Wilhelm Tell. Studienausgabe. Schauspiel (eBook)

Schiller, Friedrich - Deutsch-Lektüre, Deutsche Klassiker der Literatur - 14213
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2022 | 1. Auflage
359 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-962021-3 (ISBN)

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Wilhelm Tell. Studienausgabe. Schauspiel -  Friedrich Schiller
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Schillers Drama 'Wilhelm Tell' wurde am 17. März 1804 uraufgeführt und erschien im Oktober desselben Jahres als Buch. Es war nicht der erste literarische Text, der den Schweizer Freiheitshelden Tell zur Hauptfigur erkor. Doch er blieb der wirkungsmächtigste: Das Stück wird bis heute aufgeführt und in Schule und Hochschule gelesen. Die kritische Studienausgabe bietet den Wortlaut der Erstausgabe mit editorischen Erklärungen und stellt mit einem Kommentar, mit Zeugnissen zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte sowie mit einem umfangreichen Nachwort alles Notwendige zur Verfügung, um der Besonderheit des Wilhelm Tell nachgehen zu können. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Matthias Luserke-Jaqui, geb. 1959, Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der TU Darmstadt.

Matthias Luserke-Jaqui, geb. 1959, Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der TU Darmstadt.

Wilhelm Tell. Schauspiel

Anhang
1 Zu dieser Ausgabe
2 Anmerkungen
3 Zur Entstehungsgeschichte
a) Schillers Quellen
b) Schillers Briefe
c) Schillers Kalender
4 Zur Rezeptionsgeschichte
a) Rezensionen der Erstausgabe [Auswahl]
b) Kritiken der Uraufführung in Weimar [Auswahl]
c) Kritiken weiterer Aufführungen
d) Stimmen von Zeitgenossen
5 Tell-Stoff
a) Auszug aus Ein schoͤn newes Lied von Wilhelm Tell (1619) von Hieronymus Muheim
b) Auszüge aus der Preisaufgabe (1790)
c) Auszug aus Wilhelm Tell (1792) von Johann Ludwig Ambühl
d) Auszug aus Wilhelm Tell (1804) von Veit Weber
e) [Anonym] Wilhelm Tell: aus dem Französischen des Herrn v. Florian frei übersetzt. Ein Bruchstück (1804)
f) Auszug aus Der grüne Heinrich (1854/55), Kap. 8, von Gottfried Keller
g) Anmerkungen zu Robert Walsers Tell (1907/1927)
h) Anmerkungen zu Max Frisch Wilhelm Tell für die Schule (1971)
6 Literaturhinweise
7 Nachwort
a) Die Wahl des Tell-Stoffs
b) Wilhelm Tell in der Literatur
c) Entstehungsgeschichte des Wilhelm Tell
d) Kulturgeschichtlicher Kontext
e) Gründungsmythos und Ästhetik der Weimarer Klassik
f) Inhaltlicher Überblick und Deutungsaspekte

[11]Erster Aufzug


Erste Scene


Hohes Felsenufer des Vierwaldstättensees, Schwytz gegenüber. Der See macht eine Bucht ins Land, eine Hütte ist unweit dem Ufer, Fischerknabe fährt sich in einem Kahn. Ueber den See hinweg sieht man die grünen Matten, Dörfer und Höfe von Schwytz im hellen Sonnenschein liegen. Zur linken des Zuschauers zeigen sich die Spitzen des Haken, mit Wolken umgeben; zur rechten im fernen Hintergrund sieht man die Eisgebirge. Noch ehe der Vorhang aufgeht, hört man den Kuhreihen und das harmonische Geläut der Heerdenglocken, welches sich auch bei eröfneter Scene noch eine Zeitlang fortsezt.

FISCHERKNABE

singt im Kahn

(Melodie des Kuhreihens)

Es lächelt der See, er ladet zum Bade,

Der Knabe schlief ein am grünen Gestade,

Da hört er ein Klingen,

Wie Flöten so süß,

Wie Stimmen der Engel5

Im Paradieß.

Und wie er erwachet in seliger Lust,

Da spühlen die Wasser ihm um die Brust,

Und es ruft aus den Tiefen:

Lieb Knabe, bist mein!10

Ich locke den Schläfer,

Ich zieh ihn herein.

[12]HIRTE

auf dem Berge

(Variation des Kuhreihens)

Ihr Matten lebt wohl,

Ihr sonnigen Weiden!

Der Senne muß scheiden,15

Der Sommer ist hin.

