Die Braut von Messina -  Friedrich Schiller

Die Braut von Messina (eBook)

Eine romantische Tragödie des deutschen Klassikers
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2020 | 1. Auflage
154 Seiten
Good Press (Verlag)
978-4-06-610914-3 (ISBN)
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In Friedrich Schillers Werk 'Die Braut von Messina' handelt es sich um ein dramatisches Gedicht, das in einer tragischen Liebesgeschichte verwurzelt ist. Schiller präsentiert hier sein meisterhaftes Schreibkönnen, indem er eine komplexe Handlung mit tiefgreifenden Charakterstudien verwebt. Dieses Stück gehört zur Weimarer Klassik und reflektiert die damalige geistige und künstlerische Bewegung. Die Sprache ist poetisch und zugleich tragisch, was das Werk zu einem zeitlosen Klassiker macht.

Chor. (Cajetan.)
  Ja, es hat nicht gut begonnen,
  Glaubt mir, und es endet nicht gut;
  Denn gebüßt wird unter der Sonnen
  Jede That der verblendeten Wuth.
  Es ist kein Zufall und blindes Loos,
  Daß die Brüder sich wüthend selbst zerstören;
  Denn verflucht ward der Mutter Schooß,
  Sie sollte den Haß und den Streit gebären.
  —Aber ich will es schweigend verhüllen.
  Denn die Rachgötter schaffen im Stillen;
  Zeit ist's, die Unfälle zu beweinen,
  Wenn sie nahen und wirklich erscheinen. (Der Chor geht ab.)

Zweiter Aufzug.


Erster Auftritt.

Die Scene verwandelt sich in einen Garten, der die Aussicht auf
das Meer eröffnet. Aus einem anstoßenden Gartensaale tritt
Beatrice, geht unruhig auf und nieder, nach allen Seiten
Umherspähend. Plötzlich steht sie still und horcht.

  Es ist es nicht—Es war der Winde Spiel,
  Die durch der Pinie Wipfel sausend streichen;
  Schon neigt die Sonne sich zu ihrem Ziel,
  Mit trägem Schritt seh' ich die Stunden schleichen,
  Und mich ergreift ein schauderndes Gefühl,
  Es schreckt mich selbst das wesenlose Schweigen.
  Nichts zeigt sich mir, wie weit die Blicke tragen;
  Er läßt mich hier in meiner Angst verzagen.

  Und nahe hör' ich, wie ein rauschend Wehr,
  Die Stadt, die völkerwimmelnde, ertosen;
  Ich höre fern das ungeheure Meer
  An seine Ufer dumpferbrandend stoßen.
  Es stürmen alle Schrecken auf mich her,
  Klein fühl' ich mich in diesem Furchtbargroßen,
  Und fortgeschleudert, wie das Blatt vom Baume,
  Verlier' ich mich im grenzenlosen Raume.

  Warum verließ ich meine stille Zelle?
  Da lebt' ich ohne Sehnsucht, ohne Harm!
  Das Herz war ruhig, wie die Wiesenquelle,
  An Wünschen leer, doch nicht an Freuden arm.
  Ergriffen jetzt hat mich des Lebens Welle,
  Mich faßt die Welt in ihren Riesenarm;
  Zerrissen hab' ich alle frühern Bande,
  Vertrauend eines Schwures leichtem Pfande.

  Wo waren die Sinne?
  Was hab' ich gethan?
  Ergriff mich bethörend
  Ein rasender Wahn?

  Den Schleier zerriß ich
  Jungfräulicher Zucht,
  Die Pforten durchbrach ich der heiligen Zelle!
  Umstrickte mich blendend ein Zauber der Hölle?
  Dem Manne folgt' ich,
  Dem kühnen Entführer, in sträflicher Flucht.

  O, komm, mein Geliebter!
  Wo bleibst du und säumest? Befreie, befreie
  Die kämpfende Seele! Mich naget die Reue,
  Es faßt mich der Schmerz;
  Mit liebender Nähe versichre mein Herz.

