Burn Our Bodies Down (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60352-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Burn Our Bodies Down -  Rory Power
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Schon immer war Margot mit ihrer Mutter allein. Kein Vater, keine Geschwister, keine Verwandten - und ihre Mutter verweigert jede Auskunft über sie. Als ein altes Foto Hinweise auf ihre Großmutter liefert, bricht Margot in den verschlafenen Ort Phalene auf. Hier scheint es zunächst nicht viel zu geben außer Sommerhitze, Staub und Maisfelder, doch dann passiert etwas Schreckliches: Eines der Felder geht lichterloh in Flammen auf. Mittendrin ein Mädchen, das Margot zum Verwechseln ähnlich sieht. Margots Mutter hatte offenbar gute Gründe, aus der Stadt zu verschwinden. Aber wollte sie ihre Vergangenheit verbergen? Oder wollte sie Margot vor dem schützen, was immer noch dort lauert? »?Burn Our Bodies Down? ist ein Meisterwerk ... eine unfassbar nervenaufreibende Mystery-Geschichte, die sich heimlich, wie durch die labyrinthartigen Maisfelder im Roman, an einen heranschleicht.« - Holly Jackson, Autorin von »A Good Girl's Guide to Murder«

Rory Power stammt aus Neuengland und lebt dort heute noch. Sie absolvierte ihren Master in Prose Fiction an der University of East Anglia, woran sie gerne zurückdenkt - zum einen, weil sie dort viel gelernt hat, vor allem aber, weil es auf dem Campus so viele Kaninchen gab. Heute arbeitet sie als Krimilektorin und Beraterin für TV-Adaptionen.

Eins


Das Aufschnappen und Ratschen des Feuerzeugs, eine Flamme erwacht zwischen meinen Fingern. Es ist zu warm dafür, jetzt im späten Juni, die Sonne nah und wachsam. Trotzdem bin ich hier. Die Flamme flackert, stark und schwach, stark und schwach.

Die Kerze, die ich heute Morgen angezündet habe, steht auf dem Couchtisch. Sie duftet nach Nelken und Kiefernnadeln. Mom hat sie letztes Jahr von der Arbeit gestohlen und wir haben sie aufgehoben, haben alles andere angezündet, was wir sonst finden konnten. Eine Schale Teelichter – hell und klar –, eine Gebetskerze, die sie aus der Kirche hat mitgehen lassen. Aber unsere Vorräte gehen zur Neige, und dieser Weihnachtskram war das Einzige, was ich noch in der Kiste unter Moms Bett gefunden habe. Zu süß, zu stark. Aber die Regeln sind wichtiger. Sie sind immer wichtiger.

Lass ein Feuer brennen, das Feuer wird dich retten. Der Anfang, das Ende, der Mittelpunkt von allem. Das hat sie mir beigebracht, kaum dass ich alt genug war, ein Feuerzeug zu halten. Flüsterte es mir in der Dunkelheit zu. Drückte es mir an die Stirn anstelle eines Kusses. Früher habe ich sie nach dem Grund gefragt, denn für mich ergab das sogar weniger als gar keinen Sinn. Aber wenn man Jo Nielsens Tochter ist, lernt man schnell: Man bekommt entweder Antworten oder man bekommt sie, nicht beides. Also sollte man sich lieber gründlich überlegen, welches davon es sein soll.

Ich habe sie gewählt. Dennoch sehe ich an den meisten Tagen nicht viel von ihr.

Mit einer Hand prüfe ich den Luftzug, der durch das Fenster kommt, an dem ich sitze. Er ist kaum vorhanden, aber ich will sichergehen, dass die Kerze nicht erlischt. Sie tut so, als wäre ihr das inzwischen egal, sagt, dass das Wichtige das Licht sei – und das ist es, das ist es wirklich. Jeden Morgen sieht sie mir dabei zu mit diesem Ausdruck im Gesicht, den ich nie verstehen werde. Dennoch. Ich erinnere mich an den Streit, den wir hatten, als sie das erste Mal heimkam und der Docht schwarz und dunkel war. Das wird nicht noch mal vorkommen, wenn ich es verhindern kann. Vor allem nicht an diesen Tagen, an denen Mom launisch ist und angespannt wie eine Falle, die gleich zuschnappt.

