Die Frauen von Capri - Im blauen Meer der Tage (eBook)

Eine deutsch-italienische Familiensaga
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
464 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60385-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frauen von Capri - Im blauen Meer der Tage -  Antonia Riepp
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Sommer, Sonne, Capri - eine neue, wunderbar atmosphärische und tief bewegende Familiengeschichte von SPIEGEL-Bestsellerautorin Antonia Riepp (»Belmonte«)! In »Die Frauen von Capri - Im blauen Meer der Tage« nimmt Antonia Riepp ihre Leserinnen und Leser mit auf eine schicksalhafte Reise zwischen Deutschland und Italien, die Neuanfang und Abschied zugleich ist. Die Heldin Catia steckt mitten in einer Lebenskrise, als sie auch noch ins Krankenhaus muss. Doch ausgerechnet dort lernt sie die 80-jährige Italienerin Elisa kennen. Elisa möchte ihr Haus auf Capri verkaufen und bittet Catia, ihr gegen Bezahlung bei der Entrümpelung zu helfen. Begeistert nimmt Catia  an. Doch auf Capri stellt sich heraus, dass Elisa nicht ganz aufrichtig war. Als sie Catia ihr Herz öffnet und diese nach und nach in ein tragisches Familiengeheimnis einweiht, erkennen die beiden Frauen, dass es nie zu spät ist, einen Neuanfang zu wagen ...  Zwei Schicksale, eine florierende Weberei in den Sechzigern und ein bitterer Verrat vor der eindrucksvollen Kulisse Capris - »Die Frauen von Capri - Im blauen Meer der Tage« hat alle Zutaten für eine spannende und zu Herzen gehende Lektüre. Von Anfang an fühlt man sich Antonia Riepps Figuren zutiefst verbunden und fiebert mit ihnen, während sie nach Antworten suchen, nach ihren Wurzeln und ihrer ganz persönlichen Vorstellung von Glück. »Gleich ab der ersten Seite fühlt man mit den so unterschiedlichen Frauen mit und kann das Buch kaum noch zur Seite legen.« Freundin über »Belmonte«

Antonia Riepp ist das Pseudonym einer deutschen Bestsellerautorin, die seit über zwanzig Jahren Spannungsromane veröffentlicht. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, ihre Bücher wurden in fünf Sprachen übersetzt und zwei ihrer Bestseller verfilmt.

Kapitel 1


Mannaggia


München, Gegenwart


»Nein, ich will dich nicht sehen«, flüsterte Catia. »Schließlich liege ich nicht im Sterben, ciao, Daniel.« Hastig legte sie auf. Ihre Wangen glühten, denn es war nicht normal für sie, so mit ihrem Ehemann zu reden. Noch dazu fand das Gespräch unter erschwerten Bedingungen statt, denn Catia war dafür unter die Bettdecke gekrochen. Sie wollte die andere Patientin nicht stören, außerdem sollte diese nicht jedes Wort mitbekommen. Mit einem gemurmelten Fluch wühlte Catia sich wieder unter dem Bettzeug hervor. Zwischen ihren Ärger schlich sich erneut die Angst.

Der Countdown lief. Morgen um elf Uhr sollte es so weit sein. Endoskopische Entfernung der Gallenblase, eine Routineoperation. Ehe das passierte, musste noch die Entzündung zurückgehen, und deswegen hing sie seit vorgestern am Tropf.

Die Operation mochte für die Ärzte etwas Alltägliches sein, doch sie war und blieb ein Eingriff. In ihren Körper. Etwas würde in Bereiche ihres Innersten vordringen, die nicht einmal sie selbst kannte, und ein Stück davon würde herausgeschnitten werden. Eine gruselige Vorstellung. Schon bereute sie es, sich Daniel gegenüber so unversöhnlich gezeigt zu haben. Was, wenn etwas schiefging und sie nicht mehr aus der Narkose erwachte? Wie würde er sich dann fühlen?

