Die Abteilungsleiterin -  Cassandra Hayworth

Die Abteilungsleiterin (eBook)

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2023 | 1. Auflage
169 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7549-9259-3 (ISBN)
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Celine arbeitet in einer großen Firma als Abteilungsleiterin. Die gerade mal Mitte zwanzigjährige Frau bekommt mit der nur wenige Jahre jüngeren Auszubildenden Lena eine Vorzimmerdame, die auch noch die Enkelin des Firmenchefs ist. Bereits an ihrem ersten Arbeitstag wirbelt die Neue das Büro durcheinander und bringt auch die Abteilungsleiterin und direkte Vorgesetzte Celine in Verlegenheit. Doch das war nur der Auftakt für eine schier unglaublich scheinende Veränderung im Leben der Abteilungsleiterin, die fortan als Sklavin der Azubine zur Verfügung stehen muss und eine völlig neue Aufgabe im Unternehmen bekommt.

Cassandra Hayworth ist 1977 in Phillipsburg (Sint Maarten) geboren und absolvierte eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Sie arbeitete in verschiedenen Berufen, bis sie schließlich 2013 für einen Autoverleiher tätig wurde. Privat ist sie mit einer Auswanderin aus Deutschland verheiratet und lebt mit ihr und in ihrer Geburtsstadt. Sie liebt Spaziergänge durch die Natur und pflegt ihren eigenen Gemüsegarten. Das Schreiben entdeckte sie durch ihre Leidenschaft Neues mit ihrer Partnerin auszuprobieren.

1. Kapitel


Lau­tes Schril­len mei­nes We­ckers riss mich am frü­hen Mor­gen aus mei­nen Träu­men. Es gab nichts Schlim­me­res als ein Mon­tag im April. Außer für mich an die­sem Tag. Im Lau­fe des Vor­mit­tags soll­te mir ei­ne neue Aus­zu­bil­den­de in mein Vor­zim­mer ge­setzt wer­den. Da­rauf hat­te ich un­ge­fähr so viel Lust wie auf ei­ne Bla­sen­ent­zün­dung. Mei­ne letz­te Se­kre­tä­rin war vor dem Wo­che­nen­de in Ren­te ge­gan­gen und mein Chef woll­te dort un­be­dingt ei­ne Aus­zu­bil­den­de un­ter­brin­gen. Ab­leh­nen konn­te ich das Mäd­chen nicht, denn ob­wohl ich Ab­tei­lungs­lei­te­rin war, ar­beit­ete ich nur als An­ge­stell­te in dem gro­ßen Un­ter­neh­men An­umen, was Druck­guss­tei­le her­stell­te. Mei­ne Ab­tei­lung war da­für zu­stän­dig, die Pro­duk­tion zu über­wachen, und neue Tei­le am Com­pu­ter zu pla­nen.

Eigent­lich hat­te ich mit ei­ner äl­te­ren Vor­zim­mer­da­me ge­rech­net, weil man schon et­was im Kopf ha­ben muss­te und ei­ni­ges an Er­fah­rung brauch­te, um dort zu ar­bei­ten. Lei­der sah mein Chef das ganz an­ders und die neue Azu­bi­ne war zu al­lem Über­fluss auch noch sei­ne En­ke­lin, die er na­tür­lich un­be­dingt im Un­ter­neh­men un­ter­brin­gen woll­te. Mir wä­re das egal ge­we­sen, wenn er sie nicht aus­ge­rech­net in mein Vor­zim­mer set­zen woll­te. Ich hat­te es mit mei­nen 26 Jah­ren schon zur Ab­tei­lungs­lei­te­rin ge­bracht und die klei­ne soll­te wohl die glei­che stei­le Kar­rie­re hin­le­gen. Aller­dings war sie mit ih­ren 19 Jah­ren schon zwei Jah­re äl­ter, als ich mei­ne Lauf­bahn bei An­umen be­gann.

Zu­dem hat­te ich mir sa­gen las­sen, dass sie auf der Schu­le bis­her nur Pro­ble­me mach­te und ge­gen alle Wi­ders­tän­de ih­ren blö­den Schä­del durch­set­zen woll­te. Das konn­te nichts wer­den, und bei mir schon über­haupt nicht. Die Gö­re hat­te nach der Schu­le erst ein­mal drei Mona­te blau­ge­macht und sich von ih­rem Opa das Geld für ei­nen Ur­laub ir­gend­wo in Süd­ame­ri­ka spon­sern las­sen. Da­für war der Fir­men­chef wohl auch zu­stän­dig. Hät­te die Klei­ne nicht von Be­ruf En­ke­lin wer­den kön­nen? Mit die­sen Ge­dan­ken quäl­te ich mich aus dem Bett und stell­te mich un­ter die Du­sche. Das war­me Was­ser spül­te die ver­blie­be­ne Mü­dig­keit gleich noch mit in den Ab­fluss.

