Osmond (eBook)

Der achte Pfad

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 7. Auflage
437 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7575-5402-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Osmond -  Marie Lewie
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'Wenn ich könnte, würde ich es ungeschehen machen. Ich würde dir diesen Schmerz nehmen und an deiner Stelle sterben.' Ein Leben in Sicherheit - ein Leben mit Kian. Für einen kurzen Moment scheint Luanas Traum wahrgeworden, ihr Ziel greifbar und ihr sehnlichster Wunsch erhört. Als Kian seiner Seelenaufgabe folgt, wird ihr nicht nur dieser Traum genommen, sondern auch die Liebe ihres Lebens. Während Kian zurück in die Welt der Menschen kehren muss, wird Luana gezwungen in Osmond zu bleiben. Vom Moment der Trennung an, beginnt Luanas Kampf zwischen Todesangst und Liebe. Ohne zu wissen wann und ob sie Kian wiedersehen wird, versucht sie nach allem zu greifen um den Schmerz des Verlustes erträglicher zu machen. Gefangen zwischen Liebe und Angst, folgt sie ihrem Instinkt und trifft eine folgenschwere Entscheidung.

Marie Lewie wurde 1992 in Baden-Württemberg geboren und lebt heute mit ihrem Ehemann und Kind in Bayern. Schon früh entdeckte sie ihre Leidenschaft für Bücher und das Schreiben. Bereits als Kind faszinierten sie Geschichten, die ihre Fantasie beflügelten. Diese Begeisterung führte dazu, dass sie schon in jungen Jahren eigene Geschichten schrieb. Während ihrer Schulzeit verfasste Marie ihren ersten Fantasyroman, der jedoch nie veröffentlicht wurde, was ihre Entschlossenheit als Schriftstellerin nur stärkte. Fantasy- und Liebesromane sind ihre Lieblingsgenres. Ihre Bücher zeichnen sich durch fesselnde Handlungen, lebendige Charaktere und Magie aus. Marie Lewie möchte ihre Leserinnen und Leser unterhalten, sie zum Träumen bringen und ihnen eine Flucht aus dem Alltag bieten.

Marie Lewie wurde 1992 in Baden-Württemberg geboren und wuchs anschließend in Bayern auf. Ihre Faszination für Bücher und Schriften, zeigte sich bereits in früher Kindheit und begleitet die Autorin bis heute. Bereits in der Schulzeit schrieb sie ihren ersten Fantasyroman, der allerdings nie veröffentlicht wurde. Die Liebe für Fantasy- und Liebesromane prägen seither das Genre und den Stil ihrer Bücher.

 

 

1. Lu

 

 

Wir liegen in unserer kleinen Kapsel, diesem unglaublich wichtigem Rückzugsort für uns und ich lausche Kians ruhigem Atem. So müssen sich Frauen von Soldaten fühlen, bevor ihre Männer in den Krieg ziehen und sie für eine lange und unbestimmte Zeit alleine zurückgelassen werden. Seit Tagen kämpfe ich mit diesem hässlichen Gefühl der Angst, sodass ich glaube, mich selbst in einem Krieg zu befinden. Aber ich muss stark bleiben, für Kian, für unsere Gruppe und für die Menschen. Es fällt mir schwer, mich selbst zurück zu nehmen während in mir ein Sturm tobt. Wenn ich mein Herz berühre, spüre ich diesen Sturm, spüre die Kraft die er in mir auslöst und die Enge in meiner Brust, nichts dagegen tun zu können. Ich strenge mich an, diesen Sturm in mir einzusperren damit Kian es nicht mitbekommt, denn ich habe Angst, dass er diesen Kampf in mir, zu seinem macht.

Ich liege auf dem Bauch während Kian im Schneidersitz auf dem Boden sitzt, mit dem Rücken an einer der Kapselwände lehnt und den Zettel in der Hand hält, den Jiva ihm vor einiger Zeit gegeben hat. Unsere kleine Kapsel wurde zu unserem Rückzugsort, unser kleines Zuhause, der Inbegriff unserer Zweisamkeit und bald werde ich hier ohne ihn liegen. Wenn ich daran denke, spüre ich diesen Druck in meinem Magen und würde dabei am liebsten kotzen. Ich hatte mir das vollkommen anders vorgestellt, für immer hier zu sein, für immer bei Kian zu sein und nie mehr aus unserer kleinen Kapsel zu müssen, das war es, was ich mir für uns gewünscht habe. Stattdessen sehe ich den Lichtern der Nibbana zu und höre das Knistern dieses verdammten Zettels im Hintergrund, das mich auf so vielerlei Hinsichten wütend macht. Jiva hat Kian und den anderen jeweils einen Zettel gegeben, der den achten Pfad definiert, also das, wonach die Menschen streben müssen um nach Osmond zu dürfen. Seither ist es so etwas wie der heilige Gral für Kian, er liest die eingebrannten Worte von Jiva jeden Tag, mehrmals und laut. Er hat nur wenig Zeit für mich, ist stark auf seine Kräfte, diese Aufgabe und natürlich Noah konzentriert. Dieser Zettel hindert mich also nicht nur in unserer kleinen Kapsel ungestört und frei mit ihm zu sein, er ist der Grund, weshalb Kian ab morgen nicht mehr bei mir sein wird und ich hasse diese Vorstellung.

