Schattenspiel um Goethe -  Ludwig Sternaux

Schattenspiel um Goethe (eBook)

Intrigen und Geheimnisse im Schatten des großen Dichters
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
179 Seiten
Good Press (Verlag)
978-4-06-611445-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Für alle Liebhaber von historischer Literatur und romantischen Intrigen ist 'Schattenspiel um Goethe' ein absolutes Muss. Sternauxs packender Erzählstil und die fesselnde Handlung machen dieses Buch zu einem echten Pageturner, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht. Tauchen Sie ein in die Welt des 18. Jahrhunderts und erleben Sie die geheimnisvollen Machenschaften um den berühmten Dichter Goethe. 'Schattenspiel um Goethe' ist ein literarisches Juwel, das sowohl Kenner als auch Neulinge begeistern wird.

Die Reisen in den Harz


»Bin so in Lieb zu ihr versunken,
Als hätt' ich von ihrem Blut getrunken.«

Goethe

Im Weimarer Park, nicht weit von Goethes Gartenhaus und der Ilm so nah, daß man ihr leises Rauschen gerade noch hören, den Schimmer des Wassers durch das Gezweig von Weide und Erle gerade noch sehen kann, steht an einer Weggabelung ein kleines Monument: der Schlangenstein. Martin Klauer, der Bildhauer, hat ihn auf Wunsch Carl Augusts nach antiken Vorbildern geschaffen, im Mai 1787 wurde der »Altar mit der Schlange« hier aufgestellt.

Derlei war damals Mode. Auch Goethe selbst hatte schon anno 77 in seinem Garten am Stern einen ähnlichen »Altar des guten Glückes« errichtet. Nun fand er, aus Italien zurückkehrend, diesen neuen an nicht weniger vertrauter Stätte: mit der Inschrift »Genio huius loci« auf dem Säulenstumpf eine zarte Huldigung des fürstlichen Freundes für den Dichter. Denn wer konnte denn der »gute Geist dieses Ortes« sein, wenn nicht er, auf dessen schöpferische Ideen die ganzen Parkanlagen ringsum doch zurückgingen?

So wenigstens die eine Deutung der rätselhaften Worte. Andere meint, der Herzog hätte gewußt, daß Goethen mit dem heimlich-stillen Platze liebe Erinnerungen verknüpften, der seltsame Stein also ein »Denkmal des Glücks« im Goetheschen Sinne wäre wie so manches andere Monument im Park. Man denke nur an jene Steintafel in Goethes Garten, die Frau von Stein gilt! Sie allerdings ist beredter, die Lettern, die ihr eingegraben, erzählen rührende Legende:

»Hier im stillen gedachte der Liebende seiner Geliebten;
Heiter sprach er zu mir: Werde mir Zeuge, du Stein!
Doch erhebe dich nicht, du hast noch viele Gesellen;
Jedem Felsen der Flur, die mich, den Glücklichen, nährt,
Jedem Baume des Walds, um den ich wandernd mich schlinge:
Denkmal bleibe des Glücks! ruf' ich ihm weihend und froh.
Doch die Stimme verleih' ich nur dir, wie unter der Menge
Eine die Muse sich wählt, freundlich die Lippen ihm küßt.«

Wo sind sie, diese »Gesellen«? Diese unsichtbaren Geschwister von Schlangenstein und Charlotten-Tafel? Felsen der Flur und Bäume des Waldes, sind sie überall, wo Goethe jemals geweilt, sein guter Geist Ort und Stätte begnadet. Sie zu finden, braucht man sich nur ein wenig in seine Tagebücher und Briefe zu vertiefen, die so stark Beschwörung verklungener Leiden und Freuden hauchen. Wer, diese monumenta liebender Erinnerung fromm im Herzen tragend, durch die Landschaft wandert, die Goethe-Spuren kreuzen, der begegnet auf Schritt und Tritt solchen unsichtbaren »Denkmälern des Glücks«; er sieht in manche Baumesrinde geschnitten, in manche Felswand gegraben, auf manche Tapete geschrieben, in manches Fenster geritzt die drei geheimnisvollen Worte: Genio huius loci … sieht sie im Geiste, wie er sie auf dem »Felsenweg« im Park zu Weimar, von Ahnen hold bedrängt, am Schlangenstein in Wirklichkeit gesehen.