  Und sollt' ich mich dem Manne nicht ergeben,
  Der in der Welt allein sich an mich schloß?
  Denn ausgesetzt ward ich ins fremde Leben,
  Und frühe schon hat ich ein strenges Loos
  (Ich darf den dunkeln Schleier nicht erheben)
  Gerissen von dem mütterlichen Schooß.
  Nur einmal sah ich sie, die mich geboren,
  Doch wie ein Traum ging mir das Bild verloren.

  Und so erwuchs ich still am stillen Orte,
  In Lebens Gluth den Schatten beigesellt,
  —Da stand er plötzlich an des Klosters Pforte,
  Schön, wie ein Gott, und männlich, wie ein Held.
  O, mein Empfinden nennen keine Worte!
  Fremd kam er mir aus einer fremden Welt,
  Und schnell, als wär' es ewig so gewesen,
  Schloß sich der Bund, den keine Menschen lösen.

  Vergib, du Herrliche, die mich geboren,
  Daß ich, vorgreifend den verhängten Stunden,
  Mir eigenmächtig mein Geschick erkoren.
  Nicht frei erwählt' ich's, es hat mich gefunden;
  Ein dringt der Gott auch zu verschloßnen Thoren,
  Zu Perseus' Thurm hat er den Weg gefunden,
  Dem Dämon ist sein Opfer unverloren.
  Wär' es an öde Klippen angebunden
  Und an des Atlas himmeltragende Säulen,
  So wird ein Flügelroß es dort ereilen.

  Nicht hinter mich begehr' ich mehr zu schauen,
  In keine Heimath sehn' ich mich zurück;
  Der Liebe will ich liebend mich vertrauen,
  Gibt es ein schönres als der Liebe Glück?
  Mit meinem Loos will ich mich gern bescheiden,
  Ich kenne nicht des Lebens andre Freuden.

  Nicht kenn' ich sie und will sie nimmer kennen,
  Die sich die Stifter meiner Tage nennen,
  Wenn sie von dir mich, mein Geliebter, trennen.
  Ein ewig Räthsel bleiben will ich mir;
  Ich weiß genug, ich lebe dir! (Aufmerkend.)
  Horch, der lieben Stimme Schall!
  —Nein, es war der Wiederhall
  Und des Meeres dumpfes Brausen,
  Das sich an den Ufern bricht,
  Der Geliebte ist es nicht!
  Weh mir! Weh mir! Wo er weilet?
  Mich umschlingt ein kaltes Grausen!
  Immer tiefer
  Singt die Sonne! Immer öder
  Wird die Öde! Immer schwerer
  Wird das Herz—Wo zögert er? (Sie geht unruhig umher.)

  Aus des Gartens sichern Mauern
  Wag' ich meinen Schritt nicht mehr.
  Kalt ergriff mich das Entsetzen,
  Als ich in die nahe Kirche
  Wagte meinen Fuß zu setzen;
  Denn mich trieb's mit mächt'gem Drang
  Aus der Seele tiefsten Tiefen,
  Als sie zu der Hora riefen,
  Hinzuknien an heil'ger Stätte,
  Zu der Göttlichen zu flehn,
  Nimmer konnt' ich widerstehn.
  Wenn ein Lauscher mich erspähte?
  Voll von Feinden ist die Welt,
  Arglist hat auf allen Pfaden,
  Fromme Unschuld zu verrathen,
  Ihr betrüglich Netz gestellt.
  Grauend hab' ich's schon erfahren,
  Als ich aus des Klosters Hut
  In die fremden Menschenschaaren
  Mich gewagt mit frevelm Muth.
  Dort, bei jenes Festes Feier,
  Da der Fürst begraben ward,
  Mein Erkühnen büßt' ich theuer,
  Nur ein Gott hat mich bewahrt—
  Da der Jüngling mir, der fremde,
  Nahte, mit dem Flammenauge,
  Und mit Blicken, die mich schreckten,
  Mir das Innerste durchzuckten,
  In das tiefste Herz mir schaute—
  Noch durchschauert kaltes Grauen,
  Da ich's denke, mir die Brust!
  Nimmer, nimmer kann ich schauen
  In die Augen des Geliebten,
  Dieser stillen Schuld bewußt! (Aufhorchend.)
  Stimmen im Garten!
  Er ist's, der Geliebte!
  Er selber! Jetzt täuschte
  Kein Blendwerk mein Ohr.
  Es naht, es vermehrt sich!
  In seine Arme!
  An seine Brust!

