Stürmische Zeiten auf dem Dünenhof -  Anke Petersen

Stürmische Zeiten auf dem Dünenhof (eBook)

Roman | Das Finale der dramatischen Familiensaga »Die Föhr-Trilogie«
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46493-9 (ISBN)
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Anke Petersens ergreifendes Finale um den malerischen Dünenhof auf Föhr Stürmische Zeiten auf dem Dünenhof ist der dritte und finale Familienroman aus der dramatischen wie zauberhaft nostalgischen Familiensaga Die Föhr-Trilogie um ein paradiesisch gelegenes Kinder-Erholungsheim. Nachdem Greta sich endlich ihren Traum vom Medizinstudium erfüllt hat, fiebert Erika, die währenddessen gemeinsam mit ihrem Ehemann Jonas die Leitung des Dünenhofs übernommen hat, nun voller Vorfreude der Heimkehr ihrer geliebten Schwester entgegen. Es ist Sommer im Jahr 1961, das lang ersehnte Wiedersehen zum Greifen nahe, das Kindererholungsheim floriert, das Glück scheint perfekt. Doch just an Gretas geplantem Abreisetag aus dem Osten Berlins erreichen Erika beunruhigende Nachrichten: Der plötzliche Bau der Berliner Mauer macht eine Ausreise unmöglich ... Wie Erika und Greta in die Fußstapfen ihrer Großmutter Anni Nissen treten und gemeinsam ihr Erbe fortführen, erzählt Anke Petersen bewegend atmosphärisch im zweiten Teil ihrer historischen Familiensaga, Kinderlachen auf dem Dünenhof. Lesen Sie auch wie alles begann im Auftakt der bezaubernden Reihe und geben Sie sich der Sehnsucht nach dem Dünenhof hin.

Anke Petersen schreibt unter anderen Namen erfolgreich historische Romane. Als sie das erste Mal auf der Insel Amrum Urlaub machte, hat sie sich sofort in die Insel verliebt und sich in ihre Geschichte vertieft. Dabei stieß sie auf das erste Hotel des Inselortes Norddorf, das sie zu ihrer ersten Roman-Trilogie inspirierte. Ihre neue Serie führt die Lesenden nach Föhr, das Traumziel vieler Urlauber*innen.

Anke Petersen schreibt unter anderen Namen erfolgreich historische Romane. Als sie das erste Mal auf der Insel Amrum Urlaub machte, hat sie sich sofort in die Insel verliebt und sich in ihre Geschichte vertieft. Dabei stieß sie auf das erste Hotel des Inselortes Norddorf, das sie zu ihrer ersten Roman-Trilogie inspirierte. Ihre neue Serie führt die Lesenden nach Föhr, das Traumziel vieler Urlauber*innen.

1. Kapitel


Nieblum, 12. August 1961

Schwül ist das heute wieder«, jammerte Nanny und wedelte sich mit dem Inselboten Luft zu. »Ich weiß, die Touristen hören es nicht gern, aber ein die Luft reinigendes Gewitter wäre wirklich ein Segen.«

»Also ich weiß gar nicht, was du hast«, meinte die neben ihr stehende Erika. »Ich finde das warme Sommerwetter herrlich, Schietwetter hatten wir dieses Frühjahr zur Genüge.« Ihr Blick fiel auf ein entzückendes kleines Mädchen in einem hellblauen Sommerkleid, das freudig an seinem Schokoladeneis schleckte und einen ganz verschmierten Mund hatte.

Die beiden befanden sich in Wyk am Fähranleger und warteten auf ihre neu ankommenden Kinder. Zwei Mädchen und ein Junge aus Bonn sollten mit der Sechzehn-Uhr-Fähre eintreffen. Für Erika war es trotz ihrer langjährigen Erfahrung als Leiterin eines Kindererholungsheims immer wieder ein aufregender Moment, ihre neuen Schützlinge kennenzulernen. Die beiden Mädchen waren sieben Jahre, der Junge zehn Jahre alt. Eigentlich hätte Erika ihre neuen Lütten gerne gemeinsam mit ihrem Ehemann Jonas abgeholt, aber dieser war kurz vor ihrer Abfahrt in seiner Funktion als Kinderarzt wegen eines Notfalls zur Familie Jansen gerufen worden. Der kleine Fiete war mal wieder von einer Biene gestochen worden, und er reagierte bedauerlicherweise allergisch. Da war rasche ärztliche Hilfe gefragt. So hatte Erika in den sauren Apfel beißen und das Chauffeursangebot ihrer Küchenmamsell Nanny Andresen annehmen müssen. Sie fuhr nicht gerne mit der Mittfünfzigerin mit, denn Nanny hatte einen, wenn man es charmant ausdrücken wollte, eigenwilligen Fahrstil.