Von solchen nicht in Erz und Stein sich deutlich kündenden Stationen des Goethe-Weges soll hier die Rede sein.

Goethe im Harz…

Sofort setzt die Erinnerung ein: natürlich, »Harzreise im Winter«! Und doch ist diese Harzreise im Winter, die durch das wundervolle Gedicht des Achtundzwanzigjährigen und durch die Brahmssche Rhapsodie Ewigkeitsprägung erhalten hat, nur eine, die erste, und Goethe ist danach noch dreimal im Harz gewesen. Schon allein der Einfluß, den die drei Brockenbesteigungen auf Goethes »Faust« gehabt haben, sollte ein Wissen darum über das enge Gebiet der Forschung hinaus zumindest bei allen denen voraussetzen lassen, die immer wieder mit allen Sinnen den romantischen Zauber der Walpurgisnächte in den beiden Teilen des »Faust« erleben und empfinden, sei es im Theater, wenn all der Hexenspuk auf der halbhellen Bühne vorübertaumelt und Faust und Mephistopheles durch Glimmergründe zum Brocken hinaufsteigen, sei es in der Stille des abendlichen Zimmers bei der Lektüre, wenn das Auge zu der Stelle gelangt: »Harzgebirg. Gegend von Schierke und Elend,« sei es im Konzertsaal, wenn Mendelssohns Vertonung der »Ersten Walpurgisnacht« zu Musik werden läßt, was bisher nur als Wort in uns gebrannt…

Aber das Wissen darum ist spärlich. Nicht alle Harzreisen Goethes haben wie die erste des Winters 1777 dichterische Verklärung gefunden, und so viele und so reiche Zeiten seines Lebens der Dichter später sich und uns auch nacherzählt hat, gerade über die elf Jahre in Weimar, die bis zur Italienischen Reise reichen und die das Verhältnis zu Frau von Stein mit Duft überhaucht, hat er sich, ähnlich wie über die späteren Jahre mit Schiller, ausgeschwiegen. Nur die Schweizerreise von 1779 macht eine Ausnahme.

Wer sich in diese Zeit versenken will, ist auf die Tagebücher und die Briefe, vor allem auf die Briefe an Charlotte von Stein, angewiesen. Wie schön fügt sich, geht man erst einmal an diese »Arbeit« heran, ein Steinchen ans andere, um schließlich das wunderbare Mosaik zu ergeben, das Goethes Leben gerade in dieser strahlenden, von Jugend, Liebe, Sehnsucht wirr verklärten Zeit, tausendfarbig auf Goldgrund widerspiegelt! Tag schließt sich an Tag, Woche an Woche, Jahr an Jahr, und über allem steht in milde schimmernder Gloriole: »Alles um Liebe.« Und da steigen dann auch, geweckt vom Willen zur Hingabe, aus der Vergessenheit die Epochen herauf, um die bisher ungewissestes Zwielicht zitterte. »Goethe im Harz« — solange eine Formel, die wenig oder nichts besagte und höchstens diesen oder jenen einmal zu den Gedichten greifen ließ, um dort die »Harzreise im Winter« nachzulesen — diese erstarrte Formel wird zu leidenschaftdurchglutetem Leben, das Stumme gewinnt Sprache und zieht den Freund der deutschen Landschaft in ähnliche Zauberkreise wie Anspruchsvollere die Schilderung der Italienischen Reise.

