Die Wolken (eBook)
63 Seiten
Good Press (Verlag)
978-65--4784520-5 (ISBN)
Strepsiades, ein attischer Landmann.
Pheidippides, sein Sohn.
Ein Knecht des Strepsiades.
Schüler des Sokrates.
Sokrates.
Chor der Wolken.
Der Vertreter des Rechtes.
Der Vertreter des Unrechts.
Pasias.
Amynias.
Ein Zeuge.
Chärephon.
Stumme Personen.
Jahr der Aufführung: Olymp. 89, 1. 423 vor Chr. unter dem Archon Isarchos.
Morgendämmerung. Wohnung des Sokrates. In der Nähe derselben das Haus des Strepsiades, in dessen Schlafgemach man hineinsieht.
Strepsiades. Pheidippides. Einige Knechte im Hintergrunde.
Alle liegen schlafend auf ihrem Nachtlager.
Strepsiades.
(erwacht gähnend.)
Ju! Ju!
O König, o Zeus! Wie sind die Nächte doch so lang!
Maßlos, unendlich! Wird es niemals wieder Tag?
Und doch vernahm ich lange schon des Hahnes Ruf!
Krieg, fahre du zur Hölle, jezt und allezeit,
Nun ich sogar die Knechte nicht mehr prügeln darf!
Und auch der saub’re Junge hier wacht nimmer auf,
Die ganze Nacht nicht, sondern farzt unausgesezt,
Nun, wenn es sein soll, schnarch’ ich auch, wohl eingehüllt.
(nach einer Pause, in welcher er zu schlafen versucht.)
Nein, schlafen kann ich Armer nicht, so beißt es mich,
Das Zahlen, das Rossefüttern und die Schuldenlast
Um dieses Jungen willen. Er, in langem Haar,
Und träumt von Pferden. Aber ich verzweifele,
So oft der Zahltag mit dem Vollmond wiederkehrt;
Denn die Zinse wachsen! –
(er rüttelt einen Knecht auf.)
Knabe, zünd’ ein Licht mir an,
Und bringe das Hausbuch, – möchte seh’n, wie Vielen ich
(der Knecht bringt Licht und Buch.)
Laß sehen, was ich schuldig bin! An Pasias
Zwölf Minen! – Zwölf an Pasias? Wofür? Wozu? –
Ich Tropf, den Koppa kauft’ ich: ach! O hätt’ ein Stein
Vorher das Aug’ ihm aus dem Kopf herausgebohrt!
Pheidippides.
(im Schlafe.)
Strepsiades.
Das ist es, das bereitet mir den Untergang!
Vom Wagenlenken träumt er auch im Schlafe noch.
Pheidippides.
(wie oben.)
Wie viele Gänge machst du denn im Wagenspiel?
Strepsiades.
Mit mir, dem Vater, machst du wohl manch tollen Gang!
(er liest weiter in dem Hausbuch.)
„Für Stuhl und Rad drei Minen an Amynias.“
Pheidippides.
(wie oben.)
Nun fort zur Schwemme mit dem Roß, und dann nach Haus!
Strepsiades.
Mich, Schlingel, hast du fortgeschwemmt von Haus und Hof.
Der will die Hauptschuld heimbezahlt, und Andre droh’n
Pheidippides.
(erwachend.)
Mein Vater, ach!
Was stöhnst du, wirfst dich bang’ umher die ganze Nacht?
Strepsiades.
Mich beißt ein Schulze brummend aus dem Bett hinaus.
Pheidippides.
Ein wenig ausruh’n laß mich noch, mein Theuerster!
(er legt sich sich auf die andere Seite.)
Strepsiades.
So schlafe nur: doch diese Schulden fallen einst,
Weh, weh!
O hätte sie der Henker, jene Kupplerin,
Die mich beschwazte, daß ich deine Mutter nahm!
Mein Leben auf dem Lande war so wohlgemuth,
Ein wirres Durcheinander, recht in Speck und Koth,
Da nahm ich Bauer eine Städterin zum Weib,
Megakles’ Schwestertochter aus Megakles’ Haus,
Vornehm und flott, leibhaftig eine Kösyra.
Wie nach der Hochzeit ich in’s Brautbett stieg mit ihr,
Sie nach Safran, Pomade, Liebesschnäbelei,
Hoffahrt, Verschwendung, Buhlerei’n und lauter Lust.
Nicht daß sie faul war, sag’ ich, nein, sie zettelte,
Sie wob; ich zeigte dieses Wamms ihr oft zum Schein,
Der Knecht.