Warum musste sie sich auch so aufregen über die Sache mit Oskars Zimmer? Ja, Daniel hätte mit ihr reden sollen, ehe er sich dort breitmachte, kaum dass sein Sohn das Flugzeug nach Sydney bestiegen hatte. Aber woher hätte er wissen sollen, dass sie sich schon seit Wochen darauf freute, wenigstens für eine Weile ein Zimmer für sich zu haben? Die Aussicht darauf hatte sie sogar ein wenig darüber hinweggetröstet, dass sie ihren Sohn fast ein Jahr lang nur per Videotelefonat sehen würde. Ich bin eine Rabenmutter, dachte sie, und als Ehefrau gebe ich auch kein souveränes Bild ab. Mama wäre das mit dem Zimmer nicht passiert. Die hatte Papa stets im Griff.

Catias Blick begegnete dem der alten Dame, die im anderen Bett lag, dem vor dem Fenster. Frau Santoro, bestimmt achtzig oder noch älter. Sie hatte das Kopfteil des Bettes hochgefahren, vor dem milchigen Grau des süddeutschen Winterhimmels hob sich ihr schwarzes Haar ab wie eine Gewitterwolke. Heute Morgen hatte sie es sorgfältig mit Haarnadeln und Spangen hochgesteckt, nur um das Kunstwerk gleich danach erschöpft in die Kissen sinken zu lassen. Zuvor war sie lange im Bad gewesen, welches sie dezent geschminkt verließ. Angesichts dieser Anstrengungen befürchtete Catia eine Phalanx von Besuchern, doch Frau Santoro bekam keinen Besuch und schien auch keinen zu erwarten. Vielleicht hatte die alte Dame lediglich beschlossen, trotz Alter und Krankheit an gewissen Standards festzuhalten. Tatsächlich haftete ihr etwas Distinguiertes, Vornehmes an, und diesen Eindruck in einem Krankenhausbett zu vermitteln, dazu gehörte schon etwas, fand Catia. Was für einen elenden Anblick bot sie selbst, die nur halb so alt war wie ihr Gegenüber, wohl gerade?

»Ist alles in Ordnung?«, fragte Frau Santoro. »Ihre Wangen sind so rot.«

»Mir ist nur warm«, antwortete sie. »Und ich habe ein bisschen Bammel vor morgen. Es ist dumm von mir, ich weiß, weil es ja nur eine Routineoperation ist, aber trotzdem …«

»Für die Ärzte mag es Routine sein, für Sie nicht. Es ist verständlich, dass Sie Angst haben.«

Catia schaute ihre Mitpatientin dankbar an. Sie wusste nicht, weswegen Frau Santoro hier war. Bestimmt etwas Ernstes. In ihrem Alter dürfte so gut wie alles ernst sein.

Sie hätte gern das Fenster gekippt, aber sie wagte gar nicht erst zu fragen, denn über der Bettdecke hatte Frau Santoro eine weitere Decke liegen, die sie selbst mitgebracht hatte. Sie war aus sehr feiner Wolle, das konnte Catia erkennen, ohne sie angefasst zu haben. Die Farben leuchteten kräftig in Zitronengelb, Türkisblau, verschiedenen Grüntönen und ein wenig Rot, das Muster erinnerte entfernt an Bilder von Kandinsky. Ein Gedanke blitzte auf: Sie könnte in Oskars Zimmer eine Staffelei aufstellen und wieder anfangen zu malen. Es war bestimmt zwanzig Jahre her, dass sie zum letzten Mal einen Pinsel in der Hand gehalten hatte, der nicht dazu diente, Wände zu streichen oder einen Kuchen zu glasieren. Sie war damals gar nicht so schlecht gewesen, das hatte ihr die Kunstlehrerin der Volkshochschule bestätigt. Doch dann stellte sie sich Daniels Gesicht vor, wenn sie ihm dies eröffnete. Verblühte Frau malt Bilder von Blumen, um die Leere zu füllen, die das Erwachsenwerden ihrer Kinder hinterlässt. Natürlich würde er das nicht aussprechen. Aber denken.

»Gefällt sie Ihnen?«, fragte Frau Santoro.

