Das Teufelsmoor Quartier -  Joachim Janssen

Das Teufelsmoor Quartier (eBook)

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2024 | 3. Auflage
224 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-7143-8 (ISBN)
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Bremen 2023, das Wohnen ist kostspielig, das Leben sowieso. Ein gerade in die Rente entlassener Mitsechziger macht sich Gedanken, wie sein neues Leben umgesetzt werden kann. Er setzt eine Anzeige auf und lädt Interessierte ein, die mit ihm zusammen eine Wohngemeinschaft auf dem Land organisieren wollen. Einer von ihnen ist ein Sohn reicher Eltern, die ihm ein Haus im Teufelsmoor überlassen würden, wenn er sich um die Instandsetzung kümmert. Dieser Plan wird umgesetzt. Allerdings ist es notwendig, für die Renovierung Geld zu beschaffen. Durch kleinere und auch etwas lukrativere Gaunereien gelingt es ihnen, die Baumaßnahmen in die Wege zu leiten. Irgendwann jedoch kommen sie mit ihren Machenschaften einer Organisation in die Quere, die im Bereich der organisierten Kriminalität als Glücksspielmafia kein Pardon kennt.

Joachim Armin Janssen alias Joja Schott, Geb. 16. 03. 1962 in Hage Ostfriesland, seit 2010 in Lilienthal wohnhaft Veröffentlichungen als Joja Schott: 7 Romane im Selbstverlag bei Amazon Veröffentlichung als Joachim A. Janssen: Das Teufelsmoor Quartier bei Epubli

„Das kann aber ins Auge gehen“, warf Liam ein. „Ich glaube, die kennen da keinen Spaß.“

„Hat’s  da gerade an der Haustür geklingelt?“ Annette verließ den Raum, um zu sehen, wer da zu Besuch kam. Kurz darauf kam sie mit Flavio im Schlepptau zurück.

Liam erhob sich und begrüßte den Besucher. „Darf ich vorstellen: Das ist Flavio von der Interessenvertretung der Handeltreibenden Bremen, kurz IHB.“ Liam wandte sich dem Besucher zu. „Wahrscheinlich bist du hergekommen, um unseren Standpunkt bezüglich unserer Mitarbeit bei der IHB zu erfahren. Gerade haben wir uns darüber unterhalten. Generell haben wir schon ein Interesse, möchten aber auf keinen Fall unsere Unabhängigkeit aufgeben. Deshalb, und das ist ein spontaner Gedanke meinerseits, den ich noch nicht abzusprechen die nötige Zeit gefunden habe, könnte ich mir vorstellen, dass wir auf Honorarbasis Aufträge annehmen aber auch ablehnen können. Also eine Art Subunternehmen mit eigener Firmenstruktur. Was haltet ihr davon?“ Liam sah sich in der Runde um und fand zustimmende Blicke. Nur Frank wandte sich ab und schien sich nur widerwillig der Mehrheitsentscheidung beugen zu wollen.

„Das ist ein kluger Gedanke“, unterstrich Flavio. „Eigentlich genau unser Geschäftsmodell. Obwohl ich sagen muss, dass wir schon erwarten, dass unsere Aufträge angenommen und abgearbeitet werden. Eine Ablehnung kann nur geschehen, falls  schwerwiegende Argumente angeführt werden. Wir machen uns natürlich Gedanken darüber, ob das Ziel für euch zu erreichen ist. Wir haben schließlich keine Lust auf Misserfolge. Aber es erfordert natürlich einen hoch motivierten Einsatz eurerseits.“

„Und im Nachhinein gibt es keine Ausstiegsklausel und keine Widerspruchsmöglichkeit. Nein, so geht das nicht. Ich unterschreibe keinen Knebelvertrag“, sprach Frank mit einer Vehemenz, die keinen Zweifel an seiner Einstellung hinterließ.