Ich warf mich in mei­nen blau­en Busi­ness­auf­zug, zog re­la­tiv fla­che Schu­he an und setz­te mich mit ei­ner Tas­se Kaffee an mei­nen Tisch. Drau­ßen reg­ne­te es in Strö­men und mei­ne Lust, in die Fir­ma zu fah­ren, sank noch weit un­ter den Null­punkt. Lei­der konn­te ich es mir nicht leis­ten heu­te blau­zu­ma­chen. Wir muss­ten ein neu­es Teil fer­tigs­tel­len, die Azu­bi­ne kam heu­te Mor­gen noch da­zu und ich hat­te noch ei­nen wich­ti­gen Termin in der Pro­duk­tion, den zu ver­säu­men ich mir nicht leis­ten konn­te. Kurz nach halb neun setz­te ich mich in mei­nen ro­ten Flit­zer mit dem Falt­dach und fuhr auf­grund der nas­sen Stra­ße re­la­tiv lang­sam in die Fir­ma.

Vom Park­platz bis ins Ge­bäu­de waren es nur zwei­hun­dert Me­ter, die ich ren­nend hin­ter mich brach­te, um nicht völ­lig durch­nässt in mei­nem Büro an­zu­kom­men. Für die­ses Mist­wet­ter soll­te ich eigent­lich ei­nen Park­platz direkt vor dem Ein­gang be­an­tra­gen. Man konn­te doch nicht wirk­lich von ei­ner Ab­tei­lungs­lei­te­rin er­war­ten, am frü­hen Mor­gen auch noch durch den Re­gen zu sprin­ten. So viel Geld be­zahl­te man mir auch nicht ge­ra­de und Sport stand in mei­nem Ar­beits­ver­trag auch nir­gend­wo. Außer­dem brauch­te ich kei­nen Sport. Mit mei­nen fünf­und­sech­zig Kilo­gramm auf 174 Zen­ti­me­ter Grö­ße ver­teilt wä­re das auch zu viel ver­langt. Die Män­ner vom Si­cher­heits­dienst leck­ten sich oh­ne­hin schon die Fin­ger, aber da­von kam nun wirk­lich kei­ner für mich in­fra­ge.

Bis­her war ich ganz gut oh­ne Freund aus­ge­kom­men und das wür­de sich in Zu­kunft auch nicht än­dern. Die wich­tigs­ten Tei­le die­ser Spe­zi­es hat­te ich schon als Schul­mäd­chen mit bat­te­rie­be­trieb­enen Ge­rä­ten er­setzt. Die waren viel ein­fa­cher zu hal­ten, lie­ßen ih­re Wä­sche nir­gend­wo her­um­lie­gen und der Ab­fluss im Wasch­be­cken war auch nicht durch Na­sen­haa­re ver­stopft. Zu­dem brauch­ten sie nichts zu Es­sen und hiel­ten den Mund, an­statt um ei­nen Blo­wjob zu bet­teln. In mei­nem Al­ter nahm man die oh­ne­hin nur am­bu­lant auf, aber nie sta­tio­när. Falls ich tat­säch­lich mal ein na­tür­li­ches Be­dürf­nis ver­spür­te, was mei­ne Aus­tauch­ge­rä­te nicht er­fül­len konn­ten, gab es in der In­nens­tadt von Han­no­ver mehr als ge­nug Bars um sich von ei­nem ein­laden und ab­schlep­pen zu las­sen.

Der jun­ge Mann am Ein­gang zur Fir­ma, der un­se­re Aus­wei­se kon­trol­lier­te warf mir ei­nen freund­li­chen Blick zu, als er mich pas­sie­ren ließ. Schon seit Jah­ren kam ich je­den Mor­gen hier durch und je­de Si­cher­heits­kraft kann­te mich zu­min­dest schon vom Se­hen. Mit ih­nen zu tun hat­te ich eigent­lich nichts, aber sie sorg­ten sich mehr um Fir­men­spio­na­ge. Wir ent­wi­ckel­ten hier neue Tei­le für die Fir­ma, die je nach Aus­füh­rung auch mal ger­ne ei­ni­ge Mil­lio­nen kos­te­ten. Be­su­cher durf­ten wir nicht ein­mal in un­se­ren Büros emp­fan­gen. Das war ein Hoch­si­cher­heits­be­reich und für Be­su­che muss­ten wir un­se­re Ab­tei­lung ver­las­sen und mit ei­nem Ta­gungs­raum in ei­nem an­de­ren Ge­bäu­de vor­lieb­neh­men.

