Die Räuber -  Friedrich Schiller

Die Räuber (eBook)

Brüder im Zwiespalt: Ein dramatisches Meisterwerk voller Macht und Rache
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2024 | 1. Auflage
144 Seiten
Good Press (Verlag)
978-65--4781056-2 (ISBN)
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Friedrich Schillers Werk 'Die Räuber' ist ein beeindruckendes Drama, das im Sturm und Drang Kontext angesiedelt ist und die Geschichte zweier Brüder erzählt, die durch ungleiche Lebenswege getrennt sind. Der literarische Stil des Buches ist geprägt von emotionaler Intensität, düsterer Atmosphäre und starken Charakteren. Schiller zeigt in diesem Werk gekonnt die Zerrissenheit der menschlichen Natur und thematisiert gesellschaftliche Missstände und die Auswirkungen von Macht und Rache. Das Drama ist ein Meisterwerk der deutschen Literatur und fesselt den Leser mit seiner komplexen Handlung und tiefsinnigen Dialogen.

Zweite Scene


Inhaltsverzeichnis


Schenke an den Grenzen von Sachsen.

Karl von Moor in ein Buch vertieft. Spiegelberg trinkend am Tisch.

Karl v. Moor (legt das Buch weg). Mir ekelt vor diesem tintenklecksenden Seculum, wenn ich in meinem Plutarch lesen von großen Menschen.

Spiegelberg (stellt ihm ein Glas hin und trinkt). Den Josephus mußt du lesen.

Moor. Der lohe Lichtfunke Prometheus’ ist ausgebrannt, dafür nimmt man jetzt die Flamme von Bärlappenmehl – Theaterfeuer, das keine Pfeife Tabak anzündet. Da krabbeln sie nun, wie die Ratten auf der Keule des Hercules, und studieren sich das Mark aus dem Schädel, was das für ein Ding sei, das er in seinen Hoden geführt hat. Ein französischer Abb é dociert, Alexander sei ein Hasenfuß gewesen; ein schwindsüchtiger Professor hält sich bei jedem Wort ein Fläschchen Salmiakgeist vor die Nase und liest ein Collegium über die Kraft. Kerls, die in Ohnmacht fallen, wenn sie einen Buben gemacht haben, kritteln über die Taktik des Hannibals – feuchtohrige Buben fischen Phrases aus der Schlacht bei Cannä und greinen über die Siege des Scipio, weil sie sie exponieren müssen.

Spiegelberg. Das ist ja recht alexandrinisch geflennt.

Moor. Schöner Preis für euren Schweiß in der Feldschlacht, daß ihr jetzt in Gymnasien lebet und eure Unsterblichkeit in einem Bücherriemen mühsam fortgeschleppt wird. Kostbarer Ersatz eures verpraßten Blutes, von einem Nürnberger Krämer um Lebkuchen gewickelt – oder, wenn’s glücklich geht, von einem französischen Tragödienschreiber auf Stelzen geschraubt und mit Drahtfäden gezogen zu werden. Hahaha!

Spiegelberg (trinkt). Lies den Josephus, ich bitte dich drum.

Moor. Pfui! pfui über das schlappe Kastraten-Jahrhundert, zu nichts nütze, als die Thaten der Vorzeit wiederzukäuen und die Helden des Alterthums mit Commentationen zu schinden und zu verhunzen mit Trauerspielen. Die Kraft seiner Lenden ist versiegen gegangen, und nun muß Bierhefe den Menschen fortpflanzen helfen.

Spiegelberg. Thee, Bruder, Thee!

