Übungssammlung Frühförderung (eBook)

Kinder von 0-6 heilpädagogisch fördern
eBook Download: EPUB
2023 | 6. Auflage
277 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61802-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Übungssammlung Frühförderung -  Irene Klöck,  Caroline Schorer
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Frühförderung und Heilpädagogik tragen in besonderem Maß zu einer Früherziehung entwicklungsgefährdeter Kinder bei. Gerade im Vorschulalter, einer Zeit extremer Lernfähigkeit, ist es notwendig, Entwicklungsrisiken frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Das Buch bietet eine Fülle an Fördermöglichkeiten, Übungen und Ideen für die praktische Arbeit. Mit Übungen zur Wahrnehmung, Motorik und Kognition, zu schulischen Fertigkeiten, zum Sozialverhalten und zur Sprache erhalten HeilpädagogInnen und ErzieherInnen immer neue Anregungen für eine abwechslungsreiche Gestaltung der täglichen Förderarbeit. Ein ausführliches Verzeichnis aller Übungen mit zugehörigen Förderbereichen und -methoden erleichtert die praktische Arbeit mit dem Buch.

Irene Heider (geb. Klöck), Schwabmünchen, ist Heilpädagogin und Erzieherin. Sie arbeitet in der schulvorbereitenden Einrichtung in Graben und als Linkshänderberaterin nach Methodik Dr. J. B. Sattler (S-MH®). Ihre Leidenschaft ist die Montessoripädagogik. Caroline Schorer, Walkertshofen, ist Heilpädagogin, Erzieherin, systemische Beraterin und Entspannungspädagogin. Sie arbeitet als mobile sonderpädagogische Hilfe an der Cäcilien-Schule in Fürstenfeldbruck und ist Dozentin an der Fachakademie für Heilpädagogik und der Fachschule für Heilerziehungspflege in Augsburg.

Irene Heider (geb. Klöck), Schwabmünchen, ist Heilpädagogin und Erzieherin. Sie arbeitet in der schulvorbereitenden Einrichtung in Graben und als Linkshänderberaterin nach Methodik Dr. J. B. Sattler (S-MH®). Ihre Leidenschaft ist die Montessoripädagogik. Caroline Schorer, Walkertshofen, ist Heilpädagogin, Erzieherin, systemische Beraterin und Entspannungspädagogin. Sie arbeitet als mobile sonderpädagogische Hilfe an der Cäcilien-Schule in Fürstenfeldbruck und ist Dozentin an der Fachakademie für Heilpädagogik und der Fachschule für Heilerziehungspflege in Augsburg.

4Wahrnehmung

Unter Wahrnehmung versteht man den Prozess der Informationsaufnahme aus Umwelt- und Körperreizen (äußere und innere Wahrnehmung) und der Weiterleitung, Koordination und Verarbeitung dieser Reize im Gehirn. In diesen Prozess gehen individuelle Erfahrungen, Erlebnisse und subjektive Bewertungen ein. In der Regel folgen der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen Reaktionen in der Motorik oder im Verhalten eines Menschen, die wiederum zu neuen Wahrnehmungen führen (Zimmer 2000, 32).

Die Kinder lernen durch Experimentieren, Nachahmen und vor allem durch das Spiel. Dies geschieht unter Einbeziehung aller Sinne und ist die Basis für das Lernen. Man unterscheidet die körpernahen Sinne, also die Basissinne, und die körperfernen Sinne, die Fernsinne (Sehen, Hören).

