Das Leben und der Tod des Königs Lear -  William Shakespeare

Das Leben und der Tod des Königs Lear (eBook)

Verrat, Macht und Tragödie: Ein zeitloser Klassiker voller emotionaler Charakterstudien und eindringlicher Versdichtung
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2020 | 1. Auflage
175 Seiten
Good Press (Verlag)
978-4-06-610886-3 (ISBN)
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In 'Das Leben und der Tod des Königs Lear' thematisiert William Shakespeare die tragische Geschichte des Königs Lear, der in hohem Alter sein Königreich unter seinen Töchtern aufteilen will. Der dramatische Kampf um Macht, Ausgrenzung und Verrat werden meisterhaft in Shakespeares typischem literarischen Stil, geprägt von tiefgreifenden Charakterstudien und eindringlicher Versdichtung, dargestellt. Das Stück gehört zu den bekanntesten Tragödien des Autors und illustriert die düstere Seite menschlicher Natur. Shakespeare präsentiert eine fesselnde und emotionale Handlung, die den Leser zum Nachdenken über das Wesen der Familie, Macht und Vergebung anregt. Der Autor selbst war ein angesehener Dramatiker des elisabethanischen Zeitalters und seine Werke haben bis heute starken Einfluss auf die Weltliteratur. 'Das Leben und der Tod des Königs Lear' ist ein zeitloser Klassiker, der sowohl Kenner der Literatur als auch Neulinge gleichermaßen fesseln und beeindrucken wird.

Lear.
Ich will meine Natur vergessen—ein so gütiger Vater! Sind meine
Pferde fertig?

Narr.
Deine Esel sind gegangen, darnach zu sehen; die Ursache, warum das
Sieben-Gestirn nicht mehr als sieben Sterne hat, ist eine artige
Ursache.

Lear.
Weil es nicht acht sind.

Narr.
Das ist es, in der That—du würdest einen feinen Narren abgeben.

Lear.
Es mit Gewalt wieder zu nehmen!—Ungeheuer von Undankbarkeit!

Narr. Nonkel, wenn ihr mein Narr wäret, so würd' ich dich geprügelt haben, weil du vor der Zeit alt worden bist.

Lear.
Wie so?

Narr.
Du hättest nicht alt werden sollen, bis du klug gewesen wärest.

Lear.
O! laß mich nicht wahnwizig werden, nicht wahnwizig, gütiger
Himmel! Erhalte mich gelassen, ich möchte nicht wahnwizig seyn.
(Ein Ritter kömmt.) Sind die Pferde fertig?

Ritter.
Ja, Mylord.

Lear.
Komm, Junge.

(Sie gehen ab.)

Zweyter Aufzug.


Erster Auftritt.
(Ein Schloß des Grafen von Gloster.)
(Edmund und Curan treten von verschiedenen Seiten auf.)

Edmund.
Glük zu, Curan!

Curan. Und euch, Sir. Ich bin bey euerm Vater gewesen, und habe ihm angesagt, daß der Herzog von Cornwall und Regan seine Gemahlin, heute bey ihm übernachten werden.

Edmund.
Wie kömmt das?

Curan. Das weiß ich nicht; ihr habt ohne Zweifel gehört was Neues vorgeht— ich meyne Neuigkeiten, die ins Ohr geflüstert werden; denn es sind noch Heimlichkeiten.

Edmund.
Ich weiß nichts; ich bitte euch, was ist es?

Curan. Habt ihr nichts von einem vermuthlichen Krieg zwischen den Herzogen von Cornwall und Albanien gehört?

Edmund.
Nicht ein Wort.

Curan.
So könnt ihr euch beizeiten anschiken. Lebet wohl, Sir.

(Gehen ab.)

Zweyter Auftritt.

Edmund. Der Herzog auf die Nacht hier! desto besser! ja das Beste! Das webt sich selbst mit Gewalt in mein Geschäfte ein. Mein Vater hat Wachen ausgestellt, sich meines Bruders zu bemächtigen; und ich habe nur noch eine Kleinigkeit zu verrichten—Kürze und Glük!— Bruder, ein Wort, kommt herunter; Bruder, sag ich— (Edgar kömmt.) Mein Vater wacht—O Sir, flieht diesen Ort. Es ist verrathen worden, wo ihr verborgen seyd; ihr habt izt den Vortheil der Nacht—Habt ihr nichts wider den Herzog von Cornwall gesprochen? Er kömmt noch diese Nacht hieher, in gröster Eile, und Regan mit ihm; habt ihr nichts zum Besten seiner Parthey wider den Herzog von Albanien gesprochen? Besinnet euch!

