Wenn du mich heute wieder fragen würdest (eBook)

Roman | Ein amerikanischer Familienroman über Freundschaft, Liebe und die Höhen und Tiefen einer Ehe
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
448 Seiten
Eisele eBooks (Verlag)
978-3-96161-103-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wenn du mich heute wieder fragen würdest -  Mary Beth Keane
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Eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte  Als die Gleesons und die Stanhopes in dieselbe Nachbarschaft ziehen, scheinen die Weichen für ein freundschaftliches Miteinander gestellt, sind die beiden Familienväter zudem Kollegen bei der New Yorker Polizei. Lena Gleeson fühlt sich in der neuen Gegend ein wenig einsam und versucht mit Anne Stanhope Freundschaft zu schließen. Doch deren kühle, distanzierte Art verhindert jeden Kontakt. Erst ihre Kinder bringen die Gleesons und die Stanhopes wieder miteinander in Verbindung. Lenas jüngste Tochter Kate und Annes einziger Sohn Peter sind von Anfang an unzertrennlich. Aber ihre aufkeimende Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als eine Tragödie beide Familien für lange Zeit auseinanderreißt. 'Wenn du mich heute wieder fragen würdest' ist die tief berührende Geschichte einer lebenslangen Freundschaft und Liebe, eine Geschichte, die danach fragt, was passiert, wenn Romeo und Julia sich gegen alle Widerstände gefunden haben und ihr Leben miteinander verbringen wollen. Ein beru?hrender Roman u?ber die Ho?hen und Tiefen einer Ehe und die Macht der Vergebung.

Mary Beth Keane machte ihren Master of Fine Arts an der University of Virginia. Von der National Book Foundation wurde sie zu den '5 besten Schriftstellerinnen unter 35' gewählt und erhielt ein Guggenheim Stipendium. Mit ihrem Mann und den gemeinsamen zwei Söhnen lebt sie in Pearl River, New York. Wenn du mich heute wieder fragen würdest ist ihr dritter Roman und hielt sich acht Wochen am Stück auf den vorderen Plätzen der New York Times Bestsellerliste. Die Auslandsrechte zu dem Roman wurden bisher in 16 Länder verkauft, die Produzenten von American Beauty arbeiten derzeit an einer Umsetzung des Stoffs als TV-Serie.

Mary Beth Keane machte ihren Master of Fine Arts an der University of Virginia. Von der National Book Foundation wurde sie zu den "5 besten Schriftstellerinnen unter 35" gewählt und erhielt ein Guggenheim Stipendium. Mit ihrem Mann und den gemeinsamen zwei Söhnen lebt sie in Pearl River, New York. Wenn du mich heute wieder fragen würdest ist ihr dritter Roman und hielt sich acht Wochen am Stück auf den vorderen Plätzen der New York Times Bestsellerliste. Die Auslandsrechte zu dem Roman wurden bisher in 16 Länder verkauft, die Produzenten von American Beauty arbeiten derzeit an einer Umsetzung des Stoffs als TV-Serie.

JULI 1973

FRANCIS GLEESON, groß und dünn, trat in seiner puderblauen Polizeiuniform aus der Sonne in den Schatten des gedrungenen Gebäudes, das die Polizeiwache der Bronx, des 41. Bezirks, beherbergte. An einer Feuerleiter im vierten Stock in der 167th Street hatte jemand eine Seidenstrumpfhose zum Trocknen aufgehängt, und während Francis auf einen anderen Neuling wartete, einen Polizisten namens Stanhope, betrachtete er diese völlig regungslosen Spinnenbeine mit der zarten Rundung an der Stelle, wo normalerweise die Ferse saß. Gestern Nacht war wieder ein Haus abgebrannt, und Francis ging davon aus, dass es so aussehen würde wie bei so vielen anderen im 41. Bezirk: alles weg bis auf eine ausgebrannte Hülle, und in der Mitte eine rußschwarze Treppe. Die Kinder aus der Nachbarschaft hatten zugeschaut, wie es brannte, sie saßen ringsum auf den Dächern und Feuerleitern, auf die sie an diesem ersten wirklich heißen Junitag ihre Matratzen gezerrt hatten. Da Francis jetzt nur eine Straße entfernt war, konnte er hören, wie sie die Feuerwehrleute anbettelten, ihnen einen Hydranten aufgedreht zu lassen. Er konnte sich vorstellen, wie sie in den Wasserstrahl hinein- und wieder heraushüpften, während der Asphalt unter ihren Füßen dampfte.

Er schaute auf seine Armbanduhr und dann wieder zurück zur Tür des Präsidiums und fragte sich, wo Stanhope bloß blieb. Jetzt schon 31 Grad. Dabei war es noch nicht mal zehn Uhr morgens.

Das hatte ihn in Amerika fast am meisten schockiert: Winter, die einem die Haut vom Gesicht abziehen konnten, und Sommer, die so dick und feucht waren wie Sümpfe. »Du heulst rum wie so’n alter Ire«, hatte ihn sein Onkel Patsy am Morgen gehänselt. »Die Hitze, die Hitze, die Hitze.« Aber Patsy stand ja auch tagaus tagein in einem kühlen Pub und zapfte Bier. Francis hingegen musste zu Fuß auf Streife gehen, und nach fünfzehn Minuten hatte er schon dunkle Ringe unter den Achseln.

