Das Schicksal von O (eBook)

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2024 | 2. Auflage
280 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-9966-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Schicksal von O -  Helmut Brixel
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Das Schicksal von O. Kriminalroman In einer kleinen Ortschaft fuhr eine junge Frau kurz vor Mitternacht mit ihrem Fahrrad nach Hause. Als sie eine unbeleuchtete Kreuzung überquert, wird sie von einem Auto erfasst. Die vier Insassen steigen aus und blicken auf die junge Frau, die am Boden liegt. 'Die ist tot', sagt einer von ihnen. Sie lassen die junge Frau liegen und flüchten mit dem Auto. Sieben Jahren später stirbt eine der Personen aus dem Fluchtauto. Kurz darauf die zweite. Und die dritte. Die Polizei ist ratlos. Immer sah es nach Selbstmord aus. Oder war es doch Mord? Sie blieben als ungelöste Fälle auf dem Stapel liegen. Die vierte Person bekommt Angst. Wird auch sie sterben müssen? Wieder ein Mord? Die Kette reißt nicht ab, denn eine weitere unbekannte Leiche wird am Flughafen gefunden. Wer ist jetzt das? Wir waren doch nur zu viert! Wenn es Mord war, wer half der Rollstuhlfahrerin?

Helmut Brixel wuchs schon als Kind mit mehreren Katzen auf. In seiner Jugend dachte er sich lustige Katzen- und Kurzgeschichten aus und schrieb sie auf. Später begann er, sie als junger Familienvater zu erzählen. Mit viel Liebe und Fantasie baute Helmut eine spannende Erzählung nach der anderen auf. Sein abwechslungsreiches Berufsleben führte ihn in viele Nachbarländer, wo er interessante Momente für später festhielt. Anfang 2024 veröffentlichte Helmut Brixel seine erste Geschichte als E-Book und in gedruckter Form. In '3K und TIGER' brachte er seine Tierliebe auf humorvolle Weise zum Ausdruck. Krimis und Liebesgeschichten folgten. Ein Buch, wie kein anderes, je verzwickter, desto besser. In Leonberg, wo er seit 1985 wohnt, entstehen seine weiteren E-Books.

Schon als Kind wuchs Helmut Brixel mit mehreren Katzen auf. In seiner Jugend dachte er sich lustige Kurzgeschichten aus, die er sich später notierte. Mittlerweile schreibt er seine Geschichten, gemischt mit neuen Ideen und Gedanken, nieder. In seinem Buch '3K und TIGER' hat Helmut Brixel seine Tierliebe auf humorvolle Weise zum Ausdruck gebracht. Aber auch spannende Kriminalgeschichten haben es ihm angetan.

01 - Ottilies Unfall


Zu dieser späten Stunde fuhr kein Auto mehr, kein Hund kläffte. Aus der Ferne war nur das leise Rauschen des Verkehrs von der Autobahn zu hören. In dem kleinen Dorf Besenhalden herrschte Totenstille. Die kleinen Häuser der Siedlung säumten den Straßenrand, nur vereinzelte Straßenlaternen erhellten spärlich den schwarzgrauen Asphalt direkt unter ihnen.

 

Kurz vor 23 Uhr radelte Ottilie Altmann gut gelaunt nach Hause. Der kleine Scheinwerfer hatte Mühe, den Weg auszuleuchten. Ottilie war auf dem Heimweg von einer Freundin, bei der sie zu fünft den zweiten Abend mit der Mädchengruppe nach der Lehre verbracht hatten. Themen waren vorrangig ihre beruflichen Perspektiven und gegen Ende natürlich auch die Jungs. Voller Euphorie und in Gedanken an einen jungen Mann trat sie in die Pedale. Es war noch recht warm für diese Tageszeit. Ottilie genoss den kühlen Fahrtwind, der mit ihren Haaren spielte. An der unbeleuchteten Kreuzung überquerte sie die Straße, ganz in ihrer Fantasie mit dem jungen Mann versunken.

 

Erst als die grellen Lichter sie von der Seite anleuchteten, bemerkte sie gleichzeitig ein erschrockenes Gesicht hinter der Windschutzscheibe eines Autos. Im selben Augenblick wurden ihr die Beine unter dem Körper weggezogen. Ottilie spürte nur einen betäubenden Schlag, als ihr Kopf auf die harte Motorhaube des Wagens prallte. Ihr Körper rutschte seitlich über das Fahrzeug weg. Plötzlich wurde es still und ruhig in ihr. Sie sah und hörte nichts mehr. Kein Schmerz drang in ihr Bewusstsein. Ottilie spürte nicht einmal den kühlen Asphalt der Straße, auf der sie nun völlig verrenkt lag. Ihr Fahrrad auf dem Bürgersteig sah aus, als hätte es jemand weggeworfen. Das Hinterrad drehte sich noch leicht vom Schwung der Fahrt.

