Ein irischer Dorfpolizist (eBook)

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2017 | 1. Auflage
336 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-30017-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein irischer Dorfpolizist -  Graham Norton
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Duneen liegt wirklich am Arsch der Welt, ganz, ganz unten im Süden Irlands. Große Dramen finden in dem schmucken, kleinen Ort nicht statt, und trotzdem könnten viele Leute hier ein bisschen glücklicher sein. Sergeant PJ Collins war nicht immer so dick. Brid Riordan hat früher nicht so viel getrunken. Und auch Evelyn Ross glaubte einmal, ihr Leben könnte einen Sinn haben. Dann bricht der Tag an, als auf dem Grund der Burke-Farm Knochen gefunden werden. Menschliche Knochen. Und es ist vorbei mit der Ruhe, für PJ und einige andere in Duneen. Alte Wunden brechen auf, alte Lügen kommen ans Licht, neue Konflikte entbrennen, und während PJ zum ersten Mal in seiner Karriere einen richtigen Fall zu lösen versucht, überrascht er viele, die ihn zu kennen glaubten - am meisten sich selbst. «Ein großartiger Roman mit schön konstruierter Geschichte und der tröstlichen Botschaft, dass man Liebe finden kann, selbst wenn alle äußeren Umstände dagegen sprechen.» (Evening Standard)

Graham Norton, Schauspieler, Comedian und Talkmaster, ist eine der bekanntesten Fernsehpersönlichkeiten der englischsprachigen Welt. Geboren wurde er in Clondalkin, einem Vorort von Dublin, aufgewachsen ist der Sohn einer protestantischen Familie aber im County Cork im Süden Irlands. Sein erster Roman «Ein irischer Dorfpolizist» überraschte viele durch seine Wärme und erzählerische Qualität, er avancierte in Irland und Großbritannien zum Bestseller, wurde mit dem Irish Book Award 2016 ausgezeichnet und wird nun auch zu einer Fernsehserie. «Möglicherweise war es Verschwendung, dass der Mann die ganzen Jahre im Fernsehen war», schrieb Bestsellerautor John Boyne in der «Irish Times».

Graham Norton, Schauspieler, Comedian und Talkmaster, ist eine der bekanntesten Fernsehpersönlichkeiten der englischsprachigen Welt. Geboren wurde er in Clondalkin, einem Vorort von Dublin, aufgewachsen ist der Sohn einer protestantischen Familie aber im County Cork im Süden Irlands. Sein erster Roman «Ein irischer Dorfpolizist» überraschte viele durch seine Wärme und erzählerische Qualität, er avancierte in Irland und Großbritannien zum Bestseller, wurde mit dem Irish Book Award 2016 ausgezeichnet und wird nun auch zu einer Fernsehserie. «Möglicherweise war es Verschwendung, dass der Mann die ganzen Jahre im Fernsehen war», schrieb Bestsellerautor John Boyne in der «Irish Times». Karolina Fell hat schon viele große Autorinnen und  Autoren ins Deutsche übertragen, u.a. Jojo Moyes, Bernard Cornwell und Kristin Hannah.

TEIL EINS


1


Es war in der Einwohnerschaft von Duneen weitgehend akzeptiert, dass, sollte ein Verbrechen geschehen und es Sergeant Collins gelingen, den Täter festzunehmen, dieser Verhaftung wohl kaum eine Verfolgung zu Fuß vorausginge. Die Leute mochten ihn durchaus, und es gab im Grunde keine Beschwerden, aber es sorgte dennoch für einige Beunruhigung, dass die Sicherheit im Dorf von einem Mann abhing, dem schon beim Gang zur Kommunion der Schweiß ausbrach.

An diesem speziellen Morgen jedoch wirkte niemand übermäßig besorgt. In der Main Street war, da sie die einzige Straße war, am meisten los. Das Dorf hatte den Wintereinbruch noch vor sich, und doch sah Susan Hickey aus, als wollte sie zu einer Expedition in die Arktis aufbrechen. Sie kauerte unbeholfen mit einer Drahtbürste an ihrem Gartentor und versuchte, ein paar Rostflecken zu entfernen. Gleichzeitig zählte sie mit, wie viele Weinflaschen Brid Riordan behutsam in die Recyclingtonne legte. Sechzehn! Schämte sich diese Frau denn überhaupt nicht? Auf der anderen Straßenseite, vor dem Pub, hustete Cormac Byrne einen sehr befriedigenden Schleimklumpen heraus und spuckte ihn in hohem Bogen in den Rinnstein. Drüben bei der Telefonzelle sah der schmuddelige schwarz-weiße Collie auf, der den Lyons von der Autowerkstatt gehörte, überzeugte sich davon, dass alles genauso uninteressant war wie vermutet, und legte seinen Kopf zurück zwischen die Pfoten.

