Praxiswissen Schulhund -  Holger Schäfer,  Karin Schönhofen,  Andrea Beetz

Praxiswissen Schulhund (eBook)

Sonderpädagogischer Schwerpunkt Geistige Entwicklung
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
202 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-043395-3 (ISBN)
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Die Wirksamkeit tiergestützer (pädagogischer) Interventionen ist durch zahlreiche Studien (national und international) belegt. Gerade für den Einsatz von Schulhunden lassen sich positive Effekte nennen, deren unmittelbarer Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung für das Lernen und die Entwicklung von Schülerinnen und Schülern mit intellektueller Beeinträchtigung nutzbar gemacht werden kann. Forschungsbasiert und unterrichtsorientiert werden die Grundlagen und Effekte tiergestützter Interventionen (TGI) sowie die Eckpunkte der Ausbildung des Mensch-Hund-Teams jeweils ergänzt mit spezifischen Hinweisen für den sonderpädagogischen Schwerpunkt geistige Entwicklung (SGE) beschrieben Dann wird die Entwicklung und Umsetzung des Schulhundkonzeptes unter Einbezug genuin sonderpädagogische Überlegungen dargestellt. Auf dieser Grundlage werden methodische und organisatorische Hilfestellungen ausgewiesen (Hygiene, Tierschutz, Raumfragen und Ruhezonen, Kommunikation, Unterrichtsgestaltung) denen sich konkrete Hinweise mit methodischen Hilfen für den SGE anschließen (Regeln Schulhund, Materialien, Basale Zugänge, UK). Die didaktischen Perspektiven für die Fächer (u. a. Mathematik, Deutsch, Sachunterricht) und Lernfelder im SGE (u. a. Kommunikation/Kooperation, Wahrnehmung/Selbstversorgung sowie Psychomotorik, Sport und Bewegung) werden mit konkreten Anregungen für die Unterrichtspraxis entfaltet.

Dr. Holger Schäfer, Förderschulrektor und Schulleiter (SGE). Mitherausgeber Lernen konkret. Lehrbeauftragter Pädagogische Hochschule Heidelberg. Karin Schönhofen, Erzieherin und Heilpädagogin, Klassenleiterin in einer Primarstufenklasse (SGE). Prof. Dr. habil. Andrea Beetz, Professur für Heilpädagogik und Inklusionspädagogik an der IU Internationalen Hochschule.

Dr. Holger Schäfer, Förderschulrektor und Schulleiter (SGE). Mitherausgeber Lernen konkret. Lehrbeauftragter Pädagogische Hochschule Heidelberg. Karin Schönhofen, Erzieherin und Heilpädagogin, Klassenleiterin in einer Primarstufenklasse (SGE). Prof. Dr. habil. Andrea Beetz, Professur für Heilpädagogik und Inklusionspädagogik an der IU Internationalen Hochschule.

2 Ausbildung


Möchte man das bildungswirksame Potential von Schulhunden nutzen, so müssen Hund und Lehrkraft im Team auf der Beziehungsebene gut harmonieren und im schulischen Setting verlässlich zusammenarbeiten. Die Grundlage dafür liegt in einer generellen Eignung von Hund und hundeführender Lehrkraft für diese Arbeit und einer qualitativ hochwertigen Ausbildung des Schulhund-Lehrkraft-Teams in Theorie und Praxis (vgl. hierzu auch die Hinweise in ▸ Kap. 3 zum Schulhundkonzept). Gerade für den unterrichtlichen Einsatz im SGE ist dies von wesentlicher Bedeutung, da

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    sowohl die erzieherischen und unterrichtlichen Herausforderungen an die Lehrkraft immens sind (innere Differenzierung infolge hoher Heterogenität, kontinuierliches Team-Teaching)

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    als auch das Setting mit Schülerinnen und Schülern mit intellektueller Beeinträchtigung für den Hund eine erhebliche Belastung darstellen kann (bspw. durch syndromspezifische Merkmale wie Lautstärke, motorische Unruhe oder fremdaggressives Verhalten usf.).

