Fräulein Liebe und das Glück der Bücher (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46729-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fräulein Liebe und das Glück der Bücher -  Susanne Esser
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Die Wirren der letzten Tage des 2. Weltkriegs, eine junge Frau auf der Suche nach einer Zukunft - und das Glück der Bücher »Fräulein Liebe und das Glück der Bücher« ist der Auftakt der historischen Familiensaga um eine Buchhandlung im zauberhaften Andernach am Rhein. Im Frühjahr 1945 steht die 18-jährige Eva Liebe endgültig vor dem Nichts: Im zerbombten Berlin hat sie ihre Familie verloren, ihren Verlobten und jedes bisschen Hab und Gut. Mit letzter Kraft schlägt Eva sich nach Andernach am Rhein durch, wo der Bruder ihrer Mutter eine Buchhandlung betreibt. Doch ihr Onkel wurde an die Front geschickt, und die Tante empfängt Eva zunächst mit Misstrauen - denn die Buchhandlung ist ein geheimer Treffpunkt für Nazi-kritische Intellektuelle. Erst als Eva ihr Händchen für Bücher beweist und zarte Bande zu dem kriegsversehrten Schreiner Georg knüpft, scheint so etwas wie neues Glück möglich. Der 2. Weltkrieg ist beinahe zu Ende, und Hoffnung zieht den Rhein hinauf. Dann wird die Buchhandlung mitten während einer Lesung von einer Bombe getroffen ... Kenntnisreich und mit viel Gefühl erzählt Susanne Esser im ersten Teil ihrer historischen Familiensaga von Evas mutigem Kampf um die Rhein-Buchhandlung und um ihr persönliches Glück. Inspiriert hat die Autorin, die selbst Buchhändlerin ist, die Geschichte der Buchhandlung, in der sie ausgebildet wurde. »Fräulein Liebe und das Glück der Bücher ist wie dieses eine Lieblingsbuch, welches man immer wieder in die Hand nehmen will. Eine zarte Liebesgeschichte - in einem dramatischen Setting zum Ende des Zweiten Weltkrieges - und eine Buchhandlung voller Geheimnisse umgeben diese wundervolle Geschichte.« Anna Husen, Autorin von Die Frauen der Villa Sommerwind - Das Glück am Horizont

Susannen Esser wurde 1979 in Andernach am Rhein geboren und wuchs in der Nähe auf einem Bauernhof auf. Während ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin zog sie nach Andernach und wohnte viele Jahre in der mittelalterlichen Stadt. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und ca. 2000 Büchern im Brohltal.

Susannen Esser wurde 1979 in Andernach am Rhein geboren und wuchs in der Nähe auf einem Bauernhof auf. Während ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin zog sie nach Andernach und wohnte viele Jahre in der mittelalterlichen Stadt. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und ca. 2000 Büchern im Brohltal.

1


Ende September 1944


Ein Krieger


»Nicht weinen, Evi.« Alfred legte einen Finger unter ihr Kinn und schob ihren Kopf sachte ein Stückchen höher. Mit der freien Hand zog er ein Stofftaschentuch aus der Tasche seiner Uniform und tupfte ihr damit über die nassen Augen. Dabei blickte er sie so unverwandt an, als wären sie beide in diesem Moment allein. Nur Eva und Alfred, niemand sonst.

Aber sie standen in dem geräumigen Wohnzimmer der Kriegers. Auf dem Tisch mit der gestärkten weißen Tischdecke warteten ein Gugelhupf und eine dampfende Kanne Kaffee. Beides duftete verführerisch und hatte Eva für einen Moment die Illusion gegeben, dass alles wieder wie früher wäre, wie vor dem Krieg. Aber so war es nicht. Auch wenn man das in diesem Teil Berlins gern vergessen mochte, da er bislang von den Luftangriffen verschont geblieben war. Hier lag kaum Schutt auf den Straßen. Hier gab es kleine Häuschen mit gepflegten Gärten. Keine Hinterhöfe, keine mehrere Stockwerke hohe Mietskasernen.

