Gefährliche Begegnung auf dem One Man's Pass (eBook)
212 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-12173-8 (ISBN)
Erich Romberg was born in Essen in 1950 and grew up in the Ruhr region. He still remembers the bombed-out houses of the post-war period, which he visited with his father to get out roof beams for firewood. The family just about managed to make ends meet. Then came the economic miracle and the ruins gradually disappeared from his memory and the many open fields were covered with new houses. All he remembers about primary school is that most of the teachers beat the children and a trainee teacher exposed him as a good essay writer. He still remembers being allowed to read out an essay about a walk in the woods because the trainee teacher thought it was so good. That was good, because the class teacher thought he was stupid. However, he was probably not stupid enough to be demoted down a class level. After an apprenticeship in a trade, the essayist was drawn back to school, an evening grammar school in the Ruhr area. Here he was amazed to learn about the beautiful things of the mind. Although he actually wanted to do something completely different, he studied physics. As a physicist, he researched in various fields for a while and finally became an expert on the environment and climate. Writing had accompanied him the whole time, it was a need to put feelings into poetry and stories. He learnt about the momentum that poems and stories take on when you simply write them down. They develop a life of their own and the writer doesn't know beforehand what will come out in the end, at least that's how it was for him. Spontaneously, as he wrote his stories, he also ended his previous life and moved to Ireland, which he had been cycling around on holiday for the previous two years. On his first holiday, he got to know Kiltimagh. After his second holiday in Ireland, he rented the house in Kiltimagh from an Irish friend from Germany for five years. There he found leisure for writing and windsurfing, which he enjoyed equally. Publishing was not on the agenda back then. Today, the author lives with his wife and underage son in a village in Saxony-Anhalt. The idea of leaving books to his son seemed increasingly appealing to him. The author hardly knows anything about his own father. He didn't want to burden his son with his own manuscript chaos. So he has now begun - against his physicist nature, love of chaos - to bring order to his manuscripts.
Erich Romberg was born in Essen in 1950 and grew up in the Ruhr region. He still remembers the bombed-out houses of the post-war period, which he visited with his father to get out roof beams for firewood. The family just about managed to make ends meet. Then came the economic miracle and the ruins gradually disappeared from his memory and the many open fields were covered with new houses. All he remembers about primary school is that most of the teachers beat the children and a trainee teacher exposed him as a good essay writer. He still remembers being allowed to read out an essay about a walk in the woods because the trainee teacher thought it was so good. That was good, because the class teacher thought he was stupid. However, he was probably not stupid enough to be demoted down a class level. After an apprenticeship in a trade, the essayist was drawn back to school, an evening grammar school in the Ruhr area. Here he was amazed to learn about the beautiful things of the mind. Although he actually wanted to do something completely different, he studied physics. As a physicist, he researched in various fields for a while and finally became an expert on the environment and climate. Writing had accompanied him the whole time, it was a need to put feelings into poetry and stories. He learnt about the momentum that poems and stories take on when you simply write them down. They develop a life of their own and the writer doesn't know beforehand what will come out in the end, at least that's how it was for him. Spontaneously, as he wrote his stories, he also ended his previous life and moved to Ireland, which he had been cycling around on holiday for the previous two years. On his first holiday, he got to know Kiltimagh. After his second holiday in Ireland, he rented the house in Kiltimagh from an Irish friend from Germany for five years. There he found leisure for writing and windsurfing, which he enjoyed equally. Publishing was not on the agenda back then. Today, the author lives with his wife and underage son in a village in Saxony-Anhalt. The idea of leaving books to his son seemed increasingly appealing to him. The author hardly knows anything about his own father. He didn't want to burden his son with his own manuscript chaos. So he has now begun - against his physicist nature, love of chaos - to bring order to his manuscripts.
Ein denkwürdiger Traum
In einer lauen Wochenendnacht im Sommer, als der Trubel hier wegen der Disco im Cill Aodain Court Hotel abgeklungen war, saß ich noch mit ein paar Freunden im Joyce's zusammen. Paul schloss die Tür ab und zog die Vorhänge vor die Fenster. Das Licht wurde gedimmt und ein Torffeuer angezündet. Das Joyce's hatte keine Nachtlizenz. Zuerst wurde noch etwas getrunken. Dann fragte Paul, ob jemand eine Geschichte erzählen wolle. Ich sagte, dass mir vor Jahren jemand einen Traum erzählt habe, den er, wie sonst üblich, nicht vergessen hatte und auch nie vergessen würde.
Ich fragte in die Runde, wie sie zum vierten Gebot aus dem zweiten Buch Moses stehen. Sehr spontan waren sich alle ziemlich einig, dass es genauso zu befolgen sei, wie es in der Bibel steht. Ich hakte nach:
„Man soll seine Eltern also auf einen Sockel stellen, egal, was sie einem angetan haben?“
„Was tun Eltern einem Kind schon an?“, fragte einer in der Runde, „einen Klaps hinter die Ohren? Das hat niemandem geschadet.“
Woher er denn wisse, dass es keinem geschadet hätte, gibt es da irgendwelche Studien?
