Unkonventionell (eBook)

definiert ungewöhnlich und andersartig
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
280 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9394-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unkonventionell -  D. J. Warrington
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Dieses Buch richtet sich an alle, die abseits von links und rechts ihren Weg entlang spazieren. Es beinhaltet eine Reihe von Werken mit den unterschiedlichsten Themen. Von sachbuchartigen Texten und Science Fiction bis hin zu Lyrik, Gay Romance und vielem mehr. Geprägt von Sarkasmus, flachem Humor und ungenierter Ehrlichkeit, verfügt es über einen eigentümlichen Schreibstil, starken weiblichen Hauptcharakteren und geistiger Offenheit. Kurzum, es ist schlicht unkonventionell, ungewöhnlich, andersartig.

D. J. Warrington wurde 1999 in Sachsen geboren und begann bereits im 12. Lebensjahr ihre ersten Gedichte und Geschichten zu schreiben. Derzeit studiert sie Geschichte. Warrington schreibt um des Schreibens willen, eine Karriere als hauptberufliche Schriftstellerin strebt sie nicht an. Instagram: @d.j.warrington

Schubladendenken


Ungeheuerlich laut hallten meine Schritte in der Dunkelheit wider. Umhüllt von absolutem, schwarzem Nichts rannte ich planlos gerade aus. Oder lief ich die ganze Zeit nur im Kreis? War das hier überhaupt möglich? Erstaunlicher Weise hatte ich noch keine schmerzliche Bekanntschaft mit einem Gegenstand oder einer Wand gemacht, indem ich in etwaige hineingelaufen wäre.

Eines stand jedoch fest: Unter keinen Umständen mit Rennen aufhören! Wohin? Egal! Wie lange? Egal! Hauptsache weg von diesem schrägen Ort! Meine Beine brannten und auch meine Lungen schienen langsam, aber sicher keine Lust mehr auf das harte Arbeiten zu haben. Die Tatsache, dass es mir jeden Moment schwarz vor Augen werden konnte, tauchte ohne Vorwarnung in meine Gedanken ein.

Ach nein, schwarz vor Augen ist dir ja eh schon.

Besäße ich genügend Puste, wäre ein sarkastisches Lachen in dem Nichts zu hören. Der Witz war einfach flach. Zu flach.

Ich konnte nicht mehr. Die Kräfte verließen meinen Körper unaufhörlich. Was hatte ich hier eigentlich verloren? Wie kam ich an diesen Ort?

Es ging nicht anders. Ich musste kurz stehen bleiben. Nur für ein paar Sekunden. Die Geräusche meiner Schritte verstummten und meine Hände suchten zitternd auf meinen nicht minder entkräfteten Knien Halt.

Mensch, atme ich laut! War alles, was mir in diesem Moment durch den Kopf schoss.

Ich spürte Muskeln in meinem erschöpften Körper, von deren Existenz ich nicht die geringste Ahnung hatte.

„Komm her!“, rief mir eine der Stimmen erneut zu.

Genervt und gleichermaßen erschrocken riss ich den Kopf nach oben und spie der Stimme entgegen:

„Lasst mich in Ruhe!“

Mühsam richtete ich mich auf, meine Füße setzten äußerst widerwillig ihren Fluchtweg fort. Allzu weit kamen sie jedoch nicht. Aus dem Nichts tauchte plötzlich der nächste Spiegel vor mir auf.

„Wehre dich nicht, du bist eine von uns!“, sprach mich diese Version meiner selbst an und streckte eine Hand aus dem Spiegel nach mir aus.

Gerade noch rechtzeitig hechtete ich mit einem fauchendem „Nein, danke!“ zur Seite. Leider kam ich auch dieses Mal nicht viel weiter als zuvor. Mit einem Schlag erschienen drei Spiegel vor meiner Nase. In jedem eine andere Version meiner selbst.

„Komm zu uns!“, rief mir jede von ihnen entgegen.

