Das Glück wartet am Strand -  Mary Kay Andrews

Das Glück wartet am Strand (eBook)

Roman | Sonne, Strand und Liebe - der perfekte Lesestoff zum Wegträumen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
560 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491442-8 (ISBN)
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Versteck gesucht, Liebe gefunden Letty und Maya, ihre vierjährige Nichte, müssen nach einem Schicksalsschlag ganz neu anfangen: Ihr altes Leben haben sie zurückgelassen, im sonnigen Florida suchen die beiden nach einem neuen Zuhause. Übergangsweise landen sie in einem kleinen Motel am Strand. Je mehr Letty und Maya sich dort einleben und an die eigenwilligen Stammgäste gewöhnen, desto schwerer fällt es ihnen, wieder zu gehen. Auch Joe, der häufiger im Motel nach dem Rechten sieht, kann sich sein Lebenbald nicht mehr ohne sie vorstellen. Aber Letty muss sich erst ihrer dunklen Vergangenheit stellen. Wird sie sich auf die Liebe und ihr neues Leben einlassen können? Ein gefühlvolles Strand-Abenteuer von Mary Kay Andrews, der Königin des Sommerromans

Mary Kay Andrews wuchs in Florida, USA, auf und lebt mit ihrer Familie in Atlanta. Im Sommer zieht es sie zu ihrem liebevoll restaurierten Ferienhaus auf Tybee Island, einer wunderschönen Insel vor der Küste Georgias. Seit ihrem Bestseller ?Die Sommerfrauen? gilt sie als Garantin für die perfekte Urlaubslektüre.

Mary Kay Andrews wuchs in Florida, USA, auf und lebt mit ihrer Familie in Atlanta. Im Sommer zieht es sie zu ihrem liebevoll restaurierten Ferienhaus auf Tybee Island, einer wunderschönen Insel vor der Küste Georgias. Seit ihrem Bestseller ›Die Sommerfrauen‹ gilt sie als Garantin für die perfekte Urlaubslektüre. Andrea Fischer hat Literaturübersetzen studiert und überträgt seit über fünfundzwanzig Jahren Bücher aus dem britischen und amerikanischen Englisch ins Deutsche, unter anderem die von Lori Nelson Spielman, Michael Chabon und Mary Kay Andrews. Sie lebt und arbeitet im Sauerland.

1


Es war noch dunkel, als Letty auf den Parkplatz fuhr. Langsam rumpelte der Wagen über den Muschelsplitt, und sie drehte sich zu Maya um, dankbar, dass das Kind endlich schlief. Der Kopf der Kleinen war seitlich gegen die Lehne des Kindersitzes gesackt, ihre Locken waren verschwitzt, die rosa Lippen zum Schmollmund vorgeschoben. Sie schnarchte leise und hatte Ellie, den Stoffelefanten, der nie fehlen durfte, fest an sich gedrückt.

Neben der Einfahrt zum Motel hing ein großes handgemaltes Schild: PARKEN NUR FÜR GÄSTE AUF ZUGEWIESENEN PLÄTZEN! WIDERRECHTLICH GEPARKTE PKW WERDEN ABGESCHLEPPT! OHNE AUSNAHME!

Letty gähnte. Ihre Augen brannten, die Muskeln in ihren Schultern und Armen waren verspannt. Sie ignorierte das Schild und manövrierte den silbernen Kia rückwärts in eine Lücke am hintersten Ende, damit sie es mitbekam, falls sich jemand ihrem Wagen näherte. Der Platz war so gut wie voll besetzt mit rund zwei Dutzend Autos, die in Parkbuchten mit nummerierten Holzschildern standen. Über Letty bogen sich die vergilbten Wedel einer großen Palme, direkt neben ihr war ein Müllcontainer. Es würde sich doch wohl niemand an einem kleinen alten Kia stören, der in der letzten Ecke stand, wo sonst niemand hinwollte, oder?

Letty stellte den Motor aus, versperrte die Türen und schob den Sitz so weit wie möglich nach hinten. Sie seufzte erschöpft, ihr fielen die Augen zu. Derweil blinkte die Neonreklame des Motels: pinkfarbene Buchstaben vor stahlblauen Wellen und grünen Palmen. An, aus, an, aus. MURMURING SURF. FREIES WLAN. SWIMMINGPOOL. FARB-TV. Bevor sie in die Parklücke gefahren war, hatte sie kurz gestutzt, als sie das gelbe Schild mit der Aufschrift VOLL BELEGT entdeckte, doch dann dachte sie, vielleicht sei ja noch ein Zimmer frei. Möglicherweise würde am frühen Morgen jemand auschecken.