Derzeit gibt es in Deutschland bedingt auch durch die föderalen Strukturen im Bildungssystem keine behördlichen Vorgaben zur grundsätzlichen Ausbildung und Prüfung von Schulhund-Teams (Hund, Lehrkraft), lediglich Empfehlungen verschiedener Organisationen liegen vor, die jedoch mehr den eigentlichen Einsatz adressieren etwa hinsichtlich Raumgestaltung, Einsatzzeiten und tiermedizinischer Gesichtspunkte (z. B. Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz TVT). Ähnliche Leerstellen können in der Schweiz ausgemacht werden (siehe Info-Kasten). In Österreich hat sich inzwischen die Ausbildung und Prüfungsordnung, die am Messerli-Institut der Tiermedizinischen Universität (Vetmed-Uni) Wien für Therapiehunde entwickelt wurde, auch für Schulhund-Teams durchgesetzt (siehe Info-Kasten).

Als eine geeignete Struktur ist das Osnabrücker Modell der Schulhundausbildung zu nennen, das durch einen professionstheoretischen sowie transdisziplinären Blick gerade für den sonderpädagogischen Kontext herangezogen werden kann und an dem sich in den Grundzügen nachstehende Ausführungen orientieren. In Deutschland wurde dieses Modell der Ausbildung zum Schulhund-Team unter der Leitung von Meike Heyer entwickelt, nach dem bereits viele Teams am Kompetenzzentrum für Lehrerfortbildung der Universität Osnabrück ausgebildet wurden und seitdem im Einsatz sind.

Im Folgenden werden die wichtigsten Ausbildungsinhalte, Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Prüfungsinhalte in Anlehnung an das Osnabrücker Modell vorgestellt (detaillierte Informationen siehe Infokasten unten). Zudem wird auf Besonderheiten in der Arbeit im SGE eingegangen

Ziele der Schulhund-Arbeit
Ziel der Schulhund-Team-Ausbildung ist eine qualitativ hochwertige Praxis mit dem Schulhund im Setting Schule. Dazu gehört das Verfolgen didaktisch-methodischer und/oder pädagogischer Zielsetzungen, wobei konsequent Aspekte des Tierschutzes und der Tierethik berücksichtigt werden, unter Anwendung des notwendigen kynologischen Fachwissens. Denn die Schule stellt mit ihren vielen Reizen einen Gegenpol zur natürlichen Lebenswelt eines Hundes dar.

Herausforderungen der Schulhund-Arbeit
Die Arbeit in diesem Setting ist eine Herausforderung für den Hund, der ein hohes Maß an sozialer Sicherheit und Unterstützung durch seine Bindungspartnerin, der Lehrkraft, benötigt. Auch für die Lehrkraft ist die Schulhund-Arbeit fordernd, denn als Schulhund führende Person kann sie sich nicht ausschließlich auf ihren Hund und die gemeinsame Aufgabe konzentrieren, sondern muss dabei auch noch die Bedürfnisse einer gesamten Schulklasse im Blick haben. Das Unterrichten fordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Präsenz und Beziehungsarbeit den Schülerinnen und Schülern gegenüber. Gleichzeitig müssen die Bedürfnisse des Hundes Beachtung finden, um die Arbeit für alle sicher zu gestalten (vgl. hierzu ▸ Kap. 3).

Eine aktuelle Studie von Bidoli et al. (2022) zum Befinden von Schulhunden in Deutschland, vorrangig eingesetzt in Grundschulen, dokumentiert, dass in der Praxis viele Situationen zu beobachten sind, die für den Hund hoch problematisch und stressauslösend sind. Die Hunde wurden dagegen seltener als kritisch oder problematisch in den Interaktionen mit den Kindern eingestuft, wenn das Schulhund-Team eine spezifische Ausbildung zum Schulhund absolviert und sich einer Eignungsprüfung unterzogen hatte. Leider arbeiten immer noch viele Schulhund-Teams in den unterschiedlichen Schulformen ohne jegliche spezifische Ausbildung oder Prüfung. Es ist davon auszugehen, dass diese stressbesetzten Phasen infolge nicht vorhandener oder auch unzureichender Ausbildung für den Hund durch die komplexen pädagogischen Herausforderungen im SGE noch verstärkt wirken und damit dauerhaft nachteilig für das Tierwohl sind. Zudem ist die Zunahme von Unfällen infolge von Abwehrreaktion des Hundes nicht unwahrscheinlich!