»Wie bitte?«

»Die Decke.«

»O ja. Ich muss sie ständig anschauen, Verzeihung. Eine so außergewöhnliche Decke habe ich noch nie gesehen.«

»Es freut mich, dass Sie das erkennen. Ich habe sie nämlich selbst entworfen.«

»Sie ist ein Kunstwerk. Die Farben beleben das ganze Zimmer.«

»Dazu gehört hier drin allerdings nicht viel.« Frau Santoro wechselte das Thema: »Entschuldigen Sie meine ungehörige Frage, Frau Heubeck, aber haben Sie vielleicht neapolitanische Vorfahren?«

Catia war verblüfft. Noch nie hatte jemand Fremdes dies erraten. Die Gene ihres deutschen Vaters hatten bei ihr voll durchgeschlagen, und mit dunkelblondem Haar, graublauen Augen und einer Größe von eins fünfundsiebzig sah sie überhaupt nicht neapolitanisch aus.

»Was hat mich verraten?«

»Mannaggia.«

Stimmt, das Fluchwort hatte Catia am Ende des Telefonats mit Daniel gemurmelt. Die Alte musste Ohren haben wie ein Luchs. »Die Eltern meiner Mutter stammen tatsächlich aus Neapel«, erklärte Catia. »Sie kamen als Gastarbeiter nach München, der Klassiker. Meine Oma hat gerne mal geflucht.«

Catia erinnerte sich gut daran. Brach der Nonna ein Absatz ab – mannaggia, schlug der Fischhändler am Viktualienmarkt die Preise auf – mannaggia, wankte der Großvater betrunken nach Hause oder verlangte der Vermieter mehr Geld – mannaggia la miseria!

Seit dem Tod ihrer Großmutter vor vier Jahren benutzte Catia das Wort öfter einmal selbst, quasi als Reminiszenz an ihre Nonna. »Andere hängen Fotos an die Wand, ich fluche zu ihrem Andenken«, fuhr sie fort.

»Das hätte Ihrer Großmutter sicher gefallen.«

»Woher kennen Sie das Wort, Frau Santoro?«

»Ich bin auf Capri aufgewachsen. Dort flucht man gelegentlich auch.«

Frau Santoro sprach ein perfektes Deutsch, und ihre Art und Wortwahl ließen ahnen, dass sie in kultivierten Kreisen verkehrte. Dennoch konnte oder wollte sie ihren kleinen, aparten Akzent nicht ganz verbergen. Catia hatte ihn bisher nicht zuordnen können, aber auch nicht fragen wollen.

»Capri! Wie schön!«, rief sie jetzt.

»Waren Sie denn schon dort?«

»Nur einmal, da war ich neun. Mein Großvater sollte in der Heimaterde bestattet werden. Ehe wir zurückfuhren, haben meine Oma, meine Mutter und ich einen Abstecher nach Capri gemacht. Heimlich, denn die Verwandtschaft hätte einen solchen Ausflug skandalös gefunden, so kurz nach der Beerdigung. Meine Nonna hatte es vor ihrer Auswanderung nie nach Capri geschafft, obwohl es nur ein Katzensprung ist. Sie waren zu arm. Jetzt wollte sie es endlich sehen, Anstand hin oder her.«

»Das Leben bei den Barbaren hat Ihre Nonna also verdorben für die strengen heimischen Sitten«, bemerkte Frau Santoro mit einem kleinen Lächeln.

»Diese Verwandten!« Catia schüttelte sich bei der Erinnerung daran. »Sie waren alle fürchterlich bigott und gluckten in dieser düsteren Wohnung unter den Neonlampen...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2023
Reihe/Serie Die Capri-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Antonia Riepp • Belletristik Neuerscheinung • Belletristik Neuerscheinung 2023 • Belmonte • Bestseller • Bücher 20. Jahrhundert • Bücher Familiengeheimnis • Capri • Daniel Speck • Deutschland • Familie • Familiensaga • Frauenbild • Frauenemanzipation • Geheimnis • historische Frauenromane • Historischer Roman • Identität • Italien • Krankheit • Lebensziele • Liebe • München • Neuanfang • Oberbayern • Roman Frauenemanzipation • Roman Frauenfreundschaft • Santo Fiore • Schwestern • Schwesterngeschichte • Susanne Mischke • unglückliche Ehe • Verlust • Verrat • Versöhnung • Villa Fortuna • Weberei
ISBN-10 3-492-60385-8 / 3492603858
ISBN-13 978-3-492-60385-0 / 9783492603850
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