Ich fühlte die widerliche Kälte ihrer ausgestreckten Hände bei jedem Versuch, mich zu ergreifen.

Mit einem „Und tschüss!“ auf den Lippen machte ich auf dem Absatz kehrt, wobei ich beinahe in den nächsten Spiegel gerannt wäre.

„Versuche es erst gar nicht. Flucht vor der Realität ist nur Zeitverschwendung. Du bist und wirst immer ein Teil von uns sein“, jubelte dieses Ich.

Verstört blinzelnd las ich die Innenschrift im Rahmen des Spiegels.

„Höre nicht auf sie! Du gehörst zu uns!“, gackerte es auch schon aus einem anderen.

„Nein, zu uns!“

„Ignoriere sie alle und komm zu uns!“

„Quatsch! Du gehörst zu uns!“

„Entscheide dich endlich!“

„Wähle uns!“

„Nein, nimm uns!“

Immer mehr Spiegel tauchten um mich herum auf. Panisch drehte ich mich um die eigene Achse und versuchte, jede noch so kleine Lücke als Fluchtweg zu nutzen.

Doch es gab keinen. Nicht einen Weg, der mich aus dieser grotesken, makabren Situation führen würde. Jedes verdammte Mal, wenn mein Entkommen fast glückte, tauchte auch schon der nächste beschissene Spiegel vor mir auf und schnitt mir den Weg ab. Überall waren eklige, kalte, ausgestreckte Arme, welche mit ihren schleimigen Händen nach mir grapschten.

„Entscheide dich endlich!“

„Du kannst nicht zu jedem von uns gehören!“

„Komm zu uns!“

Mein Kopf drohte unter dem Lärm der dutzenden kreischenden Stimmen zu zerbersten, während ich verzweifelt versuchte, den Händen auszuweichen. Die Spiegel hingegen schienen immer näher und näher zu kommen. Dies hatte zur Folge, dass ich jede ihrer Innenschriften lesen konnte:

Träumer. Nerd. Realist. Weltenbummler. Künstler. Karrieremensch. Wissenschaftler. Denker. Abergläubisch. Egoist. Familienmensch. Hetero. Bi. Selbstlos. Boss. Altmodisch. Modern. Feminist. Queer. Politiker. Introvertiert. Sportler. Faulpelz. Kontrollfreak. Chaotisch. Romantiker. Aufklärer. Vintage. Deutsch. Traditionell. Unkonventionell. Junkie. Arschloch ...

Hunderte verschiedene Ich-Versionen starrten mich aus leeren Augen an. Schrien nach mir. Versuchten, mich in ihre Spiegel zu zerren. Und sie kamen immer näher. Sie wurden lauter. Zogen an meiner Kleidung. Zogen an meinen Haaren. An meinem Körper.

„Lasst mich in Ruhe! Lasst mich los!“, kreischte ich wütend unter verzweifelten Versuchen, mich von ihren Händen zu befreien.

Doch sie hörten nicht auf. Mit jedem weiteren Widerstandsversuch meinerseits wurde es nur schlimmer. Ich wollte das nicht mehr!

Ich will mich nicht entscheiden müssen! Ich will verdammt noch mal von allen in Ruhe gelassen werden!

Leider gab es keinen Ausweg, und wenn er doch existierte, sah ich ihn nicht. Meine Kräfte waren am Ende. Von all den grapschenden, ekligen Händen wurde mir spei übel.

Schrei! Schrei es raus!!! Hallte es durch meine Gedanken und übertönte das Pochen in meinem Kopf.

„VERSCHWINDET! LASST MICH IN RUHE!!!“, hörte ich meine eigene Stimme stetig lauter werden. Ich schrie mir im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib.

Stechender Schmerz zog sich durch mein Gesicht und machte mir damit deutlich, dass meine Kiefermuskulatur nicht besonders begeistert von dieser Aktion war. Ebenso schien mein Rachen mit jenem plötzlichen Ausbruch völlig überfordert zu sein, denn er begann schmerzhaft zu brennen.