4.1Basissinne

Die Basissinne bilden das Fundament der körperlichen Entwicklung. Viele Störungen lassen sich auf Defizite bei den Basissinnen zurückführen und wirken sich meist negativ auf die Fernsinne aus. Zu den Basissinnen gehören:

das taktile System

das kinästhetische System

das vestibuläre System

taktiles System

Das taktile System beinhaltet alle Körpererfahrungen durch passive oder aktive Hautberührungen und ist die Grundlage für die Wahrnehmung des eigenen Körperschemas.

kinästhetisches System

Das kinästhetische System wird auch propriozeptives System genannt und umfasst die Wahrnehmung und die Regelung der Stellung, Spannung, Lage und Bewegung des Körpers und der Körperteile.

vestibuläres System

Mit dem vestibulären System ist der Gleichgewichtssinn gemeint. Wir erhalten Informationen darüber, in welcher Lage sich unser Körper im Raum befindet, wie sich die Schwerkraft auf die Lage des Körpers im Raum auswirkt und wie schnell wir uns bewegen. Diese Informationen werden meist mit Informationen aus dem kinästhetischen Sinn verknüpft, so dass nicht nur die Raumlage-, sondern auch die Bewegungswahrnehmung möglich ist.

Folgende Beobachtungen lassen uns in der Frühförderarbeit auf Störungen in den Basissinnen schließen und ziehen meist eine ergotherapeutische Diagnostik nach sich:

Das Kind reagiert überempfindlich auf taktile Reizangebote oder meidet Körperkontakt.

Das Kind sucht starke Reize.

Das Kind kann Gefahren schlecht einschätzen.

Es hat Schwierigkeiten beim Gehen auf einer Langbank, auf Linien …

Das Kind meidet Höhen.

Es hat Schwierigkeiten beim Malen des eigenen Körpers. Es fehlen Körperteile.

Das Kind kann beim Haus kein Spitzdach malen, d. h., es hat die Raumdiagonale noch nicht erfasst.

Es hat Schwierigkeiten, sich in fremden Umgebungen zurechtzufinden.

Das Kind kann oben, unten usw. nicht unterscheiden.

Das Kind drückt mit dem Stift zu stark oder zu schwach auf.

Taktile Wahrnehmung

Aktive Tasterlebnisse

Übungen mit Ton, Knete, Kleister, Fingerfarben

Material: Ton, Knete, Kleister, Fingerfarben

Ablauf: Je nach Alter kann verschiedenes Material angeboten werden. Diese Materialien eignen sich zum freien oder vorgegebenen Gestalten. Das Kind sollte eine Einführung in das Material bekommen, anschließend kann es damit selbst gestalten und experimentieren.

Variante: Projekte, z. B. eine Fantasieburg mit Ton oder Knete gestalten.

Überraschungskiste

Material: Pappkarton, in den eine Öffnung geschnitten wird, damit die Hand hinein greifen kann, ein Tuch zum Verdecken der Öffnung, verschiedene Materialien: Murmeln, Knöpfe, Watte …

Ablauf: Das Kind darf in die Kiste greifen und versuchen, die einzelnen Gegenstände zu erraten. Anschließend kann die Heilpädagogin dem Kind ein oder zwei ausgewählte Gegenstände zum Tasten anbieten. Danach Rollentausch.

Abb. 1: Tastübungen in der Überraschungskiste

Tastkisten

Material: Plastikkisten, die mit Sand, Steinen, Kastanien, Getreide, Wasser u. Ä. gefüllt sind (Abb. 2).

Ablauf: Das Kind darf mit den Händen und den Füßen fühlen, wenn möglich auch in den Kisten sitzen.

Variante: Die Kisten werden zu einer Taststraße aufgebaut, durch welche die Kinder einen Barfuß-Parcours gehen.

Bahnen legen

Material: Zwei Seile

Ablauf: Die Heilpädagogin legt dem Kind eine Form auf dem Boden vor. Anschließend geht oder fährt das Kind die Form mit der Hand nach und darf dann selbst mit dem zweiten Seil diese Form legen.

Schätze sammeln

Material: Rollbrett, Sandsäckchen, Seile, Igelbälle, Bausteine …

Ablauf: Die Heilpädagogin verteilt verschiedene Schätze im Raum. Das Kind fährt im Sitzen oder Liegen auf dem Rollbrett durch den Raum und sammelt die „Schätze“, die auf dem Boden liegen, ein. Das Kind kann die Schätze in einer Dose sammeln oder auf dem Rücken transportieren (Abb. 3).

