Cannabiskonsum und psychische Erkrankungen -  Michael Büge

Cannabiskonsum und psychische Erkrankungen (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
160 Seiten
Psychiatrie-Verlag
978-3-96605-295-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
21,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Nach dem Gesetz kommt die Prävention: Was muss ich wissen? Die erfolgreiche Einführung, nun umfassend aktualisiert: Cannabiskonsum ist längst Teil der Lebenswelten von Jugendlichen. Das neue Cannabisgesetz passt sich den gesellschaftlichen Realitäten an, gleichzeitig entstehen neue Unsicherheiten - auch für psychiatrisch Tätige. Der Fokus des Buchs liegt auf den Einflüssen, die der Konsum von Cannabis in seinen verschiedenen Produkten und Wirkstoffen auf die menschliche Psyche hat. Erkrankungen wie Psychosen können einerseits stark mit diesem zusammenhängen, während mittlerweile auch medizinische oder therapeutische Anwendungsbereiche der Kulturpflanze Hanf Eingang in die Gesellschaft finden. In klaren und verständlichen Worten schafft der Autor einen idealen Überblick über den Stand der Forschung und die Risiken, aber auch den Nutzen, den der Cannabiskonsum mit sich bringt. Das differenzierte Bild, das nach der Lektüre entstanden ist, hilft im Alltag mit Jugendlichen sicher und informiert Entscheidungen zu treffen.

Michael Büge (Berlin) ist Psychologischer Psychotherapeut, Gesprächspsychotherapeut, Familientherapeut, Supervisor und seit 1993 als Psychotherapeut tätig, erst im Bereich Kinder- und Jugendpsychotherapie dann in der Suchthilfe.

Grundinformationen zum Cannabiskonsum


Begriffsbestimmung


»Spliff«, »Weed«, »Bong«, »Buffen«, »Stein« … was sich anhört wie eine Kampfszene aus einem Asterix-Comic sind Szenebegriffe rund um den Cannabiskonsum. Im Kontakt mit Cannabiskonsumenten werden wir immer wieder mit Begriffen konfrontiert, die wir nicht kennen oder von denen wir zwar schon einmal gehört haben mögen, sie aber nicht einordnen konnten. Deshalb schon hier einige Worte zur Beruhigung: Das »Drogen-Glossar« bei Wikipedia weist annähernd vierhundert Begriffe aus, viele davon sind Szenebegriffe (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Begriffen_des_Drogenkonsums).

Selbst für Menschen, die sich professionell mit diesem Thema befassen, ist es schwer, die Bedeutung aller dieser Begriffe zu kennen, vor allem weil fast täglich neue hinzukommen. Vor einer Nachfrage beim Klienten braucht man sich daher nicht zu scheuen, diese könnte sogar einen guten Einstieg in ein Gespräch über das Thema bedeuten.

Darüber hinaus gibt es aber natürlich die Möglichkeit, sich über die Bedeutung dieser Begriffe zu informieren, insbesondere wenn Helfende das Gefühl haben, ihre Klientinnen und Klienten würden sie »austesten«, indem sie absichtlich in einer unverständlichen Sprache sprechen. Eine sehr gute und neutrale Informationsquelle bietet hier das Drogenlexikon auf drugcom.de (https://drugcom.de/drogenlexikon).

Es bedarf jedoch insgesamt einer guten Abwägung, inwieweit man im Gespräch mit den Klienten überhaupt (möglicherweise zur Herstellung eines guten Kontaktes) Szenebegriffe benutzt oder aber auf die Fachbegriffe zurückgreift. Die Benutzung von Fachbegriffen kann zum Beispiel hilfreich sein, um die eigene Haltung deutlich zu machen oder auch einer Bagatellisierung eines Problems entgegenzuwirken. Für den Umgang mit einem Klienten ist es jedoch in jedem Fall wichtig, einen grundsätzlichen Überblick über die Fachbegriffe zu haben und diese auch den unterschiedlichen Ebenen zuordnen zu können.

»Cannabis« ist der Oberbegriff für die Substanz. Diese wird aus den weiblichen Pflanzen des Indischen Hanfs (Cannabis sativa) gewonnen. Die Pflanzenteile, die zum Konsum von Cannabis benutzt werden, sind: Marihuana, das aus den getrockneten Blüten und Blättern gewonnen wird, sowie Haschisch, für welches das Harz der Blütenstände verwendet wird. Die für unseren Zusammenhang wichtigsten psychoreaktiven Wirkstoffe im Cannabis sind das Tetrahydrocannabinol (THC) und das Cannabidiol (CBD).

Cannabis kann geraucht, aber auch im Tee getrunken oder als Haschkeks gegessen werden. Beim Rauchen sind die meistverbreiteten Konsumformen der »Joint« und die »Bong« (eine Art Wasserpfeife).

Wirkweise


In Gesprächen mit den Klienten und Klientinnen wird immer wieder deutlich, dass sich die Wirkung von Cannabis mit der Zeit deutlich verändert. Am Anfang hat es häufig eine euphorisierende, aber auch entspannende bzw. beruhigende Wirkung. Meist wird der Konsum in dieser Phase innerhalb einer Gruppe erlebt. Lustige Assoziationen oder auch angeregte Unterhaltungen, die oft als besonders kreativ empfunden werden, machen einen großen Anteil an den als sehr angenehm erlebten Situationen aus. Alltagsprobleme können vollständig ausgeblendet werden, das Erlebte wird häufig als sehr amüsant wahrgenommen (Lachflash).

