Dein Kind isst besser, als du denkst! (eBook)

Warum Eltern dem inneren Ernährungskompass vertrauen können - Das confidimus-Prinzip
eBook Download: EPUB
2021
320 Seiten
Kösel-Verlag
978-3-641-26739-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dein Kind isst besser, als du denkst! - Katharina Fantl, Julia Litschko
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Endlich Entspannung am Familientisch!
Von Geburt an haben Kinder ein natürliches Gespür für Hunger, Sättigung, Appetit und Bekömmlichkeit. Doch viel zu häufig bringen starre Ernährungsregeln diesen inneren Kompass aus dem Gleichgewicht. Was dabei oft nicht mehr gesehen wird, sind die körperlichen und seelischen Bedürfnisse von Kindern. Dass kleine Esser Lebensmittel ablehnen oder sich phasenweise einseitig ernähren, ist meist entwicklungsbedingt. Indem Eltern ihre Kinder hier vertrauensvoll und achtsam begleiten, helfen sie ihnen, langfristig ein entspanntes Verhältnis zum Essen zu entwickeln.

Dieser wegweisende Ratgeber

• klärt über verbreitete Denkfehler beim Essen auf

• beantwortet häufig gestellte Eltern-Fragen

• zeigt Wege im Umgang mit emotionalem Essen auf

• bietet Übungen für herausfordernde Situationen im Alltag

• bestärkt Mütter und Väter in der Wahrnehmung ihrer Kinder

Mit Fragebogen, Erfahrungsberichten und zahlreichen praktischen Übungen.

Katharina Fantl (links) war viele Jahre als Fitness- und Personal-Trainerin tätig und entwickelte in dieser Zeit eine Essstörung. Seitdem ist ihr bewusst, wie angespannt unsere gesellschaftliche Haltung in Sachen Ernährung ist. Nicht zuletzt für ihre drei Jungs wünscht sie sich einen anderen Umgang mit dem Thema. Sie ist Ernährungstrainerin für somatische Intelligenz, Business- und Privatcoach, Master of Mediation, Verhaltenstrainerin und Magistra der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Unser innerer Ernährungskompass

Denken Sie einmal zurück an den Moment, in dem Sie Ihr Kind das erste Mal in den Armen hielten: Diese Erinnerung wird immer unvergessen bleiben und nie etwas von ihrem Zauber verlieren. Wahrscheinlich hat auch Ihr Baby Sie mit einem kräftigen Schrei begrüßt. Dieser lebenswichtige Reflex befreit die Lungen vom Fruchtwasser und ermöglicht dadurch, dass Sauerstoff ins Blut transportiert werden kann. Das Baby bewegt seine kleinen Finger, blickt uns blinzelnd an. Und es hat das instinktive Bedürfnis, zu trinken. Alles, was wir für ein gesundes Essverhalten brauchen, tragen wir bereits ab dem Tag unserer Geburt in uns. Oder, wie es Gesundheitswissenschaftler Thomas Frankenbach poetisch formuliert: »Der Körper ist Wahrheit.«4

Hunger und Sättigung sind komplexe hormonelle Vorgänge, die uns spüren lassen, wann und wie viel Nahrung wir brauchen. Doch unser innerer Ernährungskompass kann noch mehr: Anhand von Appetit und Abneigung signalisiert unser Körper uns auf ganz natürliche Weise, welche Lebensmittel uns gut bekommen und welche nicht.

Überlegen Sie doch mal, welche Speisen Sie unglaublich gerne mögen (bei einer der Autorinnen dieses Buches ist es Rosenkohl) und denken Sie anschließend daran, welches Lebensmittel Sie derart verabscheuen, dass allein der Gedanke daran eine tiefe Abneigung bei Ihnen hervorruft (bei der zweiten Autorin dieses Buches trifft dies übrigens zu auf: Rosenkohl).

Wenn unser Körper unser Essverhalten also derart zuverlässig steuern kann, warum vertrauen wir nicht einfach auf ihn? Es gibt keinen Grund, etwas zu essen, das uns nicht gut bekommt. Und warum richten wir uns nicht einfach nach Hunger und Sättigung, statt beispielsweise stur im Intervall zu fasten?

Der eigene Körper erscheint vielen Menschen im Hinblick auf die Ernährung nicht mehr als vertrauenswürdig. Bei Erwachsenen ist der innere Kompass häufig aus dem Gleichgewicht geraten, weil Ernährung in unserer Gesellschaft ein derart rational gesteuertes Thema ist, dass wir selbst dann der Meinung sind, uns gesund zu ernähren, wenn unser Körper uns etwas ganz anderes vermittelt. Gefangen in einem Netz aus Reizüberflutung, einer rigiden gesellschaftlichen Haltung, bewusst geschürten Ängsten aufgrund wirtschaftlicher Interessen, hinderlichen Glaubenssätzen und familiären Prägungen haben wir verlernt, auf uns zu hören.