Da brauche es keine Studien, jeder hätte die eine oder andere Tracht Prügel als Kind erhalten, und sie seien alle gesund und meistern ihr Leben.
Ich fragte, ob jemand einmal etwas vom Münchhausen-Stellvertretersyndrom gehört hätte.
Eltern verletzen absichtlich ihre Kinder um sich dann in der Öffentlichkeit rührend um sie zu kümmern.
So etwas tue doch niemand, war man sich sicher.
Doch, sagte ich, der englische Kinderarzt Roy Meadow hat als erster im Jahre 1977 in ‚The Lancet‘ über derartige Fälle aus seiner Praxis geschrieben. Inzwischen sind Tausende von Fällen bekannt. Dann sagte ich:
„Nun gut, darüber wollte ich eigentlich nicht reden, das machen schon Leute, die sich damit besser auskennen. Ich brauchte nur einen Übergang zu meiner folgenden Geschichte. Ich erzähle so, als hätte ich den Traum gehabt. Ich kann nicht garantieren, dass mir der Traum genau so erzählt wurde, aber das Wesentliche ist enthalten. Stellt euch einfach vor, dem Protagonisten des Traums ist das widerfahren, wovon ich oben erzählt habe. Ich sage das, damit ihr meinen Protagonisten nicht zu schnell verurteilt. Eine Tin-Whistle war in diesem Traum seltsam verwoben. Der Traum entwickelte sich sehr seltsam und ich habe den Eindruck, dass Unterbewusstsein des Träumenden wollte ihm vielleicht etwas sagen wollte, was er verdrängt hatte.“
Man war gespannt auf meine Geschichte und so begann ich, zu erzählen:
Die Flöte
Ich kann Sie nicht einmal richtig spielen. Versteht mich nicht falsch, ich kann sie spielen, aber nicht so, wie ich möchte.
Meine Flöte ist handgemacht, eine echte Overton Tin- Whistle. Ich besitze viele Tin-Whistles, englische aus Stahl, irische aus Messing, in C-Dur, in D-Dur, in jeder Tonart. Sie klingen blechern und schrill, aber keine ist wie Sie.
Wenn ich meine Flöte in die Hände nehme, fühlt Sie sich weich und warm an. Sie ist aus mattem Aluminium und hat eben die sechs Löcher einer Tin-Whistle, aber Sie ist etwas Besonderes. So wie Sie sich anfühlt, so klingt sie auch. Nicht, dass man denkt, Sie sei leicht zu spielen. Ich meine, Sie ist so einfach zu spielen wie eine Tin-Whistle - technisch, aber es ist nicht einfach, ihre Seele anzusprechen. Meine Tin-Whistle hat eine Seele. Man muss Sie also mit Seele spielen, um ihre Wärme und ihr Feuer zu entfachen. Ohne Gefühl benutzt, blockiert Sie. Sie hört einfach auf, Töne von sich zu geben. Dann klopfe ich Sie aus, denn Sie ist mit Speichel verstopft. Dann spielt Sie eine Weile, aber dann verweigert Sie sich wieder. Sie kann sehr dickköpfig sein,
aber an diesen Tagen, wenn Sie sich weich und warm anfühlt, ist Sie willig, dann lässt Sie mich glauben, dass ich Sie spiele, aber Sie spielt mich. Ich schließe meine Augen und halte Sie in meinen Händen, weich und warm. In mir schwingt eine Melodie, die Sie projiziert, eine Wärme, die Sie ausstrahlt, ein Feuer, das den Raum erfüllt. In diesen Momenten sind wir eins, nicht Flöte und Flötist, sondern nur Ich.
***
Nun sitze ich hier, in einer Todeszelle - ohne Sie. Man hatte mir nicht die Zeit gelassen, Sie zu suchen. Ja, ihr könnt mir glauben, im entscheidenden Moment hätte ich Sie suchen müssen. Sie zu vergessen war normal für mich, wie oft hatte ich Sie verlegt. Ich habe zeitweise nicht einmal an Sie gedacht, hatte mein Leben gelebt ohne Sie. Doch von Zeit zu Zeit, nicht selten in schweren Stunden, habe ich Sie vermisst. Ich wurde unruhig und unausstehlich. Ich wollte nur noch meine Flöte finden. Wie ein Besessener habe ich dann nach ihr gesucht, Wohnungen umgekrempelt und Freunde des Diebstahls bezichtigt. In diesen Augenblicken wurde mir bewusst, dass ich ohne Sie nicht leben kann. Ich habe Sie immer wieder gefunden, Sie hat mich dann verwöhnt mit ihren schönsten Klängen, weich und warm hatte Sie sich dann angefühlt. Nie hatte Sie mir diese Vernachlässigungen übelgenommen. Wie oft war Sie gerade nach einer langen Zeit der Unachtsamkeit besonders liebevoll zu mir. In jenen Zeiten schwangen ihre Klänge in einer Resonanz mit den Schwingungen meiner Seele.