Letty griff zu dem akkurat gefalteten Zeitungsausschnitt, den sie auf den Beifahrersitz gelegt hatte. Die verblasste Seite war aus einer alten Ausgabe der Zeitschrift Southern Living gerissen und trug den Titel: »Floridas versteckte Schätze: vier Familienmotels zum Neu-Entdecken.« Unten auf dem Blatt war ein Foto des Murmuring Surf, das mit einem schwarzen Permanentmarker eingekreist war. Verglichen mit dem Gebäude vor Letty musste das Foto vor langer Zeit aufgenommen worden sein.

Wahrscheinlich würde die Sonne in einer halben Stunde aufgehen, am dunkelblauen Himmel sah man bereits das zarte Versprechen rosafarbener Steifen, und Letty konnte gerade so eine Reihe kleiner Wohneinheiten erkennen, symmetrisch in Hufeisenform angeordnet. In der Mitte befand sich ein leuchtend blaues nierenförmiges Schwimmbecken, überschattet von hohen Palmen und umringt von Liegestühlen und Tischen. Nirgends brannte Licht, nur in der Mitte des Hufeisens, im Fenster eines zweistöckigen Gebäudes, das doppelt so groß wie die anderen war, hing ein kleines Neonschild mit der Aufschrift »REZEPTION/BÜRO«. Neben der Tür stand ein beleuchteter Cola-Automat.

Letty ließ die Fensterscheibe ein paar Zentimeter hinunter. Sie sog die frische, salzhaltige Luft ein und lauschte dem sanften Rauschen von Wellen. Was würde sie darum geben, im Mondschein am Strand spazieren zu gehen, mit den Füßen im Sand zu versinken und das warme Wasser an ihren Knöcheln zu fühlen, das die traumatischen Schrecken der vergangenen sechsunddreißig Stunden abwusch.

Maya bewegte sich, murmelte etwas im Schlaf. Letty wurde in die Wirklichkeit zurückgeholt.

Liebevoll betrachtete sie das Mädchen, dessen Gesicht so ruhig und sorglos wirkte. Was hatte die Kleine miterleben müssen? Woran würde sie sich erinnern? »Armes Spätzchen«, flüsterte Letty. Unbewusst benutzte sie den Kosenamen, den ihre Großmutter Mimi immer für sie und ihre jüngere Schwester verwendet hatte.

Auf der langen Fahrt von New York hierher hatte Maya stundenlang geweint, zuerst laut schluchzend, später war es zu Wimmern und Schniefen abgeebbt. Sie hatte sich geweigert, etwas zu essen, hatte in einem Fastfoodladen am Highway in West Virginia einen Wutanfall bekommen, ihre geliebten (und normalerweise verbotenen) Chicken Nuggets auf den Boden geworfen und aus Leibeskräften geschrien: »Ich will zu MOMMY!«, so dass Letty Panik bekam und das Kind schnell nach draußen brachte. Ihr eigenes Essen vergaß sie im Laden. Stunden später hatte sie sich in die Schlange am Drive-in einer anderen Fastfoodkette gestellt und Maya mit einem Schoko-Milchshake bestochen, den die Kleine gierig mit dem Strohhalm trank – nur um eine halbe Stunde später alles wieder zu erbrechen, weshalb Letty an der nächsten Tankstelle erneut haltmachen musste.

Sie griff zu ihrem Handy. Sechs Textnachrichten, die sie alle löschte. Die letzten beiden waren von Zoey.

WO BIST DU?

OMG! RUF MICH AN! ALLES OKAY?

Sie zögerte. Zoey war ihre erste richtige Freundin in New York gewesen. Irgendwem musste Letty vertrauen, oder nicht? Nein, beschloss sie und schüttelte den Kopf. Sie konnte niemandem vertrauen. Nicht nach dem, was passiert war. Je weniger Zoey wusste, desto besser für alle.

Wieder fielen Letty die Augenlider zu, und sie sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

 

Ein metallisches Klopfen an der Fensterscheibe weckte sie. »Ma’am? Hey, Ma’am? Aufwachen!«

»Hm?« Die Sonne schien durch die Windschutzscheibe.

Maya begann zu wimmern. »Letty? Ich hab Hunger.«

»Sie können hier nicht schlafen, Ma’am«, sagte ein Mann, der durch das Fenster auf der Fahrerseite hereinspähte. Er trug eine Pilotenbrille und ein dunkelblaues Hemd mit einem Abzeichen an der Brusttasche.

Trotz der Hitze im Wagen fuhr Letty ein Schauer über den Rücken. Ein Polizist!

Sie schüttelte den Kopf, um klar zu denken. »Hä? Ich habe nicht geschlafen.«

»Was denn dann? Sind Sie etwa betrunken? Mit einem Kind im Auto?« Die Sonnenbrille verdeckte die Augen des Mannes, aber er wirkte nicht sehr alt. Ende dreißig, stark gebräunt, äußerst misstrauisch.

