Hamlet, Prinz von Dännemark -  William Shakespeare

Hamlet, Prinz von Dännemark (eBook)

Eine düstere Tragödie um Intrigen, Rache und moralische Abgründe in Dänemark
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2020 | 1. Auflage
183 Seiten
Good Press (Verlag)
978-4-06-610884-9 (ISBN)
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In 'Hamlet, Prinz von Dänemark', einem tragischen Meisterwerk von William Shakespeare, taucht der Leser ein in die düstere und komplexe Welt der dänischen Königsfamilie. Der literarische Stil des Autors ist geprägt von poetischer Sprache, tiefer Charakterisierung und komplexen Handlungssträngen. Shakespeare setzt in diesem Stück sein einzigartiges Talent dafür ein, die menschliche Psyche und die abgründigen Motive hinter den Handlungen seiner Figuren zu erkunden. 'Hamlet' steht im Kontext der elisabethanischen Tragödie und hebt sich durch seine tiefgreifende intellektuelle und emotionale Anziehungskraft hervor. Die Themen von Verrat, Rache, Wahnsinn und Moral machen dieses Werk zu einem zeitlosen Klassiker der Weltliteratur.

Reinoldo.
Sehr wohl, Gnädiger Herr—

Polonius. Und dann, Herr, thut er das—thut er—was wollt ich sagen—Ich wollte da was sagen—wo blieb ich?

Reinoldo.
Bey dem, wie er sich gegen mich herauslassen würde—

Polonius. Wie er sich herauslassen würde—ja, meiner Six—er würde sich so herauslassen—Ich kenne den jungen Herrn, ich sah ihn gestern oder vorgestern, oder einen andern Tag mit dem und dem; und wie ihr sagt, da spielte er, da gerieth er in Hize, da fieng er beym Ballspiel Händel an; oder vielleicht, ich sah ihn in diß oder jenes verdächtige Haus gehen, Videlicet in ein Bordell, oder dergleichen— Seht ihr nun, daß auf diese Weise der Angel eurer Lüge diesen Karpen der Wahrheit fangen könnt—Das sind die Wege, wie wir andern Gelehrten und Staatisten, durch Winden und Sondiren, (per indirectum), hinter die wahre Beschaffenheit der Sachen zu kommen pflegen: Ich mache euch kein Geheimniß aus dieser Frucht meiner ehmaligen Lectur und Erfahrung, damit ihr sie nun bey meinem Sohn applicieren könnt—Ihr habt mich doch begriffen; habt ihr nicht?

Reinoldo.
Ja wohl, Gnädiger Herr.

Polonius.
So behüt euch Gott; lebt wohl.

Reinoldo.
Mein Gnädiger Herr—

Polonius. Ihr müßt trachten, daß ihr durch euch selbst hinter seine Neigungen kommt.

Reinoldo.
Das will ich, Gnädiger Herr.

Polonius.
Und macht, daß er seine Musik fleissig exerciert.

Reinoldo.
Wohl, Gnädiger Herr.

(Reinold geht ab.)

Zweyte Scene.
(Ophelia tritt auf.)

Polonius.
Lebt wohl—Ha, was giebts, Ophelia? Was wollt ihr?

Ophelia.
Ach, Gnädiger Herr Vater, ich bin so erschrekt worden!

Polonius.
Womit, womit, ums Himmel willen?

Ophelia. Gnädiger Herr Vater, weil ich in meinem Zimmer saß und nähte, da kam der Prinz Hamlet, sein Wammes von oben an bis unten ungeknöpft, keinen Hut auf dem Kopf, seine Strümpfe nicht aufgezogen, ohne Kniebänder, bis auf die Zehen herunter gerollt, so bleich wie sein Hemde, zitternd, daß seine Kniee an einander anschlugen, und mit einem Blik von so erbärmlicher Bedeutung, als ob er aus der Hölle herausgelassen worden wäre, damit er von ihren Schreknissen reden sollte; in dieser Gestalt stellte er sich vor mich hin.

Polonius.
Er wird doch nicht aus Liebe zu dir toll worden seyn?

Ophelia. Ich weiß es nicht, Gnädiger Herr Vater, aber, auf meine Ehre, ich besorg es.

Polonius.
Was sagte er dann?

