen hinweg betrifft wesentliche Merkmale der von modernen Staaten ausgeübten Herrschaft unmittelbar, und so sind alle politischen Systeme bemüht, Migration einzugrenzen, zu kontrollieren und zu regulieren bzw. gar zu verhindern. Dafür nutzen sie nicht nur eng auf die Wanderungsbewegungen selbst bezogene Gesetze, die auch die Anwendung von physischer Gewalt einschließen können, sondern auch die Gestaltung der Rahmenbedingungen, unter denen sich Menschen innerhalb ihres Herrschaftsbereichs niederlassen können. Aber Migration birgt nicht nur Risiken für den Einzelnen oder die aufnehmende Gesellschaft, sondern bietet gleichzeitig auch vielfältige Chancen. Migrant*innen besitzen viele Potenziale und Ressourcen (z. B. Sprach-, Kultur-, Bildungs- und soziales Kapital). Die daraus resultierenden Chancen rücken aber leider in der gesellschaftlichen Wahrnehmung in krisenhaften Zeiten zugunsten der Risiken in den Hintergrund. Dies hat auch Auswirkungen auf die gesundheitliche Chancengleichheit und die Integration der Migrant*innen in das Sozial- und Gesundheitswesen. Ohne eine Reflexion dieser politischen und historischen Kontexte kann die Entwicklung von nachhaltigen Lösungen und Konzepten für diese gesundheitlichen Herausforderungen erheblich erschwert werden. Die folgenden Artikel beleuchten daher unterschiedliche Aspekte dieses Themas und bieten den Leser*innen wichtige Hintergrundinformationen dahingehend, wie sie aktuelle Entwicklungen und Prozesse differenzierter verstehen und einordnen können.

In ihrer Kritischen Betrachtung des Begriffes und der Definitionen eines „Migrationshintergrundes“ (Kap. 1) geben Ulrike Kluge und Lisa Rau Einblicke in die vielfältige Weise, in der schon die Definition der Betroffenen im gesellschaftlichen und politischen Diskurs zu einer repressiven Gestaltung dieser Rahmenbedingungen beiträgt. Sie richten dabei den Fokus auf den Begriff des Migrationshintergrundes. Dieser Begriff wird in der gegenwärtig in Deutschland etablierten Definition bis in die dritte Generation eingewanderter Familien angewandt. Die Autorinnen erkennen darin eine ethnisch begründete „Differenzmarkierung“, die letztlich eine ausgrenzende Funktion erfüllt. In der englischsprachigen Literatur wird dafür häufig der Begriff des „Othering“ verwendet. Nicht nur sei damit eine wertfreie Differenzierung der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in der Gesellschaft verbunden, sondern eine Wertung per se. Das „Eigene“, befinden Kluge und Rau, werde als positiv und das „Andere“ als negativ konnotiert. Wie in anderen Rassismen auch, beeinflusse eine solche Konnotation der Minderheit durch die Gesellschaft auch die Selbstwahrnehmung der so |26|Markierten. Das wiederum führe, wie die Autorinnen anhand von Beispielen verdeutlichen, zu re-ethnisierenden Gegenreaktionen bis hin zur Tendenz bei Migrant*innen aus dem Nahen und Mittleren Osten der dritten Generation, „die sich stärker mit dem Islam identifizieren als ihre Eltern“. Kluge und Rau hinterfragen den empirischen und praktischen Nutzen der Kategorie des Migrationshintergrundes für die Gesundheitsversorgung und plädieren für eine stärkere Berücksichtigung sozialer und individueller Einflüsse neben den migrations- und kulturbedingten.

Einen Überblick über die Geschichte der Migration nach und aus Deutschland und Europa seit dem 19. Jahrhundert gibt Jannis Panagiotidis (Kap. 2). Darin beschreibt er, wie sich die Bevölkerungsmobilität insbesondere in den vergangenen anderthalb Jahrhunderten entwickelt hat. In dieser Zeit sei Europa von einem Kontinent der Auswanderung zu einem der Einwanderung geworden. Parallel dazu habe sich in Deutschland die gleiche Entwicklung vollzogen. Gleichzeitig sei eine Richtungsänderung der Bevölkerungsbewegungen feststellbar, von einer primären Ost-West-Migration vor dem Zweiten Weltkrieg hin zu einer vorwiegenden Süd-Nord-Migration in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im späten 20. Jahrhundert habe dann wieder eine Ost-West-Migration Bedeutung gewonnen. Vor dem Hintergrund dieser globalen Bewegungen fragt Jannis Panagiotidis nach der migrationshistorischen Einordnung der sogenannten „Flüchtlingskrise“ von 2015. Er kommt zu dem Schluss, dass die „Flüchtlingskrise“ den bis dahin etablierten Umgang mit dem Thema Migration in Europa ins Wanken gebracht habe und zur Folge hatte, dass die „bereits länger andauernde humanitäre Krisensituation jenseits von Mittelmeer und Ägäis ins europäische Bewusstsein“ gerückt sei.

