Flammenzeichen (eBook)

Stalingrad, der Kampf der Weißen Rose und eine zerrissene Liebe
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2022 | 1. Auflage
336 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-44656-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Flammenzeichen -  Hauke Friederichs
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Die Kraft einer Liebe in Zeiten von Krieg und Widerstand 1942/43 - Flammenzeichen an allen Fronten, Flammenzeichen über Europa. Hauke Friederichs schildert anschaulich und packend dieses Wendejahr des Krieges, in dem die Herrschaft der Nazis ihre maximale Ausdehnung erreicht und zusammenzubrechen beginnt. Im Zentrum steht die Geschichte einer Freundschaft im Sturm der Zeit. Dass der verwundete Leutnant Fritz Hartnagel mit der letzten Maschine aus dem Kessel von Stalingrad ausgeflogen wurde, war pures Glück. Dass die Studentin Sophie Scholl beim Auslegen von Flugblättern gesehen wurde, war die Folge des großen Risikos, das sie und die Weiße Rose mit zunehmender Verzweiflung über Holocaust und Krieg eingingen. Dies ist die dramatische Erzählung einer Liebe, die keine Chance hatte.

Dr. Hauke Friederichs ist Journalist und Bestseller-Autor. Der promovierte Historiker schreibt u.a. fu?r >ZEIT<, >SPIEGEL Geschichte<, und >P.M. History<.  Er bereitet mit Leidenschaft Zeitgeschichte für ein breites Publikum auf. Sein Bestseller 'Funkenflug' wurde von Lesern und Kritik sehr gelobt.

Dr. Hauke Friederichs ist Journalist und Bestseller-Autor. Der promovierte Historiker schreibt u.a. für ›ZEIT‹, ›SPIEGEL Geschichte‹, und ›P.M. History‹.  Er bereitet mit Leidenschaft Zeitgeschichte für ein breites Publikum auf. Sein Bestseller "Funkenflug" wurde von Lesern und Kritik sehr gelobt.

1. KAPITEL

Nähe und Ferne


Mai 1942


Sie fahren aufeinander zu, sitzen in ihren Zügen und sehnen den Moment des Wiedersehens herbei. Er, der Oberleutnant der Luftwaffe, sie, die angehende Studentin, deren erstes Semester bald beginnt. Am Bahnhof in Tübingen wollen sie sich treffen, am 2. Mai 1942, einem Samstag. Vor sechs Wochen hat sich das Paar zuletzt gesehen. Für beide eine lange Zeit in diesen Tagen der Ungewissheit, seit 32 Monaten läuft der Zweite Weltkrieg. Er überschattet die Beziehung von Sophie Scholl, 20 Jahre alt, und dem 25-jährigen Friedrich Hartnagel, den alle Fritz nennen. An diesem gemeinsamen Wochenende im deutschen Südwesten wollen sie ihre Sorgen vergessen.

Hartnagel, der eine Nachrichtenkompanie im französischen Le Mans kommandiert, hat für das Treffen eine anstrengende Reise auf sich genommen. Gut 900 Kilometer fährt er durch das besetzte Frankreich, an Paris vorbei, durch die Vogesen. Nach vielen Stunden überquert er endlich den Rhein. Dann geht es am Schwarzwald vorbei Richtung Neckar.

Seine Freundin kommt aus München nach Tübingen, das sich über dem Neckar erhebt, mit mittelalterlichen Fachwerkhäusern und dem Schloss. Hans Scholl, ihr älterer Bruder, war hier einige Monate als Soldat in einem Lazarett stationiert. Wie fast alle jungen Männer, die Sophie Scholl kennt, müssen auch ihre beiden Brüder und ihr Freund zur Wehrmacht. Wenigstens ihr Vater ist zu alt, um eingezogen zu werden. Robert Scholl wollte 1914 nicht an der Front kämpfen. Er lehnte den Ersten Weltkrieg ab, widerstand der Euphorie und meldete sich nicht freiwillig. Stattdessen diente er im Sanitätsdienst. Der Mut ­ihres Vaters, die Kraft, sich gegen den Geist der Zeit zu stellen, hat die jüngste Tochter geprägt. Auch sie verachtet den Krieg, sehnt ein Ende der Kämpfe, ein Ende der Diktatur herbei.

