Sunrise (eBook)

To love and to cherish
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
536 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-12431-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sunrise -  Susanne Erhard
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'Unser Kind wir ein Hamond', erklärt Susan Mikes überraschter Familie, 'aber ich nicht.' Susan entscheidet sich für Lebenswege, die ursprünglich nicht zu ihrem Lebensplan gehörten. Doch da hatte sie auch nicht mit einem Mann wie Mike gerechnet. .Der Mann, mit dem alles möglich ist. Sie verbringen einen glücklichen Sommer mit etwas, wie normaler Partnerschaft, freuen sich auf die Geburt ihres Kindes Ende Dezember. Aber der Hamond-Nachwuchs lässt auf sich warten. Janet Tyson hat Mike am 6. Januar für ein Charity-Konzert engagiert. 'Das Schicksal verarscht uns gerade komplett', stellt Gary an diesem Morgen nüchtern fest ...

1

Hinter mir schloss sich die Automatiktür mit einem leisen Zischen, unvermittelt stand ich auf der Straße. Es war Mittwochmorgen. Es regnete, obwohl die Sonne schien, wilde Wolkenfetzen jagten über den Himmel. April in London, zwei Tage vor Mikes dreiunddreißigstem Geburtstag und ich hielt das erste Bild unseres Kindes in meinen zitternden Händen.

Ich war mehr als fassungslos, mehr als aufgelöst und deutlich mehr als nur glücklich. Ich war so verstrahlt, wie der junge Mann vor einigen Wochen in meinem Geschäft.

Im Prinzip hatte ich es seit ein paar Tagen geahnt. Meine Brüste spannten, ich fühlte mich müde, meine Regel blieb tatsächlich aus und jetzt, wo ich hier stand, meinte ein Teil von mir, sich sogar an den magischen Moment unseres Sex auf dem Bärenbruderfell zu erinnern, an dem es passiert war und Mike und ich uns zu einem neuen Wesen vereinten.

Die Erkenntnis überrollte mich mit unhaltbarer Macht: Ich war nicht mehr allein! Da war jemand in mir! Impulsiv presste ich meine Hände auf meinen flachen Bauch, atmete hastig, um dem Ansturm der Gefühle Stand zu halten und spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen. Für einen flatternden Herzschlag fürchtete ich vor Freude zu sterben. Das war übermächtig.

In diesem Augenblick lief eine Frau an mir vorbei. Ihr Blick huschte fragend über mich hinweg, dann blieb sie abrupt stehen und drehte sich um. Zögernd musterte sie mich, ich verzog das Gesicht, wischte mir verschämt über meine Wangen. In der Öffentlichkeit heulen war meistens ein schlechtes Zeichen. Ihre Augen erfassten das Schild neben dem Eingang und sie schluckte betreten.

„Geht es Ihnen gut?“

Sie nagte kurz an ihrer Unterlippe. „Brauchen Sie Hilfe?“

Ich schnaufte, lächelte unwillkürlich. Mir ging es fantastisch, vielleicht so gut wie noch nie in meinem Leben. Dieses Gefühl war unbeschreiblich.

„Danke.“ Ich holte noch einmal tief Luft, hob scheu lächelnd und abschwächend die Hände.

Die Hilfsbereitschaft der Briten war zwar mittlerweile fast normal für mich, aber wegschauen wäre trotzdem der einfachere Weg für die Frau gewesen. Sie wusste schließlich nicht, dass ich vor Glück weinte.

„Es ist alles wunderbar. Ich habe eben erfahren, dass ich schwanger bin und die Freude darüber hat mich grad überwältigt. Jetzt gehe ich nach Hause und erzähle es dem Vater unseres Kindes, der sicher überglücklich sein wird. Danke.“

Sie nickte mit einem wissenden Blick, schenkte mir ihrerseits ein zartes Lächeln. „Dann wünsche ich euch alles erdenklich Gute, herzlichen Glückwunsch. Bye.“

Sie wendete sich um und ich wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. In weiser Voraussicht hatte ich mal wieder den Super-Mascara aufgetragen. Okay, ich straffte mich. Mein Herz hämmerte noch immer in meiner Brust herum, meine Hände bebten als ich sie hob und einen weiteren Blick auf den dunklen Klecks in der Mitte des Ultraschallbildes warf, der unser Kind war. Fahrig steckte ich es in meine Handtasche.

Mein ursprünglicher Gedanke, als ich mir am Tag zuvor den Termin gemacht hatte, war, Mike das Bild erst an seinem Geburtstag zu geben, doch da hatte ich noch nicht geahnt, was es mit mir anstellen würde.

Behutsam legte ich wieder eine Hand auf meinen Bauch, horchte auf diesen Widerhall von grenzenloser Liebe in mir, dieser überbordenden Zärtlichkeit, die ich irgendwie auch bei Mike empfand. Ähnlich und doch so ganz anders.

Jedenfalls war mir absolut glasklar, dass ich diese wundervolle Neuigkeit unmöglich noch zwei Tage für mich behalten konnte. Und selbst wenn ich diese Selbstbeherrschung besessen hätte, so war ich mir sicher, dass Mike es mir auf Anhieb ansehen würde.

Nachdenklich ließ ich meinen Blick über die Straße schweifen. Diesen Teil von Hounslow kannte ich nicht so gut, doch in dem angrenzenden Einkaufszentrum würde ich schon ein Café finden, wo ich mich etwas sammeln konnte, bevor ich mich ins Auto setzte und nach Hause fuhr.

Die halbe Stunde wollte ich unserem Kind und mir geben. Immerhin hatte es vor ein paar Minuten seinen ersten Adrenalinstoß erlebt.

Von dem mussten wir beide uns erholen.

