Meerblick zu verkaufen -  Tina Martens

Meerblick zu verkaufen (eBook)

Roman | Ein alter Gulfhof in Ostfriesland - ein Ort zum Verlieben | Nach »Nordseeglitzern und Küstenträume« der neue Nordsee-Roman von Tina Martens

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
368 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0728-1 (ISBN)
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Verliebt, verlobt... nicht verheiratet. Nach der geplatzten Hochzeit wartet die große Liebe!

Als Lisa, frisch getrennt von ihrem langjährigen Verlobten, Heimaturlaub bei ihren Eltern macht, gibt es genau zwei Probleme. Nummer eins: Ihre kleine Schwester Julia, zu der sie noch nie das beste Verhältnis hatte. Und Nummer zwei: Ihre Eltern wollen den geliebten Gulfhof verkaufen, auf dem sie aufgewachsen ist.

Dem Hausverkauf hat sich Simon Gercke angenommen und Lisa, selbst Immobilienmaklerin, stellt ihn sich als einen unangenehmen und schmierigen Typen vor. Als er dann allerdings vor ihr steht, ist er alles andere als das.

Gemeinsam mit ihrer Schwester versucht sie, den Hausverkauf zu sabotieren, was nach Jahren endlich für ein gutes Verhältnis der beiden sorgt. Sie ziehen an einem Strang. Es sorgt aber auch dafür, dass Lisa eng mit Simon zusammenarbeiten muss und sie sich seiner Nähe und den aufkeimenden Gefühlen bald nicht mehr entziehen kann...



Tina Martens lebt mit ihrem Mann, ihrem Sohn, einer kleinen Pferdeherde und ihren aufmüpfigen Katzen im Herzen Ostfrieslands. Ihre große Leidenschaft gilt dem Schreiben - bislang sind von ihr bei HarperCollins die Romane »Nordseeglitzern und Küstenträume« und »Meerblick zu verkaufen« erschienen. »Insellicht und Wellenglück« wird ihr dritter sein.

Kapitel 1


»Ich frage mich inzwischen, ob Sie die Richtige für uns sind.« Frau Richter sah von der Mappe auf, die ich ihr in die Hand gedrückt hatte, dabei schüttelte sie kaum merklich den Kopf, eine Zornesfalte grub sich zwischen ihre Augenbrauen.

»Was stimmt denn Ihrer Meinung nach nicht mit dem Exposé?«

»Die Fotos, die Sie von unserem Haus gemacht haben, wirken überhaupt nicht behaglich, und der Text liest sich, als würden Sie aus einem Sachbuch zitieren, Frau Brandt. Da kommt der Charme gar nicht zur Geltung.«

Wie auch? Dieses Haus mochte über sämtlichen Schnickschnack verfügen, aber an Charme fehlte es ihm eindeutig. Sterile weiße Wände, grauer Fliesenboden, eine Küche, in der nie gekocht wurde. Hier sah es aus wie in einem Katalog für modernes Wohnen. Wenn man Fotos riechen könnte, würden diese den klinischen Geruch von Desinfektionsmittel ausströmen.

»Möchten Sie, dass ich neue Aufnahmen mache?« Ich hatte zwar keine Ahnung, was das ändern sollte, aber irgendwas musste ich diesen überkritischen Kunden ja anbieten.

»Ich bitte darum. Und dann bearbeiten Sie sie auch gleich noch mit einem Fotoprogramm, damit sie professioneller aussehen.«

Innerlich verdrehte ich die Augen. »Ich werde sehen, was sich machen lässt.«

Die Richters waren das, was man ein gut situiertes älteres Ehepaar nannte. Sie erfüllten sämtliche Klischees, die eine solche Bezeichnung mit sich brachte. Frau Richter trug einen toupierten Kurzhaarschnitt, bei dem jedes Haar einzeln in Form gestylt war. Um ihren Hals hing eine Perlenkette, und auch ihre Garderobe verriet, dass sie viel Wert auf ihr Äußeres legte. Sie trug eine weiße Bluse und eine beigefarbene Hose mit Bügelfalte.

Die Immobilienagentur, für die ich arbeitete, hatte mich mit dem Verkauf des Hauses der Richters beauftragt, aber dass es ein so harter Brocken werden würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich konnte ihnen einfach nichts recht machen. Besonders die Dame des Hauses machte mir die Arbeit schwer, ständig hatte sie etwas an meiner Vorgehensweise auszusetzen. Herr Richter war eher ruhigerer Natur. Er war ein stattlicher Mann mit ordentlich gestutztem Schnurrbart, der froh schien, dass die Tiraden seiner Frau ausnahmsweise einmal nicht ihm galten.

