Hunde in der Sprachtherapie einsetzen -  Agnes Habenicht

Hunde in der Sprachtherapie einsetzen (eBook)

Ein Praxisbuch
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
158 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61910-8 (ISBN)
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In der Sprachtherapie können Hunde die Patient:innen auf besondere Weise motivieren und die Therapie kurzweiliger, abwechslungsreicher und spannender gestalten. Die Autorin geht in diesem Praxisbuch auf wichtige Grundlagen ein: Welche Ausbildungen gibt es für Hund und Therapeut:in? Welche Versicherungs-, Tierschutzund Hygienebestimmungen müssen Therapeut:innen beachten? Leser:innen erhalten eine Fülle von Tipps und Anregungen für die Praxis der Sprachtherapie mit dem Hund - sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Mit über 60 Übungen wird das Buch zu einem wertvollen Fundus für alle, die in die hundgestützte Sprachtherapie 'hineinschnuppern' möchten!

Agnes Habenicht ist Logopädin in eigener Praxis in Waldalgesheim (Landkreis Mainz/Bingen) und hat gemeinsam mit ihrem Hund eine Ausbildung zum "Therapiebegleithundteam" absolviert. Weitere Informationen zur Autorin finden Sie unter <a class="blue" target="_blank" href="http://www.logopädie-waldalgesheim.de ">www.logopädie-waldalgesheim.de

Der Hund und die Ausbildung

3.1Therapiebegleithund – eine Begriffsklärung

Für den Einsatz eines Therapiebegleithundes ist es wichtig zu wissen, wie der Begriff „Therapiebegleithund“ definiert werden kann und wie er sich von anderen, ähnlichen Begrifflichkeiten unterscheidet.

Noch gibt es keine allgemeingültigen Definitionen für die Begriffe „Therapiehund“ oder „Therapiebegleithund“, „Pädagogikbegleithund“ oder „Besuchshund“. Daher kommt es immer wieder zu einer Vermischung der verschiedenen Begrifflichkeiten. Die vorgestellten Begriffe setzen sich jedoch immer mehr durch. Jede dieser Einsatzformen für Hunde ist gleichwertig und leistet wichtige Arbeit für die Menschen, für die sie eingesetzt werden. Grundlage dieser Betrachtung ist das „Handbuch der Tiergestützten Intervention“ (Vernooij/Schneider 2010).

„Besuchshunde“ im Rahmen einer „hundgestützten Aktivität“

Besuchshunde werden in Kindergärten oder Pflegeeinrichtungen eingeladen und besuchen dort einzelne Kinder und Erwachsene oder auch Gruppen. Die Hunde durchlaufen mit ihren Besitzern eine eigene Ausbildung, werden sogar manchmal geprüft.

Ihre Besitzer haben meist keine spezielle therapeutische, medizinische oder pädagogische Ausbildung. Der Besuch des Besuchshundeteams soll gerade die Bewohner von Pflegeeinrichtungen unterhalten und sie aus ihrem manchmal eintönigen Alltag herausholen. Die Zielsetzung dieser Einsätze ist, das Wohlbefinden der besuchten Menschen zu steigern und ggf. die Kommunikation anzuregen. Dieses Ziel ist ein sehr Allgemeines. Deshalb wird die Arbeit des Besuchshundeteams als „unspezifische“ Arbeit bezeichnet.

„Pädagogikbegleithunde“ im Rahmen einer „hundgestützten Förderung“

Pädagogikbegleithunde haben mit ihren Besitzern eine spezielle Ausbildung durchlaufen und sind von bestimmten Ausbildungsstätten geprüft. Sie werden in Einrichtungen eingesetzt, in denen sie spezielle, pädagogische Arbeit leisten. Die Besitzer der Hunde sind z. B. ausgebildete Pädagogen und Sonderpädagogen, die während des Einsatzes ein bestimmtes, pädagogisches/sonderpädagogisches Ziel verfolgen. Sie wollen im Rahmen eines Förderplanes bestimmte Entwicklungsschritte mit dem Einsatz des Pädagogikbegleithundes unterstützen. Diese Ziele sind konkret umschrieben und überprüfbar. Es handelt sich also um eine „spezifische“ Arbeit, die sich an einen bestimmten Menschen oder eine bestimmte, umschriebene Gruppe richtet.

„Therapiebegleithunde“ im Rahmen einer „hundgestützten Therapie“

Der Therapiebegleithund hat mit seinem Besitzer eine spezielle Ausbildung und eine spezielle Prüfung absolviert. Er wird ausschließlich von ausgebildeten Therapeuten geführt und im Rahmen der Therapie zur Erreichung eines bestimmten Zieles eingesetzt. Sein Einsatz wird nach einer genauen Anamnese und Diagnostik als „integraler Bestandteil“ in den Behandlungsplan integriert. Der Einsatz ist also zielgerichtet im Hinblick auf das spezifische Therapieziel.

Die Arbeit in der „hundgestützten Therapie“ setzt also Kenntnisse über die Möglichkeiten des eingesetzten Tieres, des erstrebten Therapiezieles, des Patienten und des Einsatzes voraus. Die Arbeit ist ebenfalls spezifisch auf eine bestimmte Person und ein bestimmtes Ziel ausgerichtet. Der Einsatz und die Erreichung des Zieles werden vom Therapeuten immer wieder im Hinblick auf die Sinnhaftigkeit vor, während und nach der Therapie reflektiert. Die Ziele sind klar umschrieben und überprüfbar. In diesem Buch geht es ausschließlich um eine solche therapeutische Arbeit mit einem Therapiebegleithund.