Özlem Konar und Johannes Grafs Beitrag Soziodemografie der Bevölkerung mit Migrationshintergrund und rechtliche Grundlagen des Aufenthalts ausländischer Staatsangehöriger (Kap. 4) gibt einen fundierten Überblick über die Bevölkerungsgruppe „mit Migrationshintergrund“ (zur Problematik des Begriffs siehe Kluge und Rau im ersten Beitrag dieses Buchteils). Sachlich und klar stellen die Autor*innen die zentralen demografischen, sozialen und politischen Fakten zusammen, die einen gewichtigen Einfluss auf die Gesundheitsversorgung der Migrant*innen in Deutschland haben. Der Beitrag beschreibt auch die wichtigsten Rechtsgrundlagen, die wesentlicher Teil der Rahmenbedingungen von Zuwanderung nach Deutschland sind.

In ihrem Beitrag Health Policy and Systems Responses to Forced Migration – Influencing policy: the Norwegian Experience (Kap. 3) beschreiben Bernadette N. Kumar, Anand Bhopal und Esperanza Diaz, welchen Einfluss die Migration (insbesondere die erzwungene infolge von Kriegen, Umweltzerstörungen, Genozide etc.) auf die Gesundheitspolitik in Norwegen hat und wie das Gesundheitssystem auf diese Entwicklungen in den letzten Jahren reagiert hat. Die Autor*innen machen deutlich, dass die norwegischen Erfahrungen der letzten Jahre angesichts der jüngsten Entwicklungen (z. B. Krieg in Syrien) einen wichtigen Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung und damit auch auf die Politikentwicklung gehabt haben. Sie beschreiben sehr dezidiert, welche Faktoren die Gesundheit von Migrant*innen in Norwegen begünstigen und welche sie behindern. Systematisch analysieren und bewerten sie das norwegische Gesundheitssystem (Politik und Praxis) im Hinblick darauf, wie die Leistungserbringer sich mit der Gesundheit von Migrant*innen befassen und diese versorgen. Gleichzeitig stellen sie wichtige politische Leitlinien und Ziele im Kontext der Migration vor, an denen sich die norwegische Gesundheitspolitik in den letzten Jahren orientiert hat. Der Artikel bietet den Leser*innen aus dem deutschsprachigen Raum eine gute Vergleichsmöglichkeit in Bezug auf den aktuellen Standpunkt deutscher Gesundheitspolitik zum Thema Migration.

Im Kapitel Kommunikation und Ethik in interkulturellen Behandlungssituationen (Kap. 5) erörtert Ilhan Ilkilic die Gegenseitigkeit des |27|Kommunikationsgeschehens zwischen Ärzt*innen einerseits und Patient*innen andererseits. Der Autor legt dar, dass die Verständigung nicht nur über Beschwerden und wie man sie behandeln könnte, sondern auch über Werte und Präferenzen, die den Erfolg einer Behandlung beeinträchtigen können, aus verschiedenen, keineswegs zu vernachlässigenden Gründen beeinträchtigt werden kann. Auswege aus der allgegenwärtigen Sprachbarriere seien häufig nicht professionell, beklagt der Autor, sondern werden mit wenig bis gar nicht qualifizierten Hilfspersonen bewerkstelligt, was oft keine authentische Kommunikation zulasse. Die erforderliche und dem vorhandenen Bedarf entsprechende professionelle Sprach- und Kulturmittlung sei in Deutschland, so Ilkilic, bisher nicht realisiert, trotz guter, auch versorgungsethischer Gründe, sie flächendeckend zu etablieren.

...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2021
Zusatzinfo 36 Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Einwanderungsmedizin • Einwanderungspolitik • Flüchtlinge • Gesundheitsversorgung • Migrationshistorie
ISBN-10 3-456-95995-8 / 3456959958
ISBN-13 978-3-456-95995-5 / 9783456959955
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 6,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Antibiotika, Virostatika, Antimykotika, Antiparasitäre Wirkstoffe

von Hans-Reinhard Brodt; Achim Hörauf; Michael Kresken …

eBook Download (2023)
Georg Thieme Verlag KG
149,99

von Arno J. Dormann; Berend Isermann; Christian Heer

eBook Download (2021)
Urban & Fischer Verlag - Fachbücher
20,99