Torquato Tasso -  Johann Wolfgang Von Goethe

Torquato Tasso (eBook)

Ein Schauspiel
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2023 | 1. Auflage
Sharp Ink (Verlag)
978-80-282-7386-6 (ISBN)
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'Torquato Tasso' von Johann Wolfgang von Goethe. Veröffentlicht von Sharp Ink. Sharp Ink ist Herausgeber einer breiten Büchervielfalt mit Titeln jeden Genres. Von bekannten Klassikern, Belletristik und Sachbüchern bis hin zu in Vergessenheit geratenen bzw. noch unentdeckten Werken der grenzüberschreitenden Literatur, bringen wir Bücher heraus, die man gelesen haben muss. Jede eBook-Ausgabe von Sharp Ink wurde sorgfältig bearbeitet und formatiert, um das Leseerlebnis für alle eReader und Geräte zu verbessern. Unser Ziel ist es, benutzerfreundliche eBooks auf den Markt zu bringen, die für jeden in hochwertigem digitalem Format zugänglich sind.

Tasso.
In einem Augenblick gewährt die Liebe,
Was Mühe kaum in langer Zeit erreicht.
Ich bitt' es nicht von dir, ich darf es fordern.
Dich ruf' ich in der Tugend Namen auf,
Die gute Menschen zu verbinden eifert.
Und soll ich dir noch einen Namen nennen?
Die Fürstin hofft's, Sie will's—Eleonore,
Sie will mich zu dir führen, dich zu mir.
O lass uns ihrem Wunsch entgegen gehn!
Lass uns verbunden vor die Göttin treten,
Ihr unsern Dienst, die ganze Seele bieten,
Vereint für sie das Würdigste zu tun.
Noch einmal!—Hier ist meine Hand! Schlag ein!
Tritt nicht zurück und weigre dich nicht länger,
O edler Mann, und gönne mir die Wollust,
Die schönste guter Menschen, sich dem Bessern
Vertrauend ohne Rückhalt hinzugeben!

Antonio.
Du gehst mit vollen Segeln! Scheint es doch,
Du bist gewohnt zu siegen, überall
Die Wege breit, die Pforten weit zu finden.
Ich gönne jeden Wert und jedes Glück
Dir gern, allein ich sehe nur zu sehr,
Wir stehn zu weit noch voneinander ab.

Tasso.
Es sei an Jahren, an geprüftem Wert;
An frohem Muth und Willen weich' ich keinem.

Antonio.
Der Wille lockt die Taten nicht herbei;
Der Mut stellt sich die Wege kürzer vor.
Wer angelangt am Ziel ist, wird gekrönt,
Und oft entbehrt ein Würd'ger eine Krone.
Doch gibt es leichte Kränze, Kränze gibt es
Von sehr verschiedner Art: Sie lassen sich
Oft im Spazierengehn bequem erreichen.

Tasso.
Was eine Gottheit diesem frei gewährt
Und jenem streng versagt, ein solches Gut
Erreicht nicht jeder, wie er will und mag.

Antonio.
Schreib es dem Glück vor andern Göttern zu,
So hör' ich's gern; denn seine Wahl ist blind.

Tasso.
Auch die Gerechtigkeit trägt eine Binde
Und schließt die Augen jedem Blendwerk zu.

Antonio.
Das Glück erhebe billig der Beglückte!
Er dicht' ihm hundert Augen fürs Verdienst
Und kluge Wahl und strenge Sorgfalt an,
Nenn' es Minerva, nenn' es, wie er will,
Er halte gnädiges Geschenk für Lohn,
Zufälligen Putz für wohl verdienten Schmuck.