Mit quietschenden Reifen bremste das Fahrzeug bis zum Stillstand ab. Der Motor stotterte noch ein wenig und wurde anschließend abgewürgt. Erst nach mehr als zwanzig Sekunden des Schreckens öffneten sich langsam alle Türen des Wagens. Vier junge Menschen stiegen aus, zwei Mädchen und zwei Jungen. Angst und Entsetzen standen ihnen ins Gesicht geschrieben. Blass gingen sie vorsichtig auf das Unfallopfer zu. Die junge Frau, die den Wagen zum Zeitpunkt des Unfalls gefahren hatte, zitterte am ganzen Körper vor Angst und Schrecken über das, was geschehen war ...

 

»Hast du sie nicht gesehen?«, fuhr sie jemand an.

 

»Nein, ich habe nur nach hinten geschaut«, schrie sie fast hysterisch zurück.

 

»Seid ruhig. Vielleicht hat noch niemand etwas gehört oder gesehen«, kam es beschwörend von der Beifahrerin. Ihr Blick suchte forschend die Fenster der umliegenden Häuser ab. Kein Fensterladen öffnete sich, kein Licht brannte, alles blieb ruhig und weiterhin verschlafen.

 

»Lebt sie noch?«, fragte einer der jungen Männer, der hinten gesessen hatte und nun auf einen weiten Rock blickte, der den scheinbar leblosen Körper als weiblich definierte. Die vier standen um das Unfallopfer herum und betrachteten es ängstlich. Vor ihnen lag eine junge Frau in einer völlig absurden Haltung. Die Beine und der Unterkörper im dunklen Rock zeigten nach rechts. Der Oberkörper in der hellen Bluse lag rücklings auf der Straße. Nur der Kopf mit den langen hellen Haaren zeigte übertrieben nach links. Unter dem Körper bildete sich eine kleine Blutlache. Einer der jungen Männer fasste sich ein Herz und drehte den Kopf der angefahrenen Frau vorsichtig nach oben. Das zerschrammte Gesicht war noch weitgehend von den Haaren verdeckt. Erst als der junge Mann ihr mit der Hand über die Stirn fuhr, um die Haare beiseite zu schieben, wurde allen Anwesenden klar, dass es sich um eine ehemalige Schulkameradin handelte.

 

»Scheiße! Scheiße! So ein Mist! Was machen wir jetzt?«

»Abhauen! Was sonst!«

»Und das, so schnell wie möglich!«

»Ihr wollt sie doch nicht so liegen lassen!«

»Warum denn nicht? Die ist bestimmt tot.«

»Aber wir könnten doch wenigstens einen Krankenwagen rufen!«

»Was willst du denen sagen? Ich habe gesehen, wie jemand überfahren wurde? Ich saß auch im Auto und musste zusehen?«

»Und deine Nummer vom Telefon haben sie auch! Und schon haben sie dich!«

»Kommt endlich! Verschwinden wir! Und zwar schnell!«

»Lass bloß dein Telefon stecken! Wehe, du rufst an!«

»Ihr könnt doch nicht einfach ...«

»Doch! Können wir. Und zwar schnell! Los!«

»Ja, ist schon gut. Ich komme mit.«

 

Alle vier rannten zurück zum Auto. »Fährst du bitte? Ich zittere zu sehr«, kam es von der Fahrerin. »Klar. Kein Problem.«

 

Ottilie lag noch immer auf der Straße. Die Gespräche von eben waren gedämpft in ihrem Kopf zu ihr durchgedrungen. Nur die Gesichter, die auf sie herabblickten, konnte sie alles andere als einordnen, denn sie machten auf Ottilie einen optisch verschobenen und zerfurchten Eindruck. Sie wollte um Hilfe schreien. Sie öffnete den Mund nur leicht, aber so sehr sie sich auch bemühte, es kam kein Laut heraus.

 

Warum hilft mir niemand? Sieht mich denn niemand? Wo gehen die jetzt hin? Das waren ihre letzten Gedanken in diesem Moment, bevor die Dunkelheit sie wieder umfing und Stille einkehrte.

 

Der junge Mann stieg ein und startete den Motor. Vier Türen schlossen sich leise und der Wagen rollte weiter in die Nacht. Die junge Frau blieb auf der Straße zurück. Sie lag da, wie sie angefahren worden war. Der einzige Unterschied war, dass ihr Kopf nach oben gedreht war und ihr Gesicht zum Himmel zeigte, wo ein paar Wolken lautlos vom Nachtwind getrieben wurden.

