Warten und Hoffen (eBook)

Eine Nachkriegskindheit in Hamburg
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
280 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-83964-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Warten und Hoffen -  Hubert-Paul Martin
Systemvoraussetzungen
19,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Warten und Hoffen - das ist die bewegende und autobiografische Geschichte eines kleinen Waisenjungen aus der Nachkriegszeit, dem es gelungen ist, sich nach und nach ein eigenes, selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Rückblick: 1933 haben die Nazis auch in Hamburg die Macht übernommen und die Repressalien gegen Andersdenkende werden immer deutlicher spürbar. 1939 beginnt schließlich der Zweite Weltkrieg in dessen Folge Hamburg von einem Bomben-Inferno ungeahnten Ausmaßes heimgesucht wird. Huberts Mutter Anna flieht mit ihren beiden Töchtern aus dem brennenden Hamburg und findet schließlich im Ohemoor bei Garstedt einen Unterschlupf in einer Waldhütte. Im April 1945 erhält sie die Nachricht vom Tod ihres Mannes. Kurze Zeit später, am 7. Mai 1945, kommt Hubert-Paul dort zur Welt. Hier lebt die Familie bis zum Winter 1948, danach werden sie von der britischen Militärverwaltung bei einem Bauernhof in Garstedt zwangseinquartiert. Um das Überleben der Familie zu sichern, betätigte sich Huberts Mutter aktiv auf dem Hamburger Schwarzmarkt und dem Schmuggel im Freihafen, während sich die Tante Lena um die Kinder kümmert. Wegen einer schweren Erkrankung seiner Mutter kam Hubert-Paul im Sommer 1958 für dreieinhalb Jahre in ein Waisenheim in Pinneberg. Er hat das alles überstanden, erlernte einen Beruf, studierte später Maschinenbau in Hamburg und arbeitete über 35 Jahre als Konstrukteur und Projektleiter für die deutsche Maschinenbau-Industrie. Heute lebt er in einem kleinen Dorf südöstlich von Hamburg. Er hat zwei Töchter. Warten und Hoffen ist sein erster Roman.

Am Tag der Kapitulation Deutschlands kommt Hubert-Paul Martin in einer Waldhütte im Ohemoor bei Garstsedt zur Welt. Sein Vater ist einen Monat vorher im Krieg umgekommen, Seine Mutter war im Sommer 1943, mit seinen beiden Schwestern, vor dem Bombenkrieg aus dem brennenden Hamburg hierher geflohen. Im Winter 1948 wird die Familie von der britischen Militärverwaltung auf einen Bauernhof in Garstedt zwangseinquartiert. Es folgen die schweren Jahre der Nachkriegszeit. Um das Überleben der Familie zu sichern, betätigt sich Huberts Mutter Anna auf dem Hamburger Schwarzmarkt, während sich die Tante Lena um die Kinder kümmert. Wegen einer schweren Erkrankung seiner Mutter kommt Hubert-Paul im Sommer 1958 in ein Pinneberger Waisenhaus. Hier erlebt er die drei prägendsten Jahre seines Lebens. Er hat das alles überstanden, erlernte einen Beruf, studierte später Maschinenbau und arbeitete über fünfunddreißig Jahre als Projektleiter für die deutsche Industrie. Heute lebt er in einem kleinen Dorf südöstlich von Hamburg.

Am Tag der Kapitulation Deutschlands kommt Hubert-Paul Martin in einer Waldhütte im Ohemoor bei Garstsedt zur Welt. Sein Vater ist einen Monat vorher im Krieg umgekommen, Seine Mutter war im Sommer 1943, mit seinen beiden Schwestern, vor dem Bombenkrieg aus dem brennenden Hamburg hierher geflohen. Im Winter 1948 wird die Familie von der britischen Militärverwaltung auf einen Bauernhof in Garstedt zwangseinquartiert. Es folgen die schweren Jahre der Nachkriegszeit. Um das Überleben der Familie zu sichern, betätigt sich Huberts Mutter Anna auf dem Hamburger Schwarzmarkt, während sich die Tante Lena um die Kinder kümmert. Wegen einer schweren Erkrankung seiner Mutter kommt Hubert-Paul im Sommer 1958 in ein Pinneberger Waisenhaus. Hier erlebt er die drei prägendsten Jahre seines Lebens. Er hat das alles überstanden, erlernte einen Beruf, studierte später Maschinenbau und arbeitete über fünfunddreißig Jahre als Projektleiter für die deutsche Industrie. Heute lebt er in einem kleinen Dorf südöstlich von Hamburg.