Moor. Da verrammeln sie sich die gesunde Natur mit abgeschmackten Conventionen, haben das Herz nicht, ein Glas zu leeren, weil sie Gesundheit dazu trinken müssen – belecken den Schuhputzer, daß er sie vertrete bei Ihro Gnaden, und hudeln den armen Schelm, den sie nicht fürchten. Vergöttern sich um ein Mittagessen, und möchten einander vergiften um ein Unterbett, das ihnen beim Aufstreich überboten wird. – Verdammen den Sadducäer, der nicht fleißig genug in die Kirche kommt, und berechnen ihren Judenzins am Altare – fallen auf die Knie, damit sie ja ihren Schlamp ausbreiten können, – wenden kein Aug’ von dem Pfarrer, damit sie sehen, wie seine Perrücke frisiert ist. – Fallen in Ohnmacht, wenn sie eine Gans bluten sehen, und klatschen in die Hände, wenn ihr Nebenbuhler bankerott von der Börse geht – – So warm ich ihnen die Hand drückte – »nur noch einen Tag« – Umsonst! – Ins Loch mit dem Hund! – Bitten! Schwüre! Thränen! (Auf den Boden stampfend.) Hölle und Teufel!

Spiegelberg. Und um so ein paar tausend lausige Ducaten – Moor. Nein, ich mag nicht daran denken! Ich soll meinen Leib pressen in eine Schnürbrust und meinen Willen schnüren in Gesetzt. Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben, was Adlerflug geworden wäre. Das Gesetz hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus. Sie verpalissadieren sich ins Bauchfell eines Tyrannen, hofieren der Laune seines Magens und lassen sich klemmen von seinen Winden. – Ah! daß der Geist Hermanns noch in der Asche glimmte! – Stelle mich vor ein Heer Kerls wie ich, und aus Deutschland soll eine Republik werden, gegen die Rom und Sparta Nonnenklöster sein sollen. (Er wirft den Degen auf den Tisch und steht auf.) Spiegelberg (aufspringend). Bravo! Bravissimo! Du bringst mich eben recht auf das Chapitre. Ich will dir was ins Ohr sagen, Moor, das schon lang mit mir umgeht, und du bist der Mann dazu – sauf, Bruder, sauf! – wie wär’s, wenn wir Juden würden und das Königreich wieder aufs Tapet brächten!

Moor (lacht aus vollem Halse). Ah! Nun merk’ ich – nun merk’ ich – du willst die Vorhaut aus der Mode bringen, weil der Barbier die deinige schon hat?

Spiegelberg. Daß dich, Bärenhäuter! Ich bin freilich wunderbarerweis schon voraus beschnitten. Aber, sag’, ist das nicht ein schlauer und herzhafter Plan? Wir lassen ein Manifest ausgehen in alle vier Enden der Welt und citieren nach Palästina, was kein Schweinefleisch ißt. Da beweis’ ich nun durch triftige Documente, Herodes, der Vierfürst, sei mein Großahnherr gewesen, und so ferner. Das wird ein Victoria abgeben, Kerl, wenn sie wieder ins Trockene kommen und Jerusalem wieder aufbauen dürfen. Jetzt frisch mit den Türken aus Asien, weil’s Eisen noch warm ist, und Cedern gehauen aus dem Libanon, und Schiffe gebaut, und geschachert mit alten Borten und Schnallen das ganze Volk. Mittlerweile – Moor (nimmt ihn lächelnd bei der Hand). Kamerad! mit den Narrenstreichen ist’s nun am Ende.