Tasso.
Du brauchst nicht deutlicher zu sein. Es ist genug!
Ich blicke tief dir in das Herz und kenne
Für's ganze Leben dich. O kennte so
Dich meine Fürstin auch! Verschwende nicht
Die Pfeile deiner Augen, deiner Zunge!
Du richtest sie vergebens nach dem Kranze,
Dem unverwelklichen, auf meinem Haupt.
Sei erst so groß, mir ihn nicht zu beneiden!
Dann darfst du mir vielleicht ihn streitig machen.
Ich acht' ihn heilig und das höchste Gut:
Doch zeige mir den Mann, der das erreicht,
Wornach ich strebe, zeige mir den Helden,
Von dem mir die Geschichten nur erzählten;
Den Dichter stell' mir vor, der sich Homer,
Virgil sich vergleichen darf, ja, was
Noch mehr gesagt ist, zeige mir den Mann,
Der dreifach diesen Lohn verdiente, den
Die schöne Krone dreifach mehr als mich
Beschämte: Dann sollst du mich kniend sehn
Vor jener Gottheit, die mich so begabte;
Nicht eher stünd' ich auf, bis sie die Zierde
Von meinem Haupt auf seins hinüber drückte.

Antonio.
Bis dahin bleibst du freilich ihrer wert.

Tasso.
Man wäge mich, das will ich nicht vermeiden;
Allein Verachtung hab' ich nicht verdient.
Die Krone, der mein Fürst mich würdig achtete,
Die meiner Fürstin Hand für mich gewunden,
Soll keiner mir bezweifeln noch begrinsen!

Antonio.
Es ziemt der hohe Ton, die rasche Glut
Nicht dir zu mir, noch dir an diesem Orte.

Tasso.
Was du dir hier erlaubst, das ziemt auch mir.
Und ist die Wahrheit wohl von hier verbannt?
Ist im Palast der freie Geist gekerkert?
Hat hier ein edler Mensch nur Druck zu dulden?
Mich dünkt hier ist die Hoheit erst an ihrem Platz,
Der Seele Hoheit! Darf sie sich der Nähe
Der Großen dieser Erde nicht erfreun?
Sie darf's und soll's. Wir nahen uns dem Fürsten
Durch Adel nur, der uns von Vätern kam;
Warum nicht durchs Gemüt, das die Natur
Nicht jedem groß verlieh, wie sie nicht jedem
Die Reihe großer Ahnherrn geben konnte?
Nur Kleinheit sollte hier sich ängstlich fühlen,
Der Neid, der sich zu seiner Schande zeigt:
Wie keiner Spinne schmutziges Gewebe
An diesen Marmorwänden haften soll.

Antonio.
Du zeigst mir selbst mein Recht dich zu verschmähn!
Der übereilte Knabe will des Manns
Vertraun und Freundschaft mit Gewalt ertrotzen?
Unsittlich, wie du bist, hältst du dich gut?

Tasso.
Viel lieber, was ihr euch unsittlich nennt,
Als was ich mir unedel nennen müsste.

Antonio.
Du bist noch jung genug, dass gute Zucht
Dich eines bessern Wegs belehren kann.

Tasso.
Nicht jung genug, vor Götzen mich zu neigen,
Und, Trotz mit Trotz zu bänd'gen, alt genug.

Antonio.
Wo Lippenspiel und Saitenspiel entscheiden,
Ziehst du als Held und Sieger wohl davon.

Tasso.
Verwegen wär' es, meine Faust zu rühmen;
Denn sie hat nichts getan; doch ich vertrau' ihr.

Antonio.
Du traust auf Schonung, die dich nur zu sehr
Im frechen Laufe deines Glücks verzog.

Tasso.
Dass ich erwachsen bin, das fühl' ich nun.
Mit dir am wenigsten hätt' ich gewünscht
Das Wagespiel der Waffen zu versuchen:
Allein du schürest Glut auf Glut, es kocht
Das innre Mark, die schmerzliche Begier
Der Rache siedet schäumend in der Brust.
Bist du der Mann der du dich rühmst, so steh mir!

Antonio.
Du weißt so wenig wer, als wo du bist.

Tasso.
Kein Heiligtum heißt uns den Schimpf ertragen.
Du lästerst, du entweihest diesen Ort,
Nicht ich, der ich Vertraun, Verehrung, Liebe,
Das schönste Opfer, dir entgegen trug.
Dein Geist verunreint dieses Paradies
Und deine Worte diesen reinen Saal,
Nicht meines Herzens schwellendes Gefühl,
Das braust, den kleinsten Flecken nicht zu leiden.

