Armut in einem reichen Land

Wie das Problem verharmlost und verdrängt wird
Buch | Softcover
400 Seiten
2012 | 3. Auflage
Campus (Verlag)
978-3-593-39605-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Armut in einem reichen Land - Christoph Butterwegge
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In Deutschland geht das Gespenst der Armut um. Nicht länger tabuisiert, ist es inzwischen zum viel diskutierten Topthema geworden: Hartz IV, die Angst der Menschen vor sozialem Abstieg, die Folgen der Weltfinanzkrise. Dennoch wird Armut immer noch nicht konsequent bekämpft, sondern geleugnet, verharmlost und "ideologisch entsorgt". Wie dies in Politik, Medien und auch der Wissenschaft geschieht, zeigt Christoph Butterwegge an zahlreichen Beispielen. In der zweiten, aktualisierten Auflage seines Buchs geht er unter anderem auf den Regierungswechsel im Jahr 2009 ein sowie auf die neuen Hartz IV-Bestimmungen. Er verdeutlicht, warum Äußerungen wie die von Guido Westerwelle über Hartz IV-Bezieher oder von Thilo Sarrazin über Arme und Migranten die Gesellschaft weiter spalten. Schließlich zeigt er, was getan werden muss, damit sich die Kluft zwischen Arm und Reich wieder schließt.
Die Folgen der Finanzkrise, Angst vor gesellschaftlichem Abstieg, soziale Ungleichheit: Diese Fragen treiben viele Menschen um, und doch, so konstatiert Christoph Butterwegge, wird Armut in Deutschland immer noch nicht konsequent bekämpft, sondern verharmlost und "ideologisch entsorgt". In der 3., aktualisierten Auflage seines Standardwerks geht er auf die Neuregelung von Hartz IV sowie auf deren Folgen ein. Schließlich zeigt Butterwegge, was getan werden muss, damit sich die Kluft zwischen Arm und Reich wieder schließt.

Christoph Butterwegge ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Köln, Autor zahlreicher Bücher und gefragter Experte auf Diskussionsveranstaltungen und in den Medien.

Inhalt

Einleitung 7
1. Armut in der Bundesrepublik - Begriffsdefinition und Bestandsaufnahme 11
Armut und Reichtum: Begriffe, Geschichte und Kontroversen 11
Empirische und theoretische Grundlagen 38
Globalisierung als neoliberales Projekt zur Vergrößerung der
sozialen Ungleichheit 67
Von der Alters- zur Kinderarmut und wieder zurück? 87

2. (Zerr-)Bilder der Armut: Wie man das Problem leugnet, verharmlost und verdrängt 96
Legenden und Illusionen im Wirtschaftswunderland:
Wohlstand für alle 97
Mit der Rezession und der Massenarbeitslosigkeit kehrt
das Armutsrisiko ins Bewusstsein zurück120
Die rot-grüne Koalition, Gerhard Schröders "Agenda 2010"
und die sog. Hartz-Gesetze168
Gerechtigkeit im Wandel: Folgen der neoliberalen Hegemonie197
Missbrauchsdebatten auf Stammtischniveau: Stimmungsmache
gegen Arme und Sozialstaat216
Debatten über die "neue Unterschicht" und das
"abgehängte Prekariat"225
Wenn die Armut deutsche Durchschnittsbürger/innen trifft:
Absturz der Mittelschicht?234
Regierungspolitik nach dem Matthäus-Prinzip238
Finanzmarktkrise und Armutsentwicklung: Droht ein
autoritäres Sicherheitsregime?244
Hartz IV auf dem Prüfstand: "menschenwürdiges
Existenzminimum" oder "anstrengungsloser Wohlstand"?258
Gerechtigkeit gibt es nicht auf Raten: Deutschland
im Übergang zu Hartz V260

3. Wege und Irrwege der Armutsbekämpfung269
Der "aktivierende (Sozial-)Staat" - Garant einer Verringerung
der Arbeitslosigkeit und der Armut?270
Bildung für alle statt Umverteilung des Reichtums zugunsten
der Armen?275
Das bedingungslose Grundeinkommen283
Bürgerversicherung und bedarfsorientierte Grundsicherung295
Andere Schritte zur Verringerung und Verhinderung von
Armut299