Abb. 2: Tastkiste

Abb. 3: Das Kind sammelt Schätze mit dem Rollbrett ein.

Erlebnisweg

Material: Tastkisten: Schnee, Kastanien, Wasser, Sand, Matten, Seile, Sprossenwand, Langbank …

Ablauf: Die Heilpädagogin baut im Turnraum einen Erlebnisweg auf. Dieser geht beispielsweise so: Das Kind balanciert über ein Seil, zieht sich anschließend auf der Langbank entlang, dann steigt es auf die Sprossenwand, hüpft in die Weichbodenmatte und geht danach barfuß durch die Tastkisten.

Steigerung: Dem Kind werden die Augen verbunden und es geht mit Handführung über den Parcours.

Körper spüren

Kriecht ’ne Schnecke

Material: Lied mit der Melodie von „Bruder Jakob“

Ablauf: Kriecht ’ne Schnecke, kriecht ’ne Schnecke,

den Berg hinauf, den Berg hinauf

(mit der Hand den Rücken des Kindes hoch kriechen)

vorne wieder runter, vorne wieder runter

(über die Schultern bis zum Bauch wieder runter kriechen)

kitzelt dich am Bauch, kitzelt dich am Bauch.

(das Kind am Bauch kitzeln)

Kommt ein brauner Fuchs daher

Material: Lied mit der Melodie von „Fuchs du hast die Gans gestohlen“

Ablauf: Kommt ein brauner Fuchs daher

aus dem tiefen Wald, aus dem tiefen Wald

(Langsam mit zwei Fingern die Beine des Kindes hoch laufen)

Schleicht den Rücken auf und ab, wie es ihm gefällt, schleicht den Rücken auf und ab, wie es ihm gefällt.

(Langsam mit der Handfläche den Rücken auf und ab streichen)

Zehn kleine Fische (Badewannenlied)

Material: Lied nachfolgend mit der Melodie von „Zehn kleine Zappelmänner“

Ablauf: Zehn kleine Fische schwimmen durch den See,

der eine taucht ganz tief hinab und krabbelt dich am Zeh.

(Die Finger knapp unter der Wasseroberfläche zappeln lassen, anschließend die Hand tiefer gleiten lassen und mit einem Finger das Kind am Zeh krabbeln.)

Zwei kleine Fische schwimmen ganz allein,

da kommt ein großer Fisch daher und krabbelt dich am Bein.

(Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand wieder durchs Wasser gleiten lassen, dann mit der linken Hand das Kind am Bein krabbeln.)

Zehn kleinen Fischen ist´s heut viel zu warm,

sie hüpfen aus dem See heraus und krabbeln dich am Arm.

(Zunächst die Hände durchs Wasser gleiten lassen und dann mit einem Satz aus dem Wasser heben und das Kind am Arm krabbeln.)

Atemübungen mit Steinen

Material: Großer Stein

Ablauf: Kind und Heilpädagogin liegen bequem mit dem Rücken auf einer Decke. Wir legen uns einen Stein auf den Bauch. Gemeinsam atmen wir bewusst durch die Nase ein und mit dem Mund aus. Wir spüren, wie sich der Stein auf dem Bauch hebt und senkt.

Hände spüren

Material: Keines

Ablauf: Kind und Heilpädagogin sitzen oder stehen mit geschlossen Augen. Wir halten die eigenen Handflächen aneinander und spüren bewusst die einzelnen Finger. Wir achten auf die Wärmebildung und atmen bewusst durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Danach die Hände wieder...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2023
Reihe/Serie Beiträge zur Frühförderung interdisziplinär
Zusatzinfo 114 Abb. 6 Tab.
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sonder-, Heil- und Förderpädagogik
Schlagworte Beeinträchtigung • Behinderung • Buch • Kindergarten • Spiele • Vorschule
ISBN-10 3-497-61802-0 / 3497618020
ISBN-13 978-3-497-61802-6 / 9783497618026
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