Becker, Kölln-Saga (2in1-Bundle) -  Elke Becker

Becker, Kölln-Saga (2in1-Bundle) (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
432 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-32988-4 (ISBN)
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Die große Saga über die berühmte Haferflocken-Dynastie: die ersten beiden Bände der Trilogie in einem E-Book!
Band 1:

Elke Becker: Das Haus Kölln. Glänzende Zeiten

Elmshorn 1886: Viel zu früh wird Charlotte Köllns Mann durch einen Arbeitsunfall aus dem Leben gerissen. Zeit für Trauer bleibt ihr nicht, die Kornmühle muss weiterbetrieben werden, sonst steht die Familie vor dem Ruin. Als Frau darf Charlotte weder Kredite aufnehmen noch offiziell die Geschäfte führen, doch davon lässt sie sich nicht aufhalten. Als ihr ältester Sohn die Arbeiterin Bertha heiraten will, ist Charlotte gar nicht begeistert. Sie bangt um den Status der Familie, den es zu erhalten gilt. Die beiden willensstarken Frauen müssen sich wohl oder übel miteinander arrangieren - und sie erkennen, dass sie alles bewältigen können, wenn sie zusammenstehen.

Band 2:

Elke Becker: Das Haus Kölln. Große Hoffnung

Elmshorn 1912: Mit der Erfindung der Haferflocke hat Bertha Kölln Großes vollbracht. Unermüdlich hat ihre Familie daran gearbeitet, die neue Zutat massentauglich herzustellen. Da greift schließlich der Erste Weltkrieg nach dem verschlafenen kleinen Ort bei Hamburg und damit auch nach den Köllns. Doch die lassen sich weder von dieser Bedrohung noch von zahlreichen Unglücken in der Hafermühle unterkriegen. Als mit Else Voormann eine junge Frau aus Künstlerkreisen in die Unternehmerfamilie einheiratet, haben es beide Seiten nicht leicht: Ihr Mann Peter Claus Diedrich versteht die selbstbewusste, entschiedene Else nicht - Else wiederum traut ihrem Mann nicht über den Weg, verbringt er doch arg viel Zeit mit einer hübschen Schneiderin. Wieder heißt es für zwei sehr unterschiedliche Frauen: gegen- oder miteinander?

Elke Becker wurde in Ulm geboren. Schon früh zog es sie in die Welt hinaus: Ihr Fernweh nach Meer und Abenteuer führte sie in zahlreiche Länder, bis sie 2005 auf Mallorca sesshaft wurde. Als ihr dort beim morgendlichen Frühstück die Idee für die Geschichte des Hauses Kölln kam, machte sie sich für die Recherche auf in den malerischen Norden Deutschlands, der in ihrem Herzen stets einen besonderen Platz einnimmt.

1888


2


Bertha schlug mit dem Schneebesen kräftig die Sahne. Die Böden der Friesentorte standen bereit. Bisher ging ihr alles reibungslos von der Hand, trotz der wachsamen Blicke ihres Konditormeisters. Der Guss über den abgetropften Kirschen kühlte ab. Sie war das Schlagen von Sahne oder Buttercreme inzwischen gewohnt. Irgendwann besäße sie ihre eigene Bäckerei, darauf arbeitete sie mit jedem Schwung aus ihrem Handgelenk hin. Nach weiteren Schlägen drehte sie die Schüssel, um zu sehen, ob die Sahne steif blieb. Sie strich sie auf die Kirschen, die sie auf dem mit Kirschsaft beträufelten Tortenboden platziert hatte. Vorsichtig hob sie den zweiten Boden auf die Schichten und siebte Puderzucker darüber. Stolz durchflutete sie. Dieses Mal gelang ihr die Friesentorte, keine Kirsche purzelte heraus, die Schlagsahne hielt. Der Boden sah weich und saftig aus.

»Fräulein Peterson, du bist fertig.« Meister Wilke trat hinzu, betrachtete das Ergebnis und grunzte zufrieden. Sein weißer Kittel spannte über seinem gewaltigen Bauch.

»Das bin ich.« Bertha blickte ihn neugierig an. Normalerweise nannte er sie beim Vornamen, nur in Prüfungsmomenten benutzte er ihren Familiennamen, wobei er sie weiterhin duzte, was Bertha nicht störte. »Was sagen Sie?«

»Ich hole meine Frau.« Wilke schenkte ihr ein Lächeln. »Wenn sie schmeckt, wie sie aussieht, fällt die Zubereitung dieser Torte künftig in dein Aufgabengebiet.«

Wilkes Ehefrau galt als schwierig, sobald es sich um die Friesentorte drehte, das wusste sie vom Lehrmädchen aus dem dritten Lehrjahr. Während des Ausbildungsjahrs war Bertha das Erstellen von Kaiser Wilhelms Lieblingstorte verboten. Die Herstellung stellte die Abschlussarbeit nach dem zweiten Jahr dar. Agathe misslang sie, sooft sie es auch versuchte.

Bertha liebte das Backen, ob Brote, Kuchen oder außergewöhnliche Tortenkreationen, dafür fand sie keine Begeisterung am Kochen, und niemals würde ihr ein Sonntagsbraten gelingen. Ihre Mutter fragte regelmäßig, wie das möglich sei, da sich beide Tätigkeiten ähnelten, und bat sie am Sonntag in die Küche, mit bedauernswertem Ergebnis.

»Ausgezeichnet.« Agathe war unbemerkt neben sie getreten. »Da findet selbst die alte Wilke keinen Grund zu meckern.«

Bertha lächelte. »Ich hoffe, du behältst recht.« Schritte näherten sich, Bertha legte ihren Zeigefinger auf die Lippen. »Kein Wort mehr.«

Agathe schüttelte den Kopf.

Meister Wilke trat ein, gefolgt von seiner kreidebleichen Ehefrau. »Der Kaiser ist gestorben, unmöglich, heute diese Torte zu bewerten.«

»Kaiser Wilhelm hätte Verständnis für die widrigen Umstände.« Er nahm ihr die Zeitung ab. »Ob sich Friedrich III lange hält? Man sagt, er sei erkrankt. Irgendetwas am Hals.«

»Wilhelm II wäre besser, er ist voller Tatendrang. Unser Reich braucht einen Kaiser, der das Land voranbringt.« Frau Wilke seufzte und besah sich die Torte von allen Seiten. »Die sieht erfreulich ordentlich aus, nichts zusammengefallen.« Mit hochgezogener Augenbraue sah sie zu Agathe. »Nimm dir ein Beispiel daran, du bist ein Jahr weiter.« Sie griff das Messer und schnitt sie an.

Bertha hielt den Atem an. Das Kuchenstück ließ sich problemlos als makelloses Tortenstück herausziehen.

»Fest genug ist die Masse.« Sie stach mit einer Gabel ab. »Hoffentlich ist der Boden nicht pappig.« Sie schob sich ein Stück in den Mund.

Erst als Frau Wilke den Kopf schief legte und anerkennend nickte, stieß Bertha die angehaltene Luft aus. »Was hast du in die Sahne gemischt? Ich schmecke Vanille, aber da ist noch anderes.«

»Außer Vanille gehört nichts hinein«, widersprach Meister Wilke. »Gib her.« Er griff nach dem Teller und kostete die Torte. »Stimmt. Was ist das?«

Frau Wilke lächelte. »So schmeckt sie mir weit besser. Eindeutig. Was ist das für ein Geschmack?«

Bei ihrem letzten Probebacken war Bertha Zimt in den Zucker für den Guss gefallen. Sie hatte ihn trotzdem verwendet, weil sie keinen Kirschsaft übrig gehabt hatte. Die sanfte Zimtnote hatte Bertha augenblicklich überzeugt. Sie suchte den Blick des Meisters.

Er aß einen weiteren Bissen. »Du hast Zimt hineingemischt? Wie bist du darauf gekommen?«

»Ich probiere gerne.« Das stimmte, in dem Fall verschwieg sie die Wahrheit, um in Zukunft mehr ausprobieren zu dürfen.

»Ausgezeichnet, ich würde sagen, wir bieten die Torte künftig unter dem Namen Kaisertorte an. Damit unterscheiden wir uns von allen Konditoreien nicht nur im Geschmack, sondern auch in der Namensgebung.« Er klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. »Du wirst eine herausragende Konditorin.«

Frau Wilke warf Agathe einen vernichtenden Blick zu. Erfreulicherweise enthielt sie sich eines Kommentars. »Ich hoffe, du bleibst nach der Ausbildung bei uns.«

»Gerne.« Allerdings nur so lange, bis sie ein eigenes Geschäft eröffnen konnte. Wann ihr das gelänge, stand auf einem anderen Blatt. Ihre alleinerziehende Mutter mühte sich mit zwei Stellen ab, um ausreichend Essen auf den Tisch zu bringen. Sie waren arm wie die sprichwörtlichen Kirchenmäuse. Darüber hinaus war einer Frau die Gründung einer Firma verboten. Ein Mann müsste seinen Namen geben, um eine Konditorei zu führen, zusätzlich benötigte sie einen Meistertitel.

Vielleicht glückte ihr dieses Unterfangen mit Peter. Seit dem Tod seines Vaters machte er sich rar, inzwischen zweifelte sie daran, von Peter einen Antrag zu erhalten. Deshalb sparte sie jeden Pfennig, um es notfalls ohne ihn zu einem eigenen Geschäft zu bringen. Keinesfalls wollte sie wie ihre Mutter enden, sich abrackern und dennoch zu wenig verdienen. Sie wünschte sich ein sorgenfreies Leben für sich und ihre Kinder.

»Bedient euch«, bot Meister Wilke an. »Ab morgen kommt die Torte in die Auslage.«

Damit war Berthas Zukunft im Kleinen gesichert. Das Schicksal meinte es gut mit ihr, Peter schien der geeignete Ehemann für ihre Pläne. Sie liebte ihn seit ihrer ersten Begegnung. In einem Jahr wäre sie mit ihrer Ausbildung fertig, und dann zöge sie zu ihm nach Elmshorn. Nach nichts sehnte sie sich mehr, als Peter zu heiraten. Noch studierte er an der Universität, lernte bis spät in die Nacht, und die Wochenenden fuhr er ins Mühlenwerk. An diesem Abend führte Peter sie zum Abendessen aus, er hatte einen Tisch im Ratskeller reserviert.

Meister Wilke ging zurück in den Verkaufsraum, sperrte den Laden ab und wünschte Agathe und Bertha einen schönen Feierabend. Agathe kostete Berthas Meisterstück. »Das schaffe ich nie.«

»Eines Tages schaffst du das.« So wie Peter ihr Mut zusprach, versuchte sie, ihrer Kollegin Mut zu schenken. »Es gibt viele Torten. Es muss ja nicht die Friesentorte sein.«

»Deine Zuversicht möchte ich haben.« Sie schob das letzte Stück in den Mund. »Ich werde trotzdem eine Anstellung finden.«

»Ganz bestimmt.« Bertha sah auf die Uhr. »Ich muss los.«

»Peter?« Agathe sah sie schmachtend an. »Du hast großes Glück.«

»Du weißt ja, je mehr man übt, desto mehr Glück hat man.« Bertha band sich die Schürze ab. »Ich backe mein Leben lang, entsprechend habe ich einen Vorsprung.«

»Und einen Fabrikantensohn.« Agathe hängte ihren Kittel an den Haken. »Dieses Glück habe ich nie.« Beide zogen sie ihre Wollmäntel an und verließen die Backstube durch die Hintertür. Ein kühler Wind blies durch die Gasse. »Bis morgen!«

»Ja, bis morgen.« Bertha summte auf dem Nachhauseweg die Melodie ihres Lieblingslieds der Moldau. Sie betrat das ärmliche Haus ihrer Kindheit, das ihr mit jedem Jahr winziger erschien.

»Wie ist es gelaufen?« Berthas Mutter trocknete die Hände an ihrer Schürze ab. »Wenn ich dich ansehe, lief es gut.«

»Ich bin künftig für die Friesentorte zuständig.« Sie fiel ihr um den Hals. »Die Variante mit dem Zimt schmeckt ihnen. Der Meister nennt sie Kaisertorte. Das habe ich dir und Peter zu verdanken! Ihr habt mir Mut zugesprochen, es zu probieren.« Sie hatte einige Stücke zur Verkostung nach Hause gebracht, als sie den besonderen Geschmack bemerkt hatte. »Jetzt muss ich mich fertig machen, Peter wartet!«

»Wird Zeit, dass er dir einen Antrag macht.«

»Stimmt.« Bertha ging zur Waschschüssel und zog sich um. Auf Peter lastete viel Druck, dennoch suchte er Wege, sie zu sehen, was ihre Zweifel an manchen Tagen zerstreute.

Peter stand vor dem Ratskeller. »Da bist du ja. Hast du bestanden?« Er breitet die Arme aus.

Die letzten Schritte lief Bertha auf ihn zu, fiel in seine Umarmung und küsste ihn. »Ja.«

Er wirbelte sie um die eigene Achse. »Das wusste ich.«

»Wie läuft es bei dir?« Bertha sorgte sich, im Gegensatz zu früher besuchte Peter mittlerweile weder Ausstellungen noch Konzerte oder Theatervorstellungen. Er lernte nur und reiste nach Elmshorn, von wo er müde zurückkam. »Muss ich mir Sorgen um dich machen?«

»Nein. Seit Vaters Tod lastet große Verantwortung auf mir.« Er reichte ihr den Arm, und sie hakte sich ein. »Ich darf Mutter nicht enttäuschen.«

»Das verstehe ich.« Seitdem ihr Vater verstorben war, kümmerte sie sich um ihre Mutter, obwohl die behauptete, allein zurechtzukommen. Bis auf das Kochen nahm sie ihr den gesamten Haushalt ab.

Sie betraten das Lokal. Ein Kellner brachte sie zum Tisch. Die weißen Damasttischdecken und das edle Porzellan beeindruckten Bertha. Die Kristallgläser funkelten im Kronleuchterschein. »Schlichter wäre auch in Ordnung gewesen.« Seine Großzügigkeit beschämte sie regelmäßig.

»Nicht heute.« Er rückte ihr den...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-641-32988-4 / 3641329884
ISBN-13 978-3-641-32988-4 / 9783641329884
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