Am Tisch saßen bereits Evas Eltern mit ihrer Schwester Grete und Alfreds Eltern, Otto und Elsbeth Krieger. Alle blickten erwartungsvoll zu ihnen beiden hinüber.

Eva nickte Alfred zu, und er steckte das Stofftaschentuch wieder zurück in die Uniform. Dann zog er den Ring hervor und nahm ihre linke Hand in seine.

»Eva Therese Liebe, nimm diesen Ring als mein Versprechen an. Wenn der Krieg vorbei ist, dann werden wir heiraten«, sagte er feierlich und schob den Ring auf ihren Ringfinger.

Eva blinzelte neue Tränen zurück und nickte ein weiteres Mal. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass Mutter und Vater lächelten, während Grete nur Augen für den Gugelhupf hatte.

Der schmale Goldring mit dem kleinen Zierstein saß locker an Evas Finger, er hatte zuvor Alfreds Großmutter gehört und war für Evas zarten Finger zu groß. Wenn sie nachher wieder zu Hause war, würde sie in Mutters Nähkästchen kramen und sich etwas Garn ausborgen, mit dem sie die Unterseite des Ringes umwickeln würde, damit er richtig saß. Sie hob ihren Blick von dem Ring und sah Alfred an. Sah in seine blauen Augen, die in diesem Moment zu leuchten schienen. Das vergrößerte den Kontrast zu seinem dunklen Haar noch mehr als sonst. Er trat näher an sie heran, ergriff auch ihre andere Hand und gab ihr einen schnellen Kuss auf den Mund.

»Ein Hoch auf das junge Paar!«, rief ihr Vater vom Tisch, und Eva zog ihre Hände aus Alfreds und strich sich verschämt das Kleid glatt. Sie hatte es von ihrer Nachbarin Hanne geliehen. Noch nie zuvor hatte sie so etwas Schönes getragen. Der Stoff war leicht, fließend und flatterte bei jedem Schritt. Wie jetzt auch ihr Herz vor Freude flatterte.

»Willst du nicht auch einmal etwas sagen?«, fragte Alfred sie und legte einen Arm um Eva, drückte ermutigend ihre Schulter.

Eva räusperte sich. »Ich …«, begann sie und brach wieder ab. Sie suchte nach den richtigen Worten, um auszudrücken, was ihr gerade durch den Kopf ging. »Ich freue mich sehr auf den Tag, an dem ich deine Frau werde.« Erneut legte sie eine Pause ein. Und sprach schließlich die Wahrheit aus: »Wenn du doch bloß nicht vorher gehen müsstest!«

Alfred drückte wieder ihre Schulter. »Evi! Ich bin ein Krieger. Und ich werde diesen Krieg gewinnen. Für Deutschland und für uns beide.« Er sah sie lächelnd an. »Ehe du dich’s versiehst, bin ich wieder zurück und wir werden heiraten. Dann feiern wir ein großes, rauschendes Fest!«

Eva wollte etwas erwidern, aber Otto Krieger war schneller.

»Das ist mein Sohn!«, rief er, während er aufstand und Alfred auf den Rücken klopfte. »Mit jungen Burschen wie dir werden wir den Sieg endlich erringen. Heil Hitler!« Er reckte den Arm.

»Heil Hitler!«, riefen alle anderen aus, Alfred am lautesten. Nur Eva wollten die Worte nicht so recht über die Lippen kommen. Sie hatte sie geformt, das ja, aber tonlos.