Ophelia. Er nahm mich bey der Hand, und hielt mich fest; hernach trat er um die ganze Länge seines Arms zurük, und die andre Hand hielt er so über seine Stirne, und dann sah er mir scharf ins Gesicht, als ob er es abzeichnen wollte. So stuhnd er eine gute Weile; zulezt schüttelte er mir den Arm ein wenig, wankte dreymal so mit dem Kopf auf und nieder, und holte dann einen so tiefen und erbärmlichen Seufzer, daß ich nicht anders dachte, als er würde den Geist aufgeben. Drauf ließ er mich gehen, drehte seinen Kopf über die Schulter, und schien seinen Rükweg ohne Augen zu finden; denn, er kam ohne ihre Hülfe zur Thür hinaus, und heftete sie zulezt noch mit einem traurigen Blik auf mich.

Polonius. Komm mit mir, ich will den König aufsuchen. Das ist nichts anders, als die Wirkung einer übermässigen und ausser sich selbst gebrachten Liebe; denn die Gewalt der Liebe ist so heftig, daß sie den Menschen zu so verzweifelten Handlungen treiben kan, als irgend eine andre Leidenschaft, womit unsre Natur behaftet ist. Es ist mir Leid dafür; habt ihr ihn etwa kürzlich hart angelassen?

Ophelia. Nein, Gnädiger Herr Vater; alles was ich that, war bloß, daß ich nach euerm Befehl keine Briefe von ihm annahm, und ihn nicht vor mich kommen ließ.

Polonius. Und darüber ist er närrisch worden. Es ist mir leid, daß ich die Natur seiner Zuneigung zu dir nicht besser beobachtet habe. Ich besorgte, er kurzweile nur so, und suche dich zu verführen; aber der Henker hole meine voreilige Besorgniß; es scheint es sey eine Eigenschaft des Alters, die Vorsichtigkeit zu weit zu treiben, so wie bey jungen Leuten nichts gemeiners ist als gar keine zu haben. Kommt, wir wollen zum Könige gehen. Er muß Nachricht hievon bekommen; die Entdekung dieses Geheimnisses kan uns lange nicht so viel Verdruß zuziehen, als wir davon haben könnten, wenn wir länger schweigen würden.

(Sie gehen ab.)

Dritte Scene.
(Verwandelt sich in den Palast.)
(Der König, die Königin, Rosenkranz, Güldenstern, Edle und andre
 vom Königlichen Gefolge.)

König. Willkommen, Rosenkranz und Güldenstern. Ausserdem, daß wir ein besonderes Verlangen getragen haben euch zu sehen, hat uns noch die Nothwendigkeit, Gebrauch von euch zu machen, zu dieser eilfertigen Beschikung vermocht. Ihr habet vermuthlich etwas von Hamlets Verwandlung gehört; so muß ich es nennen, da er weder dem Äusserlichen noch Innerlichen, noch sich selbst mehr ähnlich ist. Was das seyn mag, was, ausser seines Vaters Tod, ihn zu dieser Entfremdung von sich selbst gebracht hat, kan ich mir nicht träumen lassen. Ich bitte euch also beyde, da ihr von eurer ersten Jugend an mit ihm auferzogen worden, und die Gleichheit des Alters euch zu seiner Vertraulichkeit mehr Recht als andern giebt, so haltet euch nur eine kleine Zeitlang an unserm Hofe auf, um ihm Gesellschaft zu leisten, ihn in allerley Lustbarkeiten zu ziehen, und zu versuchen, ob ihr nicht Gelegenheit findet von ihm heraus zu loken, was die uns unbekannte Ursache seiner ungewöhnlichen Schwermuth ist, und ob sie so beschaffen ist, daß wir derselben abzuhelfen im Stande sind.

Königin. Meine liebe Herren, er hat viel von euch gesprochen, und ich bin gewiß daß niemand in der Welt ist, auf den er mehr hält als auf euch beyde. Wenn ihr uns so viele Gefälligkeit und guten Willen erweisen, und euch so lange hier bey uns aufhalten wollet, als zu Erreichung unsrer Absicht und Erwartung nöthig seyn mag, so seyd versichert, daß euer Besuch einen Dank erhalten soll, wie es der Erkenntlichkeit eines Königs anständig ist.