Die Todesnachricht im April 1945.

Es war ein wunderschöner Tag im April 1945, fast wie im Frühsommer. Die Sonne strahlte warm und friedlich und die Erde schien sich wieder zu beleben, nach einem langen und kalten Winter. Bald würden die Bäume ihre Blätter sprießen lassen und die Blumen warteten schon darauf endlich aus dem noch halb gefrorenen Boden sprießen zu können. Ungeachtet des Krieges, der in Deutschland wütete, heilte die Natur sich selber. Das Land stand am Rande des Kollapses, es gab viel zu viele Fronten und kaum noch Soldaten, Waffen und Munition. Deutschland hatte den Krieg endgültig verloren und der Traum vom „Tausendjährigen Reich“, von der Übermacht der arischen Rasse über die anderen Nationen, den leider zu viele hatten zerbrach. Das Volk verlor mehr und mehr die blinde Verehrung und Anbetung für den „Führer“. Die Menschen waren zerbrochen, die Nation wie gelähmt und die Männer an der Front und ihre Frauen und Kinder zu Hause beteten, dass dieser sinnlose Krieg endlich zu Ende gehen würde.

Die beiden kleinen Mädchen ließen sich ihre Gesichter von den Sonnenstrahlen wärmen, als sie den langen Feldweg entlanggingen. Sie sprangen über die Schatten der weißen Birken, die längs des Weges standen. Die Sonnenstrahlen tanzten zwischen den Bäumen und die Äste schimmerten wie Silber, die beiden Mädchen liefen in diesem Schattenspiel voller Wonne dahin. Sie schälten einige Stücke von der glitzernden Baumrinde ab und hielten sie wie einen kostbaren Schatz in ihren Kinderhänden, bis ein Windstoß sie ihnen aus den Händen blies. Bisweilen wollten sie hinterherlaufen, sprangen und streckten sich danach, aber der Wind fegte sie hoch in die Bäume bis in den endlosen Himmel.

Diese Mädchen kannten die Bedeutung ihrer jungen Existenz noch nicht, sie wussten nicht, dass sie die zukünftige Generation der Frauen sein werden, die für dieses völlig zerstörte Land neue Kinder zur Welt bringen würden, damit der Kreislauf des Lebens niemals aufhört. Sie verstanden die Bedeutung des Krieges nicht wussten nur, dass die Väter irgendwo an irgendeiner Front kämpften und dass die Frauen und Kinder zu Hause für Schutz, Obdach und Nahrung selber sorgen mussten. Da war die ständige Angst vor den Bombenflugzeugen, man konnte das Dröhnen ihrer Motoren schon lange hören, bevor sie in Sichtweite kamen. In solchen Fällen begannen überall die Sirenen zu heulen, um die Menschen vor dem bevorstehenden Luftangriff zu warnen. Aber heute war der Himmel strahlend blau und nur das Zwitschern der Vögel war zu hören; heute war keine Gefahr aus der Luft zu befürchten, es war der erste warme Tag des Jahres und nichts konnte ihn stören.

