Der Eispalast (eBook)

Roman. Der Auftakt der großen neuen Familiensaga der SPIEGEL-Bestsellerautorin
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
544 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-30735-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Eispalast -  Rena Rosenthal
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Eis unter den Kufen und Leidenschaft im Herzen - die neue glitzernde Familiensaga von Bestseller-Autorin Rena Rosenthal
Wien, im ausgehenden 19. Jahrhundert: Schlittschuhfahren bedeutet Nikolett alles. Sobald die Kufen das Eis berühren, ist sie glücklich und frei. Doch sie kann ihrer Leidenschaft nur heimlich nachgehen, wegen eines Unfalls lebt sie ein zurückgezogenes Leben - so zurückgezogen, dass sie dreiundzwanzig Arten von Stille unterscheiden kann. Auf keinen Fall möchte sie daher auf dem Wiener Opernball debütieren und zum Gerede der Gesellschaft werden. Erst recht nicht, da sich János, in den sie schon lange insgeheim verliebt ist, mit Händen und Füßen dagegen wehrt, mit ihr zu tanzen. Als sie sich verzweifelt zu ihrem See flüchtet, stößt Nikolett auf eine Eislaufgruppe und ist fasziniert von den fließenden und anmutigen Bewegungen. Begeistert schließt sie sich ihnen an und ahnt nicht, dass diese Begegnung ihr Leben für immer verändern wird ...

Eine zauberhaft-winterliche und auf wahren Begebenheiten basierende Familiensaga, die durch wechselnde Perspektiven in der Ich-Form eine besondere Nähe zu den Hauptfiguren schafft.

Die Trilogie erscheint in hochwertig veredelter, liebevoller Ausstattung - funkelnd wie ein Eiskristall. Die drei Bände der Saga erscheinen im Jahrestakt, jeweils im Winter.

Lesen Sie gleich weiter und entdecken Sie auch Rena Rosenthals duftende Familiensaga »Die Hofgärtnerin«:
Buch 1: »Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume«
Buch 2: »Die Hofgärtnerin - Sommerleuchten«
Buch 3: »Die Hofgärtnerin - Blütenzauber«

... und entdecken Sie viele weitere spannende Hintergrundinfos auf www.renarosenthal.de.

Rena Rosenthal, aufgewachsen in einem kleinen Örtchen in der Nähe von Oldenburg, hat mit ihrer Trilogie »Die Hofgärtnerin« die Bestsellerliste erklommen. Zu ihrer neuen Saga wurde sie durch eine Eislaufszene in der »Hofgärtnerin« inspiriert, durch die sie zufällig über die faszinierende Geschichte der ersten eiskunstlaufenden Frauen gestolpert ist. Als großer Wien-Fan wusste sie, dass ihre neue Saga auf jeden Fall dort spielen soll.

Julianna

Hennersdorf bei Wien,
Ende des 19. Jahrhunderts

Das neue Mädchen hat gestern gesagt, dass nichts ihr Herz schwerer werden lässt als der letzte Tag des Sommers. Jener Tag, an dem man in jedem einzelnen Knochen spürt, dass die Tage kürzer werden. Und dass die Sonne ihre Macht verloren hat. Dann erkennt man, dass der Herbst sich unbemerkt herangeschlichen hat und darauf lauert, sich gänzlich über das Land zu legen.

Ich liebe diese Tage. Wenn der Herbst da ist, ist der Winter nicht mehr fern. Endlich. Gut neun Monate muss ich jedes Jahr auf die kalte Jahreszeit warten. Denn ich blühe erst auf, nachdem die Bäume ihre Blätter abgeworfen und die Blumen sich zurückgezogen haben. Deswegen bin ich heute schon wach, obwohl es noch ganz ruhig im Schlafsaal ist. Es herrscht jene Stille, die sich nur in den Morgenstunden einstellt, wenn alle zweiundzwanzig Kinder im Tiefschlaf sind. Nicht mehr lang und es werden unzählige Kinderstimmen durch den Raum schallen, einige kreischend und um Aufmerksamkeit heischend, andere flüsternd, um ja nicht aufzufallen.

Trotz der frühen Stunde schlage ich die dünne Wolldecke zurück. Zischend sauge ich die Luft ein, als meine bloßen Füße den eisigen Boden berühren, und tapse auf Zehenspitzen an den eisernen Bettgestellen vorbei zum Fenster am Ende des Raumes. Mit einem leisen Quietschen löst sich der Haken aus dem Ring und ich schiebe die mit Eisblumen übersäten Fensterflügel zur Seite, um sicherzugehen. Klirrende Kälte beißt in meine Arme, dennoch strecke ich meinen Kopf nach draußen und schnuppere.

Die Erleichterung lässt mich lächeln.

Frost.

