Club Paradies - Im Licht der Freiheit (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
480 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-27566-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Club Paradies - Im Licht der Freiheit -  Caren Benedikt
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Maria Borchardt steht vor den Trümmern ihres Lebens - und trotzdem findet sie die Kraft für einen Neuanfang, der ihr letztlich mehr beschert, als sie je für möglich gehalten hätte ...
Maria Borchardt ist nicht mehr dieselbe Frau seit diesem schrecklichen Weihnachten 1976. Seit die Polizei an der Tür der Villa Borchardt geklingelt und der Staatsanwalt ihr den Durchsuchungsbeschluss präsentiert hat. Und seit sie erfahren hat, dass ihr Mann Hanns Borchardt in betrügerische Machenschaften verwickelt war. Aber jetzt ist keine Zeit, sich selbst zu bemitleiden. Sie muss aus eigener Kraft ihr Leben wieder aufbauen. Und sie ist nicht allein. Klaus Schröder, der Familienanwalt, war schon immer auf ihrer Seite und auch jetzt tut er alles, um ihr zu helfen, während ihre Tochter Hanna ihren ganz eigenen Weg geht ...

Das Finale des Mehrteilers! Nach »Im Glanz der Macht« folgt nun »Im Licht der Freiheit«.

Caren Benedikt ist das Pseudonym der SPIEGEL-Bestsellerautorin Petra Mattfeldt. Sie liebt den Norden, eine steife Brise und das Reisen an die Orte, über die sie schreibt. Nach einer Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten arbeitete sie als freie Journalistin. Inzwischen ist die Schriftstellerei ihr Hauptberuf. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in der Nähe von Bremen.

1. Kapitel


Holsteinische Straße 23, Berlin-Wilmersdorf


Freitag, 8. April 1977


Ich bin einfach nur müde und erschöpft. Am liebsten würde ich überhaupt nicht mehr aufstehen.

MARIA BORCHARDT

Sie blickte einen Moment lang in den Spiegel, beugte sich dann hinunter zum Waschbecken und benetzte ihr Gesicht wieder und wieder mit kaltem Wasser. Dann trocknete sie es ab und sah erneut in den Spiegel. Frischer wirkte sie nicht.

Egal, wie man es drehte und wendete, sie war in den letzten Monaten um Jahre gealtert. Wenn sie in den Spiegel sah, erinnerte dort nichts mehr an die Frau, die sie noch kurz vor Weihnachten und damit vor dem Selbstmord ihres Mannes gewesen war. Jetzt hatte sie aufgequollene Tränensäcke unter ihren Augen, war blass und hatte gute zehn Kilo abgenommen, was bei ihrer zuvor schon schlanken Erscheinung alles andere als förderlich war. Außerdem war sie seitdem nicht mehr beim Friseur gewesen, sodass sie nun einen breiten grauen Haaransatz hatte, der in ihre ansonsten blonden Haare überging und sie einfach nur ungepflegt aussehen ließ. Es war ein reines Trauerspiel, und sie überkam eine Gänsehaut, wenn sie ihr Spiegelbild betrachtete. Also wandte sie sich ab, verließ das Bad und ging über den schmalen Flur zum Wohnzimmer. Dort setzte sie sich auf die Couch und starrte eine Weile vor sich hin. Dann sah sie auf ihre Uhr. In zwei Stunden hatte sie eine Verabredung mit Klaus Schröder, der gestern Abend noch angerufen hatte, um ihr mitzuteilen, dass er nun endlich einen Teil der Akten der Staatsanwaltschaft bekommen hatte und diese mit ihr durchsprechen wollte. Maria wusste nicht, ob sie sich darauf freuen oder davor fürchten sollte, obwohl damit vielleicht endlich etwas Licht ins Dunkel kam und sie so einige Antworten erhalten könnte auf die vielen Fragen, die seit Heiligabend in ihrem Kopf surrten wie Bienen in einer Honigwabe.

Auch wenn mehr als drei Monate vergangen waren, konnte sie nicht begreifen, was wirklich geschehen war. Wer war der Mann gewesen, mit dem sie verheiratet gewesen war und mit dem sie mehr als die Hälfte ihres Lebens verbracht hatte?