„Dann kann ich euch auch nicht weiterhelfen“, sagte Flavio und wandte sich um. „Ich kann euch nur davor warnen, uns ein weiteres Mal in die Quere zu kommen. Dann werden wir ungemütlich. Aber ich lasse euch meine Karte hier. Falls ihr euch noch anders entscheidet, könnt ihr mich gerne kontaktieren.“

„Warte doch mal“, sagte Liam. „Welche Art Auftrag hast du denn in der Tasche?“

„Zunächst mal gibt es keinen Vertrag zwischen uns, zumindest keinen schriftlichen, wie Frank vermutet hat. Wir arbeiten mit Handschlag. Das reicht. Und wenn ich euch einen Auftrag zukommen lasse, dann könnt ihr den entweder ablehnen oder annehmen. Aber wenn ihr ihn annehmt, dann muss er auch ausgeführt werden. Die IHB möchte sich darauf verlassen können, ohne dauernd irgendwelche Rücksprachen und Hindernisse auflösen zu müssen.“

„Okay“, sagte Frank. „Das hört sich ja schon etwas anders an. Was gäbe es denn jetzt für uns zu tun, falls wir uns darauf einlassen würden?“

„Informationen sammeln!“ Flavio nannte einige Akteure aus der Glücksspielszene. „Diese drei Spieler haben sich in letzter Zeit etwas zu viel herausgenommen und wir wollen wissen, wie sie ihre Schulden wieder zurückzahlen wollen oder ihre Gewinne wieder einzusetzen gedenken, je nach dem. Vielleicht lassen sie sich ja animieren; ihr wisst schon was ich meine. Falls ihr diesen Auftrag übernehmt, könnt ihr mir über diese Handynummer eine Nachricht zukommen lassen.“ Flavio reichte Frank eine Karte herüber. „Das Dossier zu den drei Kunden lasse ich euch dann zukommen, wenn ihr euch einverstanden erklärt, diesen Auftrag zu übernehmen. Für jeden wiedergewonnenen Kunden zahlen wir fünfhundert Euro plus Spesen.“

Flavio verließ das Zimmer, lief durch den Flur, öffnete die Haustür und fuhr einige Augenblicke später mit seiner Limousine davon.

 

„Zuträger, billige Handlanger wären wir. Wir liefern diesen Abzockern diese Kunden aus, die vielleicht mal Glück gehabt haben.“ Sebastian machte ein Gesicht als würde er der Gruppe gleich den Rücken kehren wollen.

„Ich habe auch kein gutes Gefühl dabei“, sagte Liam. „Was haben wir davon?“

„Ein Auskommen für unsere Hütte hier? Ein sorgenfreies Leben.“ Theo konnte dem ganzen etwas Positives abgewinnen.

„Glaub ich noch nicht. Wenn wir erst einmal mit denen zusammenarbeiten, dann kommen auch ganz schnell andere Aufträge, die uns so richtig in Stress versetzen“, mutmaßte Sebastian. „Und dann kommen wir da vielleicht nicht mehr raus. Wir sind vielleicht erpressbar durch kleinere Aufträge, die wir vorher getätigt haben könnten. Das ist eine Spirale in die Kriminalität! Ich bin da raus.“

Elke distanzierte sich auch sogleich. „Da verkaufe ich lieber weiterhin meinen Hippiekram im Netz. Das ist ehrlich und ich brauche mich nicht zu verstecken. Meine Freiheit war mir immer wichtiger als ein sicheres Auskommen. Und dieser Stress, liefern zu müssen, andere übers Ohr hauen zu müssen und sie zu überreden, etwas zu tun, wovon man selbst nicht überzeugt ist, kann ich nicht.“

„Also gut.“ Annette zog das Resümee. „Wir sind ja schon in die Spirale der Kriminalität eingestiegen. Aber unabhängig von dieser Bande. Ich denke, die Fronten sind klar gezogen. Wir sollten auch in den Geschäften mit dieser Mafia unsere eigenen Interessen verfolgen und uns nicht abhängig machen.“

„Wir haben mit Flavio abgesprochen, dass wir selbst über die Art der Aufträge entscheiden können, ob wir sie ausführen oder nicht. Das ist doch schon ein Freiraum, der uns eine gewisse Eigenständigkeit ermöglicht.“

„Aber auch die Erwartung der Treue erfüllen müssen, falls wir einem Auftrag zustimmen. Und dass das keine Aufträge sind, die einem sozialen Engagement entsprechen, ist doch wohl klar. Wir werden uns in eine Falle begeben.“ Sebastian winkte ab. „Für mich kommt das nicht in Frage!“

Frank stellte sich demonstrativ an Sebastians Seite.