»Wo ist denn Stanhope?«, fragte Francis ein paar andere Neulinge, die ebenfalls auf Streife loszogen.

»Kämpft mit seinem Spind, glaub ich«, sagte einer.

Nachdem noch eine weitere volle Minute verstrichen war, kam Brian Stanhope schließlich die Stufen heruntergehüpft. Francis und er hatten sich am ersten Tag der Polizeiakademie kennengelernt, und zufällig waren sie beide im 41. Bezirk gelandet. In der Polizeiakademie hatten sie die gleiche Taktikklasse besucht, und nach einer Woche oder so sprach Stanhope Francis an, als sie bei Unterrichtsschluss an der Tür anstanden. »Du bist Ire, oder? Gerade erst vom Dampfer gestiegen?«

Francis erwiderte, er sei aus dem Westen, aus Galway. Er war mit dem Flugzeug gekommen, aber das erwähnte er nicht.

»Dacht ich mir doch. Meine Freundin auch. Die ist aus Dublin. Du, ich muss dich mal was fragen.«

Für Francis war Dublin so weit von Galway entfernt wie New York, aber für einen Yankee war das wahrscheinlich alles eins, dachte er sich.

Francis machte sich auf eine Frage gefasst, die persönlicher ausfallen würde, als ihm genehm war. Das war ihm mit als Erstes aufgefallen, als er in Amerika war: Keiner genierte sich, seinem Gegenüber jede Frage zu stellen, die ihm gerade durch den Kopf ging. Wo wohnst du, mit wem wohnst du zusammen, wie viel Miete zahlst du, was hast du letztes Wochenende gemacht? Für Francis, dem es schon unangenehm war, auch nur seine Einkäufe im Supermarkt in Bay Ridge für alle sichtbar aufs Kassenband zu legen, war das alles ein bisschen zu viel. »Großer Abend heute, hm?«, hatte die Kassiererin gemeint, als er das letzte Mal dort war. Ein Sixpack Budweiser. Ein paar Kartoffeln. Deo.

Brian sagte, ihm sei aufgefallen, dass seine Freundin keine anderen irischen Freunde habe. Sie war erst achtzehn. Man hätte annehmen können, dass sie mit einer Freundin oder einem Cousin oder so gekommen war, aber so war es nicht, sie war allein. Er dachte, sie hätte sich zumindest mit ein paar irischen Mädchen für eine Wohngemeinschaft zusammentun können, das wäre weiß Gott kein Problem. Sie machte eine Krankenschwesterausbildung im Montefiore Hospital und wohnte im Schwesternwohnheim mit einer Dunkelhäutigen zusammen, ebenfalls einer Krankenschwester. War das so bei den Iren? Denn er war mal eine Weile mit einer Russin ausgegangen, und die war grundsätzlich nur mit anderen Russen zusammen gewesen.

»Ich bin auch Ire«, sagte Stanhope. »Aber bei unserer Familie ist das schon ’ne Weile her.«

Das war auch so was an Amerika. Hier war jeder Ire, aber es war schon ’ne Weile her.

»Könnte ja auch ein Zeichen von Intelligenz sein, wenn man sich von uns ein bisschen fernhält«, sagte Francis mit todernster Miene. Stanhope brauchte eine Weile.

*

Bei ihrer Abschlussfeier stand Bürgermeister Lindsay auf dem Podium, und Francis dachte sich von seinem Platz in der dritten Reihe aus, wie seltsam es war, einen Mann zu sehen, den er bis jetzt nur aus dem Fernsehen kannte. Francis war in New York geboren, dann hatten sie ihn wieder mit nach Hause nach Irland genommen, und dann war er kurz vor seinem neunzehnten Geburtstag mit zehn amerikanischen Dollars und der amerikanischen Staatsbürgerschaft wiedergekommen. Der Bruder seines Vaters, Patsy, hatte ihn am JFK-Flughafen abgeholt, hatte Francis die Tasche aus der Hand genommen und auf den Rücksitz geworfen. »Willkommen zu Hause«, sagte er. Die Vorstellung, dass dieser wuselige, fremde Ort sein zu Hause sein sollte, war mehr als seltsam. An seinem ersten Tag in Amerika stellte ihn Patsy zum Arbeiten an die Bar seines Pubs in der 3rd Avenue Ecke 80th Street in Bay Ridge. Über der Tür hing ein gerahmtes Kleeblatt. Als zum ersten Mal eine Frau hereinkam und ein Bier bestellte, nahm er ein Longdrinkglas und stellte es vor sie hin. »Was soll das denn werden?«, fragte sie. »Ein halbes Bier?« Sie schaute auf die Reihe der anderen Kunden an der Bar, alles Männer, von denen jeder ein normal großes Bierglas vor sich stehen hatte.

