Konfliktmanagement in der Personalarbeit (eBook)

Wie Sie Schritt für Schritt schwierige Situationen lösen
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
200 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-14815-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
44,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
In der Personalarbeit haben Sie automatisch eine Position als Mittler:in zwischen Unternehmensseite und Mitarbeitenden inne. Gerade im Konfliktfall wird das zur Herausforderung. Dieses Buch zeigt, wie Sie sich auf Konfliktgespräche vorbereiten und dem Druck auch in widrigen Situationen standhalten. Es hilft Ihnen, nicht nur aktuelle Konflikte besser lösen zu können. Sie erkennen auch, wann Sie besser eingreifen und wann nicht und was Sie dann tun können. Das Thema Konfliktmanagement wird anhand einer teilweise autobiografischen Geschichte erzählt, die im Fachteil kommentiert wird. Inhalte: - Sich über das eigene Konfliktverhalten bewusst sein - Wann Streit der bessere Konflikt ist - Mit Aufrichtigkeit wirklich ankommen und empathisches Zuhören lernen - Entscheidungen mit achtsamen Blick treffen - Krisen in Chancen verwandelnDigitale Extras: - Checklisten - Gesprächsleitfäden   

Andreas Basu, Dipl.-Ing., verfügt über 20 Jahre Führungserfahrung im Mittelstand. Er ist international zertifizierter Trainer des Center for Non-Violent Communication CNVC und selbstständiger Trainer, Coach und Unternehmensberater.

Andreas Basu Andreas Basu, Dipl.-Ing., verfügt über 20 Jahre Führungserfahrung im Mittelstand. Er ist international zertifizierter Trainer des Center for Non-Violent Communication CNVC und selbstständiger Trainer, Coach und Unternehmensberater. Esther Basu Esther Basu war viele Jahre Personalreferentin, Konfliktberaterin, Mediatorin und Allgemeine Gleichstellungsbeauftragte des Bayerischen Rundfunks. Sie ist Volljuristin, und aktuell Trainerin für Konfliktmanagement und Coach ECA©, u. a. für die ARD.ZDF Medienakademie, den Bayerischen Rundfunk, die Walner-Schulen, den Frauennotruf München, die Haufe Akademie und das Bayerische Rote Kreuz.

1 Personaler haben’s schwer


»Manchmal dürfen erst unangenehme Dinge passieren,
um uns daran zu erinnern, dass es an der Zeit ist,
etwas zu ändern.«

Unbekannt

»Halte die Stellung. Ich vertraue auf dich!« ist alles, was ihr Chef sagt, als er sich aus dem Büro verabschiedet und in seinen Karibikurlaub verschwindet. Paula weiß gar nicht, was sie sagen soll, und stammelt nur ein kurzes »Ja, klar, alles Gute und viel Spaß«. Ihre Augen weiten sich, als die Tür zufällt, und sie ahnt: Da kommt was auf mich zu!

Da ist Paula nun – auf sich allein gestellt. Sie spürt, dass die Vorstellung, ihren Chef – Peter Void – zum ersten Mal vertreten zu müssen, seit er sie vor acht Monaten zu seiner Stellvertreterin ernannt hat, sie beunruhigt. Sie darf in den nächsten zwei Wochen die Fahne der Personalabteilung hochhalten. Das dürfte spannend werden, denkt sie sich und weiß noch nicht, wie recht sie damit hat.

Vor einigen Jahren war sie in ihrem Traumberuf gelandet: als Personalverantwortliche mit Menschen arbeiten – großes Kino! Menschen stärken und durch ihr Angestelltenleben begleiten, unterstützen und Perspektiven aufzeigen und schaffen. So großartig, denkt sie sich, bestehen doch Unternehmen in echt aus Menschen. Menschen, die gemeinsame Aufgaben angehen, die in Teams arbeiten und Visionen verwirklichen, die größer sind als sie selbst.

Sie hatte den Wunsch, Menschen zusammenzubringen und dazu zu bewegen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Ihr war klar, dass das herausfordernd werden würde, doch sie wusste auch, weshalb ihr das etwas bedeutete: Die schwierigen Jahre in ihrer Herkunftsfamilie hatten etwas in ihr wachsen lassen – den Wunsch, zum Leben etwas Bedeutendes beizutragen.

Doch jetzt waren erst mal die Telefonate dran und natürlich die Organisation der Abteilungsbesprechung.