Spiegelberg (stutzig). Pfui, du wirst doch nicht gar den verlorenen Sohn spielen wollen? Ein Kerl, wie du, der mit dem Degen mehr auf die Gesichter gekritzelt hat, als drei Substituten in einem Schaltjahr ins Befehlbuch schreiben! Soll ich dir von der großen Hundsleiche vorerzählen? Ha! ich muß nur dein eigenes Bild wieder vor dich rufen, das wird Feuer in deine Adern blasen, wenn dich sonst nichts mehr begeistert. Weißt du noch, wie die Herren vom Collegio deiner Dogge das Bein hatten abschießen lassen, und du zur Revanche ließest ein Fasten ausschreiben in der ganzen Stadt? Man schmollte über dein Rescript. Aber du, nicht faul, lässest alles Fleisch aufkaufen in ganz L.., daß in acht Stund kein Knoch mehr zu nagen ist in der ganzen Rundung, und die Fische anfangen im Preise zu steigen. Magistrat und Bürgerschaft düsselten Rache. Wir Bursche frisch heraus zu siebzehnhundert, und du an der Spitze, und Metzger und Schneider und Krämer hinterher, und Wirth und Barbierer und alle Zünfte, und fluchen, Sturm zu laufen wider die Stadt, wenn man den Burschen ein Haar krümmen wollte. Da ging’s aus, wie’s Schießen zu Hornberg, und mußten abziehen mit langer Nase. Du lässest Doctores kommen, ein ganzes Concilium, und botst drei Ducaten, wer dem Hund ein Recept schreiben würde. Wir sorgten die Herren werden zu viel Ehr’ im Leib haben und Nein sagen, und hatten’s schon verabredet, sie zu forcieren. Aber das war unnöthig, die Herren schlugen sich um die drei Ducaten, und kam’s im Abstreich herab auf drei Batzen; in einer Stund sind zwölf Recepte geschrieben, daß das Thier auch bald drauf verreckte.

Moor. Schändliche Kerls!

Spiegelberg. Der Leichenpomp wird veranstaltet in aller Pracht, Carmina gab’s die schwere Meng’ um den Hund, und zogen wir aus des Nachts gegen Tausend, eine Laterne in der einen Hand, unsre Raufdegen in der andern, und so fort durch die Stadt mit Glockenspiel und Geklimper, bis der Hund beigesetzt war. Drauf gab’s ein Fressen, das währt bis an den lichten Morgen, da bedanktest du dich bei den Herren für das herzliche Beileid und ließest das Fleisch verkaufen ums halbe Geld. Mort de ma vie! da hatte wir dir Respect, wie eine Garnison in einer eroberten Festung – Moor. Und du schämst dich nicht, damit groß zu prahlen? Hast nicht einmal so viel Scham, dich dieser Streiche zu schämen?

Spiegelberg. Geh, geh! Du bist nicht mehr Moor. Weißt du noch, wie tausendmal du, die Flasche in der Hand, den alten Filzen hast aufgezogen und gesagt: er soll nur drauf los schaben und scharren, du wollest dir dafür die Gurgel absaufen? – Weißt du noch? he? weißt du noch? O du heilloser, erbärmlicher Prahlhans! das war noch männlich gesprochen und edelmännisch, aber – Moor. Verflucht seist du, daß du mich dran erinnerst! verflucht ich, daß ich es sagte! Aber es war nur im Dampfe des Weins, und mein Herz hörte nicht, was meine Zunge prahlte.

Spiegelberg (schüttelt den Kopf). Nein! nein! nein! das kann nicht sein. Unmöglich, Bruder, das kann dein Ernst nicht sein. Sag, Brüderchen, ist es nicht die Noth, die dich so stimmt? Komm, laß dir ein Stückchen aus meinen Bubenjahren erzählen. Da hatt’ ich neben meinem Haus einen Graben, der, wie wenig, seine acht Schuh breit war, wo wir Buben uns in die Wette bemühten, hinüber zu springen. Aber das war umsonst. Pflumpf! lagst du, und ward ein Gezisch und Gelächter über dir, und wurdest mit Schneeballen geschmissen über und über. Neben meinem Haus lag eines Jägers Hund an einer Kette, eine so bissige Bestie, die dir die Mädels wie der Blitz am Rockzipfel hatte, wenn sie sich’s versahn und zu nah dran vorbeistrichen. Das war nun mein Seelengaudium, den Hund überall zu necken, wo ich nur konnte, und wollt’ halb krepieren vor Lachen, wenn mich dann das Luder so giftig anstierte und so gern auf mich losgerannt wär’, wenn’s nur gekonnt hätte. – Was geschieht? Ein andermal mach’ ich’s ihm auch...

Erscheint lt. Verlag 14.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 65--4781056-9 / 6547810569
ISBN-13 978-65--4781056-2 / 9786547810562
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