Peer Gynt -  Henrik Ibsen

Peer Gynt (eBook)

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2023 | 1. Auflage
Sharp Ink (Verlag)
978-80-282-6450-5 (ISBN)
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Peer Gynt ist ein 1867 von Henrik Ibsen geschriebenes dramatisches Gedicht. Die Hauptfigur ist der junge Bauernsohn Peer Gynt, der mit Lügengeschichten versucht, der Realität zu entfliehen. So verdrängt er, dass sein Vater, der einst sehr angesehene Jon Gynt, Hof und Habe durch Misswirtschaft und zahlreiche Alkoholeskapaden verloren hat. In Peers Fantasiewelt ist die heruntergekommene Behausung jedoch nach wie vor ein strahlender Palast. Auch seinen eigenen Nichtsnutz verklärt er zu Heldenhaftigkeit. So schildert er seiner Mutter Aase einen halsbrecherischen Ritt auf einem 'Bock' über einen Grat, möglicherweise der Besseggen oberhalb des Gjendesees im norwegischen Gebirge Jotunheimen. Von seiner Mutter wird Peer überbehütet und glorifiziert, doch soll er immer ihre Version des Lebens teilen. Auf der Suche nach Liebe und Abenteuer findet er sich bald in einer Welt von Trollen und Dämonen wieder. Er entführt Ingrid, die Braut eines anderen. Gleichzeitig verliebt er sich in die aus pietistischem Elternhaus stammende Solvejg, die ihn anfangs nicht erhört, sich ihm später jedoch anschließt. Henrik Johan Ibsen (1828-1906) war ein norwegischer Schriftsteller und Dramatiker.

ZWEITER AKT


(Ein schmaler Steig hoch oben im Gebirge. Es ist früher Morgen.)

(Peer Gynt geht eilig und unwillig den Steig entlang. Ingrid, halb in Brautputz, sucht ihn zurückzuhalten.) Peer Gynt.

Geh!

Ingrid (weinend.)
Nach all dem, was geschehen!
Und wohin?

Peer Gynt. Was kümmert’s mich!

Ingrid (ringt die Hände.)
Welch ein Treubruch!

Peer Gynt. Statt zu schmähen,
Wandre Deines Wegs wie ich!

Ingrid.
Unsre Schuld muß uns vereinen!

Peer Gynt.
Daß die Pest auf all das falle!
Hol’ die Pest Euch Weiber alle – –
Außer einer –!

Ingrid. Welcher einen?

Peer Gynt.
Du bist’s schwerlich.

Ingrid. Also wer?

Peer Gynt.
Geh! Geh wieder heim, woher
Du gekommen bist!

Ingrid. Ach Peer –!

Peer Gynt.
Schweig!

Ingrid. Du kannst unmöglich meinen,
Was Du redest.

Peer Gynt. Kann ich doch!

Ingrid.
Erst verführen, – dann erkalten!

Peer Gynt.
Und was hast Du, mich zu halten?

Ingrid.
Haegstad und manch andres noch.

Peer Gynt.
Hast Du ein Gesangbuch? Trägst Du
Goldhaar über Hals und Mieder?
Hältst Du Mutters Schürze? Schlägst Du
Fromm den Blick zur Erde nieder?

Ingrid.
Ich –?

Peer Gynt.
Bist Du vor hundert Tagen
Am Altar gewesen?

Ingrid. Nein – Peer Gynt.
Kann Dein Auge züchtig sein?
Kannst Du mir ‘ne Bitt’ abschlagen?

Ingrid.
Peer, bist Du von Sinnen, he?

Peer Gynt.
Wird der, der Dich ansieht, rein?
Sag’!

Ingrid. Nein, aber – Peer Gynt. Also geh!
(Will gehen.) Ingrid (vertritt ihm den Weg.)
Weißt Du, daß Dir das den Kopf
Kosten kann?

Peer Gynt. Und wenn’s auch wäre!

Ingrid.
Geld und Gut wird Dein und Ehre,
Bleibst Du treu!

Peer Gynt. Ich wär’ ein Tropf!

Ingrid (bricht in Tränen aus.)
Du betrogst mich –!

Peer Gynt. Du warst willig.

Ingrid.
Trostlos war ich!

Peer Gynt. Ich war toll.

Ingrid (drohend.)
Doch Du zahlst den Preis mir voll!

Peer Gynt.
Hier ist jeder Preis noch billig.

Ingrid.
Also nicht?

Peer Gynt. Komm mir nicht nah!

Ingrid.
Gut! Du spürst noch meine Kralle!
(Steigt hinab.) Peer Gynt (schweigt eine Weile; auf einmal schreit er:)
Daß die Pest auf all das falle!
Hol’ die Pest Euch Weiber alle!

Ingrid (wendet den Kopf und ruft höhnisch herauf:)
Außereiner!

Peer Gynt.Einer; ja.
(Ab, ein jedes seines Wegs.)

(Bei einem Gebirgssee.)