Vor O’Driscolls Laden, Poststation und Café in einem, hing das Polizeiauto tief über den Reifen und erweckte den Eindruck, schon länger nicht mehr vom Fleck bewegt worden zu sein. Auf dem Fahrersitz, den Bauch hinter das Steuerrad gezwängt, saß Sergeant Patrick James Collins. Die Namen hatte er bekommen, weil der Vater seiner Mutter, Patrick, genau sechs Wochen vor der Geburt ihres Sohnes gestorben und weil seine Mutter ein Riesenfan von James Garner war, dem Schauspieler, der die Hauptrolle in den Detektiv-Rockford-Filmen spielte. Sein Vater hatte den Familiennamen beigesteuert. Rückblickend war die sorgfältige Auswahl seiner Taufnamen vergebliche Mühe gewesen, denn jeder kannte ihn einfach nur als PJ.

PJ Collins war nicht schon immer dick. Er hatte an langen Sommerabenden in der Gasse hinter dem Laden seiner Eltern in Limerick zusammen mit den anderen Kindern herumgetobt. Sie hatten mit Blechdosen gekickt, Verstecken und Blindekuh gespielt. Das schrille Gelächter, Bezichtigungen wegen Schummelns und gelegentliches Heulen hatten die ruhige Abenddämmerung erfüllt, bis das Klappern eines Kochsiebs oder das Zischen bratender Zwiebeln sie zum Abendessen nach Hause gerufen hatte. Er vermisste dieses Gefühl, einfach dazuzugehören. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, wie es war, nicht aufzufallen oder beurteilt zu werden. Die Pubertät hatte für ihn eine Kombination aus Hunger und Trägheit mit sich gebracht, die zu einer fetten Schwarte und zum Ende seines Daseins als Mitglied der Clique geführt hatte. Er hatte das Genörgel seiner Mutter nicht gebraucht, um mitzubekommen, was geschah, aber irgendwie und trotz andauernder heimlicher Schwüre, sein Gewicht unter Kontrolle zu bekommen, wurde er einfach nur immer dicker und dicker, bis er beim Schulabschluss schließlich das Gefühl hatte, abzuspecken läge jenseits seiner Möglichkeiten.

Im Rückblick erkannte er, dass er sich hinter seinem Umfang versteckt hatte, um sich nicht all den Bewährungsproben der Pubertät aussetzen zu müssen. Er musste den Mut, ein Mädchen nach einer Verabredung zu fragen, gar nicht erst zusammenkratzen, denn welche von den Margarets oder Fionas mit ihren langen weißen Hälsen und dem schimmernden Haar würde sich auf der Tanzfläche von seinen warmen, klammen Händen festhalten lassen wollen? Die anderen Jungs versuchten, sich gegenseitig mit schicken Ledersohlen-Schuhen oder schrillen Aufklebern auf ihren Fahrrädern zu übertrumpfen, doch PJ wusste, dass er, ganz gleich, was er tat, niemals eine coole Erscheinung wäre. Übergewichtig zu sein, hatte ihn nicht unbedingt glücklich gemacht, aber es hatte ihm eine Menge Herzschmerz erspart. Es hatte ihn ungeschoren davonkommen lassen.

Das Leben als Polizist behagte PJ. Er fühlte sich durch die Uniform und das Auto kein bisschen fremdartiger als ohnehin schon immer, und die strikte professionelle Distanz, die er zwischen sich und den Nachbarn aufrechtzuerhalten hatte, stellte für ihn keine große Herausforderung dar. Er starrte aus dem Fenster auf den langen, niedrigen Hügel, über den die Touristen zu der Küste und der Schönheit weiterfuhren, die ihnen dort versprochen worden war. In Duneen hielten die Leute nicht an. Zur Verteidigung der Durchreisenden sei gesagt, dass dazu auch kaum ein Grund bestand. Nichts hob das Dorf von irgendeinem anderen ab. Eingezwängt in ein sanftes grünes Tal, war die Straße von unregelmäßigen Reihen zwei- und dreistöckiger Häuser gesäumt, die vor langer Zeit in den Pastelltönen gestrichen worden waren, bei denen man gewöhnlich an Babykleidung denkt. Am Ende der Main Street führte eine alte Brücke über den Fluss Torne. Jenseits davon wachte eine gedrungene graue Kirche über einen niedrigen Hügel. Keine lebende Seele konnte sich an Zeiten erinnern, in denen es auch nur ein winziges bisschen anders ausgesehen hätte. Die Zeit verging nicht in Duneen; sie versickerte.

