Abraham -  Damaris Kofmehl

Abraham (eBook)

Ein Bibel-Thriller
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
352 Seiten
SCM Hänssler im SCM-Verlag
978-3-7751-7600-2 (ISBN)
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Nach dem erfolgreichen ersten Bibel-Thriller »Noah« der Bestseller-Autorin Damaris Kofmehl, geht es nun weiter mit ihrem nächsten Buch »Abraham«. Dieser ahnt schon als kleiner Junge: Irgendwo ist da ein Gott, der größer ist als alle anderen Götter, die um ihn herum angebetet werden. Jahre später hört er den Ruf dieses einen Gottes - und folgt ihm. Abraham verlässt alles, was er kannte, und zieht fort aus seiner Heimat im Vertrauen darauf, dass ihm ein neues Zuhause geschenkt werden wird - und ein Nachkomme. Über alle Hindernisse hinweg hallt Gottes Versprechen in Abraham wider: 'Ich werde dich zu einem Vater vieler Völker machen.' Als sich diese Verheißung endlich zu erfüllen scheint, wird Abrahams Gottvertrauen auf die härteste Probe seines gesamten Lebens gestellt.

Damaris Kofmehl ist Bestsellerautorin und erzählt wahre Begebenheiten als True-Life-Thriller, Fantasy und Biografien. Ihre Buchrecherchen führten sie unter anderem nach Brasilien, Pakistan, Guatemala, Chile, Peru, Australien und in die USA. Sie lebte lange unter Straßenkindern in Brasilien und heute wieder in ihrem Heimatland, der Schweiz. www.damariskofmehl.ch

Damaris Kofmehl ist Bestsellerautorin und erzählt wahre Begebenheiten als True-Life-Thriller, Fantasy und Biografien. Ihre Buchrecherchen führten sie unter anderem nach Brasilien, Pakistan, Guatemala, Chile, Peru, Australien und in die USA. Sie lebte lange unter Straßenkindern in Brasilien und heute wieder in ihrem Heimatland, der Schweiz. www.damariskofmehl.ch

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Gespräch in der Nacht


Siebzehn Jahre später, außerhalb von Ur

Finster war die Nacht. Finster waren Abrams Gedanken, die wie Peitschenhiebe sein Herz aufrissen. Unruhig wälzte der Neunundzwanzigjährige sich auf seinen Fellen hin und her und fand keinen Schlaf. Nichts machte Sinn. Einfach gar nichts. Es war alles so furchtbar leer und hoffnungslos. Ein einziger brodelnder Wirrwarr!

»Rede mit mir!«, flüsterte Abram. »Rede mit mir!«

»Abram?«

Eine zarte Hand berührte den jungen, kräftigen Mann an seiner Schulter. Abram zuckte zusammen und drehte sich seiner zierlichen Frau zu. Er konnte sie nicht sehen in der Dunkelheit. Doch allein ihre sanfte Berührung und die Art und Weise, wie sie seinen Namen aussprach, hatten etwas Beruhigendes an sich.

»Sarai?«

»Liebster, was ist los?«

»Es tut mir leid, Liebste, ich wollte dich nicht wecken.«

»Was hast du denn?«

»Nichts. Es ist nur …«

»Was?«

Abram tastete in der Dunkelheit nach Sarais Hand und hielt sie fest, als wäre es das Einzige, das ihm noch Halt gab.

»Meine Gedanken zerreißen mich fast.«

»Was für Gedanken?«

»Dunkle Gedanken. Verbotene Gedanken, die ich nicht haben dürfte. Und dennoch quälen sie mich. Ich halte es kaum noch aus. Aber ich will dich nicht damit belasten, Sarai. Ich will nicht, dass du denkst, dein Mann hätte den Verstand verloren.«

»Abram. Wie könnte ich jemals so etwas von dir denken? Wir kennen uns seit unserer Kindheit. Ich bin deine Frau. Es gibt nichts, was du mir nicht erzählen könntest.«

