Die coolen Jungs stehen jetzt hinterm Tor (eBook)

Roman
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2023 | 1. Auflage
272 Seiten
edition subkultur (Verlag)
978-3-948949-27-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die coolen Jungs stehen jetzt hinterm Tor - Mikis Wesensbitter
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Für Mikis und seine Freunde Kai und Wenzel beginnt die neunte Klasse und ein Fußballjahr, das sie niemals vergessen werden.
Aber natürlich besteht das Leben nicht nur aus Fußball. Schließlich darf man mit 15 endlich in die Disko, hat weniger Probleme beim Zigarettenkauf und ist auch viel interessanter für Mädchen.
Und so warten nicht nur viele neue Abenteuer auf die drei, sondern auch Wehrkundeunterricht, die erste große Liebe, der ABV. Und Chemie Leipzig ...

Nach 'An der Mittellinie stehen die coolen Jungs' erzählt Mikis Wesensbitter nun die Geschichte vom 1. FC Union-Fanclub 'Oberspree/Süd' weiter und beantwortet wichtige Fragen: Kann man dem Friseur trauen? Muss man sich den Mund mit Kernseife auswaschen, wenn man mit jemandem von der Stasi angestoßen hat? Und vor allem: Darf man mit Frauen knutschen, die Weinrot tragen?

Ein Coming-of-Age-Roman mit viel Fußballromantik, Freundschaft und Herz. Und die wohl authentischste literarische Reise in die letzten Jahre der DDR.



Mikis Wesensbitter wurde 1968 geboren und geht seit fast 40 Jahren zu Union. Lange genug also, um zu wissen, dass Gewinnen nicht alles ist, dass auch ein Abstieg niemals das Ende ist und vor allem, dass Union viel mehr ist als Fußball! Nach zehn Jahren in der Musikbranche wechselte Mikis Wesensbitter zum Journalismus und arbeitet seitdem für diverse Magazine. In seiner Freizeit fotografiert er Bier, pflegt einen Balkonkasten mit heiligem Aufstiegs-Rasen aus der Alten Försterei und träumt davon, aufs Land zu ziehen, wenn er groß ist.

August 1983


Am Samstag begann die neue Oberligasaison und Union musste zum Auftakt nach2 Karl-Marx-Stadt. Kai hatte vorgeschlagen, dass wir uns dort treffen und gemeinsam zum Spiel gehen. Von Großvoigtsberg aus war das ja relativ leicht, erst mit dem Bus nach Freiberg und dann weiter mit dem Bummelzug. Fahrzeit eine knappe Stunde, aber mit Aufenthalt und Warten wären es doch fast zwei Stunden. Kai konnte von Berlin aus durchfahren, das dauerte knappe vier Stunden. Aber irgendwie hatte er dann doch keine Lust und so saß ich Sonnabend im Gasthaus Zum Bär und guckte das Spiel alleine. Also nicht alleine, es waren noch jede Menge Bauern da. Und die hatten richtig Spaß. Weil Wismut Aue beim BFC 0:0 spielte und weil die blöden Karl-Marx-Städter uns mit 4:0 nach Hause schickten.

Die Frisösin Müller gab mir drei Trost-Eierlikör und ein Bier aus. Dafür musste ich sie aber auch nach Hause bringen, denn die hatte wieder ordentlich Schlagseite.

Dienstag kam ein Brief von Kai:

Hallo Miggie!

Mein Güte, was war denn das bitte am Sonnabend? Wir können doch nicht ernsthaft 4:0 gegen so einen Sachsen-Klub verlieren. Das ist ja voll peinlich. Hoffe nicht, dass du das gefeiert hast mit deinen Dorfkumpels. Sonst biste nämlich raus aus dem Fanclub Oberspree/Süd.

Mittwoch treffe ich mich mit Kalle und Atze in Oberschöneweide. Da gehen wir ein Bier trinken und bereiten das Spiel gegen Jena vor.

Haha, nachher kommt Abenteuer mit Blasius im Ferienprogramm. Den guckste bestimmt auch, oder?

Eisern

Kai


PS: Kennste den noch?

Auf der grünen Wiese

lag der dünne Lack,

kam die dumme Liese,

fummelt ihm am Sack.

Fummelt am Vergaser,

fummelt am Magnet,

haut den dritten Gang rein,

bis die Stange steht.

Ich schrieb zurück:

Hallo Gai,

nee, ich hab das ganz bestimmt nicht gefeiert. Musste aber miterleben, wie die Dorftrampel sich gefreut haben. Und das war ganz schön bitter. Besonders, als sie auch noch anfingen: „Goarl Morx Stoadd“ zu singen.

