Die größten Klassiker der russischen Literatur: Dramen -  Nikolai Gogol,  Lew Tolstoi,  Anton Tschechow,  Maxim Gorki

Die größten Klassiker der russischen Literatur: Dramen (eBook)

Der Kirschgarten, Die Möwe, Drei Schwestern, Onkel Wanja, Der lebende Leichnam
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2024 | 1. Auflage
601 Seiten
e-artnow (Verlag)
9786339589553 (ISBN)
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E-artnow präsentiert Ihnen die größten Theaterklassiker der russischen Literatur, Meisterwerke, die bis heute weltweit auf Theaterbühnen lebendig bleiben. Sie bringen Themen und Charaktere auf die Bühne, die das Publikum nachhaltig berühren und faszinieren. Es sind diese tiefgreifenden Inhalte und eindrucksvollen Persönlichkeiten, die die Menschen immer wieder begeistern - unvergessliche Geschichten, die jeder Mensch kennen und erleben sollte: Der Revisor (Nikolai Gogol) Der Kirschgarten (Anton Pawlowitsch Tschechow) Die Möwe (Anton Pawlowitsch Tschechow) Drei Schwestern (Anton Pawlowitsch Tschechow) Onkel Wanja (Anton Pawlowitsch Tschechow) Der lebende Leichnam (Lew Tolstoi) Die Kleinbürger (Maxim Gorki) Kinder der Sonne (Maxim Gorki) Nachtasyl (Maxim Gorki)

Zweiter Aufzug.


Ein kleines Zimmer im Wirtshause. Ein Bett, ein Tisch, ein Koffer, eine leere Flasche, ein paar Stiefel, eine Kleiderbürste etc.

Erster Auftritt.


Ossip (auf des Herrn Bett liegend).

Hol mich der Teufel! Einen Hunger hab' ich und im Bauch rumort es mir herum, als ob drin ein ganzes Regiment in die Trompeten schmetterte! ... Nein, wir kommen nimmer nach Hause! Aber was macht man?! Über einen Monat schon sind wir von Petersburg fort! Das ganze Geld hat der lockere Vogel unterwegs verjubelt, jetzt mausert er und ist ganz kusch! Und das Geld hätte gelangt, hätte völlig gelangt für die Postpferde! Aber freilich – in jeder Stadt mußte er sich zeigen! (Im Tone seines Herrn.) »Ossip, bestelle mir ein Zimmer – das beste – und ein Mittagsessen – das feinste: ordinäre Küche vertrag' ich nicht, ich muß extrafein speisen!« Und wenn noch was Besonderes an dem Mann wäre! Ein ganz alltäglicher Kollejen-Jelistrator! Macht Bekanntschaften auf der Reise, spielt mit ihnen Karten und – wird kapp und kahl gerupft! .... Ach, wie ich dieses Lebens überdrüssig bin! Wirklich, im Dorf auf dem Gut ist's weit schöner! Fehlt's auch an Publizität, so fehlt's doch auch an Sorgen: man hat sein Weibchen, liegt den ganzen Tag auf dem Hängeboden und ißt Pasteten ... Allerdings der Wahrheit die Ehre: nichts Herrlicheres giebt's auf der Welt als das Leben in Petersburg! Ja, ein feines, ein politisches Leben ist's, – nur muß man Geld haben! Da giebt's Kejather, Hundeballet – kurz alles, was das Herz begehrt! Alle sprechen mit so feiner Delikatesse, beinahe wie die hohe Aristokratie! .... Geht man auf den Stschukinmarkt, – gleich rufen einem die Kaufleute zu: »Euer Gnaden!« .... Läßt man sich im Boot über die Newa oder einen Kanal setzen, – sitzt man mit einem Beamten Seite an Seite! .... Suchst du dir Gesellschaft, – geh in die erste beste Krämerbude: ein Kavalier erzählt dir dort vom Lagerleben und erklärt die Bedeutung eines jeden Sterns am Himmel, als läge er dir auf der flachen Hand ... Eine alte Offiziersfrau tritt in den Laden oder es hüpft ein Stubenmädchen herein, so ein niedliches junges Ding – hi, hi, hi! (schüttelt den Kopf.) Ein galanterievoller Umgang, hol mich der Teufel! Nie hört man ein unhöfliches Wort: Jeder sagt »Sie« zu dir! .... Bist du des Gehens müde oder überdrüssig – nimmst du eine Droschke und fährst dahin wie ein großer Herr; und willst du dem Kutscher nicht zahlen, – bitte: jedes Haus hat zwei Thore, die auf zwei verschiedene Straßen führen; vor dem einen steigst du ab, durch das andere entwischst du – und dann kann dich kein Teufel abfassen! ..... Eines nur ist schlimm: heute möchte man vor Sattigkeit platzen und morgen vor Hunger – wie z. B. jetzt. Und daran trägt nur er die Schuld! Was mach' ich mit ihm? Hat Papa Geld geschickt, so wird's nicht sparsam verthan, sondern flott verbummelt: gefahren wird nur in der feinsten Kalesche, tagtäglich muß ich ihm ein Kejatherbillet besorgen, und ist die Woche um – muß ich seinen neuen Frack auf dem Trödelmarkt verklopfen! Manchmal behält er nichts auf dem Leibe als einen elenden Rock und einen armseligen Mantel; – bei Gott, ich lüge nicht! Und von so vornehmem englischen Tuch war der Frack! Hundertfünfzig Rubel hat er ihm gekostet, und der Trödler bekommt ihn für zwanzig; von der Hose ganz zu schweigen: die geht für ein Butterbrot hin! Und warum das alles? Weil er sich mit nichts Ernstem beschäftigen will, weil er, statt in sein Bureau zu gehen, auf der Newskij-Perspektive umherschlendert und Karten spielt! Wenn das der alte Herr wüßte! Husten würde er darauf, daß du ein Beamter bist: das Hemdchen würde er dir aufkrempeln und dir so aufwichsen, daß du dich vier Tage lang kratzen würdest! Und mit Recht: dienst du, so diene! .... Da sagt nun der Wirt, er würde uns nicht eher zu essen geben, bis das Frühere bezahlt ist; wenn wir nun aber gar nicht zahlen? (Seufzend.) O Gott, mit der dünnsten, magersten Kohlsuppe würde ich jetzt zufrieden sein! Ich glaube, ich könnte die ganze Welt verschlingen! ... Es klopft – vermutlich ist er's. (Steht schnell vom Bett auf.)

Zweiter Auftritt.


Ossip und Chlestakow.

Chlestakow.

Da, nimm! (Giebt ihm Mütze und Spazierstock.) .... Hast dich wieder auf dem Bett herumgewälzt?

Ossip.

Was brauch' ich mich herumzuwälzen? Habe ich vielleicht kein Bett gesehen?

Chlestakow.

Du lügst! Wohl hast du dich gewälzt: das ganze Bettzeug ist zerwühlt! Siehst du?

Ossip.

Was mach ich mit einem Bett? Weiß ich vielleicht nicht, was ein Bett ist? Ich habe Beine und kann stehen, sodaß ich Ihr Bett nicht brauche.

Chlestakow (im Zimmer auf- und abgehend).

Sieh mal, ob noch Tabak im Paket da ist.

Ossip.

Tabak? Wo sollte der herkommen? Sie haben ihn ja schon vor vier Tagen zu Ende geraucht!

Chlestakow
(geht auf und ab, die Lippen verschiedenartig zusammenpressend; in lautem und entschiedenem Ton).

Hör mal, Ossip!

Ossip.

Was befehlen Sie?

Chlestakow (in lautem, doch weniger entschiedenem Ton).

Geh mal hin ...

Ossip.

Wohin?

Chlestakow
(in einem Ton, der weder laut, noch entschieden, sondern fast bittend klingt).

Hinunter, zum Buffet .... Sage dort ... daß man mir das Mittagessen heraufschickt.

Ossip.

Ne, das thu' ich nicht.

Chlestakow.

Wie wagst du es, Dummkopf –

Ossip.

