Baumeister Solneß -  Henrik Ibsen

Baumeister Solneß (eBook)

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2023 | 1. Auflage
Sharp Ink (Verlag)
978-80-282-7876-2 (ISBN)
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'Baumeister Solneß: Schauspiel in drei Aufzügen' von Henrik Ibsen (übersetzt von Sigurd Ibsen). Veröffentlicht von Sharp Ink. Sharp Ink ist Herausgeber einer breiten Büchervielfalt mit Titeln jeden Genres. Von bekannten Klassikern, Belletristik und Sachbüchern bis hin zu in Vergessenheit geratenen bzw. noch unentdeckten Werken der grenzüberschreitenden Literatur, bringen wir Bücher heraus, die man gelesen haben muss. Jede eBook-Ausgabe von Sharp Ink wurde sorgfältig bearbeitet und formatiert, um das Leseerlebnis für alle eReader und Geräte zu verbessern. Unser Ziel ist es, benutzerfreundliche eBooks auf den Markt zu bringen, die für jeden in hochwertigem digitalem Format zugänglich sind.

Hilde. Jawohl, der Vater lebt.

Solneß. Und jetzt gedenken Sie vielleicht hier zu studieren?

Hilde. Nein, die Idee ist mir nicht gekommen.

Solneß. Aber Sie bleiben doch hier einige Zeit, hoffe ich?

Hilde. Das hängt von den Umständen ab. (Sie sitzt eine Weile da und blickt ihn, während sie sich schaukelt, halb ernsthaft, halb mit unterdrücktem Lächeln an; darauf nimmt sie den Hut ab und legt ihn vor sich auf den Tisch.) Baumeister?

Solneß. Ja?

Hilde. Sind etwa Sie sehr vergeßlich?

Solneß. Vergeßlich? Nicht daß ich wüßte.

Hilde. Aber wollen Sie denn gar nicht mit mir reden von dem, was da droben vorfiel?

Solneß (einen Augenblick stutzig). Da droben in Lysanger? (Gleichgültig.) Nun, darüber ist doch nicht viel zu reden, scheint mir.

Hilde (sieht ihn vorwurfsvoll an). Wie können Sie nur so was sagen!

Solneß. Nun, dann reden Sie zu mir darüber.

Hilde. Als der Turm fertig war, da hatten wir eine große Feier in der Stadt.

Solneß. Ja, den Tag vergesse ich nicht so leicht.

Hilde (lächelnd). Nicht? Das ist aber schön von Ihnen!

Solneß. Schön?

Hilde. Auf dem Kirchhof gab's Musik. Und viele, viele hundert Menschen. Wir Schulmädchen waren weiß gekleidet. Und alle miteinander hatten wir Fahnen.

Solneß. Ach ja, die Fahnen — deren erinnere ich mich nur zu gut!

Hilde. Dann stiegen Sie geradeswegs am Gerüst empor. Direkt hinauf bis zur allerobersten Stelle. Und einen großen Kranz hatten Sie mit. Und den hängten Sie auf ganz oben am Wetterhahn.

Solneß (kurz abbrechend). Ich war's damals so gewohnt. Das ist nämlich ein alter Brauch.

Hilde. Es war so wundervoll spannend, da unten zu stehen und zu Ihnen hinaufzublicken. Denkt nur, wenn er jetzt abstürzte! Er — der Baumeister selber!

Solneß (gleichsam ablenkend). Na, das hätte auch leicht geschehen können. Denn eine von den weißgekleideten Teufelsmädchen da — die gebärdete sich so wild und schrie so zu mir hinauf —

Hilde (freudestrahlend). „Es lebe der Baumeister Solneß!“ Jawohl!

Solneß. Und schwenkte ihre Fahne so unsinnig hin und her — daß mir ganz wirr im Kopfe wurde vom Ansehen.

Hilde (leiser, ernsthaft). Das Teufelsmädel — das war ich!

Solneß (richtet die Augen starr auf sie). Davon bin ich jetzt überzeugt. Das müssen Sie gewesen sein.

Hilde (wieder lebhaft). Es war ja so entsetzlich schön und spannend. Ich konnte mir nicht denken, daß es in der ganzen Welt einen Baumeister gebe, der einen so ungeheuer hohen Turm bauen könnte. Und dann, daß Sie selber droben standen, an der allerobersten Spitze! Ein wirklicher lebendiger Mensch! Und daß Ihnen gar nicht ein bißchen schwindlig wurde! Das war's eigentlich, wovor einem am allermeisten — so — schwindelte.

Solneß. Woher wußten Sie denn so sicher, daß mir nicht —

Hilde (abwehrend). O nein! Pfui! Das sagte mir mein Inneres. Denn sonst hätten Sie ja oben nicht singen können.

Solneß (sie verwundert anblickend). Singen? Ich hätte gesungen?

Hilde. Ja, das thaten Sie doch wirklich.

Solneß (schüttelt den Kopf). Ich habe nie einen Ton gesungen in meinem Leben.

Hilde. Doch. Damals sangen Sie. Es hörte sich an wie Harfen hoch oben.

Solneß (gedankenvoll). Es ist doch etwas recht wunderliches — diese ganze Geschichte.

Hilde (schweigt eine Weile, sieht ihn an und sagt gedämpft). Aber dann — nachher — da kam ja das richtige.

Solneß. Das richtige?

Hilde (funkelnd lebhaft). Ja, daran brauch ich Sie wohl nicht zu erinnern?

Solneß. O doch, erinnern Sie mich daran auch ein wenig.

Hilde. Entsinnen Sie sich nicht, daß für Sie ein großes Diner war im Klub?

Solneß. Gewiß. Das muß denselben Nachmittag gewesen sein. Denn den Morgen darauf reiste ich ab.