»Du würdest es nicht verstehen.«

»Was nicht verstehen?«

»Ich kann nicht«, stöhnte Abram. »Ich … ich kann das einfach nicht mehr!«

»Was kannst du nicht? Wovon redest du?«

»Ich muss raus.«

»Abram!«

Abram warf mit einem Ruck die Felle des Bettlagers zurück und sprang auf. Barfuß stolperte er über die Teppiche ihres geräumigen Nomadenzeltes, hob den Zipfel der Eingangsdecke aus Ziegenfell leicht an und schlüpfte ins Freie. Ein kühler Wind wehte ihm ins Gesicht. Doch Abram war nicht kalt. Ihm war glühend heiß und sein Herz hämmerte wie verrückt gegen seine Brust. Er hob seinen Blick zum Himmel, zu der Mondsichel und den Sternen, die sich wie eine Kuppel, wie ein gewölbter Teppich aus Milliarden von Lichtern von einem Horizont zum anderen erstreckten. Sie hatten etwas Magisches an sich, etwas Majestätisches, Unergründliches und gleichzeitig Beschützendes und Tröstliches. Abram fühlte sich immer winzig klein, wenn er in den Sternenhimmel blickte, aber nicht verloren oder unwichtig, ganz im Gegenteil. Er fühlte sich eher so, als wäre er Teil von etwas Großem, Gewaltigem, das er allerdings nicht zu ergründen vermochte. Doch er spürte es tief in seinem Inneren. Da war etwas, das größer war als der Mondgott Nanna, mächtiger als der Windgott Enlil oder der Feuergott Nusku, ja, als alle Götter zusammen. Er hatte keinen Namen dafür, auch keine Vorstellung.

Er wusste nur das eine: Da ist mehr!

Dieser Blick in den Himmel erfüllte ihn jedes Mal mit Ehrfurcht und Neugier zugleich. Aber nicht heute Nacht. Alles, was er heute Nacht empfand, war eine tief sitzende Verwirrtheit. Und eine lähmende Angst. Angst davor, was wäre, wenn er seinen gefährlichen Zweifeln noch mehr Raum gewährte. Angst davor, dass alles, seine ganze Welt, sein ganzes Leben, vielleicht sogar seine gesamte Familie auseinanderbrechen würde, wenn er sich noch eine einzige weitere dieser Fragen erlaubte, die sich seit Jahren wie eine bedrohliche Dunkelheit auf ihn herabsenkten und ihm manchmal schier die Luft abschnürten. Und heute Nacht schienen all diese Gefühle ihren Höhepunkt zu erreichen.

Wahrscheinlich lag es daran, dass er am Nachmittag mit seinem Vater und seinen Brüdern auf dem Tempelturm gewesen war, dem Götterberg, wie sie den Stufenturm in Ur auch nannten. Dort in der Tempelhalle vor der gewaltigen steinernen Statue des Mondgottes hatten sie gekniet und ihn um Vermehrung ihrer Schaf- und Ziegenherden gebeten, um Wohlstand und Gesundheit für ihre Familie und zuletzt um Fruchtbarkeit für ihre Frauen.

»Ganz besonders flehen wir für den Schoß Sarais, o großer Nanna«, hatte Terach gesagt und Nahor hatte Abram auf dem Heimweg eine kleine tönerne Figur der Fruchtbarkeitsgöttin Inanna zugesteckt und ihm zugeflüstert, Sarai solle sie in der Nacht beim Liebesspiel in der Hand halten. Das würde bestimmt helfen. Abram hatte ihm die Statue mit einem verärgerten Blick zurückgegeben und den ganzen Nachmittag kein einziges Wort mehr gesagt und dumpf vor sich hin gebrütet. Er hatte das alles so was von satt! Er konnte es nicht mehr hören! All diese Götter, all diese Beschwörungsformeln, Zaubersprüche, Heiltränke und Opfergaben, das war alles so sinnlos und krank. War er eigentlich der Einzige, der das so sah?

»Abram?«

Abram war so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass seine Frau neben ihn vor das Zelt getreten war.

»Willst du mir nicht sagen, was dir den Schlaf raubt?«, fragte sie, legte ihre Hand auf seinen nackten Oberkörper und sah liebevoll zu ihm hoch. Sie war sehr zierlich und klein und da Abram von überaus großer und kräftiger Statur war, reichte sie ihm nur knapp bis zur Achselhöhle. Selbst im schwachen Mondlicht und mit ungekämmtem Haar und verschlafenem Blick fiel ihm ihre Schönheit auf, die wie die einer Prinzessin war.

Abram liebte Sarai über alles. Das hatte er von dem Tag an getan, als sie sich vor seinen Augen von einem Kind in eine wunderschöne junge Frau verwandelt hatte. Sarai war seine Halbschwester und zehn Jahre jünger als Abram. Ihre Mutter war eine Nebenfrau Terachs gewesen und bei Sarais Geburt gestorben. Als Sarai fünfzehn Jahre alt geworden war, hatte Abram sie zur Frau genommen. Eine enge Blutsverwandte zu heiraten, war nichts Ungewöhnliches und Abram hätte ohnehin keine andere außer ihr haben wollen. Sie war das mit Abstand schönste Mädchen, dem er je begegnet war. Sie war sanftmütig, klug und fleißig und schon mit dreizehn Jahren in ihn verliebt gewesen, wie sie ihm kürzlich gestanden hatte. Damit war sie bei Weitem nicht die Einzige. Viele Mädchen aus Ur warfen dem hochgewachsenen, gut aussehenden jungen Mann noch heute verstohlene Blicke zu, wenn er an ihnen vorbeiging. Manche versuchten sogar, ihn zu verführen, was ihnen aber nie gelang. Abram hatte nur Augen für seine Sarai.