Nanny, die ihr gelocktes Haar neuerdings rot färbte, arbeitete bereits seit über fünf Jahren als Küchenmamsell bei ihnen im Dünenhof und hatte durch ihre weltoffene Art einen frischen Wind in ihre Küche gebracht. Sie war gemeinsam mit ihrem Mann in den Dreißigerjahren nach New York ausgewandert, um dort, wie so viele andere Insulaner auch, ihr Glück zu finden. Geschuftet hatte sie in einem der zahlreichen Delicatessen Stores, den Delis, wie sie abgekürzt genannt wurden. Irgendwo in Brooklyn, dort, wo die Häuserschluchten das tägliche Bild prägten und es keinen Feierabend gab. Nachdem ihr Mann Johannes bei einem Überfall auf ihren Deli erschossen worden war, war sie heimgekehrt. Zurück nach Föhr, dorthin, wo man die Haustüren auch nachts nicht zusperrte und keine bewaffneten Männer in den Laden stürmten und einem das Liebste auf der Welt nahmen. Doch auf Föhr war die Zeit nicht stehen geblieben, die vertraute Heimat war ihr fremd vorgekommen, kleinbürgerlich und spießig. Der alte Hof ihrer Eltern in Utersum war heruntergekommen, die Mutter kurz nach ihrer Rückkehr, sie hatte ihre Tochter nicht mehr erkannt, für immer eingeschlafen. Drei Tage nach der Beerdigung hatte sich Nanny bei ihnen im Dünenhof beworben, und sie hatten sie sofort eingestellt. So waren sie auf ganz Föhr vermutlich das einzige Kinderhaus, in dem es Pastrami-Sandwiches für die Lütten gab. Eine fleischlastige Spezialität aus den New Yorker Delis, die sich bei den Kindern höchster Beliebtheit erfreute.

Um sie herum herrschte der übliche Trubel, den die Ankunft und Abfahrt der Fähre mit sich brachte. Liefer- und Lastwagen standen kreuz und quer, Taxis hupten, Touristen aller Altersklassen sorgten für die gewohnte Geräuschkulisse. Kinder plärrten, eine alte Frau hatte Mühe, ihren Rauhaardackel namens Alfred im Griff zu behalten, der Hund kläffte lautstark und zerrte an seiner Leine. Möwen und andere Seevögel flatterten über der Mole. Auf dem sich neben dem Anleger befindlichen Strand herrschte die der Jahreszeit entsprechende Betriebsamkeit. Sämtliche Strandkörbe waren belegt, Kinder bauten Strandburgen, Fähnchen und Wimpel flatterten im Wind, und ein Eisverkäufer bot lautstark seine süße Ware an. Die Fähre war bereits in Sichtweite. Das elegante Schiff mit dem friesischen Namen Rüm Hart, was so viel bedeutete wie reines, weites Herz, steuerte über das glitzernde Meer auf sie zu, und Erika wünschte sich in diesem Augenblick, es wäre bereits der nächste Tag. Denn dann würde sie erneut hier stehen und der Fähre dabei zusehen, wie sie sich der Insel näherte. Allerdings würde sie dann keine Kinder, sondern ihre geliebte und schmerzlich vermisste Schwester Greta in Empfang nehmen, die endgültig aus Berlin zu ihnen nach Föhr heimkehren würde. Heute Morgen hatten sie noch telefoniert, es war um Organisatorisches gegangen, denn Greta und ihr Ehemann Günter würden in der Gesellschaft von drei Kindern reisen, die sich ebenfalls die nächsten sechs Wochen in ihrem Dünenhof erholen sollten. Ach, es würde so wunderbar werden, die geliebte Schwester wieder täglich um sich zu haben. Greta würde jedoch nicht im Dünenhof mitarbeiten, wie sie es früher getan hatte. Sie war inzwischen eine richtige Kinderärztin und plante, in Nieblum eine eigene Praxis zu eröffnen, was auch Jonas entlasten würde. Die Räumlichkeiten dafür hatten sie bereits gemietet. Erika war so stolz darauf, dass ihre kleine Schwester, trotz aller Rückschläge des Lebens, es doch noch geschafft hatte, ihren Traum zu leben und Ärztin zu werden.

Und dann gab es da ja noch das große Geheimnis, das sie Greta noch nicht verraten hatte, weil sie es ihr unbedingt persönlich mitteilen wollte. Erikas Hand legte sich auf ihren gerundeten Bauch, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Inzwischen war sie im sechsten Monat und bereits äußerst rund, wie Nanny kürzlich angemerkt hatte. Als ihr der Arzt die Schwangerschaft bestätigt hatte, war ihre Freude gedämpft geblieben. Schließlich hatte sie in den letzten Jahren so viele kleine Wesen bereits während der ersten Schwangerschaftswochen verloren. Der Gedanke, dass dieses kleine Menschlein es schaffen würde, hatte sich zerbrechlich angefühlt. Doch mit jedem vergehenden Tag hatte sich der Glaube an ihr Wunder genährt. Ein Wunder, das ihr allerdings noch immer morgendliche Übelkeit bescherte und ihr kastanienbraunes Haar, sie trug es inzwischen der Mode entsprechend kinnlang, stumpf erscheinen ließ.