Blasius hab ich gesehen und beim Film ein Paket Salzstangen gefressen. Hinterher war mir schlecht. Hier regnet es seit drei Tagen ununterbrochen, das ist ganz schön trostlos. Aber Omi sagt, da wachsen die Pilze. Wenn’s mal irgendwann aufgehört hat, überprüfe ich das.

Was wollt ihr denn vorbereiten? Schon vortrinken? Da musste aber ordentlich kippen, damit das bis Sonnabend anhält …


Eisern

Mikis


PS: Der Spruch war aus dem Ferienlager 1979?

Nachdem ich den Brief zum Dorfbriefkasten gebracht hatte und klatschnass wieder zu Hause angekommen war, riss der Himmel plötzlich auf und die Sonne strahlte. Das machte mich richtig sauer. Ich hing die nassen Klamotten im Garten auf die Leine und hackte in Turnhosen Holz, bis ich nicht mehr konnte.

Am Wochenende sollte Tante Hildegard aus dem Westen zu Besuch kommen. Die hatte ich zuletzt vor drei Jahren gesehen. Omi war ganz aufgeregt und wir putzten das ganze Haus von oben bis unten. Und wir wiederholten im Kanon: „Ruhig bleiben, lächeln und wenn sie Graupen oder Haferflocken mitbringt, die erst aus dem Fenster werfen, wenn sie wieder weg ist!“

Freitagabend klingelte es dann an der Tür und der Postbote kam mit einem Telegramm:

Kann nicht kommen. Oberschenkelhalsbruch. Gruß Hilde.

„Gott sei Dank!“, sagte Omi. „Jetzt ist die Bude sauber und die olle Nervkuh kommt nicht und macht mir schlechte Laune. Bloß schade für die Hühner. Die haben sich doch schon so sehr auf die West-Graupen gefreut. Wir haben uns feiern verdient! Wollen wir zum Bär gehen?“

„Klar!“

Omi zog sich ihre schönste Kittelschürze an und wir machten uns auf den Weg. Der Bär war gerammelt voll, auf der Bühne stand ein Hampelmann hinter der Heimorgel, spielte und sang Schlager. Die Tanzfläche war noch leer. Mir war schon nach drei Minuten schlecht.

Omi bestellte sich einen Schoppen Weißwein und ich ein Freiberger Helles.

Als wir angestoßen hatten, stand plötzlich ein Zausel im Kordanzug an unserem Tisch und fragte Omi, ob sie mit ihm tanzen wollte.

„Heinz, geh weg. Ich tanz schon seit dreißig Jahren nicht mit dir. Und das wird auch so bleiben!“

„Du bist so nachtragend!“, flüsterte er und verschwand.

„Was hat der denn gemacht?“, fragte ich sie.

„Mich in den Arsch gekniffen. Mitten auf der Tanzfläche. Und ich hab ihm vor Schreck eine geklatscht. Das Dorf hat sich drei Wochen lang das Maul zerrissen. Das muss ich kein zweites Mal haben.“

Nach Heinz kamen noch Max, Arno, Ulrich und Achim. Aber Omi ließ sie alle abblitzen.

„So, jetzt reichts aber. Wir gehen nach Hause. Die alten geilen Böcke gehen mir ganz schön auf den Wecker!“, entschied sie und wir machten uns auf den Heimweg.

„Findest du die alle doof?“, fragte ich sie.

„Die stellen sich alle bekloppt an. Aber darüber rede ich erst mit dir, wenn du 16 bist!“

Da würde sie bestimmt viel zu erzählen haben, so oft, wie sie Geschichten, die sie mir erzählen wollte, bis zu meinem 16. Geburtstag verschob!

Hallo Saxenkasper,

das war der Knaller am Mittwoch. Wir waren in Oberschöneweide in einer Prollkneipe, die war so ranzig, das glaubst du nicht. Dagegen ist Gaststätte Oberspree ein echter Nobelschuppen. Wir waren zu fünft. Und hatten einen Tisch im hinteren Raum. Irgendwann kam ein Kunde im Blaumann rein, stellt sich neben unseren Tisch, holt seinen Pinsel raus und pisst an die Wand.

„Alter, dit Klo ist da lang!“, hatte Kalle noch gerufen.

„Dit Klo is da, wo ick hinziele!“, hat der Suffi geantwortet.

Dann kam so ’ne hässliche Tante und hat gefragt, wer ihre Titten anfassen will. Eine Minute für fünf Mark. Wollte aber keiner. Naja, ging ja eigentlich ums Jena-Spiel. Atze kauft ’nen Kasten Bier, stellt den im Keller kalt und mit dem laufen wir dann am Samstag zum Stadion. Treffen uns schon um zwölf in der Wilhelminenhofstraße. Dit wird lustig!