Es liegt eindeutig der Geruch von Frost in der vollkommen klaren Luft. Gepaart mit einer dezenten Rauchnote, da die Menschen wieder heizen. Noch werden Bäume und Häuser in die grauschwarze Nacht getaucht, aber ich bin mir sicher, dass darunter messerspitzer Raureif die kahlen Äste, Wiesen und Häuser überzieht. Und das zum fünften Mal in Folge. Perfekt! Ich schließe das Fenster und kehre zu meinem Bett zurück. Hastig streife ich die Bluse aus festem Stoff über und steige in Rock und Unterrock. Dann noch das wollene Tuch, bald würde mir ohnehin warm werden. Ich greife nach dem Beutel mit meinem wertvollsten Gut neben der kleinen Bronzefigur meiner Mutter und presse ihn an meine Brust. Als ich zur Tür des Schlafsaals schleiche, gleitet mein Blick über die selig schlafenden Mädchen. Die Haare mal blond, mal schwarz, mal braun oder gar rot. Darin mögen sie sich unterscheiden, doch davon abgesehen sind sie alle gleich.

Nur ich gehöre nicht zu ihnen.

Und das nicht nur, weil mein Äußeres zeigt, dass ich aus Asien stammen muss. Es ist eher innerlich. Ich spüre, dass ich anders bin. Anders denke und fühle als die restliche Gruppe. Deswegen bin ich seit jeher eine Außenseiterin. Es wäre schön, eines der Kinder an der Schulter zu berühren und gemeinsam ins Abenteuer zu ziehen. Doch der Schein trügt. Jetzt mögen sie aussehen, als könnten sie keiner Fliege etwas zuleide tun, aber sobald sie aufwachen, schlagen sie um sich.

Als ich das Bett direkt vor der Tür passiere, halte ich inne. Die Neuen müssen sich stets mit den schlechtesten Betten zufriedengeben und ganz unten in der Hackordnung beginnen. Marilenas Arm ist von einer Gänsehaut überzogen, ihr Körper muss sich vermutlich noch an die kärgliche Ausstattung des Waisenhauses gewöhnen. Kein Wunder, dass sie den Winter verabscheut. Rasch kehre ich an mein Bett zurück, greife nach meiner Wolldecke und breite sie über Marilena aus, ziehe ihr die Decke bis ans Kinn. Wenn man gut geschlafen hat, lassen sich die schneidenden Kommentare und Sticheleien leichter ertragen. Das habe ich in den fünfzehn Jahren im Waisenhaus gelernt. Lautlos schließe ich die Tür hinter mir, schlüpfe in die Küche und nehme mir ein Stück Brot mit. Das Essen im Heim ist nicht gut, aber immerhin gibt es welches.

»Na, gehst du wieder aufs Eis?« Die Stimme, die plötzlich hinter mir erklingt, lässt mich zusammenzucken. Ich drehe mich um und entdecke ausgerechnet Krystof im Flur. Er ist wie ich schon fünfzehn, aber dazu auch der Tonangeber unter den Jungen, der nie zögert, seine Fäuste einzusetzen. Mit verschränkten Armen lehnt er an der Wand und mustert mich abschätzig. »Willst wohl eine Berühmtheit werden wie deine Mami? Wie passen eigentlich so große Träume in einen halben Meter Mensch?«

Zorn brodelt umgehend in mir hoch, da er meine Mutter erwähnt hat. Und mich daran erinnert, dass meine Träume töricht sind. Ich bin einst in das Kontor der Heimaufseherin eingebrochen, da ich die Ungewissheit nicht länger ertragen habe. Ich musste wissen, wer mich hier abgegeben hatte. Daher weiß ich, dass meine Mutter eine berühmte Eistänzerin war. Ein Zeitungsartikel mit ihrem Foto lag in meiner Akte. Ich weiß nur leider nicht, wo meine Mutter ist.

Krystof kommt mit verschmälerten Augen langsam auf mich zu. Ein Schein aus Bedrohlichkeit umgibt ihn. Ich muss schnell etwas sagen, um keine Schwäche zu zeigen. Also gehe ich ihm ein paar Schritte entgegen, statt zurückzuweichen, und sage seelenruhig: »Vielleicht sind die Dinge nicht immer an eine bestimmte Größe gebunden. Ich meine, schau dich an: So ein großer Kopf und doch so wenig Hirn …«

Schnaubend bleibt er stehen, taxiert mich weiter.

Ich drehe mich auf dem glatten Boden, als wäre ich bereits auf dem Eis. »Und dann deine Jämmerlichkeit … die ist obendrein grenzenlos! Aber ich verstehe das. Es muss schon hart sein, wenn man keine anderen Talente hat, als andere niederzumachen«, zwitschere ich über die Schulter, und im nächsten Moment bin ich draußen.

Vor Krystof muss man sich in Acht nehmen. Die meisten scheuen sich daher, Widerworte zu geben. Ich habe im Laufe der Jahre aber festgestellt, dass es besser ist, etwas gegenzuhalten. Am besten so fies wie möglich, das bringt einem bei den Jungen absurderweise Respekt ein. Und ich habe nie ihre Fäuste zu spüren bekommen.