Es war Ende November 1777. Weimar lag bereits im Winterschlaf. Da unternahm der Herzog eine Jagd auf wilde Schweine im Eisenachschen. Goethe, über die erste wilde Zeit in Weimar schon längst hinaus und Charlotte von Stein, der »lieben Frau«, bereits ganz hingegeben, stand der Sinn nach anderem als lautem Jagdvergnügen; er hatte einen »wundersamen geheimen Reiseplan«, erwirkte sich kurzen Urlaub und wollte erst später wieder mit der Jagdgesellschaft zusammentreffen. Ihn bekümmerten nämlich — wie er selbst mehr als vierzig Jahre später in der »Campagne in Frankreich« erzählt — Briefe eines jungen Theologen aus Wernigerode, eines gewissen Plessing, den tiefste seelische Nöte quälten und der sich an Goethe, den berühmten Dichter des »Werther«, um Hilfe gewandt hatte. Ihn wollte er besuchen. Gleichzeitig wollte er einmal das Harzer Bergwesen aus eigener Anschauung kennen lernen, um das, was er dort sehen würde, nutzbringend für das in Verfall geratene Bergwerk in Ilmenau, das wieder in Gang gebracht werden sollte, zu verwenden. An diese »Reise auf den Harz« hatte er schon lange gedacht, jetzt verwirklichte er sie.

Am 29. November bricht er auf, »in wunderbaar dunckler Verwirrung« seiner Gedanken, wie er an Frau von Stein schreibt. Weitere Briefe an diese, sein »lieb Gold«, das Tagebuch und die schon erwähnte nachträgliche, allerdings nicht ganz genaue Beschreibung des Besuchs bei Plessing in Wernigerode aus der »Campagne« geben ein fast lückenloses Bild dieser ersten Harzreise, das noch ergänzt wird durch die literarische Erklärung des Gedichts »Harzreise im Winter«, die Goethe 1821 im 3. Band von »Kunst und Altertum« auf den Kannegießerschen Deutungsversuch hin veröffentlichte.

Ein »bizarres Abenteuer« nennt er selbst in dieser Erklärung die Reise, und bizarr genug war sie. Ganz alleine reitet er los, in Nacht und Schnee hinein, immer in stiller Seelenzwiesprache mit der geliebten Frau, die an allem teilnehmen muß; heißt Weber, ist ein Maler, hat Jura studiert, beträgt sich höflich gegen jedermann und ist überall wohl aufgenommen, hat auch bisweilen Heimweh. Notizbuchblätter, in heftigstem Mitteilungsdrang den Briefen schnell noch nachgesandt, geben die Stationen im einzelnen an: Nordhausen, Sachswerben, Ilefeld sind die ersten. Im regnerischen Elbingerode, hoch zwischen Rübeland und Dreiannenhohne gelegen, formen sich die ersten Verse des unsterblichen Gedichts:

»Dem Geier gleich,
Der, auf schweren Morgenwolken
Mit sanftem Fittich ruhend,
Nach Beute schaut,
Schwebe mein Lied!«

Der Besuch der Baumannshöhle, in der er bei Fackellicht bewundert, wie die »schwarzen Marmormassen, aufgelöst, zu weißen kristallinischen Säulen und Flächen wiederhergestellt« sind, läßt ihn das Begonnene, wieder ans Tageslicht zurückgekehrt, »mit ganz frischem Sinn« fortsetzen … auf Klippen sitzt er herum und zeichnet und dichtet. Und schreibt inzwischen nach Weimar, als ob er in der Einsamkeit der Harzberge sich so recht besonnen hätte: »Ich hab' Sie wohl sehr lieb.« Träumt von der Grünen Stube, träumt von heimlicher Stunden verschwiegenem Glück, und ein Handschuh Charlottens, heimlich auf die Reise mitgenommen, muß ihm den Duft der geliebten Frau vor die sehnsüchtig erregten Sinne zaubern…

Dann, am 3. Dezember ist er in Wernigerode, bei Mr. Plessing. Die köstliche Erzählung dieses abendlichen Besuchs in der »Champagne« deutet reizvollst den »damaligen liebevollen Zustand seines Innern«; das Abenteuerliche — Goethe gibt sich nicht zu erkennen, hört sich selbst aus Plessings Munde seines Schweigens wegen anklagen, muß sich gleichsam selbst...

Erscheint lt. Verlag 19.5.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 4-06-611445-8 / 4066114458
ISBN-13 978-4-06-611445-1 / 9784066114451
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,6 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Schauspiel in sechs Bildern

von Hansjörg Schneider

eBook Download (2021)
Diogenes Verlag AG
7,99