Doch was soll ich sagen; es war mir sch***egal! Auf ein paar Schmerzen mehr oder weniger kam es nun wirklich nicht mehr an.

Kaum realisierte ich, wie die Hände weniger wurden, da war auch schon die letzte Hand von meinem Körper verschwunden. Zur selben Zeit nahmen meine Ohren ein weiteres Geräusch, parallel zu dem kreischenden Lärm, wahr. Es klang, als würde Glas in tausend Teile zerschellen. Und nicht nur eins, so viel stand fest. Während ich weiterhin wie am Spieß schrie und mich verwundert fragte, wo meine Stimme solch enorme Energie hernahm, um derartig lange durchzuhalten, zwang ich meine Augen, sich wieder zu öffnen.

Die Spiegel zerbrachen! Jedes einzelne Spiegelbild hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Ohren zu und verwandelte sich schlussendlich zu einem glitzernden Scherbenhaufen. Nachdem endlich der letzte Spiegel in Form eines Haufens vor mir am Boden lag, brach mein Schrei abrupt ab.

Schwer atmend versuchte ich wieder die äußerst wichtige Luft in meine Lungen zu treiben und rieb mir zittrig den wunden Hals. Wiederholt überkamen mich Schauer des Ekels, als mein Gehirn erfolglos versuchte, das eben Geschehene zu verarbeiten. Dadurch rückte die Erinnerung an die unzähligen ekligen Hände erneut in den Vordergrund. Nur schleppend sickerte die Erkenntnis, dass nun endlich alles vorbei sein könnte, durch meine überforderten Gedankengänge. Kurz darauf wurde ich jedoch durch einen wesentlich wichtigeren Gedanken von dem Chaos abgelenkt.

„Vermaledeit! So viele Jahre lebe ich gar nicht, wie mir diese Aktion hier Pech bringen wird“, schnaufte ich erschöpft und betrachtete das Meer aus Glasscherben, welches sich vor mir ausbreitete.

„Unsinn! Sieh es doch mal von der anderen Seite: Scherben bringen Glück!“, hörte ich eine Stimme, welche verdächtig nach meiner eigenen klang, hinter mir lachen. Erschrocken wirbelte ich herum, um entsetzt in mein eigenes Spiegelbild zu starren.

„Och nö!“, schnaufte ich entnervt und vergrub das Gesicht in den Händen, während ich den Kopf in den Nacken legte. „Ihr wollt mich doch alle verarschen!“

„Jetzt gib mir doch wenigstens eine Chance und sieh gefälligst richtig hin“, hörte ich das Ich vor mir schnippisch antworten.

Ach, was soll’s! Jagte es mir durch den Kopf.

Ich begutachtete den Spiegel vor mir genauer. Irgendetwas war anders. Das Ich im Spiegel besaß etwas, was die anderen Ichs nicht vorweisen konnten: Seine Augen glänzten. Sie lebten, waren weder tot noch leer.

Augenblicklich schoss eine meiner Augenbrauen in die Höhe. Gleich darauf legte sich meine Stirn in Falten. Als mein mir gegenüberstehendes Ich dies bemerkte, verdrehte es nur die Augen, zeitgleich deutete es über sich.

„Bist du des Lesens nicht mehr mächtig?“, stichelte es, während es ungeduldig abwartete, bis mein Blick seinem ausgestreckten Finger folgte.

Überraschend weiteten sich meine Augen. Über dem Spiegel war in silbernen Buchstaben mein Name eingraviert. Ich schaute zurück zu meinem Spiegelbild, welches mich selbstgefällig angrinste.

Mein Mund öffnete sich, um zum Sprechen anzusetzen, als ein...

Erscheint lt. Verlag 9.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte anregend • bewegend • Gedichtsammlung • humorvoll • Textsammlung
ISBN-10 3-7583-9394-9 / 3758393949
ISBN-13 978-3-7583-9394-5 / 9783758393945
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