Renegades (eBook)

Spiegel-Bestseller
Born in the USA - Träume ▪ Mythen ▪ Musik - Besonders hochwertige Ausstattung mit exklusiven Fotos aus den Privatarchiven der Autoren
eBook Download: EPUB
2021
320 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-28984-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Renegades - Barack Obama, Bruce Springsteen
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Zwei langjährige Freunde im vertrauten, eindringlichen Gespräch - über das Leben, die Musik und ihre anhaltende Liebe zu Amerika mit all seinen Herausforderungen und Widersprüchen. Die exklusiv und besonders gestaltete Erweiterung des erfolgreichen Higher Ground Podcasts mit über 350 Fotografien, exklusiven Zusatzinhalten und noch nie zuvor gesehenem Archivmaterial.
»Renegades: Born in the USA« ist ein sehr persönlicher, aufschlussreicher und unterhaltsamer Dialog zwischen Ex-Präsident Barack Obama und der Rocklegende Bruce Springsteen. Die beiden erörtern alle möglichen Themen - über ihre Herkunft und die entscheidenden Momente ihres Lebens, über Familie und Vaterschaft bis hin zur polarisierenden Politik ihres Landes und der wachsenden Kluft zwischen dem amerikanischen Traum und der amerikanischen Realität. Das mit zahlreichen Farbfotografien und seltenem Archivmaterial gestaltete Buch ist ein fesselndes und wunderbar illustriertes Porträt zweier Außenseiter - der eine Schwarz, der andere weiß -, die, wie es im Titel »Renegades« anklingt, ihren ganz eigenen, unkonventionellen Weg gefunden haben, ihre persönliche Suche nach Sinn, Identität und Gemeinschaft mit der amerikanischen Erzählung zu verbinden.

Barack Obama war der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, der im November 2008 ins Amt gewählt wurde, das er für zwei Amtszeiten innehatte. Er ist Autor der internationalen Bestseller »Ein amerikanischer Traum«, »Hoffnung wagen« und »Ein verheißenes Land«. 2009 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Frau Michelle in Washington, D.C. Sie haben zwei Töchter, Malia und Sasha.

BARACK OBAMA: Genau so ist es. Und im Laufe der Jahre kam es öfter zu solchen Interaktionen: Du spieltest auf dem Inaugurationskonzert und kamst ins Weiße Haus; ich stelle mich zur Wiederwahl, du machst wieder etwas.

BRUCE SPRINGSTEEN: Wir haben auch ein-, zweimal nett zusammen gegessen.

BARACK OBAMA: Wir hatten ein tolles Abendessen im Weißen Haus und haben gesungen –

BRUCE SPRINGSTEEN: Ich habe Klavier gespielt, und du hast gesungen.

BARACK OBAMA: Das weiß ich nicht mehr so genau. Aber wir haben alle ein paar Broadway-Nummern gesungen. Und Motown-Songs. Und ein paar Klassiker.

BRUCE SPRINGSTEEN: Stimmt.

BARACK OBAMA: Und es wurde auch getrunken. Und dann sagte ich: „Ah, er ist gar nicht so schüchtern wie gedacht, er muss nur ein bisschen auftauen.“

BRUCE SPRINGSTEEN: Ich weiß nicht, ob es für die meisten in meiner Branche gilt, aber das mit der Schüchternheit ist nicht ungewöhnlich. Wärst du nicht so still, hättest du nicht so verzweifelt nach einer Ausdrucksmöglichkeit gesucht. Du hast so heftig um dein Werk und deine Sprache und deine Stimme gerungen, weil du keine hattest … Und wenn dir das klar wird, spürst du den Schmerz der Sprachlosigkeit.

BARACK OBAMA: Und so wird der Auftritt dann zum Werkzeug, zum Instrument –

BRUCE SPRINGSTEEN: Es wird zu dem Instrument, mit dem du dein ganzes Leben ausdrückst – deine ganze Philosophie und deinen Lebenskodex –, und so war es dann auch. Und ich hatte das Gefühl, vorher ziemlich unsichtbar gewesen zu sein, und diese Unsichtbarkeit war sehr schmerzhaft.

BARACK OBAMA: Siehst du, und wegen solcher Sätze sind wir Freunde geworden. Denn nach ein paar Drinks und vielleicht zwischen zwei Songs sagtest du so etwas, und ich sagte: „Oh, das begreife ich.“ Das schürft tief. Und ich glaube, wir begannen einander einfach zu vertrauen und regelmäßig solche Gespräche zu führen, und als ich das Weiße Haus verließ, konnten wir mehr Zeit zusammen verbringen. Und wie sich zeigt, sind wir uns ziemlich sympathisch.

