Der zerbrochne Krug (eBook)

Ein Lustspiel
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2011 | 1. Auflage
90 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-401935-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der zerbrochne Krug -  Heinrich Von Kleist
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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Der Dorfrichter Adam hat just an dem Tag, an dem der Gerichtsrat Walter die ordnungsgemäße Führung seiner Gerichtsstube prüfen möchte, über einen höchst eigentümlichen Fall zu richten. Frau Marthe klagt an, ein nächtlicher Besucher ihrer Tochter habe ihr, vor der Entdeckung fliehend, einen unersetzlichen Krug zerschlagen. Richter Adam jedoch, der, sichtlich derangiert von einem nächtlichen Abenteuer, seine Pflichten mehr schlecht als recht versieht, verstrickt sich immer tiefer in diesen Fall.

Heinrich von Kleist, dessen Werk bereits auf die Moderne vorausweist, wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt/Oder geboren. Die Beschäftigung mit Kants Philosophie löste 1801 eine Krise aus, die zur Infragestellung der Lebenspläne Kleists führte. Es folgten Reisen durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz. 1807 wurde Kleist von französischen Behörden unter Spionageverdacht verhaftet. 1809 publizierte er patriotische Lieder und Aufsätze gegen die französische Besatzung. Von 1810 bis 1811 war er Herausgeber der ?Berliner Abendblätter?, zunehmende Schwierigkeiten mit der Zensur führten zu deren Verbot. Gemeinsam mit der krebskranken Henriette Vogel beging Kleist am 21. November 1811 am Ufer des Wannsees in Berlin Selbstmord.

Heinrich von Kleist, dessen Werk bereits auf die Moderne vorausweist, wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt/Oder geboren. Die Beschäftigung mit Kants Philosophie löste 1801 eine Krise aus, die zur Infragestellung der Lebenspläne Kleists führte. Es folgten Reisen durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz. 1807 wurde Kleist von französischen Behörden unter Spionageverdacht verhaftet. 1809 publizierte er patriotische Lieder und Aufsätze gegen die französische Besatzung. Von 1810 bis 1811 war er Herausgeber der ›Berliner Abendblätter‹, zunehmende Schwierigkeiten mit der Zensur führten zu deren Verbot. Gemeinsam mit der krebskranken Henriette Vogel beging Kleist am 21. November 1811 am Ufer des Wannsees in Berlin Selbstmord.

Szene: Die Gerichtsstube

Erster Auftritt


Adam sitzt und verbindet sich ein Bein. Licht tritt auf.

LICHT

Ei, was zum Henker, sagt, Gevatter Adam!

Was ist mit Euch geschehn? Wie seht Ihr aus?

ADAM

Ja, seht. Zum Straucheln braucht’s doch nichts, als Füße.

Auf diesem glatten Boden, ist ein Strauch hier?

Gestrauchelt bin ich hier; denn jeder trägt

Den leidgen Stein zum Anstoß in sich selbst.

LICHT

Nein, sagt mir, Freund! Den Stein trüg jeglicher –?

ADAM

Ja, in sich selbst!

LICHT

       Verflucht das!

ADAM

             Was beliebt?

LICHT

Ihr stammt von einem lockern Ältervater,

Der so beim Anbeginn der Dinge fiel,

Und wegen seines Falls berühmt geworden;

Ihr seid doch nicht –?

ADAM

        Nun?

LICHT

          Gleichfalls –?

ADAM

               Ob ich –? Ich glaube –!

Hier bin ich hingefallen, sag ich Euch.

LICHT

Unbildlich hingeschlagen?

ADAM

            Ja, unbildlich.

Es mag ein schlechtes Bild gewesen sein.

LICHT

Wann trug sich die Begebenheit denn zu?

ADAM

Jetzt, in dem Augenblick, da ich dem Bett

Entsteig. Ich hatte noch das Morgenlied

Im Mund, da stolpr’ ich in den Morgen schon,

Und eh ich noch den Lauf des Tags beginne,

Renkt unser Herrgott mir den Fuß schon aus.

LICHT

Und wohl den linken obenein?

ADAM

             Den linken?

LICHT

Hier, den gesetzten?

ADAM

         Freilich!

LICHT

             Allgerechter!

Der ohnhin schwer den Weg der Sünde wandelt.

ADAM

Der Fuß! Was! Schwer! Warum?

LICHT

             Der Klumpfuß?

ADAM

                    Klumpfuß!

Ein Fuß ist, wie der andere, ein Klumpen.

LICHT

Erlaubt! Da tut Ihr Eurem rechten Unrecht.

Der rechte kann sich dieser – Wucht nicht rühmen,

Und wagt sich eh’r aufs Schlüpfrige.

ADAM

              Ach, was!

Wo sich der eine hinwagt, folgt der andre.

LICHT

Und was hat das Gesicht Euch so verrenkt?