(einredend.)
O Herr, in unsrer Ampel ist kein Tropfen Oel.
Strepsiades.
Verdammt!
Was steckst du denn auch diese durstige Ampel an?
Komm her, du sollst mir heulen!
Der Knecht.
Aber, Herr, wofür?
Strepsiades.
(schlägt ihn.)
Da – weil du so ’nen dicken Docht hineingesteckt! –
(der Knecht läuft hinaus.)
Ich sage, mir und meinem wackern Eheweib,
Entspann um seinen Namen sich alsbald ein Zank.
Sie wollt’ ein „Hippos“ angehängt, und hieß ihn bald
Xanthippos, bald Charippos, bald Kallippides;
Wir zankten noch ein Weilchen; endlich wurden wir
Mit einander eins und nannten ihn Pheidippides.
Dies Söhnchen nahm die Mutter oft, und hätschelt’ ihn:
„Kind, wenn du groß bist und im Purpurrock zur Stadt
„Nein, wenn du, wie dein Vater, einst von Phelleus’ Höh’n
Die Ziegen treibst, in einen Schafpelz eingehüllt“ – –
Doch half es nichts, er folgte meinen Worten nicht,
Und schleppte mir die Pferdesucht in’s Haus herein.
Und Einen Weg noch fand ich, einzig, göttlich schön.
Bered’ ich ihn zu diesem, dann bin ich gedeckt.
Nun, aus dem Schlafe wecken laß mich ihn zuerst! –
Wie kann ich ihn ganz leise, leise wecken? Wie? –
(er geht an sein Lager und weckt ihn behutsam.)
Pheidippides.
Vater, was?
Strepsiades.
Kind, küsse mich und gib mir deine Hand einmal.
Pheidippides.
Hier hast du sie! Was weiter?
Strepsiades.
Sage: liebst du mich?
Pheidippides.
So wahr der Rosse großer Gott, Poseidon, herrscht!
Strepsiades.
O still von diesem Rossegott, ich bitte dich!
Doch wenn du mich wahrhaft von Herzensgrunde liebst,
So folge mir, mein Söhnchen.
Pheidippides.
Und was soll ich denn?
Strepsiades.
Wend’ um so schnell als möglich, werd’ ein andrer Mensch,
Und gehe lernen, was ich dir empfehlen will.
Pheidippides.
Strepsiades.
Wirst du folgen?
Pheidippides.
Ja,
Das werd’ ich, bei’m Dionysos.
Strepsiades.
Hieher schaue denn!
(sie treten aus dem Hause.)
Du siehst doch hier das Pförtchen und das kleine Haus?
Pheidippides.
Ich seh’ es; aber, Vater, sprich, was soll’s damit?
Strepsiades.
Da haben weise Geister ihr Studirgemach.
Der Himmel sei nichts Andres, als ein Stülpkamin,
Der rings um uns sich wölbe, wir die Kohlen drin.
Die lehren dich, mit Worten Unrecht oder Recht
Siegreich verfechten, wenn du sie dafür bezahlst.
Pheidippides.
Strepsiades.
Den Namen weiß ich nicht genau:
Ideengrübler, edle feine Leute sind’s
Pheidippides.
Ahah! Die Schufte kenn’ ich wohl. Die windigen
Barfüße meinst du, meinst die Bleigesichter doch,
Mitsamt dem Unhold Sokrates und Chärephon?
Strepsiades.
Nein, liegt dir Etwas an des Vaters liebem Brod,
So werde dieser Einer, laß die Pferde sein.
Pheidippides.
Nein wahrlich, bei’m Dionysos, nein, und gäbst du mir
Die Goldfasanen aus dem Park des Leogoras.
Strepsiades.
Geh hin und lerne!
Pheidippides.
Vater, und was lern’ ich denn?
Strepsiades.
Zwei Reden haben jene Herrn, behauptet man,
Die stärk’re, wie sie’s nennen, und die schwächere.
Von diesen beiden, heißt es, kann die schwächere
Erlernst du nun die ungerechte Rede mir,
So zahl’ ich Niemand einen Obolos zurück
Von all dem Gelde, das ich deinethalb...
Erscheint lt. Verlag | 19.5.2024 |
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Übersetzer | Johann Jakob Christian Donner |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Dramatik / Theater |
ISBN-10 | 65--4784520-6 / 6547845206 |
ISBN-13 | 978-65--4784520-5 / 9786547845205 |
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