Umso schmerzhafter war es für ihn, dass sie auch nach vier Jahren Ehe noch immer nicht schwanger geworden war, was in ihrer Kultur eine große Schande war und als Strafe der Götter angesehen wurde. Die entsprechenden Anspielungen und Bemerkungen seines Vaters und seiner Brüder gaben ihm jedes Mal einen Stich ins Herz.

»Ist es wegen mir?«, fragte die neunzehnjährige Sarai und holte Abram aus seiner Gedankenwelt.

»Wegen dir?«

»Quälst du dich meinetwegen herum? Weil ich unfruchtbar bin?«

»Nein, Liebling, nein. Wie kannst du so etwas denken?«

»Ich habe das mit der Statue Inannas gehört, die Nahor dir geben wollte. Milka hat es mir gesagt.« Sie ließ traurig ihre Hand von seiner Brust sinken. »Vielleicht sollten wir es probieren, Abram.«

»Was? Nein!«, rief Abram energisch aus. »Nein! Das tun wir nicht! Du glaubst diesen Schwachsinn doch nicht etwa auch? Man wird nicht schwanger, wenn man einen vollbusigen Tonklumpen in den Händen hält. Das ist purer Schwachsinn! Du willst wissen, was mir den Schlaf raubt? Genau das ist es! All diese Götter! Die Rituale! Die bösen Omen! Dieser ganze Wahnsinn!«

Sarai sah ihren Ehemann irritiert an. »Ich verstehe nicht.«

Abram kam nun regelrecht in Fahrt. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten und es brach alles aus ihm heraus.

»Ich habe mich bemüht, Sarai. Jahrelang. Das habe ich wirklich. Ich habe versucht, die Götter zu erreichen. Nanna als Erstes. Schließlich ist er unser Hausgott. Aber da er offenbar taub ist, habe ich es mit allen anderen versucht. Ich habe sie alle angerufen: An, Enki, Utu, Ninlil, Enlil, Inanna, Nusku, jeden von ihnen. Selbst die sieben dämonischen Unterweltgötter! Aber ich erreiche sie nicht! Keinen von ihnen! Kannst du mir sagen, wieso? Wieso reden sie nicht mit mir? Sind sie zu beschäftigt? Wollen sie mich bestrafen? Oder können sie mich vielleicht gar nicht hören, weil es sie gar nicht gibt?!«

Sarai sah ihn erschrocken an. »Liebster, was sagst du da?«

»Entschuldige, Sarai.« Er schüttelte aufgebracht den Kopf. »Entschuldige, ich weiß, was für blasphemische Gedanken das sind. Aber ich kann an nichts anderes mehr denken. Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen. Meine Gedanken treiben mich noch in den Wahnsinn.«

Abram ging ein Stück vom Zelt weg, fuhr sich mit den Händen durch sein gelocktes schwarzes Haar, schüttelte erneut energisch den Kopf, als könne er die Gedanken damit abschütteln. Dann stieß er die Luft aus den Wangen, ging ein Stück weiter und kehrte schließlich wieder zurück. Er war immer noch aufgewühlt, bemühte sich aber, seine Gefühle wieder einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Er mutete seiner jungen Frau ganz schön viel zu, dessen war er sich bewusst. Aber er konnte es nicht länger für sich behalten. Nicht einen Tag länger.

»Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht damit belasten und nun habe ich es doch getan.« Er wedelte mit den Händen durch die Luft. »Vergiss einfach, was ich gesagt habe. Vergiss es einfach. Mach dir keine Gedanken darüber. Es genügt, wenn ich mich damit herumquäle.«

»Ich glaube, du quälst dich schon viel zu lange allein damit...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2023
Verlagsort Holzgerlingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abraham • Altes Testament • Bibelroman • Bibel verstehen • Biblischer Roman • Biblische Themen • Blickwechsel • Blickwinkel • Geschichtsroman • Inspiration • Inspirierend • Israel • neuer Ansatz • spannend • Spannung • Thriller • Thriller christlich • True life
ISBN-10 3-7751-7600-4 / 3775176004
ISBN-13 978-3-7751-7600-2 / 9783775176002
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