Rosenkranz. Eure Majestäten haben beiderseits eine so unumschränkte Macht über uns, daß sie da befehlen können, wo es ihnen beliebt zu bitten.

Güldenstern.
Wir gehorchen also beyde, und geben alles was wir sind zum Pfand
des Eifers, womit wir uns bestreben werden, unsre Dienste zu euern
Füssen zu legen.

König.
Ich danke euch, werther Rosenkranz und Güldenstern.

Königin. Ich danke euch, werther Güldenstern und Rosenkranz, und ersuche euch, sogleich zu gehen, und meinem ganz unkenntlich gewordnen Sohn einen Besuch zu geben. Geh einer von euch, und führe diese Herren zu Hamlet.

Güldenstern. Gebe der Himmel, daß ihm unsre Gegenwart und unsre Verwendungen angenehm und heilsam sey!

(Rosenkranz und Güldenstern gehen ab.)

Königin.
Amen! (Polonius zu den Vorigen.)

Polonius. Gnädigster Herr; die Abgesandten nach Norwegen sind glüklich wieder angelangt.

König.
Du bist immer der Vater guter Zeitungen gewesen.

Polonius. Bin ich, Gnädigster Herr? Seyd versichert, mein Gebieter, ich halte auf meine Pflicht wie auf meine Seele, beydes gegen meinen Gott und gegen meinen huldreichesten König; und ich denke, (oder mein Kopf müßte alle die Mühe, die ich in meinem Leben auf die politische Wahrsager-Kunst gewandt, vergebens gehabt haben,) ich denke, ich habe die wahre Ursache von Hamlets Wahnwiz ausfündig gemacht.

König.
O, so redet von dem, was mich am meisten verlangt zu hören.

Polonius.
Gebet vorher den Abgesandten Audienz; meine Neuigkeit soll der
Nachtisch von diesem grossen Schmause seyn.

König.
So erweiset ihnen die Ehre, und führet sie selbst ein.

(Polonius geht ab.)

Er sagt mir, meine liebste Königin, er habe die wahre Quelle von unsers Sohnes Krankheit ausfindig gemacht.

Königin. Ich besorge, es ist im Grunde keine andre, als seines Vaters Tod und unsre übereilte Vermählung.

Vierte Scene.
(Polonius kommt mit Voltimand und Cornelius zurük.)

König.
Gut, wir wollen ihm die Würmer schon aus der Nase ziehen—
Willkommen, meine guten Freunde! Redet, Voltimand, was bringt ihr
uns von unserm Bruder Norwegen?

Voltimand. Die verbindlichste Erwiederung euers Grusses mit allen freundschaftlichen Erbietungen. Auf unsre erste Anzeige schikte er aus, die Werbungen seines Neffen abzustellen, welche er für eine Zurüstung gegen Pohlen gehalten hatte; wie er aber besser zur Sache sah, befand sich's, daß es in der That gegen Eu. Majestät abgesehen war: Bey dieser Entdekung führte er grosse Klagen, daß seine Alters-Schwachheit und Unvermögenheit so mißbraucht werde, und ließ den Fortinbras sogleich in Verhaft nehmen; dieser (damit wir unsre Erzählung kurz zusammen fassen) unterwarf sich, nahm von seinem Oheim einen scharfen Verweiß ein, und gelobete demselben zulezt in die Hand, daß er die Waffen niemals gegen Eu. Majestät ergreifen wolle. Hierüber hatte der alte Norwegen eine so grosse Freude, daß er ihm auf der Stelle ein jährliches Gehalt von dreytausend Kronen ausmachte, mit dem Auftrag, die bereits angeworbnen Truppen gegen den König in Pohlen zu gebrauchen; zu welchem Ende er dann Eu. Majestät in gegenwärtigem Schreiben ersucht, daß es ihr gefallen möchte, selbigen den ruhigen Durchzug durch ihre Staaten zu dieser Unternehmung zu gestatten, unter denjenigen Bedingnissen und Sicherheits-Clausuln, welche in bemeldtem Schreiben enthalten sind.

König. Wir sind es ganz wol zufrieden, und...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2020
Übersetzer Christoph Martin Wieland
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 4-06-610884-9 / 4066108849
ISBN-13 978-4-06-610884-9 / 9784066108849
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