Draußen atme ich mit geschlossenen Augen tief ein und genieße die frische Luft auf meinen Wangen. Ich kann es kaum erwarten, nach all den Monaten endlich wieder das Eis unter meinen Kufen zu spüren. Zum Glück habe ich es vom Heim aus nicht weit. Erst geht es an der Backsteinkirche vorbei, dann am Aichmüller Hof, aus dessen Stall es bereits ungeduldig muht. Danach kann ich in den Erdkuhlenweg abbiegen und muss nur mehr den Schienen bis zum kleineren der beiden Seen folgen, der stets als Erstes zufriert.

Die Dunkelheit lichtet sich, aus dem nächtlichen Blauschwarz wird das einheitliche Grau und in dunklem Smaragdgrün liegt kurze Zeit später der See vor mir. Ich kann gar nicht anders, als zu lächeln. So mag ich ihn am liebsten. Mystisch dunkel und noch vollkommen unberührt. Schon bald werden zahlreiche Furchen seine glatte Oberfläche zerschnitten haben. Auch wenn man meinen sollte, dass die Menschen bei diesen Minusgraden Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wüssten, doch in den letzten Jahren ist das Eislaufen zur Mode geworden. Ganz früher haben die Herren die Damen auf einem Schlitten über das Eis geschoben oder sind auf ihren Schuhen über die glatte Fläche geschlittert. Dann hat man sich eine Kufe untergeschnallt, Anlauf genommen, um sich über das Eis schleifen zu lassen. Doch nun gibt es Kufen, die man unter beide Schuhe schnallen kann.

Ich suche mir einen Stein, seine Eiseskälte gräbt sich direkt durch die Stofflagen in meinen Po, als ich mich setze, und ziehe die Schnallen der Kufen fest. Ich habe sie vor einigen Jahren zu Weihnachten bekommen – die beste Spende, die jemals im Waisenhaus abgegeben wurde, wie ich finde.

Zur Sicherheit werfe ich ein paar klobige Steine, so weit ich kann, in die Mitte des Sees, und als sie liegen bleiben, wage ich behutsame erste Schritte. Bei kleineren Seen ist die Gefahr nach mehreren Frostnächten gering, denn sie bilden schnell eine dicke Eisschicht. Einzig bei den größeren Seen ist Vorsicht geboten, deswegen halte ich mich davon eher fern, obwohl das Eislaufen auf einer großen Fläche viel mehr Freude bereitet.

Ich beschleunige mein Tempo, und mit jedem Strich über das Eis fühle ich mich mehr wie ich selbst. Hier gehöre ich hin. Ob es tatsächlich daran liegt, dass meine Mutter Eisläuferin war? Zumindest ist es mir von Anfang an leichtgefallen, und als ich herausgefunden habe, wer sie war, ergab alles für mich plötzlich Sinn.

Schon bald bin ich vollkommen in meiner liebsten Beschäftigung versunken. Doch leider bin ich nicht die Einzige, die es früh aufs Eis hinausgezogen hat. Nach und nach tauchen weitere Menschen auf, sodass ich immer mehr Bogen fahren und meine Geschwindigkeit deutlich drosseln muss.

Und dann geschieht es.

Direkt vor mir stürzt jemand so plötzlich der Länge nach hin, dass ich nicht mehr bremsen kann. Ein dumpfes Pochen, darauf schabende Geräusche auf dem Eis, als er liegend auf mich zu schlittert. O nein! Mit dem nächsten Wimpernschlag werde ich in ihn hineinrasen. Wie von selbst setzen meine Beine kurz vor dem Aufprall zum Sprung an. Im nächsten Moment segle ich über den jungen Burschen hinweg, komme mit beiden Kufen gleichzeitig zurück aufs Eis und umrunde ihn.

»Puh, das war knapp!« Besorgt beuge ich mich außer Atem über ihn. »Geht es dir gut?«

Er reibt sich das Bein. Doch als er aufblickt und mich aus graublauen Augen ansieht, lächelt er.

Für eine Sekunde bleiben meine Gedanken stehen. Oder ist es die Welt? Gefühlt bleibt einfach alles stehen, und nur ganz tief in mir wird mir bewusst, dass ich ihn anstarre.

Und doch kann ich nicht anders.

Ich kann meinen Blick nicht abwenden....

Erscheint lt. Verlag 1.11.2023
Reihe/Serie Die Eispalast-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • 2023 • Anne Jacobs • Belle Époque • Charlotte Jacobi • dallmayr saga • dallmayr-saga • Die Schokoladenvilla • Die Teehändlerin • eBooks • Eiskunstlauf • eiskunsttanz • Eislauf • Familiengeheimnis • Familiensaga • Frauenromane • historische familiensaga • Historische Liebesromane • Historischer Liebesroman • historische Romane Neuerscheinungen 2023 • Historischer Roman • Liebe • Liebesromane • Lisa Graf • Maria Nikolai • Neuerscheinung • Österreich • Reihe • Romane für Frauen • Romane Neuerscheinungen 2023 • Schlittschuhe • Schnee • Taschenbuch Neuerscheinung 2023 • Trilogie • Weihnachten • Wien • Winter
ISBN-10 3-641-30735-X / 364130735X
ISBN-13 978-3-641-30735-6 / 9783641307356
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