Ich stehe von der Fensterbank auf und gleite zu Boden, neige den Kopf, damit er im Schatten liegt. Die Dielen kleben an meinen Schenkeln und ich schmecke Salz auf der Zunge. Über mir kann ich sehen, wie sich der Rauch sammelt, blau vor der rissigen Decke. Kein Grund zur Sorge. Die Rauchmelder wurden vor Ewigkeiten unbrauchbar gemacht. Mom hat sie selbst heruntergerissen, hat die Feuerwehr dafür bezahlt, damit sie nicht mehr vorbeikommen. Im selben Monat haben sie uns den Strom abgestellt, aber das war es wert. Für sie zumindest. Ich, ich ging zur Schule, kam nach Hause und machte meine Hausaufgaben mit einer Taschenlampe zwischen den Zähnen. Richtete mir in dem Chaos im Kopf meiner Mutter ein Leben ein, wie ich es immer tat.

Ich glaube, ich würde alles geben, um zu erfahren, was passiert ist, dass sie so geworden ist. Solange es nicht auch mir droht.

Die Sonne ist gesunken und der Raum ist dämmrig, als ich den Kombi draußen vorfahren höre. Mom kommt von ihrer Schicht im Beerdigungsinstitut zurück. Sie arbeitet am Empfang, nimmt all die Anrufe entgegen, sagt Leuten Bescheid, wenn der Sarg, den sie bestellt haben, zu kurz ist, und hilft ihnen dabei, genug Whiskey für die Beerdigung zu bestellen.

Schritte auf der Treppe, aber ich stehe nicht auf. Mein gesamter Körper ist träge und schwer, die feuchtwarme Luft drückt mich nieder. Mom kann die Einkäufe selbst tragen.

Als sie eintritt, sieht sie fertig aus. Ihre Frisur hat sich gelöst, Strähnen kleben an ihren Lippen, am Kragen ihres Hemdes ist ein Kaffeefleck. Wir sehen uns so ähnlich, dass die Menschen uns immer als Schwestern ansprechen, aber nicht auf eine schmeichelhafte Art. Wir haben denselben ernsten Mund, dieselben grauen Strähnen an unseren Schläfen. Meine sind früh gekommen, so früh, dass ich mich nicht mehr erinnere, wie ich ohne sie ausgesehen habe.

Manchmal erwische ich Mom dabei, wie sie mich anstarrt. Manchmal sehe ich, wie sie kurz davor ist zu weinen. Früher habe ich gedacht, dass ich sie vielleicht an meinen Vater erinnere – den Mann, über den sie nie redet, der mir irgendetwas mitgegeben haben muss. Aber dann habe ich aufgehört, darüber nachzudenken. Mich stattdessen gefragt, woher Mom überhaupt kam. Wer ihr das Gesicht verliehen hat, das so sehr wie meines aussieht.

»Hey«, sagt sie und sieht mich über die Einkaufstüte hinweg aus zusammengekniffenen Augen an. Im Winkel ihres linken Auges ist irgendetwas verschmiert, knapp über der Narbe, die sich von dort wulstig ausbreitet und die älter ist als ich. Immerhin eine Sache, die wir nicht gemeinsam haben.

Ich löse meine Beine von den Holzdielen und ziehe die Knie an die Brust. Bisher verlief der Tag gut. Wir haben uns nicht gesehen, wir haben uns nicht gehört – es sind die Gespräche, die alles ruinieren werden.

»Hey«, sage ich.

»Willst du mir helfen?«

Sie stellt die Einkäufe auf den wackeligen Tisch neben der Tür. Ich kann sehen, wie sie sich in der Wohnung umschaut. Alles ist so, wie sie es mag, die Kerze brennt hell in der Mitte des Raumes, dennoch verzieht sie das Gesicht.

