Agnes Bernauer -  Friedrich Hebbel

Agnes Bernauer (eBook)

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2023 | 1. Auflage
Sharp Ink (Verlag)
978-80-282-7596-9 (ISBN)
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'Agnes Bernauer' von Friedrich Hebbel. Veröffentlicht von Sharp Ink. Sharp Ink ist Herausgeber einer breiten Büchervielfalt mit Titeln jeden Genres. Von bekannten Klassikern, Belletristik und Sachbüchern bis hin zu in Vergessenheit geratenen bzw. noch unentdeckten Werken der grenzüberschreitenden Literatur, bringen wir Bücher heraus, die man gelesen haben muss. Jede eBook-Ausgabe von Sharp Ink wurde sorgfältig bearbeitet und formatiert, um das Leseerlebnis für alle eReader und Geräte zu verbessern. Unser Ziel ist es, benutzerfreundliche eBooks auf den Markt zu bringen, die für jeden in hochwertigem digitalem Format zugänglich sind.

Caspar Bernauer. Den Helm mit dem bunten Federbusch habt Ihr vor mir voraus, ich begnügte mich immer, wie wir alle, die wir nicht furnieren, nur streiten, wenn es gilt, unser Hab und Gut zu verteidigen, mit einer simpeln Sturmhaube. Doch auch die genügte zuweilen, aus einer guten Klinge eine noch beßre Säge zu machen, wenn sie sich daran versuchte. Was aber mein Wappen betrifft, so werdet Ihr's schon hie und da früh morgens an Burgtoren gesehen haben, einige aus meiner Familie führen einen Strick und einen Dolch im roten Felde, und sie wissen sich Respekt zu verschaffen, selbst bei Kaiser und Reich.

Törring. Das ist das Zeichen der Feme!

Caspar Bernauer. Kennt Ihr sie? Auch Jungfrauen stehen unter ihrem
Schutz, und wenn die Gerechtigkeit ihren Weg auch in diesen betrübten
Zeiten, wie ein Maulwurf, unter der Erde suchen muß: sie ist immer
zur rechten Stunde da!

Agnes. Ich kann mich selbst schützen, mein Vater! Was mir gestern abend widerfuhr, das raubte mir Sprache und Besinnung; was mir jetzt widerfährt, gibt mir beides wieder! Das eine hätt' ich nicht für möglich gehalten, aber, bei Gott! das andere noch viel weniger! (Zu Törring.) Dies sagt dem Herzog von mir!

Caspar Bernauer. Da ist er selbst!

Neunte Szene

Albrecht (tritt ein). Ja, da ist er! (Zu Agnes.) Ward er erwartet?

Agnes (wendet sich ab).

Albrecht. Agnes—wenn auf dem Wege zu dir ein Himmelswagen flammend vor mir niedergefahren wäre, jeder Radnagel ein Stern, ich wäre nicht eingestiegen, und du-

Agnes. Gnädiger Herr—gestern fehlte mir der Mut Euch anzusehen, heute, dächt' ich, sollte er Euch fehlen!

Albrecht. Was hab ich dir denn getan?

Agnes. Nichts? Also das wäre nichts? Gnädiger Herr, so viel Ehre könnt Ihr mir gar nicht bieten, und wenn Ihr mir die Krone aufsetztet, daß sie diese Schmach wiederaufwöge!

Albrecht. Schmach?

Agnes. Wär's keine? Wär' das an mir keine Schmach, was, einem Fräulein zugefügt, die Klingen aller ihrer Verwandten, bis zum zehnten Glied herab, aus der Scheide reißen und gegen Euch kehren würde? Gnädiger Herr, auch mich hat Gott gemacht!

Albrecht. Törring! Ihr da? Was heißt das?

Agnes. Auch mich hat Gott gemacht, auch aus mir kann er mehr machen, wenn es sein heiliger Wille ist, auch aus Euch weniger, denn alles auf Erden ist nur zur Probe, und Hoch und Niedrig müssen einmal wechseln, wenn sie nicht vor ihm bestehen! Gnädiger Herr, tut keinem wieder so weh, wie mir, man erwartet's nicht von Euch, darum ist's doppelt bitter! (Zu Caspar Bernauer.) Mein Vater, jetzt ins Kloster! Nun nehme ich von der Welt nichts mehr mit über die Schwelle, als einen ewigen Schauder!