BRUCE SPRINGSTEEN: Ich habe mich in deiner Nähe gleich wohlgefühlt.

Ein Abend in Camp David, 2015.

BARACK OBAMA: Und dazu kam, dass Michelle und Patti sich richtig gut verstanden. Und Michelle war sehr erfreut über deine Einsichten in deine Schwächen als Mann. Wenn wir von einem Dinner, einer Party oder einem Gespräch heimgingen, sagte sie: „Merkst du, wie Bruce seine Unzulänglichkeiten erkennt und sich mit ihnen arrangiert hat –“

BRUCE SPRINGSTEEN: Ha! Das tut mir leid.

BARACK OBAMA: „– ganz im Gegensatz zu dir? Du solltest mehr Zeit mit Bruce verbringen. Er hat sich damit auseinandergesetzt.“ Es klang ein bisschen, als brauchte ich Nachhilfe, ein guter Ehemann zu werden.

BRUCE SPRINGSTEEN: Es war mir ein Vergnügen.

BARACK OBAMA: Ich versuchte ihr zu erklären: „Er ist zehn Jahre älter, weißt du. Er hat schon einiges erlebt. Ich bin noch im Lernmodus.“ Aber abgesehen davon, dass wir aus so unterschiedlichen Ecken kommen und natürlich unterschiedliche Karrierewege hatten, hatte ich mit den gleichen Schwierigkeiten zu tun wie du. Den gleichen Freuden und den gleichen Zweifeln. Es gibt da große Überschneidungen.

BRUCE SPRINGSTEEN: Tja, das Politische wurzelt im Persönlichen.

BARACK OBAMA: Wenn ein Musiker nach einem Weg sucht, um mit Leiden, Dämonen, persönlichen Fragen klarzukommen, dann ist es bei Politikern das Gleiche, wenn sie in die Öffentlichkeit treten.

BRUCE SPRINGSTEEN: Aber du musst dafür zwei Dinge haben, was sehr schwer ist. Zum einen brauchst du den Egoismus –

BARACK OBAMA: Den Größenwahn –

BRUCE SPRINGSTEEN: Den Größenwahn zu glauben, dass du eine Stimme hast, die auf der ganzen Welt gehört zu werden verdient. Und andererseits musst du dich extrem gut in andere Menschen einfühlen können.

Celebrating Change, 2008

BARACK OBAMA: Das ist schwer hinzukriegen. Am Anfang ist da das Ego, aber dann wirst du irgendwann zum Gefäß für die Hoffnungen und Träume der Menschen. Du wirst einfach zu einem Kanal. Wir reden heute miteinander, nachdem ich die Trauerrede für meinen Freund John Lewis gehalten habe, einen der Titanen der Bürgerrechtsbewegung, der wohl mehr als die meisten anderen dazu beigetragen hat, dass Amerika zu einem besseren, freieren, großzügigeren Ort und unsere Demokratie ihrem Versprechen gerecht wird. Erstmals begegnete ich John während meines Jurastudiums in Harvard, wo er einen Vortrag hielt. Hinterher ging ich zu ihm und sagte: „Sie sind einer meiner Helden. Sie haben mir geholfen, ein Gefühl dafür zu bekommen, wer ich zumindest sein wollte in diesem riesigen, komplizierten, zänkischen, multiethnischen, multireligiösen Land namens Amerika.“

Denn als ich in die Politik ging, nahm ich mir nicht vor, Präsident zu werden. Es war eine Reise. Wie vereine ich all die verschiedenen Teile, die mich ausmachen? Auf welche Weise gehöre ich dazu?

BRUCE SPRINGSTEEN: Es ist der Zugang eines Außenseiters …

BARACK OBAMA: Das wird jetzt interessant, weil ich dahinterkommen muss, warum du dich als Außenseiter fühltest. Ich weiß, warum ich ein Außenseiter war. Ein netter Junge aus Jersey muss kein Außenseiter sein. Verstehst du?

BRUCE SPRINGSTEEN: Ich glaube, das sucht man sich nicht aus! Ich glaube, das steckt in dir drin. Ich hatte eine sehr, sehr sonderbare Kindheit und Jugend. Weißt du, ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, alles sehr provinziell. Das stolze Freehold, New Jersey.

BARACK OBAMA: Wie viele Einwohner?

BRUCE SPRINGSTEEN: Knapp zehntausend. Tausendsechshundert davon, einschließlich meines Vaters, arbeiteten in der Karagheusian-Teppichfabrik. Meine Mom war die Hauptverdienerin. Mein Vater arbeitete, wenn er konnte, aber er war ziemlich psychisch krank. Er litt seit jungen Jahren an Schizophrenie, was wir damals nicht begriffen, was das Leben zu Hause aber sehr schwer machte und ihm auch erschwerte, einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen. Unser Haushalt war also anders als andere, würde ich sagen.