Seit die Polizei an Heiligabend an der Tür der Villa Borchardt geklingelt und der Staatsanwalt ihr den Durchsuchungsbeschluss präsentiert hatte, war nichts mehr in ihrem Leben wie zuvor. Sie hatte in dem Moment noch an einen großen Irrtum geglaubt, womöglich sogar an eine Verschwörung, war ihr doch bewusst, dass einem so wichtigen Mann wie Hanns viele nur zu gern ans Leder wollten, sei es aus Neid oder auch anderen Motiven. Sie hatte nicht glauben können, dass auch nur das Geringste dran sei an dem Verdacht, dass Hanns in betrügerische Machenschaften involviert war. Nein, nicht ihr Hanns. Sie hätte ihre Hand für ihn ins Feuer gelegt. Und nun wusste sie, dass sie sich dabei mehr als nur verbrannt hätte.

Alles, was sie in den letzten drei Monaten erfahren hatte, hatte sie den Glauben sowohl an ihren Ehemann als auch fast alle anderen Menschen, die sie kannte, verlieren lassen. Einzig ihr Rechtsanwalt Klaus Schröder hatte ihr sofort Hilfe angeboten, und auch Uschi Rebenstock, ihre Freundin, hatte ihr die Treue gehalten. Alle anderen jedoch sprachen nicht mehr mit ihr, und Maria war zu der überaus bitteren Erkenntnis gelangt, dass fast nichts an dem Leben, das sie über Jahrzehnte hinweg geführt hatte, echt gewesen war.

Sie hatte nur deshalb vermeintlich Freunde gehabt, weil sie beziehungsweise ihr Mann mit Geld um sich geworfen hatte. Und nun, da Hanns Pleite, seine Betrügereien und in der Folge sein Selbstmord über Wochen das zentrale Thema der Zeitungen gewesen war, schien bis auf Uschi und Klaus niemand sie mehr zu kennen, geschweige denn den Kontakt zu Maria zulassen zu wollen. Sie kam sich vor, als hätte sie eine ansteckende Krankheit.

Klaus Schröder hatte sich in ihrer verzweifelten Lage als wahrer Freund erwiesen. Nicht nur, dass er, als die Polizei die Durchsuchung der Villa vorgenommen hatte, sofort gekommen war und dafür gesorgt hatte, dass alles mit rechten Dingen zuging. Nein, auch als Maria und Hanna aus der Villa ausziehen mussten, da diese genau wie die Autos, der Helikopter und sämtliche Wertgegenstände der Zwangsvollstreckung zum Opfer fielen, hatte Klaus nicht gezögert, ihr und Hanna eine seiner Wohnungen zur Verfügung zu stellen, damit sie erst einmal ein vernünftiges Dach über dem Kopf hatten, bis klar war, wie es weitergehen könnte.

Doch der Zustand, hier in einer von Klaus Mietwohnungen zu hausen und nicht in der Lage zu sein, auch nur einen Pfennig dafür zu bezahlen, beschämte sie zutiefst.

Im Februar, nachdem sich abgezeichnet hatte, dass sich die Ermittlungen über viele Monate hinziehen würden und sie mindestens so lange keinen Zugriff auf ihre Konten haben würde und auch sonst keine Möglichkeit, irgendwie an ihr früher zustehende Gelder heranzukommen, hatte Maria sich überwunden und war beim Amt vorstellig geworden, um einen Antrag auf Sozialhilfe zu stellen. Was hätte sie auch anderes tun sollen?

Den Gesichtsausdruck der Sachbearbeiterin würde Maria ihr Leben lang nicht mehr vergessen. Es mochte ja sein, dass das Gesetz vorsah, dass alle Menschen ein Recht auf Unterstützung besaßen, damit eben jeder im Land ein würdiges Leben führen konnte. Doch die Realität, das hatte Maria nun am eigenen Leib erfahren, war eine völlig andere. Voller Verachtung hatte die Sachbearbeiterin sie gefragt, ob es wirklich ihr Ernst wäre, einen solchen Antrag zu stellen und damit nun auch noch den Steuerzahlern schaden zu wollen, nachdem ihr Ehemann zuvor schon halb Berlin betrogen hatte.

Maria hatte nicht gewusst, was sie hierauf hätte erwidern sollen. Also war sie nur aufgestanden und gegangen, ohne den Antrag zu stellen. Danach hatte sie Uschi angerufen, das erste Mal nach all den furchtbaren Vorfällen, und eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass diese sofort auflegen würde, wenn sie hörte, wer am anderen Ende der Leitung war. Zwar hatte sie den Namen der Freundin noch nicht in einem der Kommentare der vielen vermeintlichen Freunde gelesen, die sich in den Zeitungen negativ über Hanns und dessen Familie geäußert und voller Häme auf das reagiert hatten, was geschehen war. Doch, so hatte Maria da noch gedacht, hatte womöglich auch nur niemand bei Uschi und der Familie Rebenstock angefragt.