Also lausche ich dem Knistern des Zettels und Kians sanfter Stimme. Verdammt, diese Stimme bringt mich noch immer in vollkommenen Stillstand, meinen Körper zum Beben, während ich mich darin verliere.

„Sie verstehen wie Leid entsteht, verstehen dessen Ursachen und wissen wie man es beendet. Sie denken, um das Erkannte in die Tat umzusetzen. Unwissenheit, Zorn, Anhaftung, Eifersucht und Stolz, bestimmen nicht ihr Fühlen und Handeln. Sie lügen nicht, reden nicht schlecht über andere, oder erzählen falsche, manipulative Dinge. Sie handeln immer bewusst, ohne dabei anderen zu schaden. Sie führen ein von Mitgefühl und Weisheit bestimmtes Leben. Sie schätzen jede Einzelheit der Natur, jedes Gewässer, jedes Lebewesen. Sie sind achtsam, richten ihre Konzentration auf sich selbst, anstatt auf das Außen. Sie halten ihren Geist immer wieder an ein und derselben Stelle und schaffen es damit, zeitlose Qualitäten hervorzubringen.“

Er atmet aus und eine Mischung aus Erschöpfung und Sorge liegt in diesem Atemzug. Für einen Moment versuche ich meine Sorgen irgendwo in den Tiefen meiner Seele zu vergraben, schließe meine Augen, fühle die Wärme auf meiner Haut und das sanfte Licht der Nibbana durch meine geschlossenen Lider gleiten. Sein Atem bleibt angespannt, seine Sorgen scheinen greifbar und mein Herz fühlt jede davon. Ich drehe mich zurück auf den Rücken, stütze mich auf meinen Ellenbogen ab und starre in sein sorgenvolles Gesicht. Sicher hat er sich das hier auch anders vorgestellt, aber wir können uns nicht aussuchen, für welche Aufgabe unsere Seele sich entscheidet.

„Du siehst erschöpft aus.“

„Ich fühle mich auch so.“

Er dreht seinen Kopf in meine Richtung, während ich von einem Gefühl der Vollkommenheit erfasst werde. Sein hübsches Gesicht, diese Haare und seine Augen, all das ist es, das mir den Atem raubt. Ich klopfe mit meiner rechten Hand auf den freien Platz neben mir und lade ihn damit ein, sich zu mir zu legen.

„Dann solltest du dich unbedingt ausruhen.“

Ich zwinkere ihm zu, denn er weiß, dass ich nicht wirklich ausruhen meine. Vielmehr möchte ich ihn ein letztes Mal in mir spüren, möchte den Nachhall spüren, wenn sein Körper über meinen reibt, seinen Atem auf meiner Haut fühlen, während er mich von einem Orgasmus zum Nächsten jagt.

Kian legt seinen Kopf schief und sieht mich mit diesem umwerfenden Blick an, dem ich nicht standhalten kann, er zwinkert und grinst dabei leicht.

„Genau das ist es, was ich tun sollte.“

Er beugt sich nach vorn, stützt sich auf seinen Händen ab und bewegt sich energievoll auf allen Vieren in meine Richtung. Ich kann ihn bereits riechen, atme seinen intensiven, angenehmen Duft ein und schließe dabei für eine Sekunde die Augen. Dann ist er direkt vor mir, kniet über meinem Körper und berührt mit seiner Nasenspitze meine. Es ist einer dieser Momente, der mir den Atem raubt, ich sehe ihn, einfach nur ihn und seine whiskyfarbenen Augen. Immer wieder wechsle ich vom linken zum rechten Auge, verliere mich in dieser Farbe und seinem Blick. Seine Hände greifen nach meinem Gesicht, sein Daumen streicht sanft über meine Wangen und dann küsst er mich. Niemals werde ich davon genug bekommen können, er schmeckt so umwerfend, so unfassbar unbeschreiblich, dass ich mir wünschte diesen Geschmack für die nächsten Monate konservieren zu können. Ich spüre diese wahnsinnige Liebe die in jedem seiner Küsse steckt, so als wäre das alles was zählt und alles was je zählen wird.