ADAM

Mir das Gesicht?

LICHT

       Wie? Davon wisst Ihr nichts?

ADAM

Ich müsst ein Lügner sein – wie sieht’s denn aus?

LICHT

Wie’s aussieht?

ADAM

       Ja, Gevatterchen.

LICHT

               Abscheulich!

ADAM

Erklärt Euch deutlicher.

LICHT

           Geschunden ist’s,

Ein Greu’l zu sehn. Ein Stück fehlt von der Wange,

Wie groß? Nicht ohne Waage kann ich’s schätzen.

ADAM

Den Teufel auch!

LICHT (bringt einen Spiegel)

 Hier! Überzeugt Euch selbst!

Ein Schaf, das, eingehetzt von Hunden, sich

Durch Dornen drängt, lässt nicht mehr Wolle sitzen,

Als Ihr, Gott weiß wo? Fleisch habt sitzen lassen.

ADAM

Hm! Ja! ’s ist wahr. Unlieblich sieht es aus.

Die Nas hat auch gelitten.

LICHT

         Und das Auge.

ADAM

Das Auge nicht, Gevatter.

LICHT

           Ei, hier liegt

Querfeld ein Schlag, blutrünstig, straf mich Gott,

Als hätt ein Großknecht wütend ihn geführt.

ADAM

Das ist der Augenknochen. – Ja, nun seht,

Das alles hatt ich nicht einmal gespürt.

LICHT

Ja, ja! So geht’s im Feuer des Gefechts.

ADAM

Gefecht! Was! – Mit dem verfluchten Ziegenbock,

Am Ofen focht ich, wenn Ihr wollt. Jetzt weiß ich’s.

Da ich das Gleichgewicht verlier, und gleichsam

Ertrunken in den Lüften um mich greife,

Fass ich die Hosen, die ich gestern abend

Durchnässt an das Gestell des Ofens hing.

Nun fass ich sie, versteht Ihr, denke mich,

Ich Tor, daran zu halten, und nun reißt

Der Bund; Bund jetzt und Hos und ich, wir stürzen,

Und häuptlings mit dem Stirnblatt schmettr’ ich auf

Den Ofen hin, just wo ein Ziegenbock

Die Nase an der Ecke vorgestreckt.

LICHT (lacht)

Gut, gut.

ADAM

       Verdammt!

LICHT

             Der erste Adamsfall,

Den Ihr aus einem Bett hinaus getan.

ADAM

Mein Seel! – Doch, was ich sagen wollte, was gibt’s Neues?

LICHT

Ja, was es Neues gibt! Der Henker hol’s,

Hätt ich’s doch bald vergessen.

ADAM

            Nun?

LICHT

Macht Euch bereit auf unerwarteten

Besuch aus Utrecht.

ADAM

       So?

LICHT

         Der Herr Gerichtsrat kömmt.

ADAM

Wer kömmt?

LICHT

   Der Herr Gerichtsrat Walter kömmt, aus Utrecht.

Er ist in Revisionsbereisung auf den Ämtern

Und heut noch trifft er bei uns ein.

ADAM

Noch heut! Seid Ihr bei Trost?

LICHT

             So wahr ich lebe.

Er war in Holla, auf dem Grenzdorf, gestern,

Hat das Justizamt dort schon revidiert.

Ein Bauer sah zur Fahrt nach Huisum schon

Die Vorspannpferde vor den Wagen schirren.

ADAM

Heut noch, er, der Gerichtsrat, her, aus Utrecht!

Zur Revision, der wackre Mann, der selbst

Sein Schäfchen schiert, dergleichen Fratzen hasst.

Nach Huisum kommen, und uns kujonieren!

LICHT

Kam er bis Holla, kommt er auch bis Huisum.

Nehmt Euch in Acht.

ADAM

        Ach geht!

LICHT

            Ich sag es Euch.

ADAM

Geht mir mit Eurem Märchen, sag ich Euch.

LICHT

Der Bauer hat ihn selbst gesehn, zum Henker.

ADAM

Wer weiß, wen der triefäugige Schuft gesehn.

Die Kerle unterscheiden ein Gesicht

Von einem Hinterkopf nicht, wenn er kahl ist.

Setzt einen Hut dreieckig auf mein Rohr,

Hängt ihm den Mantel um, zwei Stiefeln drunter,

So hält so’n Schubiack ihn für wen Ihr wollt.

LICHT

Wohlan, so zweifelt fort, ins Teufels Namen,

Bis er zur Tür hier...

Erscheint lt. Verlag 21.10.2011
Reihe/Serie Fischer Klassik Plus
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Arme Teufel • Ausrutscher • Ritter • Satire • Traumpaare
ISBN-10 3-10-401935-5 / 3104019355
ISBN-13 978-3-10-401935-2 / 9783104019352
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