Hoffe, du bist bald wieder zurück und wir können wieder zusammen zum Spiel gehen.

Dein Eiserner Kai


PS: Alter, ich hab gestern Inka geraucht. Das ist ja noch viel schlimmer als deine Sachsen-Kippen.

PPS: Du bist kein Mensch, du bist kein Tier, du bist ’ne Rolle Klopapier!

Wir spielten 3:3 gegen Jena, ich fand im Wald so viele Pilze, dass Omi die einkochen musste und der Wintervorrat an Holz war fertig gehackt. Außerdem hatte ich einen neuen Rekord aufgestellt. Nämlich sieben Mal an einem Tag an die nackte Patricia zu denken. Danach half aber nicht mal mehr die gute Penaten-Creme gegen die Schmerzen.

Die Ferien waren zu Ende und Omi brachte mich nach Freiberg zum Zug.

„Schön, dass du da warst. Pass auf dich auf, Kind!“

„Mach ich, Omi. Und du auf dich!“

„Ach her je, da kann ja nich so viel schiefgehen. Obwohl, das Dach muss bald neu gedeckt werden. Da muss ich wohl doch mal wieder zum Tanzvergnügen gehen.“

Am Sonnabend ging ich mit Kai in die Gaststätte Waldland.

„Gegen Jena war jut! Erst führen wir 2:0, dann liegen wir kurz vor Schluss plötzlich hinten und dann drischt Quade in der 90. Minute den Ausgleich rein. Wat ham wir jefeiert! Und heute hauen wir Magdeburg weg!“

„Hoffentlich!“, meinte ich.

Aber das passierte nicht. Im Gegenteil, wir gingen mit 5:0 unter.

„Ach du Scheiße, so ’ne Klatsche. Jetzt sin wa wieder Tabellenletzter. Sogar noch hinter die komischen Chemiker aus Leipzig. Das ist ja ein verkackter Saisonstart!“, stöhnte er, nachdem wir die Zusammenfassung in Sport Aktuell gesehen hatten.

„Dafür hat der blöde BFC wieder nur Unentschieden gespielt!“, sagte ich.

„Dit tröstet mir keen bisschen! Ich geh uns mal Bier und KiWi holen, damit wir dit runterspülen können.“

Wir stießen an und machten uns gegenseitig Mut, dass wir ja nächste Woche in Erfurt vielleicht gewinnen würden. Und erst recht das nächste Heimspiel gegen Dynamo Dresden. Gegen die hatten wir ja schließlich auch in der letzten Saison gewonnen.

„Machst’n eigentlich an deinem Geburtstag?“

„Keine Ahnung. Is ja ein Montag, da kann man ja nüscht machen.“

„Kannst ja Patricia einladen und dann spielen wir mit der Strip-Poker.“

„Glaub nicht, dass die das mit uns spielen würde“, sagte ich. Und dann erzählte ich ihm von ihrem Brief.

„Ach du Scheiße! Dit tut mir leid für dich. Aber dit hätte bestimmt eh nich lange jehalten mit euch beeden! Kannst ja Bescheid sagen, wenn de ’ne Idee hast. Wenzel ist auch wieder da, vielleicht machn wa ja wat zu dritt. Aber denn ohne Strip-Poker!“

Mama weckte mich am Morgen und gab mir einen Geburtstagskuss. Sie hatte den Tisch gedeckt, in der Blumenvase war ein Strauß Blumen und sie hatte Freiberger Eierschecke gebacken. Vor mir stand mein Geschenk. Eine Erika-Schreibmaschine.

Wie geil! Die hatte ich mir schon lange gewünscht.

„Damit kannst du deine Geschichten bestimmt besser schrei­ben, als mit der Hand!“

„Cool. Dankeschön!“, sagte ich.

„Jetzt bist du schon 15, du großes Kind! Nicht mehr lange und du darfst heiraten!“, seufzte sie dann. Ich verschluckte...

Erscheint lt. Verlag 18.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1. FC Union Berlin • 80er • autentisch • Berlin • Coming of Age • DDR • DDR-Jugend • DDR-Kindheit • eisern • FC Union • FDJ • Fußball • Gesellschaft • Humor • Nostalgie • Oberliga • Ostalgie • Ost-Berlin • Ostdeutschland • SED • Sozialismus • Stasi • Subkultur • Zeitgeschehen
ISBN-10 3-948949-27-1 / 3948949271
ISBN-13 978-3-948949-27-3 / 9783948949273
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