»Es muss ja nicht gleich wieder Schietwetter werden«, blieb Nanny noch immer bei dem Wetterthema und tupfte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. »Büschen weniger schwül reicht vollkommen.«

»Also, ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten«, mischte sich eine dickliche Frau in einem quietschgrünen Sommerkleid in ihr Gespräch ein, die in einem ähnlichen Alter wie Nanny zu sein schien und einen hochroten Kopf hatte. Der Schweiß lief in Strömen ihre Schläfen hinunter, und sie wedelte sich mit einem Prospekt Luft zu. »Aber ich denke, dass das Schwitzen nichts mit dem Wetter, sondern eher etwas mit unserem Alter zu tun hat. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«

Nanny sah die Frau, die Erika aufgrund ihres fränkischen Dialekts als Touristin einstufte, verdutzt an. Wie konnte diese vollkommen fremde Person auf offener Straße eine solch private Problematik ansprechen? Erika sah die steile Falte, die sich zwischen Nannys Augenbrauen bildete und die nichts Gutes verhieß. Gleich würde sie explodieren. Es war die Tochter der Frau, die die Situation zum Glück entschärfte.

»Mama, was redest du da nur«, ermahnte sie ihre Mutter sogleich. »Sie müssen meine Mutter entschuldigen«, wandte sie sich an Nanny. »Sie hat es arg mit dem Blutdruck. Komm. Lass uns ein Stück nach vorne laufen. Dann sind wir bestimmt schneller an Bord.« Ohne eine Antwort von Nanny oder Erika abzuwarten, zerrte sie ihre Mutter mit sich.

»In unserem Alter«, grummelte Nanny mit finsterer Miene. »So eine Frechheit. Die Frau war doch viel älter als ich. Mindestens zehn Jahre. Hast du die vielen Falten um ihre Augen und ihren Mund gesehen?«

Erika musste schmunzeln. Du liebe Güte. Eitel hatte sie ihre Nanny noch nie erlebt.

Die Schiffshupe der Fähre, die jetzt den Anleger erreichte, ertönte, gleich würden die Passagiere von Bord gehen. Erika und Nanny gingen näher heran und hielten nach ihren neuen Schützlingen Ausschau. Zum Glück kannten sie ihre Betreuerin, was das sich gegenseitige Finden erleichterte. So dauerte es nur wenige Minuten, bis Frau Klostermann, eine freundliche, fünfundsechzigjährige Frau mit grauem Haar und einem altmodischen Dutt, vor ihnen stand. Sie trug ein für den schönen Sommertag viel zu warmes dunkelblaues Kostüm. Im Schlepptau hatte sie die drei Kinder, die einen äußerst müden Eindruck machten. Das rote Haar des einen Mädchens war zu zwei Zöpfen geflochten, und ihr gesamtes Gesicht war von Sommersprossen übersät. Das zweite Mädchen war blond gelockt und mit seiner Stupsnase äußerst niedlich anzusehen. Das braune Haar des Jungen war kurz geschnitten, und er war für sein Alter sehr groß gewachsen. Erika hatte sich die Namen der Kinder gemerkt und begrüßte sie in einem lockeren und vertrauenerweckenden Tonfall.

»Da haben wir ja unsere drei Neuankömmlinge. Du musst Dieter Habermann sein«, sagte sie zu dem Jungen. »Nett, dich kennenzulernen.« Sie reichte ihm die Hand. Schüchtern dreinblickend ergriff er sie.

»Bei den beiden jungen Fräuleins bin ich mir nicht so sicher. Wer von euch beiden ist denn jetzt wer?«

Das blonde Mädchen meldete sich vorwitzig als Erste zu Wort.

»Also ich bin die Rosemarie Schüller«, sagte sie. »Die Fahrt mit dem Schiff war toll, und es hat gar nicht so schlimm geschaukelt, wie ich gedacht habe.«

»Heute ist ja auch ruhige See.« Erika zwinkerte ihr lächelnd zu. »Da habt ihr Glück gehabt.« Sie wandte sich dem anderen Mädchen zu. »Dann musst du Cordula Maler sein.«

Das rothaarige Mädchen nickte und murmelte ein kaum verständliches »Ja«. Sie...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2024
Reihe/Serie Die Föhr-Trilogie
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1960er • 20. Jahrhundert • Anke Petersen • Anke Petersen Bücher • Berliner Mauer • Die Föhr-Trilogie • Die Föhr-Trilogie Band 3 • Dünenhof • Dünenhof 3 • Familiengeschichte • Familiengeschichte Roman • Famliensaga • Föhr • Frauenromane • Friesendorf • Historische Bücher • historische Frauenromane • Historische Romane • historische romane 20. jahrhundert • historische Romane Nordsee • Insel-Roman • Insel Romane • Kindererholungsheim • Kinderhaus • Kinderheim • Kinderkrankenschwester • Liebe • Liebesgeschichte • Mauerbau • Nordsee • Nordsee-Insel • Nordseeküste • Romane für Frauen • Romane über starke Frauen • Roman Föhr • Roman Liebe • Schwestern Roman • Seebad • Starke Frauen
ISBN-10 3-426-46493-4 / 3426464934
ISBN-13 978-3-426-46493-9 / 9783426464939
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