Auf ihrer Liste stand:

  1. Wochenmeeting der Abteilung organisieren
  2. die neuen Gehaltsbänder
  3. Entwicklungsabteilung – die Situation mit der neuen Mitarbeiterin
  4. Förderprogramm für junge Entwicklungsingenieure: Entwicklungsbausteine definieren

Das erste Wochenmeeting

Paula ist gut vorbereitet. Sie geht noch einmal ihre Checkliste durch, bevor die Kollegen hereinkommen: Begrüßung, Themen, Berichte der Kollegen und Kolleginnen, Anträge, Beschlüsse – nichts vergessen, super! Das sind die anderen ja gewohnt. Nichts Besonderes, außer, dass es halt diesmal nicht Peter, ihr Chef, macht.

Es ist 9 Uhr. Noch ist keiner da. Paula freut sich: Gut, dann wird es heute halt etwas kürzer sein. Ist ja eh wöchentliche Routine, die jeder absitzt. Umso besser. Sie liest noch mal ihre Unterlagen durch. Wann kommen die denn? Kaum ist der Chef weg, schon … Ach, da ist ja der Erste. Heinz schaut herein, besser gesagt, er lugt um die Ecke und fragt Paula:

»Findet denn unser Wochenmeeting heute statt?«

»Ja, klar!«, antwortet Paula.

»Ach so, ich dachte, wenn der Chef weg ist, dann vielleicht nicht.«

Paula wundert sich, fragt sich: Hat ihr Chef denn niemandem Bescheid gegeben?

Heinz setzt sich und beide warten. Eine etwas unangenehme Stille entsteht. Schließlich entscheidet Paula, noch mal allen Bescheid zu geben. Sie steht auf und hetzt leicht außer Atem durch die Gänge, lugt zu den Türen herein und sagt: »Wochenmeeting, Raum A10, wie immer – kommt ihr?« Große Augen folgen ihr, während sie zum nächsten Zimmer stürmt. Als sie ihren Rundgang beendet hat, kommt sie wieder beim Konferenzraum A10 an. Mehrere Kolleginnen und Kollegen sitzen bereits da, bis auf einige, die allerdings nach und nach eintrudeln.

Paula fängt mit der Agenda an, denn begrüßt hat sie ja irgendwie jeden auf ihrem Rundgang schon. Heinz kommt auch wieder herein – er hat sich eine Fanta geholt. Als Berta und Irina das sehen, stehen sie auf und sagen: »Du, wir sind gleich wieder da, wir holen uns nur kurz etwas zum Trinken.« Paula denkt sich: Könnt ihr das nicht danach machen? Sie lächelt tapfer, nickt kurz und schaut auf die Uhr: 9:35 Uhr! Oh Gott, nur noch eine knappe halbe Stunde!

Sie versucht es noch einmal mit der Agenda, liest die Punkte vor. Doch irgendwie ist heute keiner wirklich bei der Sache. Also holt sie noch einmal aus, weshalb es heute so wichtig ist, mit den Themen weiterzukommen: »Wie ihr sicher wisst, ist Peter die nächsten zwei Wochen in Urlaub und hat mir die Vertretung übertragen. Daher würde ich mit euch heute gern folgende Punkte durchgehen …« Bevor sie weitersprechen kann, fragt Irina: »Peter ist in Urlaub und du sollst ihn vertreten? Wieso denn ausgerechnet du?« Paula ist irritiert, denn Irina hat recht: Weshalb ausgerechnet sie? Ihr wird heiß, sie merkt, wie ihr die Röte ins Gesicht steigt. Irina ist doch viel länger im Betrieb … Paula hasst diese Momente, in denen ihr heiß wird und sie ahnt, dass andere ihr ansehen, wie peinlich ihr die Situation ist. Sie antwortet: »Ja, also … Ich weiß auch nicht, aber er hat es mir so gesagt. Also gehen wir mal Thema 1 an: die neuen Gehaltsbänder.« Irina tuschelt mit ihrer Freundin Berta. Plötzlich meint Berta: »Ich weiß nicht, was das bringen soll – schließlich ist Peter nicht da!« Paula spürt, wie ihr die Kraft aus dem Körper weicht. Sie stammelt: »Nun, wir sollen aber doch die Wochenthemen besprechen.« »Hm, besprechen heißt ja nicht beschließen«, kontert Berta »Aber dann kommen wir doch nicht voran«, erwidert Paula. »Ja, dann ist das so. Aber ich werde hier nichts beschließen ohne Peter!« Bertas Standpunkt ist klar. Paula sieht, wie einige still nicken. Heinz sagt nichts, er nuckelt an seiner Flasche. Hat er überhaupt zugehört?