»Nun sag du doch auch mal was dazu, Gunter«, forderte Frau Richter ihn auf.

Herr Richter lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Was soll ich denn sagen, Ilse? Vielleicht sollten wir das Exposé erst einmal freigeben, um zu sehen, wie es bei den Interessenten ankommt.«

»Nicht in dieser Form, ich will mich doch nicht blamieren.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zerknickte dabei mein Exposé, das sie aus der Mappe genommen hatte.

»Okay, dann machen wir noch einmal miteinander einen Rundgang, und ich zeige Ihnen die Fotos, die ich dabei aufnehme, direkt auf dem Display«, bot ich an. »Sie sagen mir dann einfach, welche ich nehmen soll. Bei den Formulierungen können Sie mir natürlich auch gerne sagen, was Sie im Exposé stehen haben wollen, wenn Ihnen das lieber ist.«

Frau Richter sah mich herausfordernd an. »Und wofür kassieren Sie dann noch die Provision, wenn ich die ganze Arbeit mache?«

Ich hatte in meinen sieben Jahren bei der Immobilienagentur »Stadt und Land« schon einige komplizierte Kunden erlebt, aber in Frau Richter hatte ich meine Meisterin gefunden. Schon zu Beginn unserer Zusammenarbeit hatte sie mir ständig das Wort abgeschnitten oder nach Feierabend meinen Chef angerufen, wenn sie ihre Meinung geändert hatte und ihr meine Ausarbeitungen plötzlich doch nicht mehr gefielen. Seitdem war keine Besserung eingetreten.

Mein Magen knurrte laut, woraufhin Frau Richter mir einen missbilligenden Blick zuwarf. Sicherlich existierten in ihrer sterilen Welt keine menschlichen Bedürfnisse wie Hunger oder Durst. Ich unterdrückte den Impuls, einen Blick auf meine Armbanduhr zu werfen, doch die rettende Mittagspause konnte nicht mehr fern sein.

Ich sehnte mich danach, diesen hässlichen Klotz zu verlassen, dem man bei jedem Detail anmerkte, dass es bei seinem Bau einzig und allein um Funktionalität gegangen war. Warum konnten meine aktuellen Auftraggeber keine netten Leute sein, die ein schnuckeliges, älteres Häuschen verkaufen wollten, dessen Wände Geschichten erzählten und in dem man den Atem der Zeit verspürte?

»Frau Richter, ich möchte doch nur, dass Sie zufrieden sind, und da Ihnen meine bisherigen Ausarbeitungen nicht gefallen haben, wollte ich Ihnen die Möglichkeit geben –«

»Ich habe dir gleich gesagt, du hättest deinen Einfluss geltend machen sollen, Gunter. Mir wäre Herr Wagner eindeutig lieber gewesen. Frau Brandt scheint noch nicht über die nötige Erfahrung zu verfügen«, fiel sie mir ins Wort.

»Aber Ernst hat sie uns doch empfohlen, mein Schatz. Frau Brandt arbeitet schon seit Jahren für ihn und ist eine seiner besten Mitarbeiterinnen. Ich bin mir sicher, dass sie ein sehr ansprechendes Exposé aufsetzen wird, wenn du sie nur mal machen lässt.«

Ich warf Herrn Richter einen dankbaren Blick zu, den er mit einem kurzen Nicken quittierte.

Seine Frau sah unschlüssig zwischen uns hin und her, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst, Falten zogen sich um ihren Mund. »Also gut, wir geben Ihnen noch eine Chance.« Sie reichte mir das mittlerweile reichlich zerknitterte Exposé. »Die Fotos müssen Sie aber unbedingt bearbeiten, damit unser Haus wohnlicher aussieht.«

Klar, und gleich morgen würde ich eine Initiativbewerbung nach Hogwarts schicken. Die Chance, dort zu landen, war genauso hoch, wie einen wohnlichen Aspekt an diesem Haus zu entdecken. »Also soll ich sie nicht neu aufnehmen?«

Frau Richter schüttelte den Kopf. »Wenn Herr Wagner sich so sicher ist und auch meinen Mann von Ihren Fähigkeiten überzeugt hat, will ich mal nicht so sein.«

Vom Arbeitsaufwand her war es keine Erleichterung für mich, wenn ich jedes einzelne Foto bearbeiten musste, aber wenigstens konnte ich so endlich diese Reinheitsresidenz verlassen.