Nehmen wir ein Beispiel: Nüsse – sie gelten als die gesunde Alternative zu Chips, weil sie Vitamine, Spurenelemente und Ballaststoffe enthalten. Viel Magnesium und Vitamin B machen sie zur Nervennahrung, die enthaltenen Ballaststoffe kurbeln die Verdauung an. Jeden Tag eine Handvoll Nüsse zu essen gilt als gesunder Snack, mit dem Sie Ihr Herzinfarktrisiko senken.

Der Autor Nils Binnberg, der jahrelang unter dem Zwang litt, sich möglichst gesund ernähren zu müssen, folgte dieser Empfehlung – obwohl er gegen Nüsse allergisch ist. In einem Interview mit dem Tagesspiegel5 sagte er: »Eine der Empfehlungen, die immer wieder bei Gesundheitsgurus auftaucht, ist: Essen Sie viele Nüsse. Dabei habe ich schon als Kind davon Blasen und wässrigen Ausschlag an den Fingern bekommen. Das hatte ich verdrängt, weil ich so besessen davon war, diesen Ernährungslehren zu folgen. Danach enthalten Nüsse die guten Fette, im Unterschied zu den schlechten Fetten. Die Reaktion habe ich dann in Kauf genommen. Und mich sogar mit Cortison-Creme behandelt.«

Die Empfehlung »Essen Sie Nüsse, sie sind gesund!« hatte in diesem Fall mehr Gewicht als das eigene Wohlbefinden. Und das ist aus unserer Sicht erschreckend. Sollte es für uns nicht das Wichtigste sein, dass wir uns wohlfühlen? Und ist es nicht auch das, was wir uns für unsere Kinder wünschen? Natürlich ist es das – und es bedeutet für uns als Eltern, dass wir gut daran tun, die zwanghaften Vorgaben zu gesunder Ernährung nicht länger die Oberhand gewinnen zu lassen. Dies kann gelingen, wenn wir uns den folgenden Aspekt vor Augen führen:

Jeder Mensch hat individuelle Ernährungsbedürfnisse.

Wir alle sind einzigartig. Wenn Sie Rosenkohl lieben, essen Sie ihn mit Freude und Genuss. Wenn Sie ihn verabscheuen, machen Sie sich keine Vorwürfe, weil Sie dieses vermeintlich gesunde grüne Gemüse einfach nicht runterkriegen. Wenn Ihr Körper es ablehnt, hat er einen guten Grund dafür. Und dann ist Rosenkohl für Sie auch kein gesundes Lebensmittel. Was uns guttut und was nicht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.

Im Interview mit Thomas Frankenbach erfahren wir: »Allein schon die Genetik und die jeweilige Lebenssituation sorgen dafür, dass Nahrung, die dem einen Menschen guttut, bei einem anderen bereits die Ursache für gesundheitliche Probleme sein kann. Wir sind mittlerweile im Zeitalter der sogenannten individualisierten Ernährungsmedizin angekommen. Vereinfacht können wir sagen: Verfügt ein Mensch vorwiegend über die Anlagen von Nomaden, dann wird er von Obst und Gemüse krank. Auch größere Mengen Kohlenhydrate, ganz gleich ob Getreide oder Süßes, vertragen diese Menschen nicht. Ihr Speiseplan beinhaltet also viel Tierisches. Hat ein Mensch die Veranlagung von Jägern und Sammlern, dann verträgt er zwar Pflanzliches, aber noch lange keine stärkereichen Lebensmittel oder größere Zuckermengen. Dominiert die Ackerbauern-Genetik, dann mag der Betreffende meist schon als Kind neben Gemüse und Käse auch Kartoffeln und Brot und kommt auch oft mit vergleichsweise größeren Mengen an Süßigkeiten gut zurecht.« Und auch der Ernährungspsychologe Christoph Klotter bestätigt: »Es gibt nicht die eine richtige Ernährung für alle.«6 Bleiben wir beim Rosenkohl: Wussten Sie, dass Rosenkohl Antivitamine enthält? Sie können – bei schlechter Bekömmlichkeit – dazu führen, dass die Aufnahme von Vitaminen in den Stoffwechsel erschwert wird.7

Neben den Antivitaminen gibt es zahlreiche andere einschränkende Stoffe, die in vielen Obst- und Gemüsesorten stecken. Wir sprechen von den sogenannten Antinutritiva. So enthalten Spinat, Mangold oder Rhabarber beispielsweise Oxalsäure, die den Calcium- und Eisenstoffwechsel beeinträchtigen kann, wenn man zu viel davon zu sich nimmt. Dies kann unter anderem zu einer gestörten Blutbildung führen. In grünen Bohnen oder Erdnüssen stecken Saponine, die die Lebensdauer von roten Blutkörperchen verkürzen können – immer dann, wenn der Körper Saponine nicht gut abbauen kann.

