Ist das schädlich für mein Kind? (eBook)

Risiken in Schwangerschaft und Kleinkindzeit kennen und richtig einschätzen - Ein Toxikologe und eine Hebamme klären auf
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
304 Seiten
Kösel (Verlag)
978-3-641-24688-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ist das schädlich für mein Kind? -  Silvia Höfer,  Thomas Höfer
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Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Ist Muttermilch nicht zu verunreinigt? Wie schädlich ist die Strahlung um uns herum? Impfen - ja oder nein? Gerade werdende und junge Eltern treiben solche und ähnliche Fragen um. Dabei können uns Gerüchte, Mythen und Fehlinformationen leicht verunsichern.

Das Autorenduo, eine Hebamme und ein Toxikologe mit jeweils über 40 Jahren Berufserfahrung, greift diese Sorgen auf. Basierend auf neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen klären sie über Gefahren und die damit tatsächlich verbundenen Risiken auf und geben praktische, alltagstaugliche Tipps zu ihrer Vermeidung. So stehen Eltern nicht mehr unter dem Zwang, allen Empfehlungen hinterherzujagen und jeder vermeintlich neuen Gefahr aus dem Weg zu gehen, und wissen, was sie tun können. Denn auch wenn Gefahren bestehen - noch nie war die Zeit für Kinder so sicher wie heute.

Silvia Höfer arbeitet seit über 40 Jahren als freiberufliche Hebamme. Sie ist Gründungsmitglied des ersten deutschen Geburtshausvereins und war als Hebamme auch in Südindien und im Sudan tätig. Sie schrieb zahlreiche medizinische Artikel und ist Coautorin von Lehrbüchern und Autorin von Bestsellern zu Schwangerschaft, Geburt und Elternzeit.

Kapitel 1

Gefahr ist
nicht gleich Risiko

Wir alle sind unsicher und vielleicht sogar ängstlich, wenn vermeintlich gefährliche Situationen, die wir nicht unter unserer Kontrolle haben, vor uns auftauchen. Wenn Sie als werdende und junge Eltern nicht von solchen Ängsten geplagt werden wollen, empfehlen wir, dass Sie die Bewertung von Risiken und Gefahren ein wenig besser verstehen lernen. Dazu dienen die folgenden Abschnitte. Sie sind keine leichte Lesekost, aber es lohnt, sich auf Hintergrundwissen und Theorie etwas einzulassen – da sind wir sicher. Und alle Kapitel danach werden leichter zu verdauen sein – versprochen!

Was ist der Unterschied zwischen
Gefahr und Risiko?

Das Leben ist voller Risiken. Wir alle wissen das und finden unseren Weg, damit umzugehen. Oftmals empfinden wir Risiken als Herausforderung, das andere Mal aber bereiten sie uns Sorgen oder flößen uns sogar Furcht ein. Vielen Menschen fällt es schwer, zwischen Gefahren und Risiken zu unterscheiden. Sie sehen zutreffend Gefahren und denken, dass damit bereits ein sicheres Gesundheitsrisiko besteht.

Wenn wir das Beispiel Sonnenstrahlung betrachten, wird die Komplexität dieser Unterscheidung zwischen Gefahr und Risiko klar. Wir brauchen die Sonnenstrahlung, um auf unserem Planeten leben zu können. Jeder Mensch braucht Sonne. Ihre Wärme und ihr Licht lassen die Stimmung steigen. Sie aktiviert Prozesse im Körper und ist beispielsweise für die Bildung von Vitamin D in der Haut und damit für den Knochenstoffwechsel wichtig. Ein Zuviel an UV-Strahlen kann sich jedoch negativ auswirken. Manche Folgen treten rasch auf, zum Beispiel als Sonnenbrand. Andere machen sich oft erst Jahre später bemerkbar, wie vorzeitige Hautalterung oder sogar eine Hautkrebserkrankung. So stellt Sonnenstrahlung also eine potenzielle Gefahr dar, und es besteht eine Wahrscheinlichkeit, dass gesundheitlich unerwünschte Folgen auftreten, wenn wir zu viel oder zu wenig davon bekommen. Das heißt, Sonnenstrahlung birgt ein Risiko in sich. Natürlich nur, wenn wir uns einem Zuviel oder einem Zuwenig davon aussetzen. Menschen, die Gefahren genau kennen, können daher mit Risiken gut umgehen und sich vor Schaden bewahren.