Hinweise und Materialien Internet
Auf der Homepage der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) stehen die zitierten Merkblätter (bspw. Nr. 131.4 Hunde) für Tiere im sozialen Einsatz des AK 10 zur Verfügung. (www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/#c304)

Hinweise zum hier beschriebenen »Osnabrücker Modell« zur Ausbildung von Schulhund-Teams nach Andrea Beetz & Meike Heyer finden sich auf der Seite »Der Schulhund.« (www.der-schulhund.de/)

Der Verein Schulhunde Schweiz (VSHS) ist eine interkantonale Organisation und Anlaufstelle im Bereich der hundgestützten Pädagogik und Schulhund. Der Leitfaden »Hundgestützte Pädagogik in der Schule (für Schulleitungen, Lehrpersonen und andere Interessierte)« einschließlich der abgestimmten Vorlage für die Selbstverpflichtung steht auf der Homepage des Vereins zur Verfügung (▸ Kap. 3.3.2). (www.schulhunde-schweiz.ch)

Die Regelungen und Vorgaben für gesamt Österreich sind verfügbar auf der Seite des österreichischen Bildungsministeriums. (www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulpraxis/pwi/pa/hundeinderschule.html)

2.1 Rahmenbedingungen


Es gibt verschiedene Herangehensweisen an eine Schulhund-Ausbildung, jedoch sind folgende Kernelemente und Rahmenbedingungen immer wichtig, da es sich um ein komplexes Zusammenspiel aus interdisziplinärem Fachwissen und seiner Anwendung sowie praktischem Training des Hundes in Vorbereitung seiner späteren Tätigkeit handelt. Daher erstreckt sich eine Schulhundausbildung, die auch eine stetige Entwicklung des Teams erlaubt und erfordert, über einen Zeitraum von in der Regel zehn bis zwölf Monaten und beinhaltet Präsenzmodule zu Theorie und Praxis im mehrwöchigen Abstand sowie ein begleitendes, eigenverantwortliches Training des Hundes.

2.1.1 Angebote von Schulhund-Ausbildungen


Es gibt viele Institute auf dem Markt, die eine Ausbildung zum Schulhund anbieten – mit einem breiten Spektrum hinsichtlich der Qualität. Einige Angebote umfassen nur wenige Wochenenden, einige nur Theorie, andere prüfen die Teams nicht oder nicht im eigentlichen Setting Schule und in Interaktionen mit Kindern. All dies führt zu Risiken für die Schülerinnen und Schüler, andere Erwachsene und den Hund in der Schulhund-Arbeit. Die Ausbildung zum Schulhund-Team sollte von einem Team mit diversen Schwerpunkten angeboten werden. Die Kursleitung sollte hierbei aus mindestens zwei Personen bestehen, nämlich

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    aus einer berufserfahrenen Lehrkraft, die eine anerkannte Ausbildung im Bereich der Schulhundpädagogik absolviert hat, sowie

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    einer zertifizierten Hundetrainerin bzw. einem -trainer mit Tätigkeitserlaubnis gemäß §11 Abs. 1 Nr. 8f. des Tierschutzgesetzes (Deutschland). Alternativ kann auch eine Person mit nachgewiesener professioneller Erfahrung in der praktischen Arbeit mit Hunden und einem akademischen Abschluss (einschließlich Säugetierethologie) diese Rolle einnehmen (bspw. Expertinnen aus der Biologie, der Zoologie, der Ethologie, der Tiermedizin mit Zusatzbezeichnung Tierverhaltensmedizin, der Tier- bzw. Verhaltenstherapie bzw. Fachmedizin für Verhaltenskunde und Tierschutz).

Da die Ausbildung viele verschiedene Themen umfassen muss, um der fordernden Aufgabe später gerecht zu werden, müssen auch die Dozentinnen und Dozenten verschiedenes Fachwissen in Theorie und Praxis aufweisen. Jedes Thema wird von einer darin fachlich und akademisch qualifizierten Person unterrichtet. Leider ist häufig zu beobachten, dass eine Person, manchmal noch mit Unterstützung einer zweiten Person, alle Inhalte selbst vermitteln möchte – jedoch fehlt hier meist tiefgreifendes Wissen und Verständnis für die Schulhund-Arbeit. Entweder sind die...

Erscheint lt. Verlag 9.8.2023
Mitarbeit Herausgeber (Serie): Holger Schäfer, Lars Mohr
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sonder-, Heil- und Förderpädagogik
Schlagworte Schule • Sonderpädagogik • Tiere • Unterricht
ISBN-10 3-17-043395-4 / 3170433954
ISBN-13 978-3-17-043395-3 / 9783170433953
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