Bei den Antinutritiva handelt es sich laut Thomas Frankenbach um Stoffe, »die oberhalb sehr individueller Konzentration im menschlichen Körper zu vorübergehenden Einschränkungen, dauerhaften Schädigungen und sogar bis zum Tod führen können«.8 Sein Fazit: »Eine dogmenhaft betriebene Naturkost, wie sie von vielen Seiten propagiert und praktiziert wird, birgt die Gefahr, mehr zu schaden als zu nützen.«

Dies gilt natürlich nur bei schlechter Bekömmlichkeit. Denn wir beobachten auch Eltern, die besorgt am Tisch sitzen, weil ihr Kind genussvoll Weintrauben isst, und die voller Bedenken mitzählen, ob die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlene maximale Obstmenge von zwei Portionen pro Tag (wegen des Fruchtzuckers!) nicht schon längst überschritten ist. Warum erscheint es uns so abwegig, darauf zu vertrauen, dass unser Körper auf ganz natürliche Weise eine gesunde Ernährung steuert, wenn wir uns erlauben, wieder bewusst hinzuspüren?

Bei einem Infoabend mit Eltern wird hitzig über das Thema Zucker diskutiert. Eine Mutter ist der festen Überzeugung, dass Zucker bei ihrem Kind dazu führt, dass es »total aufgedreht« ist. Deshalb die Regel: Abends wird kein süßer Brotaufstrich mehr gegessen. Die Eltern berichten, dass das Kind so besser in den Schlaf finden würde. Ich frage sie: »Was macht es denn mit Ihnen, wenn Sie viel Zucker essen? Sind Sie dann eher aktiv oder eher abgeschlagen?« Außerdem berichte ich von meiner eigenen Körperwahrnehmung und erkläre, dass übermäßig viel Zucker bei mir oft Kopfschmerzen auslösen würde. Und dass dann eher das Gegenteil von Aktivität der Fall sei: Statt »total aufgedreht« würde ich mich eher »ziemlich abgeschlagen« fühlen. Die Mutter hatte selbst ähnliche Erfahrungen gemacht und hinterfragte daraufhin ihren Glaubenssatz. Unabhängig davon frage ich in die Runde: »Wie viele Gründe fallen Ihnen ein, warum ein Kind abends schlecht einschläft? Streit mit einer Freundin, eine bevorstehende Klassenarbeit? Und ist es nicht vielleicht ein bisschen zu einfach, einzig und allein dem Zucker die Schuld in die Schuhe zu schieben?« Einige Wochen später, die Familie hat sich zwischenzeitlich für ein confidimus-Coaching entschieden, kommt die Mutter noch einmal auf das Thema zu sprechen: »Das mit dem Zucker am Abend hat sich tatsächlich nicht bestätigt.«

Fazit: Wenn Sie auf Ihren Körper hören, verstehen Sie, was er braucht. Auf dem Weg zu einem natürlichen Essverhalten besteht der erste, wichtige Schritt darin, das Wohlbefinden Ihrer Familie über die Ernährungsempfehlungen von Dritten zu stellen. Ihr Kind kommt zur Welt und spürt intuitiv, was es braucht und was ihm guttut. Ihre Verantwortung als Eltern ist es, dieses feine Gespür zu fördern, die Körperintelligenz wertzuschätzen und den inneren Ernährungskompass Ihres Kindes im Gleichgewicht zu halten.

Bei Paul ist...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Ernährung / Diät / Fasten
Schlagworte Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Appetit • Baby led weaning • Beziehung • Beziehungsratgeber • Diät • eBooks • Eltern • Ernährung • ernährungskompass • ernährungspyramide kinder • Ernährungsregeln • Ernährungswissenschaft • Erziehung • Erziehungsratgeber • Essverhalten • geschwängert • gesunde Ernährung für Kinder • Gesundheit • guter hoffnung • intuitives Essen • Kindererziehung • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Medizin • Pädagogik • Psychologie • Ratgeber • Schwanger • Schwangerschaft • Schwangerschaftsbuch • schwanger werden • somatische Intelligenz • Übergewicht bei Kindern • Vertrauen • zuckerfreie Ernährung
ISBN-10 3-641-26739-0 / 3641267390
ISBN-13 978-3-641-26739-1 / 9783641267391
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