 Wir fahren zu Berg, wir kommen wieder,

 Wenn der Kukuk ruft, wenn erwachen die Lieder,

 Wenn mit Blumen die Erde sich kleidet neu,

 Wenn die Brünnlein fließen im lieblichen May.20

Ihr Matten lebt wohl,

Ihr sonnigen Weiden!

Der Senne muß scheiden,

Der Sommer ist hin.

ALPENJÄGER

erscheint gegenüber auf der Höhe des Felsen

(Zweite Variation)

Es donnern die Höhen, es zittert der Steg,25

Nicht grauet dem Schützen auf schwindlichtem Weg,

 Er schreitet verwegen

 Auf Feldern von Eis,

 Da pranget kein Frühling,

 Da grünet kein Reis;30

Und unter den Füssen ein neblichtes Meer,

Erkennt er die Städte der Menschen nicht mehr,

 Durch den Riß nur der Wolken

 Erblickt er die Welt,

 Tief unter den Wassern35

 Das grünende Feld.

Die Landschaft verändert sich, man hört ein dumpfes Krachen von den Bergen, Schatten von Wolken laufen über die Gegend.

[13]RUODI DER FISCHER kommt aus der Hütte, WERNI DER JÄGER steigt vom Felsen, KUONI DER HIRTE kommt, mit dem Melknapf auf der Schulter. SEPPI sein Handbube, folgt ihm.

RUODI

Mach hurtig Jenny. Zieh die Naue ein.

Der graue Thalvogt kommt, dumpf brüllt der Firn,

Der Mytenstein zieht seine Haube an,

Und kalt her bläßt es aus dem Wetterloch,40

Der Sturm, ich meyn’, wird da seyn, eh’ wirs denken.

KUONI

’s kommt Regen, Fährmann. Meine Schaafe fressen

Mit Begierde Gras, und Wächter scharrt die Erde.

WERNI

Die Fische springen, und das Wasserhuhn

Taucht unter. Ein Gewitter ist im Anzug. 45

KUONI

zum Buben

Lug’ Seppi, ob das Vieh sich nicht verlaufen.

SEPPI

Die braune Lisel kenn ich am Geläut.

KUONI

So fehlt uns keine mehr, die geht am weitsten.

RUODI

Ihr habt ein schön Geläute, Meister Hirt.

WERNI

Und schmuckes Vieh – Ists euer eignes, Landsmann?50

KUONI

Bin nit so reich – ’s ist meines gnäd’gen Herrn,

Des Attinghäusers, und mir zugezählt.

[14]RUODI

Wie schön der Kuh das Band zu Halse steht!

KUONI

Das weiß sie auch, daß sie den Reihen führt,

Und nähm ich ihr’s, sie hörte auf zu fressen.55

RUODI

Ihr seid nicht klug! Ein unvernünft’ges Vieh –

WERNI

Ist bald gesagt. Das Thier hat auch Vernunft,

Das wissen wir, die wir die Gemsen jagen,

Die stellen klug, wo sie zur Weide gehn,

’ne Vorhut aus, die spizt das Ohr und warnet60

Mit heller Pfeife, wenn der Jäger naht.

RUODI

zum Hirten

Treibt ihr jetzt heim?

KUONI

  Die Alp ist abgeweidet.

WERNI

Glücksel’ge Heimkehr, Senn!

KUONI

  Die wünsch ich Euch,

Von eurer Fahrt kehrt sich’s nicht immer wieder.

RUODI

Dort kommt ein Mann in voller Hast gelaufen.65

WERNI

Ich kenn’ ihn, ’s ist der Baumgart von Alzellen.

KONRAD BAUMGARTEN athemlos hereinstürzend

BAUMGARTEN

Um Gottes willen, Fährmann, euren Kahn!

RUODI

Nun, nun, was giebts so eilig?

[15]BAUMGARTEN

  Bindet los!

Ihr rettet mich vom Tode! Sezt mich über!

KUONI

Landsmann, was habt ihr?70

WERNI

  Wer verfolgt euch denn?

BAUMGARTEN

zum Fischer

Eilt, eilt, sie sind mir dicht schon an den Fersen!

Des Landvogts Reiter kommen hinter mir,

Ich bin ein Mann des Tods, wenn sie mich greifen.

RUODI

Warum verfolgen euch die Reisigen?

BAUMGARTEN

Erst rettet mich, und dann steh ich euch Rede.75

WERNI

Ihr seid mit Blut befleckt, was hat’s gegeben?

BAUMGARTEN

Des Kaisers Burgvogt, der auf Roßberg saß –

KUONI

Der Wolfenschießen! Läßt euch der verfolgen?