BARACK OBAMA: Oberflächlich betrachtet, bin ich völlig anders aufgewachsen.

BRUCE SPRINGSTEEN: Verstehe.

BARACK OBAMA: Ich bin auf Hawaii geboren – Hawaii ist weit weg von Freehold, New Jersey.

BRUCE SPRINGSTEEN: Es ist von allem weit weg!

BARACK OBAMA: Ja, mitten im Pazifik. Und ich stamme von einer Mom aus Kansas ab: Als sie mich bekam, war sie noch ein Teenager und eine Collegestudentin, die meinen Vater, einen afrikanischen Studenten, an der University of Hawaii kennengelernt hatte. Aber meine Großeltern sind im Grunde schottisch-irischer Herkunft. Und die Iren waren lange Außenseiter.

An der Harvard Law School, Cambridge, MA, ca. 1991. Barack Obama ist gerade der Verband abgenommen worden, nachdem er sich beim Basketball die Nase gebrochen hatte.

BRUCE SPRINGSTEEN: Meine Großeltern waren Iren alter Schule. Und sie waren sehr provinziell: ziemlich rückwärtsgewandt, Leute vom Land. Wir lebten alle unter einem Dach: meine Eltern, meine Großeltern und ich.

BARACK OBAMA: Deine Großeltern väterlicher- oder mütterlicherseits?

BRUCE SPRINGSTEEN: Väterlicherseits. Ich wurde von der irischen Seite meiner Familie großgezogen, und sie waren so exzentrisch, wie es irische Amerikaner nur sein können. Und durch sie war ich schon als Kleinkind einfach anders als alle anderen.

BARACK OBAMA: Ich erzähle gern davon, wie mein Großvater immer mit mir zum Strand ging, wo er Dame spielte und Bier trank. Ich erinnere mich noch an die kleinen Primo-Bierflaschen mit König Kamehameha auf dem Etikett. Wenn die Touristen mich sahen – ich war drei, vier, fünf Jahre alt –, fragten sie: „Ist er Hawaiianer?“ Mein Großvater sagte dann: „Ja, er ist der Enkel von König Kamehameha“, und sie machten Fotos.

BRUCE SPRINGSTEEN: Das gefällt mir.

BARACK OBAMA: Es ist insofern eine schöne Geschichte, als mein Großvater Spaß daran hatte, sie zu foppen. Aber sie handelt auch davon, dass ich nicht leicht einzuordnen war. Ich fühlte mich als Außenseiter. Es war offensichtlich, dass ich nicht wie die anderen war.

Planschen auf Hawaii, 1966.

BRUCE SPRINGSTEEN: Und in welcher Stadt hast du gelebt?

BARACK OBAMA: Honolulu, Hawaii, diesem kleinen Juwel mitten im Ozean, das sich aus all den Immigranten von so unterschiedlicher Herkunft zusammensetzt. Es gibt dort Japaner und Chinesen, Portugiesen, die als Seeleute gekommen sind, und es gibt die gebürtigen Hawaiianer, deren Anzahl wie bei vielen indigenen Völkern durch Krankheiten geschrumpft ist. Da ist also diese grundlegende Kultur, die schön und mächtig ist. Aber als Kind sehe ich mich um, und die anderen sehen alle irgendwie anders aus als ich.

Barack Obamas Mutter Ann Dunham und deren Mutter Madelyn Dunham, ca. 1958; Obamas Großvater Stanley Dunham und der „Urenkel von König Kamehameha“, Hawaii, 1966; frühes Porträt, ca. 1961; Obama und seine Mutter bei ihrer Uni-Abschlussfeier, Hawaii, ca. 1967; Obama und sein erstes Auto, Hawaii, ca. 1964; Obamas Vater,...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2021
Übersetzer Stephan Kleiner, Henriette Zeltner-Shane
Zusatzinfo mit 350 Farbabbildungen
Sprache deutsch
Original-Titel Renegades – Born in the USA
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Amerikanischer Traum • Außenseiter • Becoming • Biografie • Biographien • born to run • eBooks • E Street Band • Familie • Geschenkbuch für Männer • higher ground • Michelle Obama • My Hometown • New Jersey • Obama Podcast • promised land • Vaterschaft • verheißenes Land • yes we can
ISBN-10 3-641-28984-X / 364128984X
ISBN-13 978-3-641-28984-3 / 9783641289843
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