3.2Die Auswahl des Hundes

Es gibt keine Hunderasse, die als „Therapiebegleithund“ gezüchtet wird. Es gibt zwar Hunderassen, die bevorzugt als Therapiebegleithunde eingesetzt werden, da diese von sich aus gute Voraussetzungen mitbringen. Es können jedoch ebenso Straßenhunde aus Spanien, Ungarn oder Tierheim-Mischlinge zur Ausbildung als Therapiebegleithund geeignet sein.

Bei der Auswahl des Hundes sind an erster Stelle die persönlichen Vorlieben und Möglichkeiten des Hundehalters/Therapeuten maßgeblich. Anschließend muss geklärt werden, ob der gewählte Hund für die Arbeit als Therapiebegleithund geeignet ist. Ein geeigneter Hund …

ist aggressionsfrei gegenüber Menschen.
Im Falle einer ungewohnten Situation (z. B. unbeabsichtigtes Zufügen von Schmerz durch einen Tritt auf die Pfote oder das Unterschreiten der individuellen Reizschwelle) darf er nicht zubeißen.

geht freudig auf Menschen zu.
Der Therapiebegleithund hat ständig mit anderen Menschen zu tun. Er muss lernen, mit vielen verschiedenen Menschen umzugehen. Dabei kann es sich um Kinder, Erwachsene, Menschen mit Behinderung im Rollstuhl oder mit Rollator oder auch Menschen mit einem abnormen Gangbild oder ungewohnten Gerüchen oder Aussehen handeln. All diesen Menschen muss der Hund freudig begegnen.

ist über Futter oder Spiel gut motivierbar.
Die Motivierbarkeit ist für die Arbeit des Hundes in der Therapie oder im Erlernen der Kommandos unabdingbar. Mit der Futtergier oder dem Spieltrieb können Hunde viel einfacher dazu gebracht werden, Kommandos auszuführen, die sie vielleicht nur ungern machen oder die neu für sie sind.

ist intelligent/hat gelernt zu lernen.
Im Rahmen der Therapie muss der Hund ständig Neues lernen: Sei es, sich auf neue Situationen einzustellen, neue Kommandos oder ein neues Spiel zu lernen. Damit das klappt, muss der Hund lernen zu lernen und eine gewisse Intelligenz mitbringen.

ist selbstbewusst, kann sich aber gut unterordnen.
Um den turbulenten Therapiealltag zu verkraften, braucht der Hund eine gesunde Portion Selbstbewusstsein. Lärm und Hektik sollten ihm ebenso wenig ausmachen, wie eine ungewohnte Umgebung oder neue Patienten.

Wichtig ist an dieser Stelle auch, dass der Hund sich unterordnet. Das soll nicht heißen, dass der Hund Angst vor dem Hundeführer hat, sondern, dass er seinen untergeordneten Platz in der Rangfolge kennt. Der Hundeführer muss der Rudelführer sein. Den Platz in der Rangfolge muss der Hund vom ersten Tag kennenlernen, und sie muss vom Hundeführer auch durchgesetzt werden (Kap. 5.3). Hilfen hierzu werden in guten Hundeschulen von qualifizierten Trainern und später auch in der Ausbildung zum Therapiebegleithundeteam gegeben.

ist robust.
Gerade in der Kindertherapie oder in der Therapie mit Menschen mit Behinderung kommt es gelegentlich vor, dass der Hund aus Unachtsamkeit mal einen Knuff abbekommt oder dass ihm am Fell gezogen wird. Dies muss der Hund aggressionsfrei hinnehmen und tolerieren können. Der Hundeführer sollte solche Unachtsamkeiten vorhersehen und vermeiden können. In der Praxis zeigt sich, dass das nicht immer möglich ist.

ist sensibel.
Dennoch ist es wünschenswert, dass der Hund sensibel mit dem Patienten umgeht, sich ihm vorsichtig nähert, ihn nicht selbstständig anspringt (es sei denn, er soll), das Leckerli vorsichtig aus der Hand nimmt und sich auf neue Situationen gut einstellen kann.

All diese Eigenschaften klingen nach einem „Wunderhund“. Hunde mit solchen Eigenschaften lassen sich tatsächlich leicht finden. Im Zweifel kann der Züchter oder Vorbesitzer nach den Eigenschaften des Hundes gefragt werden. Gute, seriöse Züchter kennen ihre Welpen und können die Wesenszüge der Kleinen sehr gut einschätzen. Diese Züchter geben gerne Auskunft über ihre Zucht und die Welpen und sind auch später noch für Fragen über den Hund offen.

3.3Der Hund außerhalb der Therapie

Natürlich muss der Therapiebegleithund ein „Privatleben“ haben. Die Beschäftigung außerhalb der Therapie muss dem Hund angemessen sein und ihm Spaß machen. Es gibt viele Hundesportarten oder andere Beschäftigungen, die der Hundeführer zum Ausgleich für und mit dem Hund durchführen kann.

Es hat sich gezeigt, dass ausgebildete Hunde gelernt haben zu lernen oder von sich aus Kopfarbeit auch neben der Therapie einfordern. Das Lernenwollen kann der Hundeführer auch außerhalb der Therapie nutzen, um neue Kommandos zu üben oder alte zu verfeinern und weiterzuführen. Natürlich hat der Spaß für das Tier im Vordergrund zu stehen. Darüber hinaus muss der, während des Einsatzes in der Therapie zwangsläufig folgende Bewegungsmangel ausgeglichen werden.

Therapiebegleithunde können sehr gut zwischen Arbeit und Freizeit unterscheiden. Darum kann es sein, dass sie außerhalb des therapeutischen...

Erscheint lt. Verlag 8.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-497-61910-8 / 3497619108
ISBN-13 978-3-497-61910-8 / 9783497619108
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