Ich sitze hier und warte auf den Tod. Ich glaube, ich habe meinen Vater umgebracht, oder meine Mutter. Vielleicht habe ich sie beide getötet, ich weiß es nicht genau. Man sagte mir, ich sei ein Elternmörder und deshalb müsse ich sterben. Das habe ich eingesehen, denn hier in diesem Land müssen Elternmörder sterben. Dabei haben sie mir beigebracht, dass man Eltern nicht tötet. Ich habe es dennoch getan. Sie haben mich gelehrt, dass man Vater und Mutter ehren und lieben muss, dennoch habe ich sie umgebracht. Nun sitze ich hier und warte auf meine gerechte Strafe. Gestern besuchten mich mein Bruder und meine Schwester. Ich bat sie darum, mir meine Flöte zu bringen, doch sie haben gesagt, dass ich böse bin, weil ich Vater und Mutter getötet habe. Diese hätten mich sehr geliebt, aber ich habe es ihnen nicht gedankt. Deshalb verdiene ich es zu sterben. Das habe ich eingesehen. Sie wollten nicht nach meiner Flöte suchen.
Das war gestern, und sie sagten, dass sie nicht wiederkommen werden - vorher.
Ich sitze hier einsam, warte auf meinen Tod, und vermisse meine Flöte. Ich höre Schritte, von denen ich weiß, dass sie zu mir kommen.
Es ist mein Wärter. Er schaut mich voller Mitgefühl an.
„Am Montag wirst du hingerichtet. Das Begnadigungsgesuch ist abgelehnt worden.“
Ich schaue diesem armen Mann in die Augen, er ist sichtlich betroffen.
„Es ist doch nur ein kleiner Schritt“, versuche ich ihn zu trösten.
„Ich weiß“, sagt er, „aber es wäre so leicht, das zu ändern. Mir ist schon so lange bewusst, dass man niemanden hinrichten muss, aber ich kann nichts dagegen tun.“
Ich schaue zu meinem Wärter. Er sitzt zusammengekauert auf meiner Pritsche, ein Häufchen Elend ist er. Er tut mir sehr leid, dieser arme Mann.
Plötzlich ändert sich seine Gesichtsfarbe, er scheint entschlossen zu sein, aber dennoch zeigen in seine Augen Hoffnungslosigkeit.
„Lass mich etwas für dich tun - bitte.“
Ich muss nicht überlegen:
„Ich brauche meine Flöte, eine Tin-Whistle aus Aluminium. Ich konnte sie nicht finden, als sie mich abholten.“
In diesem Moment hellt sich das Gesicht des Wärters auf.
„Ist es eine Overton, die sich manchmal weich und warm anfühlt?“
Hoffnungsfroh sieht er mich an. Ich muss ihm nichts mehr erläutern, er ist ebenfalls ein Flötenspieler.
„Ich finde Sie!“, sagt er.
Es sind noch drei Nächte bis Montag, aber ich mache mir keine Sorgen. Mein Wärter wird sie finden.
Am Samstag kommt ein anderer Wärter - er ist kein Flötenspieler. Er berichtet mir, dass sein Kollege etwas Wichtiges suche, er wisse aber nicht was.
Am Sonntagabend höre ich wieder diese Schritte, von denen ich weiß, dass sie zu mir kommen. Mit strahlendem Gesicht reicht mein Wärter mir die Flöte. „Nun wird alles gut“, sagt er. Ich nehme Sie und sage: „Ja!“
Er schaut mich an und mahnt:
„Spiele Sie aber erst morgen, wenn sie dich abgeholt haben. Ich werde bei dir sein.“
Ich schaue ihn liebevoll an und beruhige ihn:
„Du kannst jetzt gehen, es ist alles getan.“
Am nächsten Morgen höre ich viele Schritte, von denen ich ebenfalls weiß, dass sie zu mir kommen. Ich halte meine Flöte fest umklammert. Die Zellentür fliegt auf und grimmige Gesichter schauen mich an. Ein wichtig aussehender, schwarz gekleideter Mann liest mir aus einem wichtig aussehenden Dokument vor, dass ich meinen Vater oder meine Mutter, oder beide umgebracht habe. Auf jeden Fall würde ich am Hals aufgehängt, bis dass der Tod eintritt. Sie führen mich durch einen langen dunklen Gang. Eine unbestimmte Anzahl an...
Erscheint lt. Verlag | 17.1.2024 |
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Reihe/Serie | Mystische Geschichten in und über Irland |
Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Augen • Blaue Blume • damals • Drogensucht • Eitelkeit • Erzählung • Erzählungen • Fairy tales • Fantastische Geschichten • Gedanken • Gemütlichkeit • Geschichte • Geschichten • Geschichten am Torffeuer erzählen • Geschichtenerzählen • irische Geschichtenerzähler • Irland • Jahre • Jahren • Kopf • Liebe • Märchen • Menschen • Menschlichkeit • Moment • Mystik • Offener Kamin • offenes Feuer • Paar • Sagen • Story • Storyteller • storytellers • Storytelling • Sucht • Torffeuer • Vertrauen • Welt • Wissen • Zeit • Zwischenmenschliche Beziehung |
ISBN-10 | 3-384-12173-2 / 3384121732 |
ISBN-13 | 978-3-384-12173-8 / 9783384121738 |
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