»Letty?«, quengelte Maya von hinten. »Ich muss mal Pipi.«

Letty reagierte nicht auf den Polizisten, sondern drehte sich zu ihrer Nichte um. »Gut, Mäuschen. Wir gehen jetzt ins Motel und fragen nach einer Toilette. Kannst du noch eine Minute aushalten?«

Dann wandte sie sich wieder an den Mann und versuchte dabei, sich ihre Angst und Verärgerung nicht anmerken zu lassen. »Hören Sie, ich bin absolut nüchtern, nur sehr müde. Ich bin die ganze Nacht durchgefahren und habe mich vor ungefähr einer Stunde auf diesen Parkplatz gestellt. Ich habe nur darauf gewartet, dass das Motel öffnet, damit ich mir ein Zimmer nehmen kann. Würden Sie mich jetzt bitte in Ruhe lassen, damit ich mit der Kleinen zur Toilette gehen kann?«

»Haben Sie das Schild nicht gesehen? ›Voll belegt‹?« Er wies in Richtung Straße.

»Ich dachte, heute Morgen checkt bestimmt jemand aus.«

Letty öffnete die Wagentür und schwang ihre Beine heraus. Der Cop versperrte ihr den Weg. »Hier ist kein Zimmer frei«, sagte er. »Das Motel ist ausgebucht.«

»Wenn es Sie nicht stört, gehe ich kurz rein und frage selbst nach«, sagte Letty. »Außerdem brauche ich dringend eine Toilette für das Kind, ja?«

»Die Straße runter ist ein Citgo.« Er wies mit dem Finger in die betreffende Richtung.

»Würden Sie mit Ihrem Kind dort auf die Toilette gehen? Der Parkplatz ist total ungepflegt.«

Maya hampelte auf dem Rücksitz herum und versuchte, ihren Sitzgurt zu öffnen. »Ich muuuuss!«, jammerte sie.

Letty stieß die Tür weit auf, stieg aus und drückte sich an dem Polizisten vorbei. Sie öffnete die hintere Tür, hob Maya aus dem Kindersitz auf ihre Hüfte und packte sich Handtasche und Handy.

»Entschuldigung«, sagte sie, ohne sich noch einmal umzudrehen. Im Stechschritt eilte sie auf die Rezeption beziehungsweise das Büro des Motels zu. Mittlerweile musste nicht nur Maya dringend zur Toilette.

An der Tür schaute sich Letty noch einmal um. Der Cop verharrte neben ihrem Kia, die Hände in die Hüften gestützt, und sah ihr nach.

Sie riss die Glastür auf, und eine Klingel ertönte. Hinter dem Tresen stand eine blonde Frau von ungefähr Mitte fünfzig und telefonierte. Sie hob den Blick und runzelte die Stirn.

»Gehört Ihnen der Kia da draußen?«, fragte sie. »Ich will gerade einen Abschleppwagen rufen.«

»Wo ist die Toilette?«, fragte Letty mit Nachdruck. »Bitte! Meine Kleine …«

»Pipi!«, jammerte Maya wie aufs Stichwort. Die Kleine hatte ein astreines Timing. Wie ihre Mutter, dachte Letty resigniert.

Die Frau hinter der Theke stutzte, dann zuckte sie mit den Schultern und wies auf einen schmalen Gang. »Da vorn. Aber die ist eigentlich nur für Motelgäste.«

»Gut«, sagte Letty und hastete zur Toilettentür.

Sie ließ sich Zeit, wusch Mayas tränenüberströmtes Gesicht und ihre Hände, fuhr mit den Fingern durch die feuchten Locken des Kindes und tat ihr Bestes, um selbst einigermaßen »vorzeigbar« auszusehen, wie ihre Mimi sich ausgedrückt hätte.

Letty setzte Maya auf die hinuntergeklappte Klobrille. Sie wusch sich selbst die Hände, spritzte sich Wasser ins Gesicht und an den Hals, band ihre langen braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Schließlich holte sie einen Lippenstift aus der Handtasche, die prall mit all den Gegenständen gefüllt war, die Letty schnell hineingestopft hatte, als sie aus New York geflohen...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2024
Reihe/Serie Die Sommerbuchreihe
Übersetzer Andrea Fischer
Zusatzinfo s/w-Kapitelvignette (wiederholend)
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Familie • Geheimnis • Gerechtigkeit • Liebe • Liebesroman • Meer • Mutter-Tochter-Beziehung • Romantik • Schwestern • Selbstfindung • Sommerroman • Spannung • Strand • Vergangenheit
ISBN-10 3-10-491442-7 / 3104914427
ISBN-13 978-3-10-491442-8 / 9783104914428
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