Valeska war gerade acht Jahre alt, mit ihrer feinen Gesichtsform und der aufrechten Körperhaltung würde sie eines Tages zu einer schönen, jungen Frau heranwachsen. Sie hatte haselnussbraune Augen und silberblonde Haare, welche sie zu Zöpfen geflochten hatte, die ihren Kopf lieblich einrahmten. Sie ging immer mit einer gewissen Anmut, setzte sich über alle Unbilden hinweg; über den Krieg, über den Hunger, über den Schmutz und die Hässlichkeit. Sie sah nicht ihre zerrissene Kleidung, nicht die Löcher in ihren Schuhen und die endlosen Mahlzeiten aus Kartoffeln und Kohl. Sie lebte in ihrer eigenen Welt der Möglichkeiten, in der alles immer sauber und schön war. Valeska sah und war ihrem Vater sehr ähnlich.

Ihre kleinere Schwester Renate war vier Jahre jünger; sie hatte nicht diese feinen Züge wie Valeska. Renate kam mehr nach ihrer Mutter, sie hatte ein runderes Gesicht, mit Sommersprossen, blauen Augen und ihr Haar war strohblond. Sie konnte ihre Haare nie in eine solch schöne Form bringen wie ihre Schwester, obwohl ihre Mutter sie ihr jeden Morgen aufs Neue ordentlich frisierte. Schon nach kurzer Zeit fielen ihr die Haare wieder völlig wild ins Gesicht. Auch hatte sie noch eine Erkältung vom Winter verschleppt und so wischte sie sich ständig die Nase, meistens nahm sie dafür einfach den Ärmel. Was einen Ausdruck von Ekel auf dem Gesicht ihrer Schwester zur Folge hatte, als wollte sie sagen: „Egal wie arm wir auch sind, wir dürfen niemals unsere guten Manieren vergessen.“

Als sie sahen, dass der Feldweg eine Biegung machte, wussten sie, dass sie nun gleich zu Hause sind. Ihr zu Hause war eine schäbige Baracke in der Nähe eines spärlichen kleinen Bachs. Ursprünglich ein Schuppen und Unterstand für die Feldarbeiter eines Bauern aus der Nähe, zwei Kilometer weiter im Dorf. Jetzt war es das Zuhause für die beiden Mädchen, ihre Mutter Anna und ihre Tante Lena, Annas Schwester.

Lena hatte ihren Mann früh im Krieg verloren, sie war gerade acht Monate verheiratet, als ein Soldat ihr die traurige Nachricht überbrachte. Außerdem hatte sie ihre Tochter verloren aber Anna war froh, dass sie ihre Schwester bei sich hatte, denn sie würde im Frühsommer ein drittes Kind bekommen. Beide Frauen beteten, dass der Krieg nun bald zu Ende sein würde. In der Stadt wurde schon darüber gesprochen, dass Deutschland bald kapitulieren würde, und diese Hoffnung brachte die Menschen näher zusammen. Schon bald würde Frieden sein, die Männer kämen endlich von der Front nach Hause und das Leben wäre wieder lebenswert.

Valeska blieb stehen und starrte einen Mann in Uniform an, der zu ihrer Mutter ging. „Vati“, dachte sie, „es muss Vati sein.“ Sie hoffte er sei nach Hause gekommen und würde sie zurückbringen in ihr Haus in Hamburg, wo sie ein schönes Zimmer hatte. Alles würde wieder sauber sein, sie hätte neue Kleider und es gäbe wieder elektrisches Licht und fließendes Wasser. Und vor allem wieder ein Badezimmer! Der Geruch von warmen Essen würde ihre Nase kitzeln, Mutti würde ein Lied singen und sie in den Schlaf wiegen. Sie würden endlich nach Hause gehen und alles vergessen aus dieser schrecklichen Baracke, die sie so sehr hasste. Sie lief ein paar Schritte vor, übersah dabei ihre kleine Schwester, aber dann blieb sie stehen, sah ihre Mutter an und spürte sehr schnell, dass irgendetwas nicht stimmte. Irgendetwas war ganz schrecklich, ja grauenhaft.

Anna überkam ein Schwindelgefühl, ihr Magen drehte sich um und sie musste sich übergeben. Der Soldat setzte sie auf einen Baumstumpf und hielt sie ein wenig fest, alles in ihr war völlig taub. „Tot, tot, tot“, ging es ihr wieder und wieder durch den Kopf. Der Soldat hatte ihr die Schreckensnachricht vom Tode ihres Mannes gebracht. Für Valeska aber brachen mit einem Schlag alle ihre Hoffnungen zusammen, die sie sich eben noch so wunderschön ausgemalt hatte. Die kleine Renate begriff noch nichts richtig, aber sie fühlte, dass etwas ganz Schlimmes mit Vati passiert sein musste und fing an zu weinen, als wollte sie nie mehr aufhören. Anna versank in einen Dämmerzustand, plötzlich sah sie ihr Leben wie in einem Traum vorbeiziehen, ein Traum, der einst so märchenhaft begann, damals 1934, in der Schneiderwerkstatt ihres Vaters in der Hamburger City, als sie ihren Mann kennenlernte, der sie einlud zu einem wunderschönen Konzert in die Hamburger Musikhalle.

Anna war das zweitälteste von sieben Kindern, ihre Mutter hatte zwölf Kinder zur Welt gebracht, aber fünf der Kinder starben. Meistens schon bei der Geburt oder kurze Zeit später. Annas Vater war Herrenschneider. Er machte schicke Anzüge für die Oberschicht in der Hamburger City. Er hatte viele, sehr nette Kunden und konnte damit seiner Familie ein gutes Leben bieten. Alle diese Herren kamen gerne zu ihm in seine kleine Schneiderwerkstatt im Gänge Viertel. Sie ließen Maß nehmen und gaben ihm ihre Aufträge, denn er war bekannt für seine gute Arbeit. Aber alle diese feinen Herren verließen auch sehr schnell wieder die Werkstatt, um in ihre eleganten Häuser mit englischem Rasen, an der Alster oder in Winterhude, zurückzukehren. Hier wohnten sie sehr komfortabel und fühlten sich sicher. Sie alle mochten den Schneider, schätzten seine Arbeit und wünschten nur, er würde sich ein besseres Quartier in der Oberstadt suchen.

Als Annas Mutter, Marie Schmidt, den jungen, stattlichen Schneider Erich Fricke heiratete, war sie ein hübsches, schlankes Mädchen von neunzehn Jahren. Aber als sie Jahr für Jahr die Kinder bekam, verlor sich ihre schlanke Figur und mit jedem Baby wurde sie immer runder. Aber Marie war voller Lebensfreude und glücklich. Ihr Mann behandelte sie gut, sie hatte ein Dach über dem Kopf und genügend Geld für ihre Einkäufe. Es stand immer ein gutes Essen auf dem Herd und viele Frauen im Viertel beneideten sie um dieses Glück. Für jedes Kind, das sie verlor, wünschte sie sich gleich ein neues! Sie hätte auch fast ihre Tochter Anna verloren, als sie sie eines Tages zum Kaufmann schickte um frische Milch zu holen. Anna war sechs Jahre alt und ständig in Eile, wenn sie über die Straße lief. So auch an diesem...

Erscheint lt. Verlag 4.3.2023
Mitarbeit Cover Design: Angelika Lübon
Sonstige Mitarbeit: Angelika Lübon
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1943 • 1945 • Angst • Arbeit • Augen • Bombenterror • Bombercommand Arthur Harris • Das Haus der toten Seelen • Eltern • Ende • Essen • Familie • Flucht • Frau • Garstedt • Gedanken • Gesicht • Haidkamp 38 • Hamburg • Hamburger Freihafen • Hand • Heimkinder • Hungersnot • Jahre • Jahren • Junge • Kinder • Kinderseelenmörder • Kopf • Krieg • Mann • Menschen • Nachkriegsliteratur • Nachkriegszeit • Nacht • oft • Paar • Pinneberg • Sagen • Schmuggel • Schwarzmarkt • SOFORT • Speckenbarg • Tag • Tage • Tisch • Tür • Unternehmen Gomorrha • Vertreibung • Waisenhaus • Welt • Wissen • Zeit • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-347-83964-1 / 3347839641
ISBN-13 978-3-347-83964-9 / 9783347839649
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99