Antonio.
Welch hoher Geist in einer engen Brust!

Tasso.
Hier ist noch Raum, dem Busen Luft zu machen.

Antonio.
Es macht das Volk sich auch mit Worten Luft.

Tasso.
Bist du ein Edelmann wie ich, so zeig' es.

Antonio.
Ich bin es wohl, doch weiß ich, wo ich bin.

Tasso.
Komm mit herab, wo unsre Waffen gelten.

Antonio.
Wie du nicht fordern solltest, folg' ich nicht.

Tasso.
Der Feigheit ist solch Hindernis willkommen.

Antonio.
Der Feige droht nur, wo er sicher ist.

Tasso.
Mit Freuden kann ich diesem Schutz entsagen.

Antonio.
Vergib dir nur, dem Ort vergibst du nichts.

Tasso.
Verzeihe mir der Ort dass ich es litt.

(Er zieht den Degen.)

Zieh oder folge, wenn ich nicht auf ewig,
Wie ich dich hasse, dich verachten soll.

Vierter Auftritt
Alphons. Die Vorigen.

Alphons.
In welchem Streit treff' ich euch unerwartet?

Antonio.
Du findest mich, o Fürst, gelassen stehn
Vor einem, den die Wut ergriffen hat.

Tasso.
Ich bete dich als eine Gottheit an,
Dass du mit Einem Blick mich warnend bändigst.

Alphons.
Erzähl', Antonio, Tasso, sag' mir an,
Wie hat der Zwist sich in mein Haus gedrungen?
Wie hat er euch ergriffen, von der Bahn
Der Sitten, der Gesetze kluge Männer
Im Taumel weggerissen? Ich erstaune.

Tasso.
Du kennst uns beide nicht, ich glaub' es wohl.
Hier dieser Mann, berühmt als klug und sittlich,
Hat roh und hämisch, wie ein unerzogner,
Unedler Mensch, sich gegen mich betragen.
Zutraulich naht' ich ihm, er stieß mich weg;
Beharrlich liebend drang ich mich zu ihm,
Und bitter, immer bittrer, ruht' er nicht,
Bis er den reinsten Tropfen Bluts in mir
Zu Galle wandelte. Verzeih! Du hast mich hier
Als einen Wütenden getroffen. Dieser
Hat alle Schuld, wenn ich mich schuldig machte.
Er hat die Glut gewaltsam angefacht,
Die mich ergriff und mich und ihn verletzte.

Antonio.
Ihn riss der hohe Dichterschwung hinweg!
Du hast, o Fürst, zuerst mich angeredet,
Hast mich gefragt: Es sei mir nun erlaubt,
Nach diesem raschen Redner auch zu sprechen.

Tasso.
O ja, erzähl', erzähl' von Wort zu Wort!
Und kannst du jede Silbe, jede Miene
Vor diesen Richter stellen, wag' es nur!
Beleidige dich selbst zum zweiten Male
Und zeuge wider dich! Dagegen will
Ich keinen Hauch und keinen Pulsschlag leugnen.

Antonio.
Wenn du noch mehr zu reden hast, so sprich;
Wo nicht, so schweig und unterbrich mich nicht.
Ob ich, mein Fürst, ob dieser heiße Kopf
Den Streit zuerst begonnen? Wer es sei,
Der unrecht hat? Ist eine weite Frage,
Die wohl zuvörderst noch auf sich beruht.

Tasso.
Wie das? Mich dünkt, das ist die erste Frage:
Wer von uns beiden Recht und Unrecht hat.

Antonio.
Nicht ganz, wie sich's der unbegränzte Sinn
Gedenken mag.

Alphons.
            Antonio!

Antonio.
                        Gnädigster,
Ich ehre deinen Wink, doch lass ihn...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 80-282-7386-6 / 8028273866
ISBN-13 978-80-282-7386-6 / 9788028273866
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