Mein schrecklich schönes Leben (eBook)

Roman

*****

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46608-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein schrecklich schönes Leben -  Holly Smale
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Was würdest du tun, wenn du deine Vergangenheit ändern könntest? »Mein schrecklich schönes Leben« ist ein ebenso einfühlsamer wie mitreißender Roman um Selbstliebe und die Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Cassandra Penelope Dankworth hat selten richtig gute Tage, aber heute läuft es besonders schlecht: Am Morgen trennt sich ihr Freund Will von ihr, und noch vor dem Mittagessen verliert sie ihren Job, weil sie angeblich Kunden ebenso vergrault wie ihre Kolleg*innen. Am Abend jedoch taucht Will auf, um sie zum Essen auszuführen, als sei nichts gewesen. Cassandra ist so erleichtert, dass ihre bisher längste Beziehung (immerhin vier Monate!) doch noch nicht vorbei ist, dass sie keine Fragen stellt. Allerdings fühlt sich der ganze Abend an wie ein einziges Déjà-vu - und am nächsten Morgen macht Will wieder Schluss, mit den exakt gleichen Worten wie am Tag zuvor. So unwahrscheinlich es auch sein mag, Cassandra muss einsehen, dass sie in einer Zeitschleife feststeckt. Es scheint, als hätte sie endlich die Möglichkeit, alles richtig zu machen - aber was genau ist eigentlich »richtig«? Die 31-jährige Cassandra ist eine herrlich unperfekte Heldin, deren selbstironischer Erzählton uns immer wieder schmunzeln lässt. Mit leichter Hand erzählt Holly Smales Roman von Familie, Liebe und Schuld, vom Erwachsenwerden, von Selbstfindung und Mental Health.

Holly Smale wurde als Teenager als Model entdeckt, später studierte sie Englische Literaturwissenschaft an der University of Bristol. Ihre Romane für jugendliche Leser waren Bestseller in England, wurden weltweit über 3 Millionen mal verkauft und unter anderem mit dem Waterstones Children's Book Prize und dem Leeds Book Award ausgezeichnet. 'Mein schrecklich schönes Leben' ist ihr erster Roman für Erwachsene. 

Holly Smale wurde als Teenager als Model entdeckt, später studierte sie Englische Literaturwissenschaft an der University of Bristol. Ihre Romane für jugendliche Leser waren Bestseller in England, wurden weltweit über 3 Millionen mal verkauft und unter anderem mit dem Waterstones Children's Book Prize und dem Leeds Book Award ausgezeichnet. "Mein schrecklich schönes Leben" ist ihr erster Roman für Erwachsene. 

1


Wo fängt eine Geschichte an?

Sie ist eine Lüge, die erste Seite eines Buches, denn sie gibt sich bloß als Anfang aus. Sie tut, als wäre sie tatsächlich der Moment, in dem etwas losgeht, dabei bekommt man bloß eine willkürliche Zeile aus einem Meer an Wörtern. Diese Geschichte beginnt hier. Wählt eine zufällige Situation aus. Vergesst, was vorher passiert ist oder danach kommt. Tut so, als würde die Welt aufhören, zu existieren, wenn ihr das Buch zuklappt. Als wäre eine Entscheidung nicht bloß ein weiterer beliebiger Punkt auf einer festgelegten Zeitlinie.

Aber so funktioniert das Leben nicht, also belügen Bücher uns wohl.

Vielleicht lieben wir sie deshalb so sehr.

Genau solche bescheuerten Aussagen führen dazu, dass ich beim Buchclub auf der Fentiman Road vor die Tür gesetzt werde.

Hier eine Liste, wo man mich überall gebeten hat, nicht mehr aufzutauchen:

  • bei der Lesegruppe auf der Blenheim Road

  • in der großen WG in Walthamstow, in der ich kurz gewohnt habe

  • in meiner letzten Beziehung

  • in meinem aktuellen Job

Das mit den letzten beiden Punkten ist ziemlich schnell hintereinander passiert. Heute Morgen hat Will – mit dem ich seit vier Monaten zusammen bin – mich geküsst, völlig unvermittelt meine Vorzüge aufgezählt und die Motivationsrede damit beendet, mit mir Schluss zu machen.

Das mit dem Job war vor etwa achtzig Sekunden.

Dem angespannten Kiefer und den bebenden Nasenflügeln meines Chefs nach zu urteilen steht meine Reaktion auf diese Information noch aus. Irgendwie sieht er verschwommen aus und klingt gedämpft, so als befände er sich hinter einer dicken Scheibe aus Milchglas. Außerdem hat er getrockneten Haferbrei am Kragen, aber jetzt scheint mir nicht der richtige Zeitpunkt, ihn darauf hinzuweisen. Er ist verheiratet. Soll seine Frau das später machen.

»Cassie«, wiederholt er lauter. »Hast du mich verstanden?«

Natürlich habe ich ihn verstanden, ansonsten würde ich wohl immer noch detailliert vom Kundenmeeting berichten. Denn genau damit war ich beschäftigt, als er mich eben gefeuert hat.