Ja, denn wenn ich auch hinginge – es würde doch nichts nützen! Der Wirt sagt, er werde uns kein Mittagsessen mehr verabfolgen.

Chlestakow.

Wie darf er das? Unsinn!

Ossip.

Und er droht obendrein, zum Stadthauptmann zu gehen, da wir schon über zwei Wochen hier sind und noch keinen Groschen bezahlt haben. »Ihr beide – sagt er – seid Spitzbuben, und dein Herr ist ein Gauner! Wir kennen Euch – sagt er, – ihr Schmarotzer und Halunken!«

Chlestakow.

Und du, Esel, hast deine Freude daran, mir das alles wörtlich zu wiederholen!

Ossip.

Er sagt: »So kann jeder kommen, sich festsaugen, frisch drauf lospumpen und sich nicht mal herauswerfen lassen! Ich verstehe – sagt er – keinen Scherz, ich werde eine Klage einreichen! Vors Gericht mit Euch und ins Gefängnis!«

Chlestakow.

Genug, genug, du Dummkopf! Geh und sprich mit ihm wegen des Mittagsessens. Der Grobian!

Ossip.

Lieber hol ich den Wirt herauf.

Chlestakow.

Wozu brauch ich den Wirt? Geh, sprich du mit ihm.

Ossip.

Herr, wirklich –

Chlestakow.

Hol dich der Teufel! Ruf ihn! (Ossip ab.)

Dritter Auftritt.


Chlestakow (allein).

Ich habe einen fürchterlichen Hunger! Glaubte mir durch einen kleinen Spaziergang den Appetit zu vertreiben, – aber den Teufel auch, er läßt sich nicht vertreiben! Ja, hätte ich in Pensa nicht so in den Tag hineingelebt, hätte ich jetzt Geld genug zur Heimreise. Bei dem Infanteriekapitän bin ich tüchtig reingefallen: staunenswert schlägt die Canaille die Volte! In einer kleinen Viertelstunde hat er mich kapp und kahl geplündert!..... Und dennoch möchte ich mich gar zu gern noch einmal mit ihm messen! Schade, daß sich keine Gelegenheit dazu bieten wird!.... Ist das eine erbärmliche Stadt! Nichts bekommt man auf Borg in den Buden! Das ist nun einfach niederträchtig! (Pfeift erst eine Melodie aus »Robert dem Teufel,« dann »Näh' mir nicht, o Mütterlein, den roten Ssarafan« und schließlich etwas ganz Wirres.) Niemand will kommen!

Vierter Auftritt.


Chlestakow, Ossip und ein Kellner.

Kellner.

Mein Herr läßt fragen, was Sie wünschen.

Chlestakow.

Ah, guten Tag, mein Bester! Wie geht's dir?

Kellner.

Gott sei Dank, gut.

Chlestakow.

Und wie steht's sonst im Wirtshaus? Doch gut?

Kellner.

Gott sei Dank, ja.

Chlestakow.

Habt ihr viel Fremdenbesuch?

Kellner.

Ja, genügend.

Chlestakow.

Hör mal, mein Lieber .... man hat mir bis jetzt mein Mittagsessen nicht heraufgebracht, da treibe sie, bitte, etwas zur Eile an ... denn siehst du, gleich nach dem Mittagsessen muß ich mich an eine wichtige Arbeit machen.

Kellner.

Ja, aber der Wirt meint, er werde Ihnen kein Essen mehr verabfolgen. Er wollte sogar, glaub' ich, heute zum Stadthauptmann gehen und Beschwerde führen ....

Chlestakow.

Beschwerde führen? Aus welchem Grunde? .... Urteile selbst, mein Bester: ich muß doch essen, ich kann doch nicht zum Gerippe abmagern! Und daß mich ungemein hungert, sage ich dir in allem Ernst.

Kellner.

Sehr wohl. Doch er meint: »Ich gebe ihm nicht eher zu essen, bis er das Frühere bezahlt hat.« Das sind seine eigenen...

Erscheint lt. Verlag 4.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-13 9786339589553 / 9786339589553
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