Albrecht. Mädchen, gestern warb ich um dich, heute komm ich um die Antwort, während meine Freunde schon den Priester suchen, der uns verbinden soll: ist das Schmach?

Törring (tritt vor). Der Herzog weiß von nichts, auf Ritterwort, ich sprach nur aus mir selbst! Ich glaubte—nun, Irren soll menschlich sein!

Albrecht. Du beschimpftest sie? Du beschimpftest meine Braut?
Dafür—(Er will ziehen.)

Törring. Nein! Dafür—(Er tritt zu Agnes heran und küßt ihr ritterlich die Hand.) Ihr wißt, ich bin nicht feig, aber es wäre nicht wohlgetan, die Zahl ihrer Freunde zu mindern, und nun ich sie kenne, bin ich ihr Freund, ja, ich werde ihr dienen bis zum letzten Atemzug, und mir ist, glaubt's mir und denkt darüber nach, als faßte der Tod mich schon jetzt bei der Hand! (Zu Agnes.) Das sprach ein Edler von Bayern, der nicht der Geringste ist, und nennt mich einen ehrvergessenen Mann, wenn Euch nun etwas widerfährt, solange ich's hindern kann. (Zu Albrecht.) Ihr aber, gnädiger Herr, grollt nicht länger, daß ich ihr den Schleier etwas unsanft abnahm, es gereicht Euch, wie ihr, zum Vorteil, daß ich ihr ins Gesicht sah! (Tritt zurück.)

Albrecht. Sie schweigt! Das Vergeben ist an ihr, nicht an mir! Folgt mir! Wenn sie sieht, wie ich sie räche, wird sie wissen, wie ich sie liebe!

Agnes. Um Gott nicht! Nur von Euch war's mir, wie Todesstich!
Jetzt—jetzt—Vater!

Caspar Bernauer. Ihre harten Worte tun ihr leid, gnädiger Herr, sie hätte sie gern zurück, Ihr seht's wohl, sie erstickt ja fast!

Albrecht. Und nicht um die Welt möcht' ich sie missen! Alter, zwei Kinder sind ausgewechselt worden, die Tochter des Kaisers wurde in deine Wiege gelegt, und der Kaiser zieht die deinige auf! Schau hin, erkennst du sie noch? Agnes, davon hat dir in früher Jugendzeit schon ein Märchen erzählt, doch damals ahntest du's noch nicht, daß du über deine eigne Geschichte weintest, erst in dieser Stunde hast du dich wieder auf dich selbst besonnen! Aber nun weißt du endlich, wer du bist, das zeigt die edle Glut, die dir aus dem Auge blitzt und von der Wange flammt, nun denkst du nicht mehr daran, daß du bisher nicht im Purpur gingst und nicht aus goldenem Becher trankst; so komm denn auch zu mir herüber, eh' dir das wieder einfällt!

Caspar Bernauer. Agnes!

Agnes. Vater, kein Wort von Gefahr! Erinnert mich nicht, daß Mut dazu gehört! Sonst könnt' ich-

Albrecht (breitet die Arme gegen sie aus). Was? Was?

Agnes (sinkt hinein). Und müßt' ich's mit dem Tode bezahlen—das täte nichts!

Albrecht (umschließt sie). Agnes!

Agnes (macht sich wieder los). Aber dazu berechtigt mich kein Mut!
—Ihr seid ein Fürst-

Albrecht. Und darf als solcher von vorn anfangen, so gut wie irgendeiner meiner Vorgänger!

Agnes. Ihr habt einen Vater-

Albrecht. Und bin sein Sohn, nicht sein Knecht!

Agnes. Und wenn Euer Volk murrt?

Albrecht. So murrt es, bis es wieder jubelt. Ja, wenn sie sich zusammenrotteten und sich offen wider mich empörten: ich schickte dein Bild, statt eines Heers, und sie kehrten schamrot zum Pfluge zurück!

Agnes. Und wenn Euer Vater flucht?

Albrecht. So segnet Gott!

Agnes. Und wenn er das Schwert zieht?

Albrecht. So gibt er mir das Recht, auch nach dem meinigen zu greifen!

Agnes. Und dabei sollten wir—dabei könntet Ihr glücklich sein?

