Blütenweiße Träume -  Charlotte Jacobi

Blütenweiße Träume (eBook)

Die Persil-Saga
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
448 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60666-0 (ISBN)
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Persil. Da weiß man, was man hat. Berlin, 1922: Die Reklamefotografin Lilli arbeitet an einem Projekt, das ihr besonders am Herzen liegt. Schon als Kind sieht sie, wie sich ihre Oma beim Wäschewaschen abmüht. 1907 macht ihr Patenonkel Hugo Henkel dann eine bahnbrechende Entdeckung: »Persil« ist das erste Waschmittel, das ohne Schrubben reinigt. Als junge Frau möchte Lilli selbst alles für den Erfolg »ihres« Persil tun. Sie studiert Grafische Künste und erhält die Chance, an der Markenbewerbung mitzuwirken. Allerdings muss sie dafür mit einem Künstler arbeiten, der für Furore sorgt - und auch Lillis Leben durcheinanderwirbelt. Nach dem SPIEGEL-Bestseller-Erfolg von »Die Douglas-Schwestern« wendet sich die Bestsellerautorin Charlotte Jacobi der Geschichte eines weiteren deutschen Unternehmens zu und begleitet eine junge Reklamefotografin bei der Entstehung der Marke Persil.

Charlotte Jacobi ist das Spiegel-Bestseller-Pseudonym der Autoren Eva-Maria Bast und Jørn Precht. Eva-Maria Bast ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin zahlreicher Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Sie erhielt diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Die Autorin lebt am Bodensee. Jørn Precht ist Professor an der Stuttgarter Hochschule der Medien und mehrfach preisgekrönter Drehbuchautor für Kino- und Fernsehproduktionen. Er hat Sachbücher sowie historische Romane verfasst und 2018 den Literaturpreis Bronzener Homer gewonnen.

Charlotte Jacobi ist das Spiegel-Bestseller-Pseudonym der Autoren Eva-Maria Bast und Jørn Precht. Eva-Maria Bast ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin zahlreicher Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Sie erhielt diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Die Autorin lebt am Bodensee. Jørn Precht ist Professor an der Stuttgarter Hochschule der Medien und mehrfach preisgekrönter Drehbuchautor für Kino- und Fernsehproduktionen. Er hat Sachbücher sowie historische Romane verfasst und 2018 den Literaturpreis Bronzener Homer gewonnen.

Kapitel 1


»Immer die Plackerei mit der Wäsche!«

»Oma! Deine Hände sind schon wieder ganz schrumpelig!« Mitleidig betrachtete die achtjährige Charlotte Frowein, genannt Lotte, ihre Großmutter, die mit hochrotem Gesicht über das Waschbrett gebeugt stand. Sie rieb wieder und wieder Lottes helles Sommerkleidchen aus Baumwollstoff darüber, welches sie zuvor mit »Henkel’s Bleich-Soda« eingeweicht hatte.

»Ach, Kind!« Erschöpft richtete sich Agathe Frowein auf und strich sich mit dem Handrücken eine der graublonden Locken aus dem Gesicht. Lotte hatte beobachtet, dass sich jedes Mal Haarsträhnen aus der Hochsteckfrisur ihrer Großmutter lösten, wenn diese am Scheuerbrett zugange war. Nicht nur Agathe Froweins Hände litten unter der Prozedur, Lottes Oma geriet jedes Mal völlig außer Atem, ihre Wangen wurden ganz rot. Es dauerte das Mädchen sehr, dass seine Großmutter immer so viel Arbeit hatte und ihr laut eigenen Angaben regelmäßig alles wehtat nach der Knochenarbeit am Waschbrett. Deshalb gab Lotte sich die allergrößte Mühe, sich beim Spielen nicht schmutzig zu machen. Doch ihre Kleidchen waren auch weniger das Problem als die Hosen und Hemden ihres Vaters Fabian, dem die Großmutter den Haushalt führte. Ihre Mutter Therese hatte Lotte nie kennengelernt, sie war bereits kurz nach ihrer Geburt gestorben, und ihr Vater hatte seitdem nicht wieder geheiratet. Lotte wusste, dass ihre Mutti seine große Liebe gewesen war. Er würde wohl ein Leben lang allein bleiben. Wobei – was hieß allein? Er hatte ja Lotte und seine Mutter, ihre Großmutter.