BAUMGARTEN

Der schadet nicht mehr, ich hab’ ihn erschlagen.

ALLE fahren zurück

Gott sey euch gnädig! Was habt ihr gethan?80

BAUMGARTEN

Was jeder freie Mann an meinem Platz!

Mein gutes Hausrecht hab’ ich ausgeübt

Am Schänder meiner Ehr’ und meines Weibes.

KUONI

Hat euch der Burgvogt an der Ehr’ geschädigt?

[16]BAUMGARTEN

Daß er sein bös Gelüsten nicht vollbracht,85

Hat Gott und meine gute Axt verhütet.

WERNI

Ihr habt ihm mit der Axt den Kopf zerspalten?

KUONI

O laßt uns alles hören, ihr habt Zeit,

Bis er den Kahn vom Ufer los gebunden.

BAUMGARTEN

Ich hatte Holz gefällt im Wald, da kommt90

Mein Weib gelaufen in der Angst des Todes.

»Der Burgvogt lieg’ in meinem Haus, er hab’

Ihr anbefohlen, ihm ein Bad zu rüsten.

Drauf hab’ er Ungebührliches von ihr

Verlangt, sie sey entsprungen mich zu suchen.«95

Da lief ich frisch hinzu, so wie ich war,

Und mit der Axt hab’ ich ihm ’s Bad gesegnet.

WERNI

Ihr thatet wohl, kein Mensch kann euch drum schelten.

KUONI

Der Wütherich! Der hat nun seinen Lohn!

Hat’s lang verdient ums Volk von Unterwalden.100

BAUMGARTEN

Die That ward ruchtbar, mir wird nachgesezt –

Indem wir sprechen – Gott – verrinnt die Zeit –

es fängt an zu donnern

KUONI

Frisch Fährmann – Schaff den Biedermann hinüber.

RUODI

Geht nicht. Ein schweres Ungewitter ist

Im Anzug. Ihr müßt warten.105

[17]BAUMGARTEN

  Heilger Gott!

Ich kann nicht warten. Jeder Aufschub tödet –

KUONI

zum Fischer

Greif an mit Gott, dem Nächsten muß man helfen,

Es kann uns allen Gleiches ja begegnen.

Brausen und Donnern

RUODI

Der Föhn ist los, ihr seht wie hoch der See geht,

Ich kann nicht steuern gegen Sturm und Wellen.110

BAUMGARTEN

umfaßt seine Knie

So helf euch Gott, wie ihr euch mein erbarmet –

WERNI

Es geht ums Leben, sei barmherzig,...

Erscheint lt. Verlag 6.9.2022
Reihe/Serie Reclams Universal-Bibliothek
Reclams Universal-Bibliothek
Nachwort Matthias Luserke-Jaqui, Silvia Jaqui
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Deutsch • Deutsch-Unterricht • Deutschunterricht Friedrich Schiller Wilhelm Tell • Drama Apfelschuss • Drama Blankvers • Drama Eidgenossenschaft • Drama Freiheitskampf • Drama Friedrich Schiller Wilhelm Tell • Drama Gesslerhut • Drama Nationaldrama • Drama Nationalmythos • Drama Rütli • Drama Schweiz • Drama Tyrannei • Drama Tyrannenmord • Drama Widerstand • Friedrich Schiller Apfelschuss • Friedrich Schiller Blankvers • Friedrich Schiller Eidgenossenschaft • Friedrich Schiller Freiheitskampf • Friedrich Schiller Gesslerhut • Friedrich Schiller Nationaldrama • Friedrich Schiller Nationalmythos • Friedrich Schiller Rütli • Friedrich Schiller Schweiz • Friedrich Schiller Studienausgabe mit Kommentar • Friedrich Schiller Tyrannei • Friedrich Schiller Tyrannenmord • Friedrich Schiller Widerstand • Friedrich Schiller Wilhelm Tell Studienausgabe mit Kommentar Friedrich Schiller Wilhelm Tell • gelb • gelbe bücher • Klassenlektüre • Lektüre • Literatur Epoche Weimarer Klassik • Literatur Klassiker • Reclam Hefte • Reclams Universal Bibliothek • Schullektüre • Schullektüre Friedrich Schiller Wilhelm Tell • Sekundarstufe Friedrich Schiller Wilhelm Tell • Weltliteratur
ISBN-10 3-15-962021-2 / 3159620212
ISBN-13 978-3-15-962021-3 / 9783159620213
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