Otto Krieger nahm wieder am Tisch Platz, und auch Eva und Alfred gesellten sich dazu. Elsbeth schnitt den Kuchen an und verteilte ihn an alle Gäste. Danach goss sie Kaffee ein, und sogar Grete nahm einen Schluck, obwohl sie mit ihren zwölf Jahren diesen sonst nicht trank. Sie trug heute ihr bestes Sonntagskleid, das ihr an den Armen schon deutlich zu kurz geworden war. Die blonden Haare hatte die Mutter ihr zu Affenschaukeln frisiert. Eva konnte sehen, wie ihre Schwester sich darum bemühte, den Kuchen langsam und gewissenhaft zu essen, bloß nicht zu schlingen. Auf dem Weg hierher hatte die Mutter sie beide dazu ermahnt. Eva strich sich eine lose Strähne ihres Haars hinter das rechte Ohr. Auf der linken Seite hatte sie es mit einer Spange zusammengefasst, die sie vor dem Krieg von den Eltern bekommen hatte.

Obwohl der Kuchen köstlich zu dem starken Kaffee schmeckte, war Eva das Herz schwer. Sie lebten in schwierigen Zeiten, das konnte auch diese kleine Verlobungsfeier am heutigen Samstagnachmittag nicht übertünchen. Vor allem nicht, weil sie sich nur deshalb heute verlobt hatten, da Alfred schon am Montag an die Front aufbrechen würde. Er hatte sich freiwillig gemeldet, nachdem Hitler zum »Volkssturm« aufgerufen hatte. Freute sich sogar darauf! Eva verstand das nicht. Aber hier saß er neben ihr, aß Kuchen und trank Kaffee und trug dabei die Uniform mit einem solchen Stolz, als hätte er den Sieg schon in der Tasche.

Alfred würde in den Krieg ziehen. Schon der Gedanke machte Eva Angst. Sie hatte mehr als einmal erlebt, wenn die Nachrichten von der Front kamen. Die Mitteilungen, dass ein Ehemann, Vater, Sohn, Bruder gestorben war. Den ehrenhaften Tod eines Soldaten. Wenn Eva an die grauen und gramvollen Gesichter der Hinterbliebenen dachte, wusste sie nicht, was daran ehrenhaft sein sollte.

Zwei Finger


Georg stieg die Stufen hinauf und trat durch den runden Torbogen. Nun war er im Inneren des Steinringes. Rundherum war er von großen Bögen durchbrochen, die dem glichen, zu dem er eingetreten war. Nach oben hin war alles offen, und in der Mitte erhob sich ein ebenfalls runder Steinsockel mit einer steinernen Figur davor. An den Wänden zwischen den Rundbögen waren Tafeln angebracht. Jahreszahlen standen darauf. Georg lief einmal den ganzen steinernen Kreis ab, sah alle Tafeln an. 1914, 1915, 1916, 1917. Darunter immer je Zeile zwei Wörter. Es mussten Namen sein. So viele Namen. Er wandte sich wieder dem Steinsockel in der Mitte zu. Blickte die steinerne Figur an. Es war ein Mann, ein Soldat des Ersten Weltkriegs, so schien es, die Hände vor der Brust zum Gebet gefaltet. Buchstaben drängten sich am oberen Rand des Sockels. Georg konnte nur wenige davon lesen. Er umrundete den Sockel und trat durch einen weiteren Bogen an ein niedriges Mäuerchen, das nach vorn spitz zulief und vor dessen Ecke sich der blanke Rücken einer weiteren, wesentlich größeren steinernen Figur erhob. Diese erinnerte Georg an eine Galionsfigur. Wie vom Bug eines Schiffes starrte sie über den Rhein, der zu Füßen dieses Bauwerkes an Andernach vorbeifloss, und auf die gegenüberliegende Uferseite. Georg ließ seine Tasche sinken und stand eine Weile da. Sah dem Lichtspiel der Sonnenstrahlen zu, die sich auf den Wellen brachen und dabei beinahe märchenhaft wirkten. Dann schulterte er seine Tasche wieder und wandte sich um. Durchquerte das Denkmal, ging den kleinen Hügel hinunter und kurze Zeit später die Straße davor, um an der Mauer eines großen Gebäudes, das ein Krankenhaus sein mochte, vorbei hinauf zu gehen. Vor ihm erhoben sich ein mittelalterliches Stadttor und die Ruine eines Schlosses. Er wandte sich nach links, ging noch ein Stückchen weiter, bis sein Blick endlich auf die große Fabrikhalle fiel. Zielsicher steuerte er darauf zu.