Er zeigte ihr ein Bierglas. »Wollen Sie so eins hier?«, hatte er gefragt. »Ganz voll?« Und als sie endlich kapierte, dass er neu in Amerika war, hatte sie sich über die Theke gelehnt und ihm das Haar aus der Stirn gestrichen.

»Genau so eins, Schätzchen«, sagte sie.

Eines Tages, als Francis ungefähr ein Jahr in New York war, kamen zwei junge Polizisten herein. Sie hatten eine Zeichnung von jemand dabei, den sie suchten, und fragten, ob jemand an der Bar die Person erkannte. Sie witzelten mit Patsy, mit Francis, miteinander. Als sie sich zum Gehen wandten, rang sich Francis durch, sich ein bisschen von der Neugier der Amis zu eigen zu machen. Wie schwierig es denn sei, bei der Polizei anzufangen? Und wie die Bezahlung so sei? Ein paar Sekunden waren ihre Mienen schwer zu deuten. Es war Februar, Francis trug einen alten abgelegten Zopfmusterpulli von Patsy, und er kam sich schäbig vor neben den Männern mit ihren gebügelten Jacken und den Mützen, die so akkurat auf ihren Köpfen saßen. Schließlich meinte der Kleinere, dass er in der Autowaschanlage seines Cousins in der Flushing Avenue gearbeitet habe, bevor er Polizist wurde. Auch als da alles schon vollautomatisch lief, erwischten ihn die Sprühanlagen, und im Winter war er am Ende eines Arbeitstages immer völlig durchgefroren. Das war ihm zu brutal gewesen. Außerdem kam es bei den Mädels wesentlich besser an, wenn er ihnen erzählte, dass er Polizist war, als wenn er gesagt hätte, dass er in der Waschanlage arbeitete.

Der andere junge Polizist stand ein bisschen angewidert daneben. Er war dem Polizeikorps beigetreten, weil auch sein Vater schon Polizist gewesen war. Und zwei seiner Onkel. Und sein Großvater. Es lag ihm im Blut.

Francis dachte den ganzen Winter darüber nach, achtete stärker auf die Polizisten in der Nachbarschaft, in der U-Bahn, wenn sie Absperrungen aufstellten, und im Fernsehen. Er ging zum nächsten Präsidium, um sich über die Einstufungstests zu informieren, über die Termine, wie das alles ablief und wann. Als Francis gegenüber Onkel Patsy seine Pläne erwähnte, meinte der, das sei eine gute Idee, dann bräuchte er nur zwanzig Jahre zu machen und hätte seine Pension. Francis fiel auf, wie Patsy dieses »zwanzig Jahre« aussprach, als wäre es nichts, ein kurzer Wimpernschlag, obwohl das zu diesem Zeitpunkt länger war als Francis’ gesamtes Leben. Nach zwanzig Jahren – gesetzt den Fall, er wurde nicht umgebracht – konnte er wieder etwas anderes machen. Er sah sein Leben vor sich, aufgeteilt in Blöcke von jeweils zwanzig Jahren, und zum ersten Mal überlegte er, wie viele dieser Blöcke er wohl überhaupt haben würde. Das Beste sei aber, dass er immer noch jung sei, sagte Patsy. Er wünschte, er wäre selbst auf die Idee gekommen, als er in Francis’ Alter war.

*

Nach dem Abschluss wurde seine Klasse in Gruppen aufgeteilt, um in verschiedenen Stadtteilen die ersten Erfahrungen im Einsatz zu sammeln. Er wurde mit dreißig anderen, darunter auch Brian Stanhope, nach Brownsville geschickt, und danach in die Bronx, wo die richtige Arbeit begann. Damals war Francis zweiundzwanzig, Brian erst einundzwanzig. Francis kannte Brian nicht gut, aber es war tröstlich, bei der Versammlung durchs Zimmer zu schauen und ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Bis jetzt war nichts so gekommen, wie man es ihnen vorhergesagt hatte. Das Präsidium selbst war das genaue Gegenteil dessen, was Francis sich vorgestellt hatte, als er sich an der Polizeiakademie bewarb. Draußen war es schon schlimm genug – von der Fassade blätterte überall der Putz ab, sie war bedeckt mit Vogelscheiße und gekrönt von Stacheldraht...

Erscheint lt. Verlag 12.10.2020
Übersetzer Wibke Kuhn
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amerika • amerikanische Autorin • Amerikanische Literatur • dramatische Familiengeschichte • dramatische junge Liebe • Ehe • Eheprobleme • Eheroman • Erste Liebe • Familie • Familie buch • Familienfreundschaft • Familienkonflikte • Familienroman • Familienromane • Familientragödie • Frauenfreundschaft • Freundschaft • Generationen • Generationenroman • Junge Liebe • Kinderfreundschaft • Liebesroman • Nachbarn • Nachbarschaftsverhältnis • New York • New York City • NYPD • Polizei • Polizisten • Romeo und Julia • Tragische Familiengeschichte • tragische Liebe • Trauma • USA • US-amerikanische Literatur • Verbotene Liebe • Vergeben • Verzeihen • Zeitgenössische Literatur
ISBN-10 3-96161-103-3 / 3961611033
ISBN-13 978-3-96161-103-4 / 9783961611034
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