»Na gut, dann machen wir doch die Situation mit der neuen Mitarbeiterin in der Entwicklungsabteilung«, versucht Paula das nächste Thema auf der Agenda anzuschneiden. Berta meldet sich sofort zu Wort: »Ja, das ist eine schwierige Situation, die haben da ja jedes Mal nichts anderes zu tun, als bei uns neue Mitarbeiter onboarden zu lassen. Das ist doch nicht unser Job! Das muss man klären.« »Hm, ja. Wer kann das denn übernehmen? Kennt jemand die Abteilung gut?«, fragt Paula. Stille im Raum …

»Äh, oder ist das doch eher was für die Zeit, wenn Peter wieder da ist?«, fragt Paula in die Runde und könnte sich gleich auf die Zunge beißen. Irina bestätigt: »Ganz klar, das kann nur Peter. Er hat die nötige Autorität, um denen mal den Kopf richtig aufzusetzen.« Paula blickt verwirrt auf ihr Blatt: Das kann ja heiter werden, wenn Peter zurückkommt und sieht, dass sich nichts bewegt hat. Sie wagt noch einen Versuch: »Also, ich weiß nicht, ob Peter das gut findet. Sollten wir das nicht selbst mal in die Hand nehmen?« Irina entgegnet schnippisch: »Woher weißt du denn, was bereits gelaufen ist, was Peter mit denen vielleicht verabredet hat? Und dann soll einer von uns da hingehen und sich den Kopf waschen lassen?! Ich hab keine Lust, blöd dazustehen! Oder willst du mit denen sprechen?« Paula merkt, wie sie unsicher wird, und stellt sich vor, vom Abteilungsleiter zu hören: »Das haben wir doch schon alles mit Ihrem Chef besprochen!« Sie stammelt leise: »Macht wohl momentan keinen Sinn.« Irina triumphiert: »Sag ich doch!«

Paula versucht, betont entspannt zum dritten Thema überzuleiten: »Also dann gehen wir doch das Thema mit dem Förderprogramm für junge Ingenieure in der Entwicklung an. Da wollten wir doch wichtige Entwicklungsbausteine definieren. Wer kann dazu bereits erste Ideen beitragen?« Heinz löst sich von seinem Strohhalm und sagt: »Ich hab da keine Meinung. Ich bin da offen für alles.« Irina braust auf: »Was soll das denn jetzt heißen: keine Meinung? Jeder hat doch ’ne Meinung! Jetzt bezieh doch mal Stellung!« »Ich bin da offen«, erwidert Heinz scheinbar emotionslos. Irina kann es nicht fassen: »Oh Mann, wieder alles uns Frauen überlassen! Wie sollen wir denn so weiterkommen?« Das ist Paulas Stichwort: »Genau, Irina, wir wollen doch weiterkommen. Was hast du denn für eine Idee?« Irina antwortet: »Also, vielleicht braucht das ja gar keiner, wir suchen doch bereits gute Leute am Markt, und überhaupt ist das ja mein Bereich. Wir suchen nicht zufällig gute Leute – die braucht man nicht noch künstlich und für viel Geld weiterzubilden. Kann sich unser Unternehmen in der Wirtschaftslage ja gar nicht leisten.«

Alle nicken – bis auf Paula. Irgendwie hat sie Zweifel und kann Irinas Standpunkt doch nicht widerlegen. Etwas ärgerlich sagt sie: »Seid ihr also alle der gleichen Meinung?« Alle nicken stumm. »Gut, dann lautet der Beschluss:...

Erscheint lt. Verlag 13.12.2022
Reihe/Serie Haufe Fachbuch
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Schlagworte betriebliches Konfliktmanagement • Fronten • Gesprächsleitfaden • Gewaltfreie Kommunikation • HR • Human Resources • Kommunikation • Konflikt • Konflikt am Arbeitsplatz • Konfliktlösung • Kündigung • Kündigung vermeiden • Management • Mediation • Mitarbeiter • Mitarbeiterführung • Mitarbeiterin • Mittlerposition • Personalarbeit • Personaler • Personalerin • Schlichtung • Streitschlichter • Verhandlung • Vermittler • Versetzung • Versetzung vermeiden
ISBN-10 3-648-14815-X / 364814815X
ISBN-13 978-3-648-14815-0 / 9783648148150
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Planung und Durchführung von Audits nach ISO 9001:2015

von Gerhard Gietl; Werner Lobinger

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
69,99
Planung und Durchführung von Audits nach ISO 9001:2015

von Gerhard Gietl; Werner Lobinger

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
69,99
Einkommensteuer, Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer, Bewertungsgesetz …

von Manfred Bornhofen; Martin C. Bornhofen

eBook Download (2023)
Springer Gabler (Verlag)
19,99