Eine halbe Stunde später fuhr ich auf den Parkplatz der Immobilienagentur. Das Schild über der Eingangstür zeigte unter dem Schriftzug beim Wort »Stadt« ein Haus und beim Wort »Land« einen Baum, die nahtlos ineinander übergingen. Ich stellte den Motor ab und schälte mich aus dem Autositz.

Schwungvoll öffnete ich die Eingangstür und ging zu Marlies an den Empfangstresen. Mein Chef Ernst Wagner bezeichnete sie gern als »die gute Seele des Hauses«, doch für mich war sie noch viel mehr: Sie war die einzige Freundin, die ich in Oldenburg hatte. Während meiner Beziehung mit Marc hatte ich den Fehler gemacht, andere Freundschaften zu vernachlässigen, unser Freundeskreis bestand irgendwann nur noch aus Paaren, die er schon vor unserer gemeinsamen Zeit gekannt hatte. Nach unserer Trennung hatten sich alle auf seine Seite und die seiner neuen Freundin gestellt.

Marlies begrüßte mich mit einem breiten Lächeln, das wie immer gute Laune versprühte. Genau das, was ich nach meinem Termin mit den Richters brauchte. »Hallo, Lisa! Willst du zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören?« Sie tippte mit einem rot lackierten Fingernagel auf ihrer Schreibtischplatte herum.

»Die schlechte.« Lieber gleich raus damit, danach konnte es bergauf gehen.

»Frau Richter hat angerufen.«

»Ich hab’s geahnt«, stöhnte ich. »Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein, wenn sie sich an ihre Ankündigung gehalten hätte.«

»Sie wollte direkt mit dem Chef sprechen.«

Ich konnte mir denken, dass sie sich wieder mal über meine angebliche Unfähigkeit beschweren wollte. »Und was meint der Chef dazu?«

»Der ist gar nicht da.«

»War das die gute Nachricht?«

»Nein, die gute ist, dass ich dich auf einen Cappuccino einlade. Hast du Lust?«

»Klar.«

»Prima, ich habe für heute Vormittag nämlich auch die Nase voll. Gehen wir zu Angelo?«

»Gern.« Das war ganz nach meinem Geschmack. Bei Angelo gab es den leckersten Cappuccino in ganz Oldenburg, der immer mit einem selbst gebackenen Keks serviert wurde. Genau das, was ich jetzt brauchte.

Marlies schnappte sich ihre rote Handtasche, und wenige Augenblicke später stiefelten wir erwartungsvoll den Bürgersteig zu Angelo entlang. Die Sonne schien, und es war sommerlich warm. Perfekt, um draußen zu sitzen.

Wir setzten uns an einen freien Tisch im Außenbereich, bestellten den obligatorischen Cappuccino und unterhielten uns über unsere Urlaubspläne.

»Wenn alles glattgeht, fliege ich nächsten Monat nach Malle«, sagte Marlies.

Ich lächelte in mich hinein. Sie war der herzlichste und liebste Mensch, den ich kannte, aber bei ihrem alljährlichen Ballermann-Urlaub ließ sie komplett die Sau raus, wenn ich ihren Schilderungen Glauben schenken konnte. Vielleicht war das ihr Ventil, um im Alltag immer so gelassen und freundlich sein zu können.

»Und was planst du?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Du meinst als Ersatz für Mauritius?«

»Entschuldige, ich wollte das Thema eigentlich gar nicht zur Sprache bringen. Möchtest du lieber nicht darüber reden?«

»Ist schon okay. Ich denke, ich werde mich endlich mal nach einer neuen Wohnung umsehen. Übernächste Woche fahre ich dann noch für ein paar Tage zu meinen Eltern nach Ostfriesland. Meine Mutter geht bald in Rente und kann ein wenig Ablenkung vertragen.«

Ich freute mich auf diesen Besuch, unseren alten Gulfhof und die Nordsee. Das Problem war nur,...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2024
Reihe/Serie Nordseeromane
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Gulfhof • Küste • Liebe • Meer • Neue Liebe • Nordsee • Nordseeglitzern • Ostfriesland • Sommerroman • Trennung • Urlaubsbuch • Urlaubslektüre • Urlaubsroman
ISBN-10 3-7499-0728-5 / 3749907285
ISBN-13 978-3-7499-0728-1 / 9783749907281
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