Anmerkungen333
Abkürzungsverzeichnis376
Literaturauswahl380
Personenregister395

Einleitung
Armut, in den meisten Regionen vor allem der "Dritten" und "Vierten" Welt schon immer traurige Alltagsnormalität, hält seit geraumer Zeit auch Einzug in Wohlfahrtsstaaten wie die Bundesrepublik, wo sie zumindest als Massenerscheinung lange weitgehend unbekannt war. Obgleich die Armut hier noch immer viel geringere Ausmaße hat und auch weniger dramatische Formen annimmt, deshalb eher subtil in Erscheinung tritt und oft selbst von damit tagtäglich konfrontierten Fachkräften wie Erzieher(inne)n und Pädagog(inn)en nicht einmal erkannt wird, wirkt sie kaum weniger bedrückend als dort.
Über mehrere Jahrzehnte hinweg hörte und las man selten etwas über die Armut in der Bundesrepublik, und wenn, dann meistens im Zusammenhang mit besonders spektakulären Ereignissen bzw. tragischen Einzelschicksalen: dem Kältetod eines Obdachlosen, dem Verhungern eines Kleinkindes oder der Gründung einer "Tafel", wie die Suppenküchen heutzutage beschönigend genannt werden. Derweil interessierte sich die hypermoderne "Kapital-Gesellschaft" offenbar mehr für Aktienkurse als für Babyklappen, Straßenkinder, Sozialkaufhäuser, Kleiderkammern und Wärmestuben, wie es sie mittlerweile in vielen deutschen Städten gibt.
Zuletzt avancierte "Armut in Deutschland" aus einem Tabu- beinahe zu einem Topthema, das in Talkshows über die Wirkung der sog. Hartz-Gesetze, die Benachteiligung von Kindern und Familien, den Zerfall der Mittelschicht, die zu erwartenden Folgen der Weltfinanzkrise oder die Angst vieler Menschen vor einem sozialen Absturz sehr häufig erörtert wird. Man spricht jetzt zwar viel mehr darüber als noch vor wenigen Jahren, nimmt sie aber, wie mir scheint, ebenso wenig als gesellschaftliches Kardinalproblem wahr bzw. ernst wie früher. Die in der wohlhabenden, wenn nicht reichen Bundesrepublik stark zunehmende Armut wird deshalb auch nicht konsequent bekämpft, sondern von den meisten Politiker(inne)n, Publizist(inn)en und Wissenschaftler(inne)n immer noch geleugnet, verharmlost und verschleiert.
Man muss kein Prophet sein, um voraussagen zu können, dass die Armut im Gefolge der globalen Finanz-, Wirtschafts- und Währungskrise zunehmen wird. Da die Angst vor dem sozialen Abstieg bis weit in die Mitte unserer Gesellschaft vorgedrungen ist, können sie Politiker/innen der etablierten Parteien nicht mehr ignorieren, wie das viel zu lange geschah. Deshalb werden das Problem der Armut und das Thema der sozialen Gerechtigkeit in nächster Zeit nicht wieder von der Tagesordnung verschwinden, vielmehr öffentliche Diskussionen, Parlamentsreden und Wahlkämpfe beherrschen. Umso unerlässlicher ist es für Sozialwissenschaftler/innen, deren neues Megathema die Armut werden könnte, falls sich das Problem - wie zu befürchten - drastisch verschärft, diese Entwicklung als zentrale Herausforderung zu begreifen. Armut in einem reichen Land verweist auf das Kardinalproblem der sozialen Ungleichheit national wie auch weltweit und wirkt nicht bloß entwürdigend auf die Betroffenen, ist vielmehr mindestens genauso beschämend für die Gesellschaft sowie ausgesprochen unchristlich und inhuman.
Das vorliegende Buch wendet sich an Leser/innen, die sich nicht bloß über das Problem der Armut, der Unterversorgung und der sozialen Ausgrenzung von Menschen bzw. seine Dimension, Entstehung und Entwicklung informieren, sondern auch den Umgang von Politik, (Medien-)
Öffentlichkeit und Fachwissenschaft damit fundiert kritisieren und sich an der Diskussion über seine Ursachen sowie mögliche Gegenmaßnahmen in unterschiedlichen Bereichen, etwa der Wirtschafts-, Steuer-, Bildungs-, Gesundheits-, Familien- und Sozialpolitik, sachkundig beteiligen wollen. Es geht weniger um die Theorie sowie die Empirie als um jene Zerrbilder der Armut, die in den Massenmedien und der politischen genauso wie in der Fachöffentlichkeit dominieren und die Ideologie stützen (sollen), wonach "wirkliche" Not und "tatsächliches" Elend hierzulande verschwunden

Sprache deutsch
Maße 140 x 213 mm
Gewicht 546 g
Einbandart kartoniert
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Schlagworte Armut • Armut / Arme • Armutsforschung • Deutschland; Politik/Zeitgeschichte • HartzIV • Prekarität • Soziale Lage • Soziale Ungleichheit • Unterschicht
ISBN-10 3-593-39605-X / 359339605X
ISBN-13 978-3-593-39605-7 / 9783593396057
Zustand Neuware
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