 

Eine ältere Dame musste alles von der anderen Straßenseite aus beobachten, als sie mit ihrem Hund spazieren ging. Sie stand noch wie angewurzelt neben einem Baum in der Dunkelheit. Die Dame war von dem Unfall so geschockt, dass sie sich mucksmäuschenstill verhalten hatte. Außerdem war sie ohne Brille und nur mit der kurzen Leine in der Hand nach draußen gelaufen. Der kleine Hund schaute zu ihr auf.

 

Als die ältere Dame näher kam, sah sie die junge Frau am Boden liegen, das Fahrrad ein paar Meter weiter auf dem Bürgersteig. Schnell zog sie ihr Handy aus der Tasche und rief den Notarzt.

 

Ottilie erwachte wie aus einem tiefen Schlaf, völlig erschöpft und müde, als ihr etwas über die Wange strich. Sie spürte etwas Feuchtes und Raues, das sie immer wieder berührte. Eine fremde Stimme drang mit den Worten ‚Fiffi! Fiffi! Lass das!‘ zu ihr durch. Wenige Minuten später hörte die alte Dame schon die Sirenen und konnte in der Ferne das blaue Blinklicht erkennen. Endlich fuhr der Krankenwagen vor und sofort sprangen zwei Sanitäter heraus. Einer rannte schnurstracks zur Verletzten, der andere ging zur Seitentür und holte eine große Tasche heraus, mit der er ebenfalls zur Verletzten eilte. Nach einigen Minuten traf ein Streifenwagen der Polizei ein. Er tauchte die dunkle Kreuzung in ein unwirkliches Blau, das von allen Seiten reflektiert wurde.

 

»Guten Abend. Haben Sie den Unfall gemeldet?«, fragte der Uniformierte die ältere Dame. Dann prasselte eine Frage nach der anderen auf sie ein.

 

»Konnten Sie wenigstens erkennen, um was für ein Fahrzeug es sich handelte, oder haben Sie sich gar das Kennzeichen gemerkt?«

 

»Guter Mann, wie denn, ohne Brille? Sonst hätte ich die lange Leine für meinen Fiffi mitgenommen. Ich war froh, dass ich ohne Brille die 112 wählen konnte. Es waren vier junge Leute, den Stimmen nach zu urteilen, zwei Frauen und zwei Männer. Mehr konnte ich nicht erkennen.«

 

In der Zwischenzeit wurde die junge Frau bereits auf die Trage gelegt und in den Rettungswagen geschoben. Ein Sanitäter stieg hinten ein, der andere klemmte sich hinter das Lenkrad. Mit Blaulicht und Martinshorn ging es zurück in Richtung Krankenhaus.

Der Vater, Ottokar Altmann, wartete auf seine Tochter Ottilie, denn die Uhr zeigte schon weit nach 23 Uhr. Sonst kam sie immer pünktlich nach Hause oder rief zumindest an, dass es später werden würde.

 

Hoffentlich ist nichts passiert, schoss es ihm durch den Kopf. Auf keinen Fall wollte er Ottilies Freundin zu dieser späten Stunde noch einmal anrufen. Er setzte sich in sein altes Auto, das auch schon bessere Tage gesehen hatte. Ottokar Altmann dachte, wie jedes Mal, dass er sich bald ein neues kaufen müsste. Der Motor sprang erst zum dritten Mal an und Ottokar fuhr endlich los. Als er an die Kreuzung kam, leuchteten ihm schon die zuckenden Blaulichter entgegen. Die blinkenden Polizeiautos versperrten ihm den Weg in die Kreuzung.

Der Vater parkte das Auto am Straßenrand und stieg aus. Er hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend, wie vor über einem Jahr, als seine Frau von einem Betrunkenen angefahren worden war. Jetzt wurde die Kreuzung von mehreren Scheinwerfern in grelles Licht getaucht. Langsam näherte er sich der Unfallstelle. Sein Blick wanderte von links nach rechts und gleich wieder zurück. Er atmete auf, als er keinen Körper auf der Straße entdeckte. Die Straße war ruhig wie immer. Nur die Hektik der Polizisten und einiger anderer Beamter in weißen Anzügen erinnerte ihn an den Unfall mit seiner Frau.

 

Seine Frau war vor über einem Jahr mitten in der Großstadt an einem Zebrastreifen angefahren worden. Sie stürzte und schlug mit dem Kopf auf eine Bordsteinkante auf. Erst sieben Wochen später konnte sie aus dem Krankenhaus entlassen werden. Seitdem hatte er das Gefühl, seine Frau war nur noch eine Hülle ihrer selbst. Ihre frühere Lebensfreude war verschwunden, sie wirkte apathisch. Sie...

Erscheint lt. Verlag 9.4.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Fahrerflucht • Krinalgeschichte • Mist gebaut • Rollstuhl • Schicksal • überlebt • Zurück ins Leben
ISBN-10 3-7584-9966-6 / 3758499666
ISBN-13 978-3-7584-9966-1 / 9783758499661
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