»Es geht gar nicht so sehr um deine Leistung«, fährt er fort. »Wobei jemand, der so ungern telefoniert wie du, wohl Gott weiß besser nicht im PR-Bereich arbeiten sollte.«

Ich nicke. Damit hat er nicht ganz unrecht.

»Aber dein grundsätzliches Auftreten passt einfach nicht zu uns. Du bist unhöflich. Aufmüpfig. Und ehrlich gesagt ziemlich arrogant. Du bist kein Teamplayer. Dabei weißt du eigentlich, was wir hier im Büro brauchen, oder?«

»Eine bessere Kaffeemaschine.«

»Genau so eine Scheiße meine ich.«

Ich würde euch ja verraten, wie mein Chef heißt und aussieht, aber es scheint so, als würde er in dieser Geschichte nicht länger eine tragende Rolle spielen.

»Wir haben schon oft darüber gesprochen. Cassandra, sieh mich an, wenn ich mit dir rede. Unser bester Kunde ist uns gerade wegen deines – Zitat – ›sturen, nervtötenden Verhaltens‹ abgesprungen. Du bist unsympathisch. Das war genau das Wort, das sie benutzt haben. Unsympathisch. PR-Arbeit ist ein Job für Menschen, die gut mit Menschen können.«

Moment mal.

»Das stimmt nicht«, werfe ich ein und versuche, ihm direkt in die Pupillen zu gucken. »Soweit ich weiß, heißt es in meiner Jobbeschreibung nicht, dass sympathisch sein Voraussetzung ist. In meinem Arbeitsvertrag steht es auf keinen Fall, das hab ich überprüft.«

Jetzt blähen sich seine Nasenflügel zu regelrechten Nüstern auf.

Ich kann nur selten nachvollziehen, was andere Leute denken, aber manchmal fühle ich es: Dann strömt eine Welle an Emotionen aus ihnen heraus und in mich hinein, als würde man Tee aus einer Kanne in eine Tasse gießen. Während ich volllaufe, muss ich herausfinden, was zur Hölle das bedeuten soll. Wo das alles herkommt, und was ich tun muss, damit die Gefühle nicht überall verschüttet werden.

Jetzt pulsiert mir eine Wut durch die Adern, die sich nicht nach meiner eigenen anfühlt. Sie ist dunkellila und rot.

Seine Farben überfallen mich, und das gefällt mir gar nicht.

»Sieh mal«, sagt mein Chef und stößt ein vermeintlich geduldiges Seufzen aus, das so gar nicht zu der Emotion passt, die aus ihm herausfließt. »Das funktioniert einfach nicht. Auf irgendeiner Ebene musst du das doch auch spüren. Vielleicht suchst du dir was, das besser zu deinen … besonderen Fähigkeiten passt.«

Im Prinzip hat genau das Gleiche auch Will heute Morgen zu mir gesagt. Keine Ahnung, warum die beiden meinen, ich hätte das Ende kommen sehen müssen. Das habe ich absolut nicht.

»Bei uns geht es um das Zwischenmenschliche«, erklärt mein Chef erneut. »Ich schlage vor, du suchst dir einen Job, bei dem das nicht so relevant ist?«

Mit einem Räuspern stehe ich auf und sehe auf die Uhr. Zeit, Bilanz zu ziehen. Es ist Mittwoch, aber noch nicht mal Mittag.

Beziehung: aus.

Job: vorbei.

»Tja«, sage ich ruhig. »Scheiße.«

 

Meine Geschichte fängt also hier an.

Sie hätte aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt losgehen können. Ich musste bloß einen wählen. Es hätte heute Morgen sein können, als ich vom Geschrei meiner Mitbewohner*innen aufgewacht bin. Oder als ich mein Frühstück gegessen habe (Porridge mit Banane – wie immer). Oder als ich ein schönes Geschenk für Will zu unserem Jahrestag ausgesucht habe (ein wenig verfrüht, wie sich gezeigt hat).

Es hätte auch der Moment sein können, kurz bevor ich ihn das erste Mal getroffen habe, ein durchaus positiverer Start. Oder der Tag, an dem meine Eltern bei einem Autounfall gestorben sind, das wäre deutlich negativer gewesen.

Entschieden habe ich mich aber für irgendwas in der Mitte.

Der Anfang meiner ganz persönlichen Geschichte liegt damit schon etwa einunddreißig Jahre zurück, das dramatische Ende der Geschichte meiner Eltern nicht ganz so lange. Da bin ich also und packe meine Sachen in einen Karton. Wie es aussieht, ist der einzige Gegenstand auf meinem Schreibtisch, der nicht der Firma gehört, eine Tasse mit einem Cartoon-Hirsch darauf, die ich mal geschenkt bekommen habe. Sie landet im Karton. Man kann zwar nie wirklich wissen, was als Nächstes passiert, aber ich schätze, Koffein wird es weiterhin geben.

»O nein!« Meine Kollegin Sophie beugt sich über den Schreibtisch, als ich mir gerade eine welke Pflanze unter den Arm klemme, nur damit es nicht so aussieht, als würde ich ein weiteres Jahr meines Lebens hinter mir lassen, ohne etwas daraus mitzunehmen. »Die haben dich doch nicht gefeuert, oder? Das ist ja furchtbar! Wir werden dich alle ganz schrecklich vermissen.«

Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob sie das ernst meint. Wenn ja, kommt das unerwartet. Wir sitzen uns zwar gegenüber, seit ich hier angefangen habe, trotzdem weiß ich praktisch nichts über sie. Bloß dass sie zweiundzwanzig ist und Thunfischsandwiches mag, dass sie sehr aggressiv in die Tasten haut und in der Nase popelt, als würde niemand von uns über die Fähigkeit zum peripheren Sehen verfügen.

»Wirklich?«, frage ich ehrlich neugierig. »Wieso?«

Sophie öffnet den Mund, schließt ihn aber wieder und widmet sich erneut ihrer Tastatur, als wollte sie mit den Fingern Hau den Maulwurf spielen.

»Cassandra!« Gerade als ich meine eigene Tastatur mit einem kleinen Desinfektionstuch abwischen will, taucht mein Chef im Türrahmen auf. »Was zum Geier machst du da? Du sollst nicht jetzt sofort verschwinden. Ich glaub, es hakt, was stimmt denn nicht mit dir? Würdest du wohl noch weiterarbeiten, bis die Kündigungsfrist abgelaufen ist?«

»Oh.« Ich schaue auf meinen Karton und die Pflanze hinab. Jetzt habe ich ja schon gepackt. »Nein, danke.«

Der Schreibtisch ist sauber, ich hänge mir meine Tasche über die Schulter und den Mantel über den Arm, drücke mir den Karton vor den Bauch und klemme mir noch irgendwie die Pflanze zwischen Ellbogen und Karton. Dann versuche ich, die Agenturtür zu öffnen. Mit dem Knie halte ich sie auf und werfe einen Blick zurück, obwohl ich – genau wie Orpheus an der Schwelle zwischen Unter- und Oberwelt – weiß, dass ich das nicht tun sollte.

In der Agentur ist es noch nie so still gewesen.

Alle haben die Köpfe abgewandt, als würde mein Anblick sie plötzlich blenden. Das leise Klappern der Tastaturen ist zu hören – fast wie Taubengetrappel auf dem Dach – und wird nur von Sophies brutalen Todesstößen unterbrochen. Der Heizkörper am Fenster gurgelt, der goldene Empfangstisch blendet mich, und der Wasserspender tropft. Wenn ich aus dem heutigen Tag etwas Gutes mitnehmen soll – und ich denke, das sollte ich –, dann wohl, dass ich das nicht mehr jede Sekunde meines restlichen Arbeitslebens ertragen muss.

Sie sollten öfter Leute wegen grundlegender Persönlichkeitsschwächen feuern. Das steigert die Produktivität.

Als die Tür hinter mir zufällt, zucke ich zusammen, obwohl ich sie selbst habe zufallen lassen. Dann piept mein Handy, und ich balanciere vorsichtig all meine Sachen auf einem Knie, während ich es herausziehe. Ich versuche immer, alle Nachrichten sofort zu lesen. Sonst liegt das Handy so schwer in der Tasche.

Dankworth, bitte räum deinen Scheiß auf.

Ich runzele die Stirn und antworte:

Welchen Scheiß genau?

Wieder piept es.

Sehr lustig. Räum die Küche auf, das ist ein...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2023
Übersetzer Jana Körner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Angststörung • Anxiety • Artemis • Autismus • Autismus Roman • best books tiktok • Breakup • Britischer Humor • britische RomCom • Circe • Das Rosie-Projekt • Diversität • Diversity Liebesroman • eleanor oliphant • England • Exfreund • Familiengeschichte • Frauenliteratur • Frauenromane • Frauenunterhaltung • Griechische Mythen • griechische Mythologie • Groundhog Day • Holly Smale • holly smale bücher • Ich • Kassandra • Liebesgeschichten • Liebeskomödie • Liebesroman • Liebesroman mit Witz • Liebe und Beziehungen • London • Marketing • Mein erträglich tragisches Leben • Mental Health • Mental Health Awareness • Millenials • Mitbewohner • moderne Frauenunterhaltung • moderner Liebesroman • Neurodiversität • neurodiversity • Perfekt • Perfekt unperfekt • quirky • retellings • Romane England • Romane für Frauen • Romane Liebe • Romane London • Romantik London • Romantische Komödie • Schlussmachen • Schwester • Schwestern Roman • schwierige Familienverhältnisse • Selbstfindung Roman • TikTok • Twentysomething • Und täglich grüßt das Murmeltier • Unfall • unglückliche Liebe • zeitgenössische Belletristik • Zeitgenössische Literatur • zeitgenössischer Liebesroman • Zeitschleife
ISBN-10 3-426-46608-2 / 3426466082
ISBN-13 978-3-426-46608-7 / 9783426466087
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