»Komm, Oma, ich helfe dir«, bot das Mädchen schließlich an und griff nach einem der Hemden ihres Vaters. »Noch habe ich ja Zeit – aber wenn ich im Herbst wieder in die Schule muss, dann kann ich leider nicht mehr so viel im Haushalt machen.«

»Das sollst du auch gar nicht«, wehrte Agathe ab und gab ihrer eifrigen Enkelin einen Kuss auf die Wange. »Genieß du nur das Leben, die Arbeit kommt noch früh genug.«

Doch Lotte hatte der Vierundfünfzigjährigen gar nicht richtig zugehört, sondern plapperte weiter: »Wobei ich ja gar nicht mehr so viel lernen muss, weil ich schon so viel kann. Ich weiß immer alles, bevor es die Lehrerin erklärt hat.«

»Kein Wunder, mein Herr Sohnemann bringt dir schließlich vieles schon vorher bei. Deshalb konntest du schon lange vor der Einschulung lesen und schreiben. Und weil du eine Forschertochter bist, möchtest du eben alles wissen und hörst gut zu«, meinte Agathe mit mildem Lächeln. »Und er kann eben sehr gut erklären. Eigentlich wollte er ja Chemielehrer werden – bevor ihn dein Patenonkel zu Henkel geholt hat.«

»Ich finde das besser so«, meinte Lotte. »Da im Labor ist es immer so spannend.«

»Schule ist doch aber auch spannend«, fand ihre Großmutter.

Lotte seufzte. »Manchmal. Aber auch ein bisschen langweilig, wenn man die Dinge schon weiß. Also kann ich dir vielleicht auch dann noch mit der Wäsche helfen, wenn die Schule wieder angefangen hat. Ich muss nachmittags ja nicht üben. Höchstens den anderen Kindern ein bisschen helfen.«

In diesem Moment wurde die Tür zur Waschküche des kleinen Fachwerkhauses geöffnet, und ein schlanker, hochgewachsener Mann linste herein. »Hier seid ihr«, stellte er lächelnd fest.

»Vati!«, rief Lotte und stürmte auf den dunkelhaarigen Mittzwanziger zu, um sich ein Küsschen und eine Umarmung abzuholen. Seine Narbe auf der Wange gab Dr. Fabian Frowein ein etwas verwegenes Aussehen. Lotte wusste, dass dieses Wundmal etwas mit der gemeinsamen Studienzeit des Vaters mit ihrem Patenonkel Hugo zu tun hatte. Für ganz kurze Zeit hatte sie sogar gedacht, er sei es gewesen, der ihrem Vater die Narbe beigebracht hatte, und sich deshalb ein wenig vor ihm gefürchtet. Richtig vorstellen hatte sie sich das bei dem immer freundlichen und etwas schüchternen Hugo allerdings nicht können. Von ihrem Vater wusste Lotte, dass die beiden Chemiker während ihrer Studienzeit in Stuttgart, wo sie sich auch kennengelernt hatten, Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung gewesen waren, des Corps Stauffia. Erst hatte Lotte aus dem Begriff geschlossen, dass man sich dort schlug, bis man blutete – und verbunden werden musste. Sie hatte daraufhin entschieden, selbst niemals studieren zu wollen, wenn das solche Folgen hatte. Doch wissensdurstig, wie sie war, hatte sie schließlich aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters ein Buch stibitzt, in dem es um solche schlagenden Verbindungen ging, und herausgefunden, dass deren Mitglieder auch den Fechtsport ausübten. Dabei konnte man den jeweiligen Gegner durchaus auch einmal verletzen. Die Narbe ihres Vaters an der Wange nannte er selbst Schmiss. Beigebracht hatte ihm den aber nicht Onkel Hugo, sondern irgendein anderer Student, dem Lotte ob dieser Tatsache sehr grollte, obwohl sie ihn gar nicht kannte.

Fabian Frowein begrüßte nun auch seine Mutter mit einem Küsschen auf die Wange. »Und du bist schon wieder so fleißig. Was würden wir nur ohne dich tun?«

Lotte musste ihrem Vater recht geben: Ohne ihre Oma wären sie ganz schön aufgeschmissen!

»Himmel und Äd steht im Ofen«, erläuterte Agathe.