Uschis Reaktion, als Maria deren Haushälterin ihren Namen genannt hatte und die Freundin zu sprechen wünschte, hatte sie überrascht. Uschi hatte ihr sogleich gesagt, wie froh sie sei, dass Maria sich endlich bei ihr melde, und ihr augenblicklich ihr Mitgefühl ausgesprochen für alles, was sie derzeit zu erdulden hatte. Und Uschi hatte sich entschuldigt, dass sie und ihre Familie nicht bei Hanns Beerdigung gewesen waren. Dafür gab es jedoch eine einfache Erklärung: Die Rebenstocks waren über die Feiertage und auch noch die zwei Wochen danach verreist gewesen, sodass Uschi von den fürchterlichen Geschehnissen erst erfahren hatte, als sie wieder nach Hause zurückgekehrt war. Da hatte Maria jedoch schon nicht mehr in der Villa gelebt und Uschi somit nicht gewusst, wo sie sie erreichen konnte.

Uschis ehrliche Anteilnahme hatte Maria zu Tränen gerührt, und sie hatte sich fast nicht mehr beruhigen können. Gleich nach dem Telefonat war Uschi zu ihr in die Wohnung gekommen, in der Maria und Hanna vorübergehend lebten, und hatte ihr auch noch mit Geld ausgeholfen, damit sie und ihre Tochter erst einmal über die Runden kämen. Maria hatte es als entwürdigend empfunden, das Geld nicht ablehnen zu können. Sie hatte Uschi versichert, es ihr irgendwie und irgendwann wiederzugeben, auch wenn sie noch nicht wusste, wie sie das anstellen sollte, und die Freundin hatte daraufhin nur erwidert, dass sie sich darüber keine Gedanken zu machen brauche. Doch das tat Maria, auch wenn sie wusste, dass es Uschi wirklich nicht wichtig war.

Kurt, Uschis Ehemann, war durch seine Eisenwarenfabrik zu einem vermögenden Mann geworden, und es fehlte der Familie an nichts. Nun ja, so war es Maria auch jahrzehntelang gegangen, und jetzt saß sie in einer kleinen Drei-Zimmer-Wohnung, ohne Einkommen, ohne Perspektive und auch ohne jegliche Hoffnung, dass es je wieder anders werden würde.

Wieder sah sie auf die Uhr. Es war noch zu früh, sich für den Termin mit Klaus fertig zu machen. Doch andererseits hatte sie das Gefühl, wahnsinnig zu werden, wenn sie hier weiter herumsaß. Sie stand auf und trat ans Fenster. Dicke Wolken hingen über der Stadt, und bestimmt würde es nachher auch noch zu regnen beginnen. Sie wäre also gut beraten, einen Schirm mitzunehmen. Zwar war sie nur noch ein Schatten der Frau, die sie früher gewesen war, dennoch wollte sie nicht wie ein begossener Pudel aussehen, wenn sie die Kanzlei betrat.

Maria ging ins Schlafzimmer, öffnete die Tür des Kleiderschranks und zog ein gerade geschnittenes Chanel-Kleid hervor. Sie konnte nur einen kleinen Teil ihrer Garderobe in der Wohnung unterbringen, wahrscheinlich nicht einmal zehn Prozent. Das meiste davon befand sich in den Kartons, von denen drei hier im Schlafzimmer standen und noch zehn weitere in einem Lagerraum, der genau wie diese Wohnung Klaus Schröder gehörte. Auch von Hanna lagerten dort etliche Sachen sowie einige von Holgers Kleidungsstücken, die dieser bei seinem Auszug nicht mitgenommen hatte.

Wohin Hanns Anzüge gekommen waren, wusste Maria nicht. Sie hatte Klaus gefragt, ob er wüsste, wo man so etwas hingeben könnte, damit es womöglich anderen Menschen helfen würde, und dieser hatte sich darum gekümmert.

Maria wusste, dass ihre Pelzmäntel genau wie der Rest ihrer...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2023
Reihe/Serie Club Paradies
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • 70erjahre • Berlin • Brigitte Riebe • buch zum verschenken • Corina Bomann • eBooks • Familiendrama • Familiengeschichte • Frauenromane • frau in den 1970ern • Generationenroman • Grand Hotel • Historische Romane • Historischer Roman • Liebesromane • Marie Nikolai • mutige Frauen • Nachtclub • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Romane für Frauen • Spiegel-Bestseller-Autorin • Starke Frauen
ISBN-10 3-641-27566-0 / 3641275660
ISBN-13 978-3-641-27566-2 / 9783641275662
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