Albrecht. Viel glücklicher, als wenn ich dir entsagen müßte! Das eine wär' Kampf, und zum Kampf gehört's, daß man den Ausgang nicht vorher weiß; das andere wäre Tod, Tod ohne Wunde und Ehre, feiger Erstickungstod durch eigne Hand, und den sollt' ich wählen? Nach der Kehle greifen, statt nach dem Schwert? O pfui! Da wär' ich doch gewiß der Erste und der Letzte! Mädchen, ich kenne jetzt dein Herz, her zu mir, (er drückt sie an sich) so, nun hast du alles getan, das übrige ist meine Sache! Worauf sollte Gott die Welt gebaut haben, wenn nicht auf das Gefühl, was mich zu dir zieht und dich zu mir? Die Württembergerin, die man zwischen dich und mich gestellt hatte, würde in diesem Augenblick tot umfallen, wenn sie nicht geflohen wäre! Das fühl ich! Darum zittre nicht!

Zehnte Szene

Frauenhoven und Nothhafft von Wernberg (treten ein).

Albrecht. Ist alles bereit?

Frauenhoven. Ein Priester ist gefunden, der's mit dem jungen Herzog gegen den alten wagen will!

Nothhafft von Wernberg. Aber nur unter der Bedingung, daß es so lange als möglich Geheimnis bleibt!

Albrecht. Was sagst du dazu, Agnes?

Agnes. So lange nur Gott es weiß, wird keine meiner Ahnungen in
Erfüllung gehen!

Albrecht. Also! Wo und wann?

Frauenhoven. Heut abend, Schlag zehn, in der Kapelle der heiligen
Maria Magdalena. Aber wir müssen alle vermummt kommen, wie zum
Totendienst!

Albrecht. Gut! Und morgen nach Vohburg! Agnes, das ist ein rotes Schloß an der grünen Donau, womit meine Mutter—sie ruhe sanft und stehe fröhlich auf—mich für meine erste Schlacht belohnte! Gib acht, dort wirst du über dich selbst lachen, sooft du an diesen Morgen zurückdenkst, da gibt's mehr Lerchen, wie anderswo Spatzen, und in jedem Baum fast sitzt eine Nachtigall. Ich schenk es dir zum Leibgeding, nimm den lustigen Vogelkäfig unbesehens an, ich bitte dich, er wird dir gefallen, der Himmel schaut immer blau auf ihn herab, und wenn du dich über eine Gabe, die du noch nicht kennst, auf alle Gefahr hin dankbar bezeigen willst, so nenne mich zum ersten Mal du!

Agnes. Mein Albrecht!

Albrecht (sie in den Armen haltend). Du weinst dabei?

Agnes. Sollte es nicht nachbrennen? Euch—dir konnt' ich—Aber es schmerzte mich mehr um deinet-, als um meinetwillen, mir war, als wäre der funkelndste Stern über meinem Haupt auf einmal aus seiner Bahn gewichen, und ich hätte ihn in der Schaudergestalt, in der man sie hier unten zuweilen verlöschen sieht, zu meinen Füßen wieder getroffen! Nun ist mir dafür zumut', als hätt' ich schon jetzt mehr vom Leben, als mir gebührt!—Mein Vater!

Caspar Bernauer (tritt hervor). Sie sollen Vater und Mutter verlassen und aneinanderhangen! Mein Kind, ich muß dich segnen, du tust nach Gottes Gebot! So sei er mit dir! (Er legt ihr die Hände aufs Haupt.)

Albrecht. Auch mich!

Caspar Bernauer. Ihr fürchtet, daß Ihr sonst nicht dazu kommt! (Er legt auch ihm die Hände aufs Haupt.)

Dritter Akt


München.

Erste Szene

Das Herzogliche Kabinett. Man sieht an der einen Wand zwei Karten.
Die andern Wände sind mit Bildern bayerischer Fürsten behängt.

Ernst (steht vor den Karten). Ich kann's nicht lassen, und es ärgert mich doch immer wieder von neuem. Das war Bayern einst, und das ist Bayern jetzt! Wie Vollmond und Neumond hängen sie da nebeneinander! Und wenn noch ein halbes Jahrtausend dazwischenläge! Aber wie mancher alte Mann...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 80-282-7596-6 / 8028275966
ISBN-13 978-80-282-7596-9 / 9788028275969
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