»Danke, Muttchen.« Fabian nickte zufrieden.

»Kannst du dem Vati schon mal aufdecken, Lotte?«, bat Agathe. »Ich komm gleich nach.«

»Ja, Oma«, entgegnete die Enkelin beflissen und eilte ihrem Vater voraus in die Küche, wo sie sich zunächst die Hände mit Seife wusch.

Ihr Patenonkel Hugo hatte vor zwei Jahren eine wissenschaftlich begründete »Methode der Handwäsche« entwickelt, die laut Lottes Vater Anerkennung im In- und Ausland gefunden hatte. Das Mädchen war sehr stolz auf Hugos Idee und hielt sich akribisch an seine Anleitung.

Als sie danach ihrem Vater den kleinen Seifenklotz reichte und zum Ofen ging, fiel ihr etwas ein. »Was gab es eigentlich zuerst?«, wollte sie wissen. »Die Seife zum Händewaschen oder die zum Wäschewaschen?«

»Die zum Händewaschen«, erwiderte ihr Vater, während er selbiges tat. »Wobei man die Seife vielseitig benutzte: Schon vor viertausendfünfhundert Jahren schrieben die Sumerer das erste Rezept für eine Seife auf eine Tontafel, die existiert noch heute. Sie haben damals Öl mit Pottasche vermengt und mit dem Gemisch gewaschen.«

»Pottasche?«

»Ja, man hat sie vermutlich durch das Verbrennen von Dattelpalmen oder Nadelbaumzapfen gewonnen.«

Er setzte sich an den Küchentisch, wo er sich an dem von seiner Mutter zubereiteten und von der Tochter servierten Essen gütlich tat. Lotte selbst hatte die rheinische Spezialität aus Äpfeln, Kartoffeln und Leberwurst mit der Großmutter schon eine Stunde zuvor gegessen. Der Vater kam meist erst gegen ein Uhr mittags dazu, seine Pause zu nehmen, und manchmal fiel diese aufgrund von wichtigen Experimenten ganz aus.

»Pottasche nimmt Oma immer zum Backen von Lebkuchen!«, wunderte sich Lotte. »Und damit haben diese … Sumerer gewaschen?«

Sie schenkte sich ein Glas Apfelsaft ein und setzte sich zu ihrem Vater.

»Ja«, bestätigte er. »Pottasche ist vielseitig einsetzbar. Ein richtiges Wundermittel. Auch die alten Ägypter haben sie zur Reinigung verwendet. Weit weniger eklig als das, womit die alten Römer ihre Wäsche gewaschen haben.«

»Die haben etwas Ekliges zum Wäschewaschen verwendet?«, staunte Lotte. »Was denn?«

»Ich sollte das wohl nicht ausgerechnet beim Essen sagen, aber was soll’s? Es war Pipi«, offenbarte Fabian und blickte dabei ein wenig verlegen drein.

»Pipi?«, rief Lotte angewidert. »Oma hat früher immer meine Stoffwindeln gewaschen, damit das Pipi rausgeht. Und die Römer haben ihre Wäsche in Pipi gewaschen? Das muss ja ganz schön gestunken haben!«

»Na ja. Wenn Urin länger steht, verändert er sich und fängt an zu gären, so wie Bier. Es entwickelt sich Ammoniak, das beißt zwar in der Nase, hilft aber bei Schnupfen, und mit dem kann man schon gut reinigen. Die Römer haben den Urin in öffentlichen Latrinen gesammelt, das waren die Toiletten, die wurden nicht nur in Badehäusern, sondern auch an den wichtigsten Straßenkreuzungen aufgestellt. Dort standen Tongefäße, die sahen aus wie sehr große Vasen. In die haben die Männer dann also gepinkelt, und später hat man mit der Flüssigkeit gewaschen.«

Lotte rümpfte die Nase. »Das ist...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Die Douglas-Schwestern • Die Villa am Elbstrand • Grafikerin • Henkel Persil • historischer Frauenroman • Historischer Roman • historische Saga • Reklame • Roman 20. Jahrhndert • Spiegel-Bestsellerautorin • Unternehmensgeschichte • Waschmittel • Waschpulver • Werbung
ISBN-10 3-492-60666-0 / 3492606660
ISBN-13 978-3-492-60666-0 / 9783492606660
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