(Der Boden ringsum ist weich und sumpfig. Ein Unwetter zieht auf. Aase, verzweifelt, ruft und sieht sich um nach allen Seiten. Solvejg hat Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Ihre Eltern und Helga ein Stück dahinter.)

Aase (ficht mit den Armen und rauft sich das Haar.)
Alles ist wider mich eifernd im Werk –
Himmel und Wasser und Wald und Berg!
Der Nebel möcht’ am liebsten ein Brett werden,
Der tückische Bergsee sein Totenbett werden,
Die Felswand ihn mit Steinschlag begraben!
Und gar die Menschen! Wenn die ihn erst haben!
Sie soll’n ihm nur an! Ich kann ihn nicht entbehren!
Mußt’ ihn der Teufel auch das just lehren!
(Wendet sich zu Solvejg.)
Ist es denn mög1ich! Das ist mein Sohn? –
Er, der nichts konnt’ als lügen und drohn,
Er, dessen Maul seine einzige Kraft, –
Er, der noch nie was Rechtes geschafft, –
Er –! Was soll man da? Weinen oder lachen?
O, wir zwei hatten was durchzumachen!
Denn wie Du wissen mußt, trank mein Mann,
Fuhr rings umher und gab Torheiten an;
‘s Geld flog hinaus; mehr und mehr ging’s uns schlecht.
Derweil’ sind wir zwei denn daheim gesessen
Und haben gesucht, den Jammer zu vergessen;
Denn Widerstand leisten, das konnt’ ich nie recht.
Dem Schicksal ins Aug’ schaun, das ist kein Vergnügen;
Und man will doch auch mal seiner Sorgen bloß werden
Und die bösen Gedanken von Zeit zu Zeit loswerden.
Der eine braucht Branntwein, der andre braucht Lügen;
Na ja! Und so verfielen denn wir
Auf Prinzen und Trollspuk und allerhand Getier.
Auch Brautraub kam vor. Doch, frag’ ich, wer denkt,
Daß so was in solch einem Burschen festhängt.
(Wieder voll Furcht.)
Hu, was schrie dort! Ein Draug oder Zwerg!
Peer! – – Peer! – – Dort oben auf dem Berg –!

(Sie läuft eine kleine Anhöhe hinauf und sieht über den See hin. Solvejgs Eltern mit Helga kommen dazu.)

Aase.
Nichts zu sehn auf dem ganzen Kamm!

Der Mann (nachdenklich.)
Schlimm für ihn.

Aase (weinend.) Mein verloren Lamm!

Der Mann (nickt mild.)
Jawohl. Verloren.

Aase. Nein, red’ nicht so!
Er ist ein Kerl! Da wär’ mancher froh –!

Der Mann.
Du Törin!

Aase. Mag ich Dir eine gelten!
Doch meinen Jungen, den lass’ ich nicht schelten.

Der Mann (immer gedämpften Tones und mit milden Augen.)
Er ist verloren; sein Herz ward zu Stein.

Aase (angstvoll.)
Nein doch! So hart wird der Herrgott nicht sein!

Der Mann.
Kann er vielleicht seine Sünden bestreiten?

Aase (eifrig.)
Nein, aber durch die Luft kann er reiten!

Die Frau.
Seid Ihr verrückt?

Der Mann. Was schwatzt Ihr da her?

Aase.
Nichts auf der Welt ist dem Jungen zu schwer.
Laß ihn nur erst seine Schalen ganz sprengen –

Der Mann.
Säht Ihr ihn nur erst am Galgen hängen!

Aase (schreit.)
Jesus, nein!

Der Mann. Wird ihn der Henker packen,
Krümmt ihm vielleicht doch noch Reue den Nacken.

Aase (betäubt.)
O, Ihr verwirrt noch mich armes Weib!
Kommt doch! Es gilt –

Der Mann. Seine Seel’.

Aase. Und seinen Leib!
Steckt er im Sumpf, wir betten ihn trocken, –
Ist er verhext, muß der Küster an die Glocken, –

Der Mann.
Hm! – Hier ist Viehweg –

Aase. Vergess’ Gott Euch nicht,
Daß Ihr mir helft!

Der Mann. Das ist Christenpflicht.

Aase.
So? Na, dann sind das Heiden, die andern!
Auch nicht einer wollt’ mit uns wandern –

Der Mann.
Man kennt ihn zu gut.

Aase. Er konnt’ ihnen zu viel!
(Ringt die Hände.)
Und denkt Euch! Sein Leben steht auf dem Spiel!

Der Mann.
Hier scheint ‘ne Fährte –.

Aase. So laßt uns eilen!

Der Mann.
Bei unserm Saeter dann woll’n wir uns teilen.
(Er und seine Frau gehen voraus.) Solvejg (zu Aase.)
Erzähl’ mir noch etwas!

Aase (trocknet die...

Erscheint lt. Verlag 12.1.2023
Übersetzer Christian Morgenstern
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 80-282-6450-6 / 8028264506
ISBN-13 978-80-282-6450-5 / 9788028264505
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