Mit dem nächsten Kuss drückt er meinen Oberkörper nach unten in die Kissen und stützt sich dabei wieder auf seinen Händen ab, die sich jetzt links und rechts meines Kopfes befinden. Seine Küsse sind fordernd, leidenschaftlich und voller Sehnsucht. Er spürt es, er spürt meine Angst vor dem, was ich nicht ändern kann und er weiß, dass es diese Angst ist, die mich zerbrechen lassen könnte.

„Für immer Lu, das habe ich dir versprochen.“

Ich kämpfe gegen die aufkommenden Tränen, aber es fällt mir immer schwerer, dagegen anzukommen. Der letzte Abend, das letzte Mal bei ihm, das letzte Mal seinen Körper spüren, das letzte Mal seinen Geruch einatmen, das letzte Mal Kian. Es ist als würde ein Gewicht auf mir liegen und ich bin vollkommen bewegungsunfähig. Ich hasse das so sehr. Warum muss es immer so kompliziert sein? Warum kann ich nicht einfach mit ihm in unserer kleinen Kapsel bleiben, für den Rest unseres Lebens? Das wäre mir genug, es wäre alles für mich.

„Lu, so kann ich das nicht.“

Okay, ich bin gerade dabei den Kampf zu verlieren. Sein Blick reißt mich um, ich kann nicht mehr standhalten, ich kann diesem Blick nicht mehr entgegenstehen. Seine Liebe ist das großartigste das ich in meinem gesamten Leben erfahren durfte und doch ist sie belegt mit permanenter Sorge. Wie gerne würde ich uns das hier ersparen und einfach mit ihm schlafen, aber diese Angst schnürt meine Kehle zu und ich kann nicht mehr atmen. Wir haben das nicht verdient, ich sollte bei ihm sein, unser verdammtes Leben lang.

„Tut mir leid.“

Ich drehe meinen Kopf zur Seite, damit er meine Tränen nicht sehen kann, aber das ist Quatsch, natürlich sieht er sie trotzdem. Mit einer Hand wischt er die Träne von meiner Wange, bewegt sich mühevoll über meinen Körper, um sich anschließend neben mich zu legen und streicht sanft eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Das ist nicht fair von mir, er ist derjenige der morgen gehen wird, der eine Aufgabe ausführen und sich konzentrieren muss. Ich sollte ihm den Rücken stärken, sein Halt auf stürmischer See sein, aber ich bin dieses Häufchen Elend, das kurz davor ist zu ersticken.

„Das muss es nicht, es tut mir leid. Ich sollte dich nicht alleine lassen, aber es bleibt mir keine Wahl. Ich habe zugesagt, damit du in Sicherheit bleibst.“

Das ist ein wunder Punkt und er drückt direkt darauf, bohrt mit seinem Finger darin herum und reißt sie immer weiter auf. Ich scheiße darauf, in Sicherheit zu sein und das weiß Kian auch. Mehr als einmal habe ich ihn angefleht mich mitzunehmen, mir nicht diese Bürde aufzuerlegen nicht zu gehen, sollte ich mitgehen. Bislang bin ich noch ich, keine Parame, keine Kräfte. Es wäre also durchaus noch eine Option, dass ich mich der Gruppe anschließe und helfe. Aber davon will er nichts wissen und es macht mich wütend. Ich muss nicht beschützt werden und erst recht nicht, wenn ich dafür den Mann verliere, den ich mehr liebe als mein eigenes Leben. Wenn es nicht unser letzter Abend wäre, würde ich vermutlich eine Diskussion beginnen und ihn wiedermal versuchen, vom Gegenteil zu überzeugen.

Kian muss mein Schweigen richtig gedeutet haben, denn er streicht zart über meinen Hals und berührt mit seinem Daumen meine Lippen.

„Ich weiß, dass du wütend mit mir bist, dass du meine Beweggründe nicht verstehen kannst, aber du hast es mir versprochen, du hast versprochen mir zu vertrauen.“

„Tue ich ja auch.“

Okay, das klang wütender, als ich beabsichtigt habe.

„Und trotzdem bist du wütend.“

„Natürlich bin ich das, was denkst du denn? Das geht nicht einfach so weg, nur weil du gut riechst, oder mit deinem Daumen über meine Lippen streichst.“

Wenn ich ehrlich bin, geht die Wut damit tatsächlich weg, denn dann ist da nur noch dieses stürmische Verlangen in mir, dem ich unbedingt...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte besondere Fähigkeiten • Fantasie • Fantasyroman • Liebe • Liebesroman • Mutanten • Romantik
ISBN-10 3-7575-5402-7 / 3757554027
ISBN-13 978-3-7575-5402-6 / 9783757554026
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