Hilde. Und vom Klub her waren Sie zu uns für den Abend geladen.

Solneß. Das ist ganz richtig, Fräulein Wangel. Merkwürdig, wie gut Sie sich alle die Kleinigkeiten eingeprägt haben.

Hilde. Kleinigkeiten! Sie sind aber köstlich! War das auch vielleicht eine Kleinigkeit, daß ich allein war in der Stube, als Sie kamen?

Solneß. Waren Sie das also?

Hilde (ohne ihm zu antworten). Damals nannten Sie mich nicht Teufelsmädel.

Solneß. Nein, das that ich hoffentlich nicht.

Hilde. Sie sagten, ich wäre wunderschön in dem weißen Kleide. Und daß ich aussähe wie eine kleine Prinzessin.

Solneß. Das thaten Sie gewiß auch, Fräulein Wangel. Und nebenbei — so leicht und frei, wie ich mich an dem Tage fühlte —

Hilde. Und dann sagten Sie, wenn ich erst groß wäre, sollte ich Ihre Prinzessin sein.

Solneß (lacht ein wenig). Ei, ei — sagte ich das auch?

Hilde. Jawohl, das thaten Sie. Und als ich dann fragte, wie lange ich warten sollte, da sagten Sie, Sie kämen in zehn Jahren wieder — wie ein Unhold — und entführten mich. Nach Spanien oder irgend so einem Lande. Und dort würden Sie mir ein Königreich kaufen, versprachen Sie.

Solneß (wie oben). Ja, nach einem guten Diner geht man immer sehr flott mit dem Gelde um. Aber sagte ich denn das alles?

Hilde (lacht leise). Freilich. Und Sie sagten auch, wie das Königreich heißen sollte.

Solneß. Nun —?

Hilde. Es sollte das Königreich Apfelsinia heißen.

Solneß. Nun, das war ja ein appetitlicher Name.

Hilde. Mir gefiel er aber gar nicht. Denn es war ja, als ob Sie sich über mich lustig machen wollten.

Solneß. Das war aber doch gewiß nicht meine Absicht.

Hilde. Nein, das war ja allerdings auch nicht anzunehmen. Nach dem, was Sie darauf thaten, da —

Solneß. Was um Himmels willen that ich denn darauf?

Hilde. Na, das fehlte gerade, daß Sie das auch vergessen hätten! Denn so etwas muß einer doch behalten, sollt ich meinen.

Solneß. Bringen Sie mich nur ein wenig darauf, dann wird's vielleicht — Nun?

Hilde (blickt ihn fest an). Sie küßten mich, Baumeister!

Solneß (erhebt sich mit offenem Munde). Ich that das?

Hilde. Jawohl, das thaten Sie. Sie faßten mich mit beiden Armen und bogen mir den Kopf zurück und küßten mich. Vielmal nacheinander.

Solneß. Aber ich bitte Sie, Fräulein Wangel —!

Hilde (erhebt sich). Sie wollen es doch nicht leugnen?

Solneß. Doch — das leugne ich entschieden!

Hilde (sieht ihn geringschätzig an). Ah so! (Sie dreht sich um und geht langsamen Schrittes dicht an den Ofen hin; dort bleibt sie stehen, den Blick abgewandt, regungslos, die Hände auf dem Rücken.)

(Kurze Pause.)

Solneß (nähert sich behutsam und bleibt hinter ihr stehen). Fräulein Wangel —?

Hilde (schweigt, rührt sich nicht).

Solneß. Stehen Sie doch nicht da wie eine Salzsäule. Was Sie da erzählten, das muß Ihnen geträumt haben. (Er legt die Hand auf ihren Arm). Hören Sie nur —

Hilde (macht mit dem Arm eine ungeduldige Bewegung).

Solneß (als ob ein Gedanke in ihm aufblitze). Oder sollte —! Warten Sie ein wenig —! Da steckt etwas tieferes dahinter, glauben Sie mir!

Hilde (rührt sich nicht).

Solneß (gedämpft, aber mit Nachdruck). Ich muß an das alles gedacht haben. Ich muß es gewollt haben. Es gewünscht, dazu Lust gehabt. Und da — Sollte es nicht so zusammenhängen?

Hilde (schweigt noch immer).

Solneß (ungeduldig). Na ja, zum Kuckuck — dann hab ich's gethan!

Hilde (dreht den Kopf ein wenig zur Seite, jedoch ohne ihn anzusehen). Sie gestehen also?

Solneß. Jawohl. Alles, was Sie wollen.

Hilde. Daß Sie die Arme um mich schlangen?

Solneß. Jawohl!

Hilde. Und mir den Kopf zurückbogen?

Solneß. Sehr weit zurück.

Hilde. Und mich küßten?

Solneß. Ja, das that ich.

Hilde. Vielmal nacheinander?

Solneß. So viel Sie nur wollen.

Hilde (dreht sich rasch zu ihm um und hat von neuem den freudenfunkelnden Ausdruck in den Augen). Nun, sehen Sie, da hab ich's doch aus Ihnen herausgelockt!

Solneß (verzieht den Mund zu einem kleinen Lächeln). Ja, denken Sie nur — daß ich so was vergessen konnte.

Hilde (wieder ein wenig schmollend, geht von ihm weg). Ach, Sie haben wohl so viele in Ihrem Leben geküßt, kann ich mir vorstellen.

Solneß. Nein, das müssen Sie doch nicht von mir glauben.

Hilde (setzt sich in den Lehnstuhl).

Solneß (bleibt...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2023
Übersetzer Sigurd Ibsen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 80-282-7876-0 / 8028278760
ISBN-13 978-80-282-7876-2 / 9788028278762
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