(Sie eilt mit ausgebreiteten Armen nach der Tiefe des Gartens.
Don Cesar tritt ihr entgegen.)

Zweiter Auftritt.

Don Cesar. Beatrice. Der Chor.

Beatrice (mit Schrecken zurückfliehend.)
  Weh mir! Was seh' ich!

(In demselben Augenblick tritt auch der Chor ein.)

Don Cesar.
                        Holde Schönheit, fürchte nichts!
(Zu dem Chor.)
  Der rauhe Anblick eurer Waffen schreckt
  Die zarte Jungfrau—Weicht zurück und bleibt
  In ehrerbiet'ger Ferne!
(Zu Beatricen.)
                          Fürchte nichts!
  Die holde Scham, die Schönheit ist mir heilig.

(Der Chor hat sich zurückgezogen. Er tritt ihr näher und ergreift ihre Hand.)

  Wo warst du? Welches Gottes Macht entrückte,
  Verbarg dich diese lange Zeit? Dich hab' ich
  Gesucht, nach dir geforschet; wachend, träumend
  Warst du des Herzens einziges Gefühl,
  Seit ich bei jenem Leichenfest des Fürsten,
  Wie eines Engels Lichterscheinung, dich
  Zum erstenmal erblickte—Nicht verborgen
  Blieb dir die Macht, mit der du mich bezwangst.
  Der Blicke Feuer und der Lippe Stammeln,
  Die Hand, die in der deinen zitternd lag,
  Verrieth sie dir—ein kühneres Geständniß
  Verbot des Ortes ernste Majestät.
  —Der Messe Hochamt rief mich zum Gebet,
  Und da ich von den Knieen jetzt erstanden,
  Die ersten Blicke schnell auf dich sich heften,
  Warst du aus meinen Augen weggerückt;
  Doch nachgezogen mit allmächt'gen Zaubers Banden
  Hast du mein Herz mit allen seinen Kräften.
  Seit diesem Tage such' ich rastlos dich
  An aller Kirchen und Paläste Pforten,
  An allen offnen und verborgnen Orten,
  Wo sich die schöne Unschuld zeigen kann,
  Hab' ich das Netz der Späher ausgebreitet;
  Doch meiner Mühe sah ich keine Frucht,
  Bis endlich heut, von einem Gott geleitet,
  Des Spähers glückbekrönte Wachsamkeit
  In dieser nächsten Kirche sich entdeckte.

(Hier macht Beatrice, welche in dieser ganzen Zeit zitternd und abgewandt gestanden, eine Bewegung des Schreckens.)

  Ich habe dich wieder, und der Geist verlasse
  Eher die Glieder, eh' ich von dir scheide!
  Und daß ich fest sogleich den Zufall fasse
  Und mich verwahre vor des Dämons Neide,
  So red' ich dich vor diesen Zeugen allen
  Als meine Gattin an und reiche dir
  Zum Pfande deß die ritterliche Rechte. (Er stellt sie dem Chor dar.)

  Nicht forschen will ich, wer du bist—Ich will
  Nur dich von dir, nichts frag' ich...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 4-06-610914-4 / 4066109144
ISBN-13 978-4-06-610914-3 / 9784066109143
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