Mit der Schwangerschaft und der Elternzeit kommen die eigene Haltung und die bisher üblichen Lösungsstrategien gegenüber Gefahren und Risiken ins Wanken. Nicht nur, dass man jetzt für ein anderes Lebewesen mitverantwortlich Entscheidungen treffen muss und nicht nur für sich selbst, nein, spezifisches Wissen und Erfahrung fehlen nun auch. Nicht umsonst können Großeltern mit ihren Enkeln und deren Gesundheit viel entspannter umgehen. Ihnen stehen Wissen und Erfahrung zum Umgang mit gefährlichen Situationen zur Verfügung. Das Wissen über Gefahren und darüber, wie sie auftreten müssen, um zu einem echten Risiko zu werden, ist immer der erste Schritt zur erfolgreichen Verhinderung von Schäden – aber auch von Befürchtungen und Ängsten.

Wann akzeptieren wir ein Risiko?

Die heute übliche Risikobewertung durch Experten entstand in der Vergangenheit meist in der Welt der Technik. Sie wurde später in den Bereich Umweltschutz und danach in den Gesundheitssektor überführt. Daher kommen die Ansätze der aktuellen Strategien von Industrie, Behörden und Politik in Sachen Risiko aus dem Umgang mit fehleranfälliger Technik. »Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen«, so lautet Murphys Gesetz. Aber wann? Wo stecken die kritischen, also möglicherweise gefährlichen Funktionsfehler? Welche Schäden sind zu erwarten? Wann bricht die Konstruktion zusammen? Mit welcher Wahrscheinlichkeit kann die Anwendung aus dem Ruder laufen? Bei der Risikobewertung werden Angaben zum möglichen Schaden und zur Schadenswahrscheinlichkeit zusammengestellt, um zu entscheiden, ob die geplante Sicherheit ausreicht. Techniker, Juristen und Bürokraten erarbeiten dazu Vorschriften oder Normen, die, von allen Beteiligten akzeptiert, dann Entscheidungen im Einzelfall »automatisieren«. Eine zulässige Fehlerwahrscheinlichkeit wird festgeschrieben. Das Risiko bildet sich aus dem mathematischen Produkt aus einer Gefahr (Schaden) und der Wahrscheinlichkeit ihres Eintritts. Bei Chemikalien gilt das ähnlich. Bei der gesundheitlichen Risikobewertung von Chemikalien wird eine Belastung des Körpers bestimmt, bei deren Überschreitung die Wahrscheinlichkeit eines deutlichen Gesundheitsschadens besteht (»Gefahr«). Mit steigender Belastung, zunehmender »Exposition«, steigt diese Wahrscheinlichkeit. Damit ergibt sich die Risikobewertung von chemischen Stoffen aus der Gefahrenbeschreibung und der Expositionsbewertung. Daraus werden Grenzwerte und akzeptable Belastungsgrenzen abgeleitet. In einer demokratischen Gesellschaft dürfen die Prozesse zur Festlegung solcher Sicherheitsstandards infrage gestellt werden. Aus Erfahrung wissen wir, dass Lobbyismus und Eigeninteressen oder Weltbilder in der Entwicklungstechnik und des Gesundheitsschutzes einen großen Einfluss haben können und nicht mit unserem persönlichen Interesse übereinstimmen. Ergebnis ist, dass der Sicherheitsstandard nicht allen Betroffenen gefällt. Das gilt meist für Eltern kleiner Kinder, die Risiken für ihren Nachwuchs weniger akzeptieren als kinderlose Menschen. Als Beispiel sind hier die jahrzehntelangen Konflikte über Geschwindigkeitsbeschränkungen vor Schulen und Kindergärten zu sehen.

Unsere Akzeptanz eines Risikos hängt davon ab, inwieweit uns die mit dem Risiko verbundene Technik nutzt und Vorteile bietet. Risiken, die wir selbst freiwillig in Kauf nehmen, erscheinen uns akzeptabler als solche, über die wir nicht bestimmen. So sehen wir in jedem Jahr viele braun gebrannte Menschen aus dem Urlaub zurückkommen, obwohl alle um die Nachteile von zu intensiver Sonnenstrahlung wissen.

Wie funktioniert die Kommunikation von Risiken?