„Damit ist unsere Haltung klar“, bemerkte Liam emotionslos. „Wir haben uns hier als Gruppe zusammengefunden und sollten uns dem demokratischen Urteil unterstellen. Die Frage ist, was machen wir stattdessen?“

„Auf keinen Fall dieser IHB wieder in die Quere kommen.“

„Wir bräuchten aber einfach mal eine klare Ausrichtung, wie wir uns weiter engagieren.“ Annette schaute fordernd in die Runde. „Ich meine, wir bräuchten ein Geschäftsmodell für die Rentner AG.“

„Ich finde diese Clan Kriminalität so richtig scheiße.“ Frank murmelte so vor sich hin, als würden ihm ein paar Gedanken durch den Kopf gehen. Einer war ihm anscheinend dabei entschlüpft.

„Sprich dich ruhig aus, wo wir schon mal dabei sind.“ Elke stieß ihm in die Seite, um ihn aus seiner sinnierenden Ecke herauszuholen.

„Die bescheißen nicht nur den Staat um Steuern und Abgaben, sondern auch die Bürgerschaft. Gesellschaft hin Gesellschaft her. Wir sind da aussortiert. Okay. Das kann aber nicht heißen, dass wir uns selbst auch ins Unrecht setzen, zumal die Opfer auch immer auf Seiten der kleinen Leute sind. Man sollte sie mit ihren eigenen Waffen bekämpfen, anstatt für sie den Steigbügel zu halten.“

„Wie willst du das denn anstellen?“

„Weiß nicht. Vielleicht erst mal zum Schein auf deren Angebot eingehen, um in deren Kreise einzusteigen. Und dann die Geschäfte sabotieren.“

„Ich glaube, das machst du nur ein einziges Mal. Und dann hast du ausgespielt.“

„Und gerade darum drehen sich meine Gedanken. Ob es vielleicht eine Möglichkeit gibt, ihnen die Suppe zu versalzen, ohne dass der Verdacht auf uns fällt.“

„Spannend wäre das schon“, bemerkte Liam. „Wir könnten der Polizei anonyme Hinweise geben.“

„Oder ihren Kunden, die übers Ohr gehauen werden.“

„Also schreiben wir diesem Flavio eine Mail, dass wir den Auftrag annehmen? Wir machen daraus aber unser eigenes Spiel. Oder gibt es noch Gegenargumente?“ Sebastian schaute sich in der Runde um. „Keine? Okay. Dann werde ich ihm eine Mail schreiben. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.“

 

Zwei Tage später fand Liam einen DIN A4 Umschlag im Briefkasten. Er öffnete ihn noch auf dem Weg ins Haus und nahm drei zusammengeheftete Dossiers heraus. Drei Schicksale, die jetzt von außen gelenkt werden sollten. Drei Leute, die vielleicht endlich einmal in ihrem Leben Glück gehabt hatten und denen das Glück wieder entrissen werden sollte.

„Zeig mal.“ Elke streckte ihre Hand aus, um den Inhalt des Umschlags zu inspizieren. „Drei Bremer. Ein Geschäftsmann, wie es aussieht. Inhaber eines Bekleidungsunternehmens. Sascha Behrends. Kunde seit zehneinhalb Jahren. Investitionssumme 187.500 Euro. Dem stand bislang ein Gewinn von 16.300 Euro entgegen. Doch zuletzt hat er anscheinend einen großen Wurf gemacht und 85.200 Euro beim Roulette gewonnen. Allerdings steht er bei der Spielbank noch mit 32.000 Euro in der Kreide. Die soll er natürlich zurückzahlen. Irgendwie hat sich die Summe im Laufe der Jahre durch kleinere Anleihen angehäuft. Das ist dem Club wohl erst im Nachhinein aufgefallen.“ Elke legte das Dossier beiseite und schaute sich das zweite an.

„Hier scheint tatsächlich eine arme Sau am Haken zu hängen. Edgar Panzer heißt der. Offiziell arbeitslos. Macht aber immer wieder Gelegenheitsjobs. Wahrscheinlich spielsüchtig. Ist jetzt aber in eine Selbsthilfegruppe eingetreten, um seine Sucht zu überwinden. Einsatz in den letzten acht Jahren 75.400 Euro. Gewinn 6.306 Euro. Er hat zwar nur kleine Summen zur Verfügung, setzt die aber laufend in Jetons um, die er dann regelmäßig verliert. Auch Edgar steht in der Kreide. 12.000 Euro.“

„Und der Dritte?“

„Eine Sie. Lohnbuchhalterin. Alleinstehend. Silke Ahrends, Anfang fünfzig. Sie ist seit drei...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 3-7584-7143-5 / 3758471435
ISBN-13 978-3-7584-7143-8 / 9783758471438
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