Edgar.
Ich kan euch versichern, kein Wort.

Edmund. Ich höre meinen Vater kommen. Verzeihet mir—aus Verstellung muß ich meinen Degen gegen euch ziehen.—Ziehet, stellet euch als ob ihr euch vertheidiget—Nun ist es genug, weichet—kommt meinem Vater zuvor—

(laut)

Licht, he! holla!

(leise)

Flieht, Bruder—

(laut)

Fakeln!

(leise)

lebet wohl!

(Edgar flieht.)

Ein wenig Blut würde die Meynung erweken, daß ich einen härtern
Stand gehabt hätte,

(er verwundet sich am Arm.)

Ich habe Trunkenbolde gesehen, die nur zum Scherz mehr gethan haben als diß;

(laut)

Vater, Vater! Haltet ihn! Haltet ihn! Will mir niemand helfen?

Dritter Auftritt.
(Gloster und Bediente mit Fakeln.)

Gloster.
Nun, Edmund, wo ist der Bösewicht?

Edmund.
Hier stund er im Finstern, sein blosses Schwerdt in der Hand, und
murmelte verfluchte Zauberwörter um den Mond zu beschwören, seinem
Vorhaben günstig zu seyn—

Gloster.
Aber wo ist er dann?

Edmund.
Sehen Sie, Mylord, ich blute.

Gloster.
Wo ist der Bösewicht, Edmund?

Edmund.
Dahinaus floh' er, Mylord, wie er sahe daß es unmöglich war—

Gloster.
Verfolgt ihn, fort, sezt ihm nach!—daß es unmöglich war—Was?

Edmund. Mich zu bereden, Euer Gnaden zu ermorden; sondern ich ihm entgegen hielt, daß die rächenden Götter alle ihre Donnerkeile auf Vatermörder schiessen, und mit wie vielen und grossen Pflichten ein Sohn seinem Vater verbunden sey—Kurz, Mylord, da er sah' wie sehr ich seinem unnatürlichen Vorhaben entgegenstund, fiel er mich in gröster Wuth an, da ich mich nichts weniger versah', und verwundete mich am Arm; wie er aber merkte, daß meine billig aufgebrachte Lebensgeister, kühn auf die Gerechtigkeit meiner Sache, sich seinem Angriff entgegensezten, oder vielleicht weil ihn der Lerm den ich machte, erschrekte, floh' er plözlich davon.

Gloster. Laßt ihn fliehen: in diesem Land kan er nicht bleiben, ohne gefangen zu werden, und nicht gefangen werden, ohne seinen Lohn zu bekommen. Der Herzog, mein Herr, mein würdiger Gebieter und Gönner, kommt diese Nacht; unter seinem Namen, will ich ausruffen lassen, daß derjenige, der ihn findet, und den meuchelmördrischen Buben zu seiner Straffe einliefert, unsern Dank, und wer ihn verbirgt, den Tod zum Lohn haben soll.

Edmund. Als ich ihn von seinem Vorhaben abmahnte, und ihn so entschlossen fand, es zu vollbringen, drohte ich ihm zulezt mit heftigen Ausdrüken ihn zu verrathen—Du unverständiger Bastard, antwortete er mir, meynst du wenn ich gegen dir stünde, irgend eine Meynung, die man von deiner Treue, Tugend oder Rechtschaffenheit gefaßt haben kan, würde deinen Worten Glauben verschaffen, wenn ich läugne, wie ich thun werde, und wenn du auch meine eigne Handschrift aufweisen würdest! Ich wollte machen, daß alles deinem Antrieb, deinen geheimen Absichten und verdammten Ränken beygemessen würde; und du müßtest einen Dummkopf aus der Welt machen, wenn sie nicht denken sollte, die Vortheile die du von meinem Tode hättest, seyen stark genug dich anzuspornen, ihn zu suchen.