»Hättest du nicht das Fenster zumachen können?«, fragt sie. Ich antworte nicht, während sie hinübergeht und ihr Knie meine Schläfe streift, weil ich immer noch auf dem Boden sitze. Ich höre, wie sie das Fenster in den Rahmen hebelt, bis es schließt. Es waren nur ein paar Zentimeter. Wenige Zentimeter. Wenn sie die Mutter von jemand anderem wäre, wäre es ihr egal. Sie würde es nicht bemerken, hätte diese Regeln überhaupt nicht. Aber sie hat recht. Ich hätte es schließen sollen.

Dennoch könnte es schlimmer sein. Sie hakt die Finger zwischen meine und zieht mich auf die Füße. Bei der Berührung zieht sich mein Magen zusammen. Manchmal berühren wir uns wochenlang nicht und ihr Körper zuckt zurück, wenn ich ein oder zwei Meter an sie herankomme.

»Hilf mir«, sagt sie noch einmal, und ihr Lächeln wirkt so angestrengt, dass es fast schmerzhaft ist. »Du kannst vor dem Kühlschrank stehen.«

In der Küche ist es noch heißer und Fruchtfliegen, die wir nicht loswerden können, bedecken die Glühbirnen unter den oberen Schränken. Mom kratzt sich das Haar aus dem Gesicht und beginnt ihre Arbeitsbluse aufzuknöpfen, während ich die Einkaufstüte hole. Ich kann nicht alles sehen, was darin ist, aber was ich erspähe, wirkt nicht gerade vielversprechend. Sie hat nie gelernt, wie man richtig einkauft, und wenn sie alleine loszieht, kommt sie mit Melba Toast und Kirschtomaten nach Hause oder mit Sprudel und Käse aus der Tube. Wenn ich Glück habe, reicht es für uns beide.

Es ist nicht so, als würde sie mich vergessen. Ich denke wirklich nicht, dass es daran liegt. Es ist eher so, dass Mom nur genug Energie hat, um sich um eine Person zu kümmern, und diese Person ist immer sie selbst.

Es ist einfacher, wenn ich in der Schule bin. Mittagessen in der Cafeteria, Leute, die sich als meine Freunde bezeichnen, solange ich direkt vor ihnen stehe, und die langen Blicke der Lehrer, die bemerken, dass ich im tiefsten Herbst immer noch Sommerkleidung trage. Ich kann so tun, als wäre Mom wie die anderen Eltern, kann so tun, als hätte ich mehr als diese Wohnung, mehr als das Warten darauf, dass sie mich wiederhaben will.

Denn manchmal will sie das. Zieht mich dicht an sich und flüstert: »Niemand, nur du und ich.« Das ist gut, weil sie beschlossen hat, mich zu lieben. Und schlecht, weil die Widerhaken, die wir jeweils in den anderen gebohrt haben, zu tief stecken, als dass wir sie jemals loswerden könnten, egal wie fest wir ziehen. Aber das ist mir egal. Ich und Mom und die ganze Welt, genau hier.

Heute hat sie ein Sixpack Sprudel und eine Tüte Baby-Paprika mitgebracht. Ich weiß, was sie sagen würde, wenn ich so einkaufen würde – wir haben Leitungswasser zu Hause und frisches Gemüse ist zu teuer – aber ich habe sie im Supermarkt beobachtet. Habe gesehen, wie sie erstarrt und ihre Augen blicklos werden. Ich sage nichts und räume alles in den Kühlschrank zu den Hotdogs und dem Scheiblettenkäse von ihrem letzten Trip.

»Was sollen wir machen?«, frage ich. Ich stelle mir uns beide...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2023
Übersetzer Andrea Bottlinger
Sprache deutsch
Original-Titel Burn Our Bodies Down
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte American Gothic Fiction • Coming of Age • Contemporary Fantasy • eco thriller • Familie • folk horror • Gothic Horror • Mutter-Tochter-Beziehung • Mystery • Mystery Thriller • New American Gothic • Ökothriller • Thriller • vererbtes trauma
ISBN-10 3-492-60352-1 / 3492603521
ISBN-13 978-3-492-60352-2 / 9783492603522
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