Längst denkt Sophie Scholl über Widerstand nach, hat mit ihrem Bruder Hans bereits darüber gesprochen, was ein Einzelner oder eine kleine Gruppe von Freunden gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime unternehmen kann. Anders als so viele, die still leiden, die sich wegducken oder auch mit­machen, will sie nicht länger schweigend zusehen, sondern ­etwas tun. Ihr Freund Fritz Hartnagel bewundert ihre Entschiedenheit. Er kämpft in einem Konflikt, den er ablehnt, dient ­einem System, das er verachtet. In hunderten Briefen bestärken sie sich dabei, in einer zunehmend unmenschlichen Umgebung Mensch zu bleiben.

Die Geschichte von Sophie Scholl und Fritz Hartnagel zeigt, wie es in einem System des Staatsterrors gelingen konnte, die geistige Freiheit zu bewahren – und welche Radikalität es erforderte, dem Nationalsozialismus entgegenzutreten. Sie spielt in einer Zeit, in der in Russland auf beiden Seiten der Front viele Soldaten starben, in der Einsatzgruppen Hunderttausende ­Juden, Sinti und Roma ermordeten, die Geheime Staatspolizei alle jagte, die sich gegen den Krieg auflehnten, und die Diktatur den Menschen kaum noch Freiheit ließ. Und sie handelt von großer Sehnsucht, einer komplizierten Liebe, von Freunden, die füreinander alles gaben, und von unerschrockenem Mut.

Auf ihrem Weg von München nach Tübingen kommt ­Sophie Scholl an vertrauten Orten vorbei. Aus dem Abteilfenster sieht sie das Haspelmoor vor Augsburg, dann rollt der Zug durch den »Schwäbischen Barockwinkel« mit seinen vielen beeindruckenden Kirchen, wie etwa »Mariä Himmelfahrt« in Jettingen. Weiter geht es durch die Auwälder des Donaurieds und an der Donau selbst entlang. In Ulm, ihrer Heimatstadt, bleibt ihr keine Zeit für einen Zwischenstopp bei ihren Eltern und der ältesten Schwester Inge, die am Münsterplatz wohnen. Erst vor wenigen Tagen hat sie sich von der Familie verabschiedet, um in München ihr Studium zu beginnen. Dort hat sie die über­raschende Botschaft ihres Freundes erreicht, dass sie sich am Wochenende sehen können. Fritz Hartnagel bekommt Anfang Mai spontan einige Tage frei. Was für eine fantastische Nachricht. Obwohl Sophie Scholl gerade erst angekommen ist, packt sie ein paar Sachen zusammen und bricht wieder auf, um zu ­ihrem Fritz zu fahren.

Fast jeden seiner Heimaturlaube hat Hartnagel in den vergangenen Jahren mit Sophie Scholl verbracht. Sich jetzt mit ihr zu treffen, dürfte ihm besonders wichtig sein, denn er macht sich Sorgen wegen seines bevorstehenden Einsatzes im Osten. In der Sowjetunion sind in den zehn Monaten des Krieges bereits mehr als 15 000 deutsche Offiziere gefallen.

Laut dem Marschbefehl, den Oberleutnant Fritz Hartnagel für seine Kompanie erhalten hat, soll er mit seinen Männern zunächst in die Ukraine aufbrechen. Seine Fernmeldeeinheit wird der 6. Armee zugeteilt, die eine zentrale Rolle bei der ­geplanten Sommeroffensive in Russland spielen soll. Auch das Ziel des gewaltigen Heerverbandes steht bereits fest – ist allerdings noch geheim.