In mei­nem Büro an­ge­kom­men emp­fing mich ein lee­rer Schreib­tisch, an dem in ei­ni­gen Stun­den die neue Aus­zu­bil­den­de ih­ren Platz fin­den soll­te. Da­für lagen auf mei­nem Schreib­tisch gleich hau­fen­wei­se Papie­re, die ich noch durch­ar­bei­ten muss­te. Mein Ab­la­ge­sys­tem ver­stand nie­mand außer mir selbst. Ich sor­tier­te nicht nach Na­men oder Be­zeich­nun­gen, son­dern nach Datum. Num­mern konn­te ich mir Tausen­de mer­ken, wo­bei ich bei Na­men oder Be­zeich­nun­gen in­ner­halb von we­ni­gen Mi­nu­ten den Über­blick ver­lor und mich nicht mehr an die gro­ben Daten er­in­nern konn­te. Da­her or­ga­ni­sier­te ich mei­ne Ab­la­ge nach Zah­len, wie ich es schon, seit mei­ner Schul­zeit mach­te.

Als ich mei­nen Com­pu­ter star­te­te, öff­ne­te sich auch die Tür zu mei­nem Büro, ei­ner mei­ner Mit­ar­bei­ter steck­te sei­nen di­cken Kopf hin­durch und rief, »Gu­ten Mor­gen Ce­li­ne. Die neu­en Plä­ne ha­be ich ge­stern Abend noch ab­ge­legt. Du fin­dest sie im Pro­jekt­ord­ner.«

»Dan­ke To­bi­as. Denkst du bit­te noch da­ran, die Zeich­nun­gen für ei­nen Pro­to­ty­pen ab­zu­ge­ben? Dann kön­nen wir das noch ein­mal durch­ge­hen und ha­ben we­nigs­tens ein greif­ba­res Mo­dell.«

Er schenk­te mir ein brei­tes Lä­cheln, »Ist schon er­le­digt Ce­li­ne. Heu­te Nach­mit­tag soll­te es fer­tig sein.«

Es ging doch nichts über Mit­ar­bei­ter, die mit­dach­ten und schon ge­nau wuss­ten, was ich ha­ben woll­te. Mit ei­nem greif­ba­ren Mo­dell bei un­se­ren Be­spre­chun­gen war es viel ein­fa­cher, zu zei­gen wel­che Än­de­run­gen noch zu ma­chen waren. Nur an­hand der Plä­ne muss­te man sich auf die an­ge­ge­be­nen Ma­ße ver­las­sen und grö­ße­re Än­de­run­gen für ei­ne Be­fes­ti­gung bei­spiels­wei­se muss­ten kryp­tisch durch die Ma­ße ge­zeigt wer­den. Hat­te man ein Mo­dell in der Hand, konn­te man das zei­gen und je­der wuss­te ge­nau, wo­rum es ging. Es waren Guss­tei­le aus Me­tall, die man je­der­zeit wie­der ein­schmel­zen konn­te. Für un­se­re Mo­del­le ver­zich­te­ten wir auch auf spe­ziel­le Le­gie­run­gen und lie­ßen sie ein­fach aus Alu­mi­ni­um an­fer­ti­gen. Das war leicht und mit ei­nem Schmelz­punkt von ge­ra­de ein­mal 700 Grad kos­ten­güns­tig wie­der ein­zu­schmel­zen.

In mei­nem E-Mai­lein­gang herrsch­te an die­sem Mor­gen fast gäh­nen­de Lee­re. Nur ei­ne ein­zi­ge Nach­richt war an­ge­kom­men, die von mei­nem Chef stamm­te. Die neue Aus­zu­bil­den­de soll­te heu­te Mor­gen um spä­tes­tens zehn Uhr bei mir in der Ab­tei­lung ste­hen. Das konn­te ja hei­ter wer­den. Be­reits um elf Uhr stand mein Termin in der Pro­duk­tion an, was mir nur ei­ne ein­zi­ge Stun­de ließ die klei­ne ein­zu­ar­bei­ten. Ich muss­te al­so mit ei­nem kom­plet­ten Frisch­ling oh­ne Ah­nung als mei­ne per­sön­li­che As­sis­ten­tin in der Pro­duk­tion ste­hen. Am be­sten leg­te ich sie da­für in Ket­ten. Über­all gab es dort hei­ße Tei­le, an de­nen man sich die Pfo­ten ver­brann­te, schar­fe Werk­zeu­ge, die ei­ner jun­gen Frau mit ei­nem Schnitt den gan­zen Arm ab­tren­nen konn­ten und leicht waren die Tei­le auch nicht. Ein Sturz auf den Fuß wür­de im be­sten Fall mit Schwimm­häu­ten en­den.

Ich be­gann mei­ne Ar­beit, be­sorg­te mir ei­nen wei­te­ren Kaffee, da­mit ich mich...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7549-9259-7 / 3754992597
ISBN-13 978-3-7549-9259-3 / 9783754992593
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