PJ tupfte mit dem befeuchteten Zeigefinger die Toastkrümel von seinem Oberschenkel auf, hob den Finger zum Mund und seufzte. Gerade elf Uhr vorbei. Noch gute anderthalb Stunden bis zum Mittagessen. Welcher Tag war noch mal? Mittwoch. Schweinekoteletts. Er ging davon aus, dass es auch den Rest Crumble vom Abend davor geben würde, doch dann fiel ihm wieder ein, dass er ihn vorm Schlafengehen noch schnell im Stehen vor dem hohen Kühlschrank aufgegessen hatte. Bei dem Gedanken daran, wie seine Haushälterin Mrs. Meany die leere Kuchenform in der Spüle finden würde, errötete er leicht. Sie würde vor sich hin schimpfen, während sie die Form unter heißem Wasser spülte, und gleichzeitig schon planen, welches Zuckerzeug sie als Nächstes aus dem Hut zaubern würde, um ihn in Versuchung zu führen. Ohne sie wäre er garantiert nur halb so dick. Ganz bestimmt würde ihm ein Sandwich zum Mittag genügen. Er brauchte keine zwei Hauptmahlzeiten und schon gar keine zwei Nachtische. Das warme Frühstück jeden Morgen aß er nur, weil sie es ihm vor die Nase stellte, bevor er protestieren konnte. Sein Arm zuckte, als er sich vorstellte, wie er die Kühlschranktür gegen ihre schmale Gestalt knallen ließ, sodass sie auf den Boden fiele, fortan nicht mehr imstande, ungläubig die Augen aufzureißen, wenn sie seinen Teller abräumte. «Tja, da muss man nicht fragen, ob Ihnen das geschmeckt hat, Sergeant!»

Ein Klopfen an der Seitenscheibe unterbrach seine rabiate Träumerei. Es war Mrs. O’Driscoll selbst, die aus dem Laden gekommen war. Normalerweise war es ihre Tochter, Maeve, oder das magere polnische Mädchen, dessen Namen er vergessen hatte, nach dem erneut zu fragen ihm jedoch zu peinlich war. Er drehte den Zündschlüssel, drückte auf die Taste, um das Fenster herunterzulassen und räusperte sich. Er hatte seit seinem Abschied von Mrs. Meany um Viertel vor neun mit niemandem gesprochen.

«Das Wetter ist wieder recht schön geworden.»

«Ja, Gott sei Dank. Ich habe Ihnen eine Tasse Tee gebracht, um Ihnen das Aussteigen zu ersparen.»

Mrs. O’Driscoll entblößte ihre kleinen, gepflegten Zähne und lachte. Sie war einfach nur freundlich, und doch klang sie für PJ wie eine Frau, die einen fetten, in den Fahrersitz gequetschten Mann wie ihn auslachte, während sie sich in ihrer eigenen schlanken Figur aalte. Sie streckte ihm eine dampfende Tasse samt Untertasse entgegen. Dann schoss ihr anderer Arm vor und hielt ihm einen Teller mit einem marmeladebestrichenen Scone vors Gesicht.

«Sie sind frisch aus dem Ofen, und die Marmelade ist von der Pfarrersfrau.»

«Sie sind zu freundlich», sagte er mit einem gezwungenen Lächeln. Wusste irgendjemand, dass ein simpler Scone eine derartige Gefühlsverwirrung hervorrufen konnte? Er fühlte sich gleichzeitig bevormundet, wütend, gierig, hungrig und unterlegen.

«Lassen Sie es sich schmecken, und keine Sorge, ich schicke Petra in einer Minute, um den Teller abzuholen. Sie machen ja bestimmt kurzen Prozess damit!» Noch ein Lachen, dann eilte sie über den Gehweg zurück in den Laden.

PJ stellte die Teetasse auf den Beifahrersitz und nahm den Scone in die Hand. Er zwang sich, ihn mit zwei Bissen aufzuessen statt mit einem, und leckte sich die Marmelade aus den Mundwinkeln. Teller abgestellt, Untertasse hochgenommen, schlürfte er einen Schluck Tee. Im Radio stellte der Moderator Quizfragen zu Kinofilmen. Nennen Sie die originalen Ghostbusters. Tja, das ist nicht schwer. Bill Murray, Dan Aykroyd und … wie hieß noch mal der andere? Er schloss die Augen, um sich den Schauspieler vorzustellen, doch stattdessen beschwor er das grinsende Gesicht Emma Fitzmaurices herauf. Sie hatten sich damals zu Ghostbusters verabredet. Er spürte die Verlegenheit durch seinen Körper wallen, als hätte das alles erst am Abend zuvor stattgefunden. Seine unbeholfenen Bemühungen, sich schräg auf den schmalen Kinosessel zu setzen, damit er versuchen konnte, ihr den Arm um die Schultern zu legen. Und wie sie ihn dann angesehen und gelacht hatte. Ohne sich wenigstens ein bisschen Mühe zu geben, seine Gefühle nicht zu verletzen, es war einfach nur blanker Spott. Warum hatte sie seine Einladung überhaupt angenommen? Ganz gleich, wie peinlich...

Erscheint lt. Verlag 18.8.2017
Übersetzer Karolina Fell
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Cork • Dorf • Geheimnisse • Irland • Kriminalroman • Polizei
ISBN-10 3-644-30017-8 / 3644300178
ISBN-13 978-3-644-30017-0 / 9783644300170
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