Nach längerem Konsum sind solche Erlebnisse kaum noch vorhanden. In der Regel wird dann immer öfter allein gekifft, und der Konsum führt in der Folge nicht zu mehr, sondern sogar zu weniger bis gar keinen Sozialkontakten. Aus den Erzählungen unserer Klientinnen und Klienten wissen wir, dass sie sich in der Regel kontinuierlich weiter zurückziehen und dann überwiegend allein konsumieren. Immer weniger steht das anfängliche Erleben im Mittelpunkt, sondern eher das »Abschalten« von Problemen und die Befriedigung der Sucht. Weder wird dann noch die Wirkung des Cannabis als lustig oder gar euphorisierend beschrieben noch kommt es zu sonderlich kreativen, von erweitertem Bewusstsein geprägten Gedanken. Das Kiffen ist schließlich »normal« geworden, man tut es einfach, nicht zuletzt deshalb, weil es einem deutlich schlechter geht, wenn man es nicht tut.

Trotzdem durchsetzt die frühere Wirkung (auch wenn sie inzwischen in dieser Form gar nicht mehr eintritt) die Gedanken der Klienten, die als erwartete Wirkung nicht aufgegeben werden kann. Es ist diese Wirkung, die sich die Betreffenden wünschen und nach der sie sich zurücksehnen, wenn sich nach erreichter Abstinenz Suchtdruck einstellt.

Da Cannabis auf vielen verschiedenen Ebenen wirkt, kann sich die Unterscheidung zwischen erwünschter und erlebter Wirkung auch auf all diesen Ebenen zeigen (Abbildung 1).

Generell sind die Substanzwirkungen (»psychoaktive Wirkungsweise«) abhängig von folgenden Aspekten:

• vom neurobiologischen Potenzial der Substanz,

• von Dosis und Frequenz des Konsums,

• von persönlicher (Vor-)Erfahrung und der damit verbundenen Wirkungserwartung sowie

• vom sozialen Setting, in dem der Konsum stattfindet. Zelle andocken. Wichtig hierbei ist, dass, wie bei einem Schlüssel und einem Schloss, die Rezeptoren immer nur einen spezifischen Neurotransmitter aufnehmen können.

GEHIRN

Alle Drogen wirken dadurch, dass sie in das Verarbeitungssystem des Gehirns eingreifen. Dies geschieht an jenen Stellen, an denen die Nervenzellen miteinander kommunizieren (dem synaptischen Spalt). Um Informationen weiterzuleiten, werden Neurotransmitter (die bekanntesten sind Dopamin, Serotonin und Noradrenalin) von der einen Nervenzelle ausgeschüttet, die dann an sogenannten Rezeptoren der nächsten

ABBILDUNG 1

Erlebtes Wirkungsspektrum beim Cannabiskonsum

(Quelle: Therapieladen e.V.)

Die Wirkung von Cannabis kann sich in verschiedenen Bereichen sehr unterschiedlich bemerkbar machen. Sie kann mehr oder weniger intensiv sein und eher in eine angenehme oder in eine unangenehme Richtung gehen. Dabei kann es sein, dass eine Person etwas als angenehm empfindet, eine andere es aber eher als unangenehm erlebt.

Eher angenehme, erwünschte Wirkungen

 

Eher unangenehme, unerwünschte Wirkungen

übliche Denkmuster verblassen, neuartige Ideen und Einsichten, »hinter« die Oberfläche schauen, noch nie Gedachtes denken, kreativ sein

Denken

sich in fixe Ideen reinsteigern, von Gedanken besessen sein, geistige Selbstüberschätzung / »Größenwahn«

witzige Assoziationen und starke Gedankensprünge

Konzentration

Konzentrationsschwäche und uferloses Durcheinander im Kopf, »Peilung« verlieren, keinen klaren Gedanken fassen und verfolgen können

sich amüsieren, weil man sich nicht an die vorletzten fünf Minuten bzw. am Ende eines Satzes nicht an seinen Anfang erinnern kann

Gedächtnis

eingeschränkte Merkfähigkeit, Erinnerungslücken, Filmrisse

die gewohnte Ordnung beim Sehen, Hören, Riechen etc. verändert sich; sonst Nebensächliches wird nun deutlicher wahrgenommen, etwa Lichtreize, Farbspiele; Intensivierung von Musikhören, Berührung (Sex), Schmecken; das Zeitgefühl verändert sich

Wahrnehmung/ Empfindung

wenig von der Umwelt mitbekommen, im eigenen »Film« gefangen sein, sich in Einzelheiten hineinsteigern, Überempfindlichkeit, Überreaktionen bis hin zu Halluzinationen und »Horrortrip«

Eher angenehme, erwünschte Wirkungen

 

Eher unangenehme, unerwünschte Wirkungen

Eindruck, als ob man die Gedanken der anderen kennt und teilt, gemeinsame Albernheit, Gemeinschaftserleben

Kommunikation/ Beziehungen

...

Erscheint lt. Verlag 8.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie
ISBN-10 3-96605-295-4 / 3966052954
ISBN-13 978-3-96605-295-5 / 9783966052955
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Adobe DRM)
Größe: 1,8 MB

Kopierschutz: Adobe-DRM
Adobe-DRM ist ein Kopierschutz, der das eBook vor Mißbrauch schützen soll. Dabei wird das eBook bereits beim Download auf Ihre persönliche Adobe-ID autorisiert. Lesen können Sie das eBook dann nur auf den Geräten, welche ebenfalls auf Ihre Adobe-ID registriert sind.
Details zum Adobe-DRM

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID und die Software Adobe Digital Editions (kostenlos). Von der Benutzung der OverDrive Media Console raten wir Ihnen ab. Erfahrungsgemäß treten hier gehäuft Probleme mit dem Adobe DRM auf.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID sowie eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich