EKG-Kurs für Isabel -  Hans-Joachim Trappe

EKG-Kurs für Isabel (eBook)

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2024 | 9. Auflage
384 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-245454-5 (ISBN)
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2 Lektion 2: Ableitung des EKG


Das Elektrokardiogramm wird über Elektroden, die auf die Haut aufgesetzt werden, abgeleitet, wobei Elektroden mit entgegengesetzter Polarität bipolare Ableitungen darstellen. Eine positive Elektrode mit einem indifferenten Referenzpunkt repräsentiert eine unipolare Ableitung. Die Größe der einzelnen Zacken oder Wellen ist dabei von der Höhe der Ladungsdifferenz in der Vektorrichtung der jeweiligen Ableitung bestimmt.

Das Standard-Oberflächen-Elektrokardiogramm umfasst 12 Ableitungen: 6 Extremitätenableitungen (I, II, III, aVR, aVL, aVF) und 6 Brustwandableitungen (V1–V6). Die Extremitätenableitungen gliedern sich in die Einthoven-Ableitungen I, II, III (diese werden bipolar abgeleitet = bipolare Extremitätenableitungen) und die Goldberger-Ableitungen aVR, aVL, aVF (diese werden unipolar abgeleitet = unipolare Extremitätenableitungen).

Die Ableitungen nach Nehb werden heute kaum noch verwendet und spielen in der Kardiologie und Elektrophysiologie praktisch keine Rolle. Bei den Nehb-Ableitungen handelt es sich um bipolare Brustwandableitungen des EKGs mit Ableitungspunkten über der 2. Rippe rechts parasternal, dem Herzspitzenstoß und der hinteren Axillarlinie links.

Die Extremitätenableitungen projizieren die elektrischen Vorgänge am Herzen auf die Frontalebene des Körpers ( ▶ Abb. 2.1a, b):

Abb. 2.1 a Elektrodenanlegepunkte und Vektorrichtungen der Extremitätenableitungen im Einthoven-Dreieck.
b Projektion der Extremitätenableitungen auf die Frontalebene des Körpers.

  • Die Achse der Ableitung I reicht von einem Arm zum anderen; die negative Elektrode liegt am rechten Arm, die positive Elektrode am linken Arm, sodass die elektrische Erregung von rechts nach links verläuft.

  • Die Achse der Ableitung II reicht vom rechten Arm zum linken Bein; die negative Elektrode liegt am rechten Arm, die positive Elektrode am linken Bein, sodass die Erregung vom rechten Arm zum linken Bein verläuft.

  • Die Achse von Ableitung III reicht vom linken Arm zum linken Bein; die negative Elektrode liegt am linken Arm, die positive Elektrode am linken Bein, sodass die Erregung vom linken Arm zum linken Bein verläuft.

  • Wird eine der beiden Armelektroden und die Elektrode vom linken Bein durch einen zentralen Punkt über einen Widerstand von 5000 Ω verbunden, so nimmt man an, dass die Potenzialsumme gleich null ist. Die positiven Elektroden können mit diesem indifferenten Referenzpunkt verbunden werden und man erhält die unipolaren Ableitungen aVR, aVL und aVF.

Die Brustwandableitungen nach Wilson zeigen dagegen die Projektion der elektrischen Abläufe am Herzen (elektrische Vektoren) in der Horizontalebene ( ▶ Abb. 2.2). Elektrophysikalisch stellen die Brustwandableitungen ebenfalls unipolare Ableitungen dar.

Abb. 2.2 a Projektion der Brustwandableitungen auf die Horizontalebene der Ventrikel.
b Die Ableitungsstellen der unipolaren Ableitungen (V1–V6 Wilson-Ableitungen, V7–V9 sogenannte dorsale Brustwandableitungen, V3R–V6R rechtsthorakale Ableitungen).

Die EKG-Elektroden müssen sorgfältig angelegt werden, um technisch einwandfreie Registrierungen zu erhalten. Zunächst befestigt man die 4 Extremitätenkabel nach der „Ampel-Regel“: rechtes Bein: schwarzes Kabel, rechter Arm: rotes Kabel, linker Arm: gelbes Kabel, linkes Bein: grünes Kabel (Beginn: rechtes Bein mit „schwarz“, dann: „rot-gelb-grün“), ▶ Abb. 2.3.

Abb. 2.3 Position der EKG-Elektroden:

  • V1: 4. ICR rechts parasternal

  • V2: 4. ICR links parasternal

  • V3: 5. Rippe zwischen V2 und V4

  • V4: 5. ICR links medioklavikulär

  • V5: vordere Axillarlinie in einer horizontal durch V4 gezogenen Linie

  • V6: mittlere Axillarlinie in einer horizontal durch V4 gezogenen Linie

  • R: rechter Arm

  • N: rechtes Bein

  • F: linkes Bein

  • L: linker Arm.

Die Auswertung des Elektrokardiogramms erfolgt auf kalibriertem EKG-Papier. Spannungsdifferenzen werden in der Vertikalachse aufgezeichnet, wobei von der 0-Linie aus betrachtet Ausschläge nach oben als positive Zacken, Ausschläge nach unten als negative Zacken bezeichnet werden. Die übliche Kalibrierung entspricht 10 mm = 1 mVolt (mV). Die Zeitintervalle werden in der Horizontalachse gemessen, ▶ Lektion 36. Der Papiervorschub beträgt in Deutschland üblicherweise 50 mm/sek. In diesem Fall repräsentiert jedes kleine Quadrat des EKG-Papiers, 1 mm lang, ein Zeitintervall von 0,02 sek (20 msek), ▶ Abb. 2.4.

Abb. 2.4 Kalibrierung des EKG-Papiers bei 50 mm/sek Papiervorschub (stark vergrößerte Darstellung).

Bei den Brustwandableitungen unterscheidet man die vorderen (V1–V2), die mittleren (V3–V4) und die seitlichen (V5–V6) Ableitungen. Diese Differenzierung trägt zu einer exakten Zuordnung von pathologischen EKG-Veränderungen und anatomischen Lokalisationen des Herzens bei, z. B. bei der Lokalisation von Herzinfarkten, ▶ Lektion 20.

Für bestimmte Fragestellungen, die noch besprochen werden, können die an sich üblichen 6 Brustwandableitungen ergänzt werden:

  • nach linksdorsal durch die Ableitungen V7, V8 und V9

  • nach rechtsthorakal durch die Ableitungen V3R, V4R, V5R und V6R.

Es ist besonders wichtig, sich klarzumachen, welche Anteile des Herzens in welchen einzelnen Ableitungen dargestellt werden:

  • Die Ableitungen II, III und aVF repräsentieren die Hinterwand des linken Ventrikels, genauer gesagt den inferioren (oder diaphragmalen) Anteil der Herzhinterwand (inferiore oder diaphragmale Ableitungen), ▶ Abb. 2.1b. Für die posterioren Abschnitte der Hinterwand existieren im üblichen Ableitungsprogramm keine direkten Ableitungen ( ▶ Abb. 2.5).

  • Ableitung I repräsentiert die Seitenwand des linken Ventrikels, aVL die hohe Seitenwand des linken Ventrikels (I und aVL = laterale Extremitätenableitungen), ▶ Abb. 2.1b.

Abb. 2.5 Anatomische Skizze des Herzens in seitlicher Position: Unterscheidung von Vorderwand, posteriorem und inferiorem Anteil der Hinterwand.

Die diaphragmalen Ableitungen II, III und aVF und die lateralen Ableitungen I und aVL liegen sich dabei annähernd gegenüber. Das EKG kann sich in beiden Ableitgruppen entsprechend spiegelbildlich verhalten (reziprok). Dieses ist für die Diagnose eines Myokardinfarktes wichtig: Ein akuter inferiorer Infarkt mit ST-Strecken-Hebungen in II, III und aVF zeigt in den Ableitungen I und aVL reziproke (spiegelbildliche) ST-Strecken-Senkungen ( ▶ Abb. 2.6).

Abb. 2.6 Verhalten von Extremitätenableitungen in anteroposteriorer Projektion des Herzens: Reziprokes Verhalten von ST-Strecken-Senkung (bzw. ST-Strecken-Hebung) in den Ableitungen II, III (und aVF) bzw. I und aVL. Der Pfeil weist auf das reziproke Verhalten von I/aVL gegenüber III hin.

  • V1 und V2 repräsentieren die Vorderwand der Ventrikel (vordere oder anteriore Brustwandableitungen bzw. rechtspräkordiale Ableitungen) ( ▶ Abb. 2.2). Diese Ableitungen sagen jedoch normalerweise wenig über das Verhalten des rechten Ventrikels aus: Will man über Veränderungen des rechten Ventrikels, vor allem über einen rechtsventrikulären Infarkt (oder die rechtsventrikuläre Beteiligung bei einem inferioren Infarkt), genauere Informationen haben, so muss man die Ableitungen V3R und V4R zusätzlich ableiten. Nur wenn der rechte Ventrikel in pathologischer Weise vergrößert oder überlastet ist, erhalten V1 und V2 Repräsentanz für den rechten Ventrikel. Dieses ist dadurch erklärt, dass sich...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie
ISBN-10 3-13-245454-0 / 3132454540
ISBN-13 978-3-13-245454-5 / 9783132454545
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