Leise schmunzelnd schritt ich auf den Haupteingang des Einkaufszentrums zu. Im zweiten Obergeschoss fand ich ein Bistro, wo ich mich in eine Nische hockte. Es war fast leer. Die Bedienung schlängelte sich umgehend zwischen den kleinen Tischen zu mir herüber, lächelte höflich und gewohnheitsmäßig bestellte ich einen großen Kaffee. Sie war schon wieder ein paar Schritte entfernt, als mir klar wurde, dass mein exzessiver Kaffeekonsum genau jetzt vorbei war.

Seltsam erschüttert rief ich sie zurück. „Sorry, aber bringen Sie mir doch lieber eine Tasse Kakao, bitte.“

„Mit Sahne?“

Ich zog unschlüssig eine Schnute, nickte dann. „Mit Sahne!“

Man gönnte sich ja sonst nichts und laut Arzt war ich ansatzweise untergewichtig. So wie Mike vermutlich auch. Die letzten knapp vier Wochen hatten nicht gereicht, um uns halbwegs wieder in Form zu bringen, trotzdem wir an jenem Morgen nach unserem Gespräch auf der Tower Bridge lange im Central saßen, erst frühstückten, dann mit Kuchen weitermachten und Mike zum ersten Mal seinen Tabak vermisste. Wir hatten glücklich gelacht und ich hatte ihm statt einer Zigarette meine Lippen zum Kuss geboten.

Die Bedienung brachte mir meinen Kakao mit fetter Sahnehaube. Ich dankte ihr, lehnte mich seufzend zurück und legte meine Hände auf meinen Bauch, starrte selbstvergessen den Becher an. Unser Kind. Ein Baby von Mike. Hier in meinem Bauch. Er wurde Vater, ich Mutter. Unfassbar. Ich hoffte sehr, dass die Gene seines Vaters sich weiter durchschlagend vererbten und unser Kind seine wundervollen Augen erben würde. Gern auch dieses dunkle blond dazu.

Mike lachte jedes Mal, wenn ich das sagte, wickelte sich dann bezeichnend eine meiner Strähnen um den Finger. „Ich habe aber deine wilde Mähne für unser Kind bestellt, Babe, ich liebe deine Haare.“

Ich griff nach meinem Kakao und dem langen Löffel, schob mir voll Genuss die fette Konditorsahne in den Mund. Das ich gleich im ersten Zyklus schwanger werden könnte, hatten wir nicht einkalkuliert.

Sarah und Liam schliefen seit September ohne Verhütung miteinander und bisher war nichts passiert. Aber jetzt war es so. Ich konnte meine Hand überhaupt nicht mehr von meinem Bauch lösen, es fühlte sich so beglückend an, ganz nah bei unserem Kind, es halten, wärmen, behüten.

Wieder fluteten mich meine Gefühle, verschleierten Glückstränen meinen Blick, ich beugte mich über meinen Becher, damit niemand es sah und trank Kakao.

Nein, so schnell hatten wir damit nicht gerechnet und im Nachhinein war ich mal wieder dankbar für Mikes umsichtige Hartnäckigkeit, mit der er auf einen weiteren Mitarbeiter und eine Aushilfe für Flora Design gedrängt hatte, die ich seit zwei Wochen einarbeitete. Danielle wollte Vollzeit arbeiten, es machte ihr so viel Spaß. Danielle war bisher auch die einzige, die wusste warum.

Eigentlich wollten wir Urlaub machen sobald Live! auf dem Markt war und er alle entsprechenden Termine abgearbeitet hatte. Mike schwebte eine Fernreise vor, Malediven, Sansibar, Tahiti, während ich auch mit Südfrankreich oder Spanien zufrieden gewesen wäre. Auf jeden Fall wollten wir es warm und unbedingt Wasser mit Strand.

Was in diesem frühen Stadium einer Schwangerschaft als Reise vernünftig war, musste ich klären.

Ich nagte für einen Moment an meiner Lippe, meine Atmung klemmte. Ich war Anfang vierte Woche, da konnte theoretisch noch ganz viel passieren und jeder würde mir sagen, dass ich auf entsprechend alles gefasst sein sollte, der Nachteil der Früherkennung.

Hastig löffelte ich Sahne in mich hinein. Nein, unser Baby war stark, es war zur Hälfte ein zielstrebiger Hamond und zur Hälfte eine sture Thomann. Unser Kind kam gesund zur Welt. Ich stellte den Becher weg und legte beide Hände schützend auf meinen Bauch. Falsche Gedanken. Ich sollte endlich lernen, dass Optimismus das bessere Gefühl war.

Und Optimismus, Freude erfüllte uns seit jenem Morgen auf der Tower Bridge. Das und unbeschreibliche Nähe, Verbundenheit, tiefe Liebe. Mit Mike zu schlafen war schon beim allerersten Mal das schönste gewesen, was ich bis dahin erlebt hatte, doch seitdem wir mit dem Gedanken an ein Kind Sex hatten, war das annähernd magisch.

So viel Zärtlichkeit.

Ich fühlte mich so weiblich und sinnlich, eine völlig neue Erfahrung, hatte ich mich doch immer für einen erotischen Klotz gehalten. Was hatte Mike gelacht, als ich ihm das gestanden hatte.

„Dann passt das ja mit uns.“ Er lachte noch immer. „Ich dachte immer, dass ich das langweiligste bin, was einer Frau im Bett widerfahren kann.“

Unfassbar. Jetzt war ich schwanger. Ich...

Erscheint lt. Verlag 20.1.2024
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Gitarrist • Köln • Liebe • London • Musiker • Rocker
ISBN-10 3-384-12431-6 / 3384124316
ISBN-13 978-3-384-12431-9 / 9783384124319
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