Am 5. April 1942 hat Adolf Hitler in seiner »Weisung für die Kriegsführung Nr. 41« vorgegeben: »Auf jeden Fall muss versucht werden, Stalingrad selbst zu erreichen oder es zumindest so unter die Wirkung unserer schweren Waffen zu bringen, daß es als weiteres Rüstungs- und Verkehrszentrum ausfällt.« Fast drei Wochen später taucht die Stadt erstmals in einem Wehrmachtsbericht auf. Kampffliegerverbände, so heißt es darin, hätten ein großes Rüstungswerk der Sowjets angegriffen und dabei »zahlreiche Bombentreffer mit nachfolgenden Bränden und Explosionen« erzielt. Der Kampf um Stalingrad hat be­gonnen, ohne dass dem in Deutschland größere Bedeutung beigemessen wird. Mit diesem Auftrag für die 6. Armee steht fest, dass Hartnagel seine Sophie monatelang nicht mehr sehen wird. Als Kompaniechef an der Ostfront dürfte es lange dauern, bis er wieder einmal Urlaub bekommt.

In Tübingen halten sie auf dem Bahnsteig sicherlich Ausschau nacheinander. Endlich können sich die beiden in die Arme nehmen, bevor es bald schon gemeinsam weiter nach Freiburg im Breisgau geht. Sie geben sich Halt in diesen zerrissenen Jahren. Jederzeit kann Hartnagel an eine der vielen Fronten entsandt werden, sein Leben war schon mehrfach in Gefahr: bei britischen Luftangriffen in Frankreich oder als in Belgien eine Mine unmittelbar neben seinem Wagen explodierte. Und auch Sophie Scholl hat schon manchen Luftalarm erlebt.

Trotz aller Freude, ihren Fritz wieder bei sich zu haben und zusammen mit ihm einige Tage verbringen zu können, muss sie etwas Ernstes mit ihm besprechen. Während dieser Bahnfahrt bittet sie ihn wohl um einen großen Gefallen: Sie fragt ihn, ob er den Bezugsschein für einen Vervielfältigungsapparat mit Stempeln seiner Kompanie versehen kann. Mit einem Stempel der Wehrmacht wäre das Gerät viel leichter zu beschaffen.

Der Oberleutnant zögert. Wann immer möglich macht er seiner Freundin gern eine Freude, besorgt im besetzten Frankreich Dinge, die es in Deutschland ohne Bezugsmarken nicht mehr gibt, wie Strümpfe, Seife, Schokolade und Kakao. Für Hans Scholl, ihren älteren Bruder, hat er einmal einen Bezugsschein für eine Leica-Kamera organisiert, da auch Fotoapparate kaum erhältlich...

Erscheint lt. Verlag 17.8.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik 20. Jahrhundert bis 1945
Schlagworte 20. Juli • 80 Jahre Stalingrad • 80 Jahre Weiße Rose • Adolf Hitler • Alexander Schmorell • Buch Sophie Scholl • buch weihnachten • Buch Weiße Rose • Buch Widerstand • Buch zweiter Weltkrieg • Christoph Probst • erzählte Geschichte • Florian Illies • Flugblätter • Fritz Hartnagel • Geschenk Mann • Geschichte der Weißen Rose • Hans Scholl • Harald Jähner • Josef Stalin • Kurt Huber • München • Ostfront • Philipp Blom • Rote Armee • Sophie Scholl • Sowjetunion • Spannende Geschichte • Stalingrad Schlacht • Stalinismus • Stauffenberg • Studenten • Widerstand • Widerstand gegen Hitler • Widerstand gegen Nazis • Widerstandsbewegung • Widerstandskämpfer • Willi Graf • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-423-44656-0 / 3423446560
ISBN-13 978-3-423-44656-3 / 9783423446563
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