Gloster. O! unerhörter verhärtetet Bösewicht!—Er wollte seinen Brief ableugnen?—Nein, ich hab ihn nicht gezeugt.—Höre, des Herzogs Trompeten! Ich weiß nicht warum er kömmt—Alle Häven will ich sperren—Der Lasterbube soll nicht entrinnen—Das muß mir der Herzog bewilligen; auch will ich sein Bildniß allenthalben umherschiken, damit das ganze Königreich die nöthige Kenntniß von ihm habe; und von allen meinen Ländereyen, will ich dich, mein getreuer und natürlicher Sohn, erbfähig zu machen wissen.

Vierter Auftritt.
(Cornwall, Regan und Gefolge.)

Cornwall. Wie geht's, mein edler Freund? Seit ich hier angelangt bin, welches doch nur eben izt ist, hab ich seltsame Neuigkeiten gehört.

Regan.
Wenn sie wahr sind, so fällt alle Rache zu kurz, die den
Übelthäter verfolgen kan; wie befindet ihr euch, Mylord?

Gloster.
O, Madam, mein altes Herz ist gebrochen, in Stüken zerschlagen!

Regan. Wie? Meines Vaters Taufpathe;* der, dem mein Vater den Namen gab, euer Edgar?

{ed.-* Hier vergißt der Poet mit einer ihm sehr gewöhnlichen Distraction, daß seine Personen Heiden sind.}

Gloster.
O Lady, Lady, die Schaam möchte es verbergen können!

Regan.
War er etwann ein Gespiel von den lüderlichen Rittern, die meinen
Vater bedienen?

Gloster.
Ich weiß es nicht, Gnädige Frau; es ist zu arg, zu arg!

Edmund.
Ja, Gnädige Frau, er war von dieser Cameradschaft.

Regan. Kein Wunder also, wenn er so schlimme Dinge vornahm; sie sind es, die ihn zur Ermordung des alten Mannes aufgemuntert haben, um seine Einkünfte mit ihm verprassen zu können. Ich habe eben diesen Abend von meiner Schwester genaue Nachrichten von ihnen erhalten, und mit solchen Umständen, daß wenn sie kommen, sich in meinem Haus aufzuhalten, ich nicht daheim seyn werde.

Cornwall. Noch ich, das versichre ich dich, Regan. Ich höre, Edmund, daß ihr euerm Vater eine grosse Probe von kindlicher Liebe gegeben habt.

Edmund.
Es war meine Pflicht, Mylord.

Gloster. Er entdekte seine boshaften Anschläge, und bekam diesen Stoß von ihm, wie ihr sehet, da er sich bemühete ihn abzuhalten.

Cornwall.
Wird er verfolgt?

Gloster.
Ja, mein gütiger Lord.

Cornwall. Wenn er ertappt wird, so soll jedermann seinetwegen ausser Furcht gesezt werden: Bedient euch hierinn aller meiner Gewalt nach euerm eignen Gefallen. Was euch betrift, Edmund, dessen Tugend und kindliche Treue sich in dieser Probe selbst empfiehlt, Ihr sollt der Unsrige seyn; Gemüther von so vollkommner Zuverlässigkeit haben wir am meisten nöthig; wir bemächtigen uns hiemit Eurer Dienste.

Edmund.
Aufs wenigste, werde ich Euer Gnaden getreulich dienen.

Gloster.
Ich danke Euer Gnaden.

Cornwall.
Ihr wißt nicht, warum wir euch diesen Besuch machen—

Regan. Bey so ungewohnter Zeit, und in der finstersten Nacht;—Umstände, edler Gloster, von einigem Gewicht, worinn wir euers Raths bedürfen, veranlasen uns. Unser Vater, unsre Schwester, haben beyde über Zwistigkeiten geschrieben, die ich am füglichsten aus euerm Hause beantworten zu können glaubte; die verschiedenen Boten erwarten von hier, abgefertiget zu werden. Ihr, unser guter alter Freund, helfet zu unsrer Beruhigung, und ertheilet euern nöthigen Rath zu unsern Angelegenheiten, welche augenblikliche Besorgung erfodern.

Gloster. Ich bin zu Dero Diensten, Madame; Euer Gnaden sind höchlich willkommen.

(Sie gehen ab.)

Fünfter Auftritt. (Kent und der Haushofmeister der Lady Gonerill treten von verschiedenen Seiten auf.)

Hofmeister.
Einen guten...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2020
Übersetzer Christoph Martin Wieland
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 4-06-610886-5 / 4066108865
ISBN-13 978-4-06-610886-3 / 9784066108863
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