Er wollte gerade die Tür öffnen, um einzutreten, als ihm ein Arbeiter zuvorkam und ihm die Tür fast ins Gesicht schlug.

»Oi«, entfuhr es Georg. Erschrocken sprang er einen Schritt zurück.

»Tschuldigung«, murmelte der Arbeiter. Er war alt, sein Gesicht faltig, die Haltung gebeugt.

Georg entspannte sich. »Guten Tag«, sagte er. »Ich suche Arbeit.«

Der Mann nickte. »Dann musste mit dem Seul sprechen, das ist der Vorarbeiter.«

»Wo finde ich Herrn Seul denn?«, fragte Georg.

»Hier!«, rief eine Stimme aus der Halle, und ein weiterer alter Mann trat aus der Tür.

»Guten Tag. Ich suche Arbeit«, wiederholte Georg.

Vorarbeiter Seul trat einen Schritt näher. »Kommst von der Front, ja?« Er musterte Georg aus kleinen Augen.

Georg nickte.

»Aber du bist nicht von hier. Das wüsste ich.«

Georg zuckte kurz zusammen und bemühte sich dann, ganz gelassen zu klingen, als er antwortete: »Nein. Bin ich nicht.«

»Und warum biste dann hier in Andernach?« Der Vorarbeiter kniff die Augen zusammen. »Biste etwa getürmt?«

Georgs Herz schlug schneller. »Nein«, antwortete er knapp.

»Warum haben sie dich dann gehen lassen? Du bist doch ein kräftiger junger Kerl, wenn ich mir dich so begucke, oder nicht?« Die kleinen Augen des Mannes huschten über Georgs Statur. »Haste es etwa mit der Lunge? Dann kannste die Arbeit hier gleich vergessen. Das kann ich dir sagen.«

»Nein«, erwiderte Georg und hob nun seine linke Hand. Da, wo einmal der Zeige-, Mittel- und der Ringfinger gewesen waren, klaffte eine vernarbte Lücke, die bis in den Handteller reichte. Er hatte nur noch...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2024
Reihe/Serie Die Rhein-Buchhandlung
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1945 • 2. Weltkrieg • Andernach • Bombenangriff • Bücher • Bücher über Bücher • Buchhändlerin • Buchhandlung • Deserteur • dramatische Romane • Drittes Reich Romane/Erzählungen • Familiengeschichten Romane • familiensaga historisch • Frauenbücher • Frauenschicksal • Gefährliche Liebe • Gegenwartsliteratur • historische Familienromane • historische familiensaga • historische Frauenromane • Historische Romane • historische romane 20. jahrhundert • historische Romane 2. Weltkrieg • Historische Romane Deutschland • Historische Romane Serie • inspirierende bücher • letzte Kriegstage • Liebe • Liebesromane • Mittelrhein • Nationalsozialismus Roman • Neuanfang • Romane 2. Weltkrieg • Romane für Frauen • Romane Liebe • Romane Neuanfang • Romane über Buchhandlungen • Romane über starke Frauen • Romane Zweiter Weltkrieg • Roman Neubeginn • Schicksal • Starke Frauen • Susannen Esser • Untergrund • Verbotene Liebe • wahre Hintergründe • Widerstand • Widerstand im 3. Reich • Widerstand im Dritten Reich • Widerstand NS Zeit • Wiederaufbau
ISBN-10 3-426-46729-1 / 3426467291
ISBN-13 978-3-426-46729-9 / 9783426467299
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