Die Kommunikation von Risiken hat weniger damit zu tun, dass gerade eine Gefahr ermittelt und bewertet wurde. Vielmehr hat sie zur Aufgabe, eine Entscheidung über den Umgang mit einem Risiko zu vermitteln. Sinnvolle Risikokommunikation muss daher nicht nur auf sachlich richtige oder vertrauenswürdige technisch-naturwissenschaftliche Daten zurückgreifen, sondern auch Entscheidungsträger oder die interessierte Allgemeinheit zu einer qualifizierten Einschätzung befähigen. Das ist keine leichte Aufgabe. Je nachdem, welche Berufsgruppe das Risiko vermittelt, stehen durchaus verschiedene Vorannahmen im Hintergrund. Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler glauben meist, dass Menschen aufgrund von Daten entscheiden, wie sie sich verhalten, und nicht auch von Eindrücken, Empfindungen und Emotionen gesteuert sind. In der Medizin und Epidemiologie liegt der Fokus auf Gesundheitsrisiken. In der politischen Krisenkommunikation müssen noch weitaus mehr Aspekte vermitteln werden. Als Beispiel: Während der Corona-Pandemie gehörten Grenzschließungen, Einschränkungen bei Sozialkontakten, Schul- und Kita-Schließungen und deutliche Einschränkungen im Arbeitsleben zu den Themen, die klar vermittelt werden mussten. Die Psychologie weiß um die Komplexität unserer Auffassungsgabe und unseres Lernens. Die meisten von uns entscheiden nicht auf der Basis von Fakten, sondern stimmen neue Information mit dem ab, was ihnen bereits als Wissen, als visueller Eindruck oder aus Erfahrung zur Verfügung steht. Das gilt auch für das Verständnis von Risiken. Die vielen Bilder verunglückter Flugzeuge in unserer Erinnerung lassen uns empfinden, dass Flugzeuge unfallträchtig und ein riskantes Transportmittel seien. Die wissenschaftliche Risikobewertung legt Zahlen vor, die das Gegenteil belegen. Pro Wegstrecke verunglücken 20-mal mehr Menschen in Autos als in Flugzeugen tödlich.1 Für jemanden, der im Auto sitzt oder im Flugzeug mitfliegt, sieht der Risikovergleich auf die Reisezeit bezogen aber wieder anders aus. Weil Flugzeuge in der gleichen Zeit rund zehn Mal weiter kommen als Autos, ergibt sich nur noch das doppelte Risiko, tödlich zu verunglücken beim Autofahren. Für viele andere Risikovergleiche fehlen aber solche genauen Zahlen. Forscherinnen und Forscher wissen zwar innerlich um die Grenzen und Unsicherheiten ihres Wissenstandes, kommunizieren aber in der Regel alle Fakten ohne die Lücken im Wissen. Sie wollen unbedingt kompetent sein. Hier können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Kenntnislücken eingestehen und gleichzeitig ihren Wissensstand gleichberechtigt teilen, Neugierde und Interesse an neuen Fakten wecken und dazu anregen, dass naturwissenschaftlichen Argumenten nunmehr stärker gefolgt wird. Unser großer Wunsch mit diesem Buch!

Welchen Einfluss hat die Medienkultur auf
das Verständnis von Risiken?

Unsere Einschätzung von Gefahren und der negativen Entwicklungen auf der Welt, die die aktuelle Situation zu bestimmen scheinen, wird in hohem Maß durch die Nachrichtenkultur geprägt. Wie Steven Pinker, Professor der Psychologie an der Harvard University, es ausdrückte: »Nachrichten behandeln Dinge, die geschehen, und nicht Dinge, die nicht geschehen. Noch nie hat eine Reporterin in die Kamera gesagt: ›Ich berichte live aus einem Land, in dem kein Krieg ausgebrochen ist – oder aus einer Stadt, in der kein Sprengsatz gezündet wurde, oder aus einer Schule, in der es keinen Amoklauf gab.‹«2 Nachrichten suchen Aufmerksamkeit. Unsere evolutionäre Entwicklung trimmte uns auf die Erkennung von Gefahren, denen wir entfliehen müssen. Risikomeldungen und Skandale bleiben daher stärker in unserer Erinnerung als Informationen über eine langfristige Verbesserung einer Situation und die Tausenden Plätze, an...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2020
Zusatzinfo Zweifarbig, mit Grafiken
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Schwangerschaft / Geburt
Schlagworte Ängste in der Schwangerschaft • eBooks • Eltern • Embryo • Geburt • gefährliche Putzmittel • geschwängert • Gesundheit • guter hoffnung • Handystrahlung • Impfen • Luftverschmutzung • Medikamente in der Schwangerschaft • Ratgeber • richtig essen in der Schwangerschaft • Schwanger • Schwangerschaft • Schwangerschaftsbuch • schwanger werden • Stillen • Stress in der Schwangerschaft • Umweltverschmutzung • Wasserqualität
ISBN-10 3-641-24688-1 / 3641246881
ISBN-13 978-3-641-24688-4 / 9783641246884
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